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Ätna Update (07.07. - 29.09.2023)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


29. September 2023

Die Aktivität des Ätna blieb auch in der letzten Woche nahezu unverändert. Es kam zur Emission von heißem Gas, sowie einigen Gasringen aus der Bocca Nuova. Tremor und seismische Aktivität gingen zurück.

In der vergangenen Woche behinderten Wolken vorübergehend die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Tagen waren die üblichen Gasemissionen erkennbar, die an der Bocca Nuova weiterhin am stärksten waren und häufig pulsartig auftraten. Der im Juli entstandene Kollapsschlot produzierte nach wie vor Gasringe. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams häufig Glutschein über dem Gipfelkrater. Am Südostkraterkomplex generierte der Neue Südostkrater weiterhin die stärksten Gasemissionen.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine Gasemission beobachten.

Am 18. September wurden die Gipfelkrater von INGV-Personal besucht. Dabei wurden folgende Beobachtungen gemacht:
Am Südostkrater kommt es zu diffuser Gasfreisetzung im Gipfelbereich, sowie im oberen Abschnitt der an der Südwestflanke befindlichen Fraktur.
An der Bocca Nuova zeigt sich intensive Gasemission. Der nordwestliche Schlot setzt anhaltend Gas frei, wobei es manchmal zu kräftigem Donner kommt, der von einer deutlichen Verstärkung der Gasemissionen begleitet wird. Der zentral gelegene Schlot setzt pulsartig Gas frei. Fotos von Wärmebildkameras zeigen Gastemperaturen von über 300°C. Die Temperaturen sind jedoch ähnlich wie bei dem letzten Besuch.
Am Nordostkrater setzt ein Fumarolenfeld entlang der inneren nordwestlichen Wand etwas Gas frei. Die Voragine ist weiterhin blockiert und emittiert kein Gas [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 18.09. und 24.09. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 18.09. und 24.09. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Anzahl der Infraschallereignisse an den Gipfelkratern ging im Zeitraum vom 18. bis 24. September im Vergleich zur Vorwoche zurück und bewegte sich auf niedrigem Niveau. Quelle der Ereignisse war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben für den Zeitraum vom 18.09. bis 24.09. im Vergleich zur Vorwoche unverändert und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen in der Woche vom 18.09. bis 24.09. etwas zurück und bewegten sich auf mittlerem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren in der vergangenen Woche häufig langperiodische Signale erkennbar. Außerdem zeigten sich einige Explosionssignale, sowie kurze Phasen (2 - 3 min.) verstärkten Rauschens, die von erhöhtem Tremor verursacht wurden.
Der Tremor unterlag in der vergangenen Woche einem leicht fallenden Trend und bewegte sich weiterhin auf mittlerem Niveau [2]

Am 24.09. wurde bei Adrano (Südwestflanke) ein Beben der Stärke 2.1 gemessen. Am 25.09. kam es bei Linera (Südostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8 [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 18/09/2023 - 24/09/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

22. September 2023

Auch während der vergangenen Woche emittierte der Ätna heißes Gas, sowie Gasringe aus der Bocca Nuova. Der Tremor hielt sich auf mittlerem Niveau und die seismische Aktivität war weiterhin etwas erhöht.

In der letzten Woche kam es an der Bocca Nuova zu kräftiger und häufig pulsartig verstärkter Gasemission. Gelegentlich produzierte der neue, im Juli entstandene Kollapsschlot auch wieder Gasringe. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams häufig etwas Glutschein über dem Gipfelkrater. Vereinzelt waren auch mittels der Montagnola-Wärmebildkamera schwache thermische Anomalien über der Bocca Nuova erkennbar.
Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend etwas Gas aus dem zentralen Bereich zwischen altem und neuem Südostkrater emittiert. Aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters wurde das meiste Gas freigesetzt. Gelegentlich waren hier auch wieder kleine weiße Dampfwolken erkennbar.
An Nordostkrater und Voragine konnte ich nach wie vor praktisch keine Gasemissionen erkennen.

Dieses Foto eines nahezu perfekten Gasringes hat mir Herr Helmut Krabusch freundlicherweise zukommen lassen. Es wurde am 21. September von der Nordostflanke des Ätna aus gemacht. An diesem Tag wurden die Gasringe aus der Bocca Nuova vom Wind in östliche Richtung getragen:
Gasring aus der Bocca Nuova
21.09.2023, © H. Krabusch

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 11.09. und 17.09. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 11.09. und 17.09. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Anzahl der Infraschallereignisse an den Gipfelkratern war während den ersten drei Tagen des Beobachtungszeitraums, der vom 11. September bis 17. September dauerte, zunächst moderat. Anschließend ging sie bei andauernd niedriger Amplitude zurück. Quelle der Ereignisse war überwiegend die Bocca Nuova und untergeordnet der Südostkrater [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich vom 11.09. bis 17.09. auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen in der Woche vom 11.09. bis 17.09. weiter an und bewegten sich auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche häufig langperiodische Signale, sowie kurze Phasen von verstärktem Rauschen. Außerdem waren gelegentlich kleine Explosionssignale erkennbar.
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche weiterhin auf mittlerem Niveau und unterlag bis zum 20. September einem leicht steigenden Trend. Dann ging er plötzlich etwas zurück [2].

Am 17.09. wurde südwestlich des Monte Minardo (Westflanke) ein Beben der Stärke 1.9 registriert. Am 17.09. kam es südlich des Monte Palestra (Westflanke) zu zwei Beben, die Magnituden von 1.5 bzw. 1.9 erreichten. Am 19.09. wurden im Raum Ragalna (Südflanke) zwei Beben gemessen, die Magnituden von 2.1 bzw. 2.3 erreichten. Vom 19. bis 20.09. kam es bei Tarderia (Südostflanke) zu mehreren schwachen Beben bei denen das Stärkste eine Magnitude von 1.5 hatte. Am 21.09. kam es bei Zafferana (Südostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der letzte Paroxysmus des Südostkraters liegt nun schon wieder über vier Wochen zurück. Seit dieser Zeit verhielt sich der Berg ein wenig unruhig. Diese Unruhe war durch pulsartige Freisetzungen von heißem Gas, auch mit Geräuschentwicklung, aus der Bocca Nuova, sowie anfänglich auch Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater charakterisiert. Hinzu kamen erhöhter Tremor, sowie kurze Phasen von stärkerem Tremor. Auch einige Schwarmbeben ereigneten sich.
Seit Anfang September nahmen die Bodenkohlendioxid-Emissionen auch wieder deutlich zu. Dies sind meiner Meinung nach alles Kennzeichen dafür, dass frisches Magma unter dem Berg aufsteigt. Da die klinometrischen Daten (Hangneigung) bzw. die Entfernungsdaten der GPS-Stationen keine signifikanten Veränderungen zeigen, ist nicht davon auszugehen, dass größere Mengen frischen Magmas in das Vulkangebäude des Ätna eingedrungen sind. Daher halte ich eine überwiegend effusive Eruption, so wie im vergangenen Winter aktuell für eher unwahrscheinlich.
Allerdings kann es jederzeit zu einem neuen Paroxysmus am Südostkrater kommen. Wenn man den Zeitraum zwischen dem Paroxysmus vom Mai und August als Maßstab nimmt, dann wäre der Nächste aber erst wieder Mitte November fällig. Leider hat aber die Vergangenheit gezeigt, dass sich so ein Rhythmus häufig wieder schnell ändert. Der Auslösebedingungen für einen Paroxysmus sind sicherlich von vielen verschiedenen Parametern abhängig. Dazu gehören insbesondere der Druck in der Magmakammer, das Gewicht der Magmasäule über der Magmakammer und die Viskosität des Magmas. Diese Parameter kann man aber nicht direkt bestimmen.
Somit ist eine Vorhersage, insbesondere bei längeren Pausen zwischen den Ereignissen, sehr schwer. Häufig beginnt ein Paroxysmus mit Ascheemissionen und strombolianischer Aktivität, da die Magmasäule über der Magmakammer langsam nach oben gedrückt wird. Diese Vorzeichen gibt es aktuell nicht und darum kann man einen unmittelbar bevorstehenden Paroxysmus nahezu ausschließen. Diese Situation kann sich aber täglich ändern und somit ist bei einsetzender strombolianischer Aktivität am Südostkraterkomplex die Wahrscheinlichkeit für einen Paroxysmus innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen sehr groß. Im Moment bleibt also nur beobachten, abwarten und sich ggf. von der alten Dame überraschen lassen!

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 11/09/2023 - 17/09/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

15. September 2023

In der letzten Woche blieb der Ätna weiterhin ein wenig unruhig. Der nächtliche Glutschein über der Bocca Nuova verstärkte sich und auch der Tremor stieg etwas an. Auch wurden weiterhin Gasringe emittiert.

In der vergangenen Woche wurde an der Bocca Nuova das meiste Gas freigesetzt. Häufig zeigte sich pulsartig verstärkte Gasemission. Gelegentlich wurden auch wieder Gasringe produziert. In den Nächten war mittels lichtstarker Webcams pulsierender Glutschein erkennbar. Dieser wirkte stärker als in den Vorwochen.
Am Südostkraterkomplex wurde aus dem Bereich zwischen altem und neuem Südostkrater anhaltend etwas Gas emittiert. Aus dem Neuen Südostkrater setzte der nordöstliche Schlot anhaltend Gas frei. Dabei war manchmal auch die Emission von weißen Dampfwolken erkennbar. Vereinzelt zeigte sich auch schwacher Glutschein. Fumarolen am nördlichen Schlot des Neuen Südostkraters emittierten anhaltend Gas. An Voragine und Nordostkrater war weiterhin kaum Gasemission erkennbar.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 04.09. und 10.09. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 04.09. und 10.09. keine signifikanten Veränderungen [1].

Im Zeitraum vom 04. bis 10. September behinderte während den ersten 5 Tagen starker Wind die Messung der Infraschallereignisse an den Gipfelkratern. An den nachfolgenden Tagen war die Anzahl der Infraschallereignisse höher als in der Vorwoche. Die Amplitude der Ereignisse war niedrig und ihre Quelle befand sich im Bereich des Zentralkraters (Bocca Nuova) und untergeordnet im Südostkrater [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich vom 04.09. bis 10.09. auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen in der Woche vom 04.09. bis 10.09. im Vergleich zur Vorwoche deutlich an und erreichten mittleres Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche sehr häufig schwache langperiodische Signale, sowie einzelne Explosionssignale. Gehäuft traten außerdem mehrere Minuten lang andauernde Phasen von verstärktem Rauschen auf.
Der Tremor schwankte in der letzten Woche auf mittlerem Niveau und unterlag einem leicht steigenden Trend [2].

Am 08. September kam es am Monte Centenari (Ostflanke) zu zwei leichten Erdbeben die Magnituden von 1.6 bzw. 1.8 erreichten. Am 11.09. wurde am Monte Minardo (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 1.9 verzeichnet [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 04/09/2023 - 10/09/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

08. September 2023

Auch während der vergangenen Woche setzte sich die leichte Unruhe des Ätna fort. Die Bocca Nuova emittierte Gasringe, der Tremor hielt sich auf mittlerem Niveau und die seismische Aktivität war leicht erhöht.

In der letzten Woche behinderten ab dem 05. September Wolken nahezu ständig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden zeigten sich die üblichen Gasemissionen, die an der Bocca Nuova weiterhin am stärksten waren. Gelegentlich konnte ich auch wieder die Entstehung von Gasringen beobachten. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams häufig schwachen Glutschein über dem Gipfelkrater. Am Südostkraterkomplex konzentrierten sich die Gasfreisetzungen auf den nordöstlichen Schlot des Neuen Südostkraters. Hier wurde vereinzelt auch wieder etwas bräunliche Asche emittiert. Fumarolen am nördlichen Krater des Neuen Südostkraters setzten anhaltend Gas frei.

An Voragine und Nordostkrater konnte ich kaum Gasemission erkennen.

Wie das INGV berichtet konzentrierte sich die intensive, pulsartige Gasemission an der Bocca Nuova im Zeitraum vom 28.08. bis 03.09. auf den nordwestlichen Schlot, sowie auf den neuen östlichen Schlot. An dem neuen Schlot wurden dabei auch wieder Gasringe generiert. Die Gasemissionen waren manchmal mit donnernden Geräuschen verbunden. Das Gas war so heiß, dass es in den Nächten Glutschein generierte [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 28.08. und 03.09. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 28.08. und 03.09. keine signifikanten Veränderungen [1].

Im Zeitraum vom 28. August bis 03. September behinderte während den ersten 4 Tagen zunächst starker Wind die Messung der Infraschallereignisse an den Gipfelkratern. An den nachfolgenden Tagen war die Anzahl der Infraschallereignisse vergleichbar mit den Messwerten der Vorwoche. Die Amplitude der Ereignisse war niedrig und ihre Quelle befand sich im Bereich des Zentralkraters (Bocca Nuova) bzw. des Südostkraters [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich vom 24.08. bis 03.09. im unteren Bereich mittleren Niveaus.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen in der Woche vom 24.08. bis 03.09. im Vergleich zur Vorwoche leicht zurück und bewegten sich auf niedrigem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche häufig schwache langperiodische Signale, sowie einzelne Explosionssignale. Es waren auch wieder mehrere Minuten lang andauernde Phasen von verstärktem Rauschen erkennbar. Der Tremor schwankte in der letzten Woche auf mittlerem Niveau [2].

Zwischen den 05. und 06. September ereignete sich eine kleine Erdbebenserie im Bereich des Monte Centenari (Ostflanke). Die Beben erreichten Magnituden von bis zu 1.9 und wurden in 3 - 6 Km Tiefe lokalisiert [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 28/08/2023 - 03/09/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

01. September 2023

In der letzten Woche blieb der Ätna weiterhin etwas unruhig. Es kam mehrfach zu kleineren Aschefreisetzungen aus dem Neuen Südostkrater. Auch die Bocca Nuova generierte wieder Gasringe. Tremor und seismische Aktivität nahmen etwas zu.

In der vergangenen Woche kam es an der Bocca Nuova weiterhin zu anhaltender und häufig pulsartig verstärkter Gasemission. Wiederholt waren auch wieder Gasringe erkennbar, die aus dem im Juli neu entstandenen Kollapsschlot emittiert wurden. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams häufig pulsierenden Glutschein über dem Gipfelkrater. Am Südostkraterkomplex wurde aus dem zentralen Bereich zwischen altem und neuem Südostkrater anhaltend etwas Gas freigesetzt. Auch Fumarolen entlang der steilen inneren Wände setzten dort Gas frei. Am Neuen Südostkrater waren insbesondere am 26. August mehrfach kleinere Emissionen von bräunlicher Asche aus dem Gipfelbereich erkennbar. Am nordöstlichen Schlot des Neuen Südostkraters kam es zu anhaltenden Gasemissionen. Auch Fumarolen an seiner oberen nördlichen Flanke setzten anhaltend Gas frei.
An Nordostkrater und Voragine war nach wie vor keine nennenswerte Gasemission erkennbar.

Dieses Webcam-Foto vom Morgen des 26. August zeigt eine der Aschefreisetzungen, die sich während der vergangenen Woche am Neuen Südostkrater mehrfach ereigneten:
Aschefreisetzung aus Neuem Südostkrater
Foto vom 26.08.2023, 10:12 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Das INGV hat Proben des Materials (Asche und Lapilli) untersucht, das während der paroxysmalen Phase des Südostkraters vom 13./14. August freigesetzt wurde. Dabei zeigte sich, dass es in seiner Zusammensetzung (CaO/Al2O3-Verhältnis von 0.51 - 0.54, FeOtot/MgO-Verhältnis von 2.7 - 3.0) vergleichbar mit dem Magma ist, das während der paroxysmalen Phase im Mai freigesetzt wurde. Allerdings war es auch etwas primitiver als dieses, was besonders auf die Lapilli-Proben zutrifft. Nur das Magma der paroxysmalen Phasen vom Februar 2022 (CaO/Al2O3-Verhältnis von 0.56, FeOtot/MgO-Verhältnis von 2.7) war noch primitiver. Dies zeigt laut INGV, dass in das bestehende Magma-Reservoir, das die Eruption vom August speiste, eine geringe Menge primitiveren und somit frischeren Magmas eingedrungen ist [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 21.08. und 27.08. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 21.08. und 27.08. keine signifikanten Veränderungen [1].

Ab dem 23. August nahm die Anzahl der Infraschallereignisse an den Gipfelkratern zu und blieb bis zum 27.08. erhöht. Quelle der Ereignisse war insbesondere die Bocca Nuova und untergeordnet der Südostkrater. Die Amplitude der Ereignisse war niedrig [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern gingen in der Zeit vom 21. bis 27. August zurück und bewegten sich im unteren Bereich mittleren Niveaus.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen in der Woche vom 21.08. bis 27.08. zunächst leicht an und stabilisierten sich anschließend auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche häufig schwache langperiodische Signale, sowie zahlreiche Phasen von stärkerem Rauschen, die oft mehrere Minuten lang andauerten.
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittlerem Niveau und unterlag dabei nur geringen Schwankungen. Insgesamt zeigte sich ein leicht steigender Trend [2].

Am 29.08. ereigneten sich im Gebiet nordöstlich des Monte Denza (Südflanke) zwei Beben die Magnituden von 1.7 bzw. 1.9 erreichten. Am 30.08. kam es im Bereich des Zentralkraters zu einem Beben der Stärke 1.8. Zwischen dem 30.08. und 01.09. ereignete sich im Gebiet südöstlich von Maletto (Nordwestflanke) eine Erdbebenserie. Die stärksten Erschütterungen erreichten dabei Magnituden von 2.7 - 2.9 und wurden in 11 - 23 Km Tiefe lokalisiert [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 21/08/2023 - 27/08/2023
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  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

25. August 2023

Während der letzten Woche kam es am Ätna zu den üblichen Gasemissionen, wobei sich über der Bocca Nuova zeitweise auch etwas Glutschein zeigte. Die seismische Aktivität nahm leicht zu und auch der Tremor verstärkte sich zuletzt wieder etwas.

In der vergangenen Woche wurde aus der Bocca Nuova weiterhin pulsartig verstärkt Gas emittiert. Vereinzelt konnte ich auch wieder Gasringe erkennen. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams zeitweise leichten Glutschein über der Bocca Nuova.
Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend Gas aus dem zentralen Bereich zwischen altem und neuem Südostkraterkegel emittiert. Das meiste Gas stieg weiterhin aus dem nordöstlichen Schlot des Neuen Südostkraters auf. Hier war in den Nächten auch sporadisch schwacher Glutschein erkennbar. Heute Morgen mischten sich unter die Gasemissionen mehrmals geringe Mengen bräunlicher Asche. An Voragine und Nordostkrater waren die Gasemissionen nach wie vor sehr schwach.

Inzwischen konnten die Lavaströme, die während dem Paroxysmus vom 13./14. August aus dem Südostkrater emittiert wurden vom INGV mit Hilfe von Satellitenaufnahmen vorläufig kartiert werden. Eine Zunge des Lavastroms bewegte sich westlich des Monte Frumento Supino der Südflanke hinab und erreichte 2790 m hohes Gelände. Der andere Teilstrom floss östlich des Monte Frumento Supino hinab, kam aber nicht ganz soweit Hang abwärts voran. Der Lavastrom hatte ein Volumen von ca. 900.000 m3, wobei bedingt durch Wolken ein Fehler von 50% anzusetzen ist. Der westliche Teilstrom wurde auch von einer Fraktur genährt, die sich an der West-/Südwestflanke des Südostkraterkomplexes geöffnet hatte und in Richtung Nord/Nordost - Süd/Südwest verläuft. Ihre Länge wurde mit 350 m angegeben. Sie mündet in einen Kollapskrater der einen Durchmesser von ca. 40 m hat [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 14.08. und 20.08. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 14.08. und 20.08. keine signifikanten Veränderungen [1].

Nach dem Paroxysmus vom 14. August war die Anzahl an Infraschallereignissen der Gipfelkrater bis zum 16. August noch hoch. Die Quelle verlagerte sich jedoch vom Südostkrater zur Bocca Nuova. Bis zum 20. August hielt sich die Anzahl an Infraschallereignissen auf leicht erhöhtem Niveau [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern gingen in der Zeit vom 14. bis 20. August zurück, hielten sich jedoch auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen in der Woche vom 14. bis 20. August an und beendeten den seit Wochen andauernden fallenden Trend. Dennoch bewegten sie sich weiterhin auf niedrigem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche wiederholt schwache langperiodische Signale, sowie gelegentliche Phasen von stärkerem Rauschen, die oft mehrere Minuten lang andauerten. Heuten nahm die Häufigkeit dieser Phasen zu und auch die Intensität der langperiodischen Signale verstärkte sich etwas.
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittlerem Niveau und unterlag dabei nur geringen Schwankungen. Bis zum 24.08. zeichnete sich ein leicht fallender Trend ab. Heute nahm der Tremor wieder etwas zu [2].

Vom 21. bis 22.08. kam es im Raum Castiglione di Sicilia - Linguaglossa (nördlich des Ätna) zu mehreren Erdbeben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 2.7 erreichte. Am 23.08. wurden westlich von Tarderia (Südostflanke) mehrere schwache Erdstöße registriert, die Magnituden bis zu 1.5 erreichten. Am 23.08. wurden im Gebiet des Rifugio Citelli (Ost-/Nordostflanke) zwei Beben mit Magnituden von 1.5 bzw. 1.7 registriert [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Heute nahm die Unruhe des Ätna leicht zu. Es kam zu leichten Aschefreisetzungen aus dem Neuen Südostkrater und auch die Online-Seismogramme zeigten häufiger Phasen von verstärktem Tremor. Ob dies bereits Vorzeichen einer neuen paroxysmalen Phase sind ist schwer zu sagen. Es könnte sich dabei auch um Kollapsereignisse handeln. In den nächsten Tagen sollte man den Südostkraterkomplex auf jeden Fall im Blick behalten.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 14/08/2023 - 20/08/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

18. August 2023

Am Südostkraterkomplex kam es nach dem Paroxysmus vom 14. August zunächst noch zu einzelnen Explosionen und Aschefreisetzungen. Inzwischen ist am Ätna wieder Ruhe eingekehrt. Der Tremor hält sich auf mittlerem Niveau und die seismische Aktivität war sehr schwach.

Nach dem Ende des Paroxysmus, der während der Nacht vom 13. auf den 14. August am Südostkraterkomplex auftrat, kam es am späten Abend des 14. August zu einer einzelnen relativ kräftigen Explosion am Südostkrater. Während der Nacht auf den 15. August war zeitweise noch leichter Glutschein an dem nordöstlichen Schlot des Neuen Südostkraters erkennbar. Auch innerhalb der großen Bresche gab es noch glühende Stellen. Am 15. August hüllte sich der Berg meist in Wolken und am späten Abend kam es neuerlich zu einer Explosion am Neuen Südostkrater. Am Morgen des 16. August wurde auch etwas bräunliche Asche emittiert. An den nachfolgenden Tagen konnte ich über die Webcams keine nennenswerte Aktivität mehr beobachten, wobei die Gipfelkrater am Tage auch meist hinter Quellwolken verborgen waren.
Über der Bocca Nuova zeigte sich in den Nächten nach dem Paroxysmus des Südostkraters wiederholt schwacher Glutschein. Am Tage waren die gewohnten Gasemissionen erkennbar, die häufig pulsartig verstärkt auftraten. Allerdings konnte ich keine Gasringe mehr beobachten, die in den Wochen vor dem Paroxysmus sehr häufig emittiert wurden.
An Voragine und Nordostkrater wurde kaum Gas freigesetzt.

Inzwischen wurden zu dem Paroxysmus vom 13./14. August noch einige Einzelheiten durch das INGV veröffentlicht:
Die Höhe der Lavafontänen wurde mit 300 - 400 m angegeben. Ihre Emission unterlag dabei starken Fluktuationen. Zunächst war die Aktivität auf den östlichen Schlot konzentriert, griff dann aber auch auf den zentralen Schlot über. Während dem Höhepunkt der Aktivität, der zwischen 03:40 Uhr und 04:30 Uhr stattfand, waren 5 bis 6 Schlote aktiv, die Lavafontänen freisetzten. Der östlichste Schlot triggerte dabei auch einige kleine pyroklastische Ströme, die sich der Ostflanke des Neuen Südostkraters hinab bewegten. Dabei wurde viel Asche freigesetzt, was auch zur Entladung von Blitzen führte. Während dieser Phase entwickelte sich an der oberen Südwestflanke des Südostkraterkomplexes eine Fraktur aus einigen Kollapskratern. Dort wo sie die Basis des Kegels erreichte öffnete sich ein effusiver Schlot, der einen Lavastrom in südwestliche Richtung freisetzte.
Die emittierte Asche zog nach Süden und ging nicht nur in Catania nieder, sondern erreichte sogar die Region Syrakus [1]. Hier wurde mir aus der Ortschaft Solarino (ca. 73 Km vom Ätna entfernt) über Ascheregen berichtet. Er war kräftig genug, um alles mit einer dünnen schwarzen Schicht zu überziehen, was in dieser Region äußerst selten vorkommt. Der Ascheregen ging offenbar in einem schmalen Streifen nieder und betraf auch die Ortschaften Floridia, Cassibile und Noto/Calabernado. Die Stadt Syrakus selbst erreichte er nicht.

Dieses Foto, das mir freundlicherweise von Frau Maria Dimauro zur Verfügung gestellt wurde, zeigt die Folgen des Ascheregens, der am Morgen des 14. August in der Ortschaft Solarino (Region Syrakus) niedergegangen war:
Folgen des Ascheregens in der Region Syrakus
14.08.2023, © M. Dimauro

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 08.08. und 14.08. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 08.08. und 13.08. keine signifikanten Veränderungen. Am 13. August wurde ab 23:00 Uhr eine Veränderung in der Neigung von einem Mikroradiant gemessen, die durch die Aktivität am Südostkrater (Freisetzung von Lavafontänen) verursacht wurde. Die Veränderung verschwand am 14. August gegen 05:30 Uhr wieder, was mit dem Ende der eruptiven Aktivität einher ging [1].

Zwischen dem 08. und 13. August war die Anzahl an Infraschallereignissen, die an den Gipfelkratern registriert wurden niedrig. Die höchsten Werte wurden dabei am 09. und 13. August registriert. Quelle der meist energiearmen Ereignisse war zunächst überwiegend der Südostkrater. Am 13. August wurden vor der paroxysmalen Phase des Südostkraters dagegen sehr viele Ereignisse an der Bocca Nuova registriert. Während dem Paroxysmus erreichten die Infraschallereignisse dann teils sehr hohe Energien [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich in der Woche vom 08. bis 13. August auf mittlerem Niveau. Die Spitzenemissionsraten erreichten hohes mittleres Niveau [1].
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen während dem gleichen Zeitraum zurück und bewegten sich auf im mittleren Bereich niedrigen Niveaus.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 01. August bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.64 etwas höher als bei den letzten Messungen. Der Messwert bewegte sich auf hohem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten bis zum 13. August gelegentlich kleine Explosionssignale, sowie Phasen von stärkerem Rauschen, die oft mehrere Minuten lang andauerten. Während dem Paroxysmus waren die Signale durch starkes Rauschen bedingt durch sehr hohen Tremor gekennzeichnet. Danach kam es immer wieder zu längeren Phasen von stärkerem Rauschen. Die Explosionssignale sind seit dem Ende der paroxysmalen Phase verschwunden [2].
Der Tremor bewegte sich bis zum 12. August ohne nennenswerte Schwankungen auf mittlerem Niveau, dann begann er etwas zu fallen. Am Abend des 13. August stieg er dann schnell an, erreichte am frühen Morgen des 14. August während dem Höhepunkt der paroxysmalen Phase sehr hohe Werte und ging gegen 05:00 Uhr wieder kräftig zurück. Dann schwankte er bis zum 15. August knapp oberhalb der Grenze zu niedrigem Niveau relativ kräftig und stabilisierte sich anschließend wieder auf einem ähnlichen Niveau, wie vor der Eruption [2]. Die Quelle des Tremors lag in der Zeit vom 08.08. bis 13.08. unter dem Südostkrater auf einer Höhe zwischen 2700 - und 2800 m (über Meeresspiegel) und verlagerte sich vor dem Paroxysmus auf ca. 2900 m Höhe [1].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Nach den ersten Aschefreisetzungen am Neuen Südostkrater seit dem Paroxysmus vom 21. Mai, spekulierte ich bereits Mitte Juli über einen bevorstehenden Paroxysmus. Dieser lies nun doch relativ lange auf sich warten und ereignete sich schließlich während der Nacht vom 13. auf den 14. August. Es gab praktisch keine Vorzeichen. Das Einzige was mir auffiel waren minutenlange Phasen erhöhten Tremors, die bereits einige Tage vor dem Paroxysmus einsetzten. Signifikante Erdbeben gab es praktisch überhaupt nicht. Die vielen Gasringe aus der Bocca Nuova kann man nicht als Vorzeichen werten, da hier die besondere Beschaffenheit des neuen Schlots eine große Rolle spielte und die dafür notwendige pulsartige Gasemission ereignet sich in der Bocca Nuova ja schon seit längerer Zeit. Ob der Südostkrater in den Stunden vor dem Paroxysmus etwas Asche generiert hatte konnte ich wegen den dichten Wolken an diesem Tag nicht erkennen. Manchmal kündigt dies, zusammen mit verstärkter oft pulsartiger Gasemission einen Paroxysmus an. Dies alles zeigt wie schwer sich solche paroxysmalen Phasen voraussagen lassen.
Interessant am jüngsten Paroxysmus war die Öffnung von mehreren Schloten, die sich von Ost nach West zogen, sowie die Entwicklung einer Fraktur an der Südwestflanke. Vermutlich konnte sich der enorme Druck nicht schnell genug abbauen und so hat sich das Magma neue Wege gesucht. Dies könnte an den gewaltigen Ausmaßen und der Höhe des Südostkraterkomplexes liegen, die er inzwischen erreicht hat und die die rasche Freisetzung der Lava erschweren.
Wie geht es nun weiter? Häufig ereignen sich paroxysmalen Phasen in Serien, wobei der Abstand von 12 - 24 Stunden über mehrere Tage bis einige Wochen betragen kann. Im Moment gibt es schon wieder kurze Phasen mit erhöhtem Tremor. Könnte das ein Vorzeichen für einen neuen Paroxysmus sein? Es ist denkbar, dass nun wieder eine neue Serie beginnt, aber es könnte auch wieder mehrere Monate dauern.
Die Vorhersage bleibt sehr schwierig und wir müssen uns einfach überraschen lassen.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 08/08/2023 - 14/08/2023
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14. August 2023

In der vergangenen Nacht kam es am Südostkraterkomplex des Ätna zu einem Paroxysmus. Neben der Freisetzung von Lavafontänen, kam es zu Ascheregen bis nach Catania, sowie zur Freisetzung eines Lavastroms in südwestliche Richtung.

Am 12. August setzte der Ätna ohne Vorzeichen einer bevorstehenden Eruption seine ruhige Aktivität fort. Es kam zu den üblichen Gasemissionen, die an der Bocca Nuova meist pulsartig verstärkt auftraten. Auch wurden von dem neuen Schlot wieder einzelne Gasringe produziert. Am Neuen Südostkrater wurde aus dem Gipfelbereich anhaltend Gas emittiert. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch noch am Morgen des 13. August. Jedoch zogen bald dichte Wolken auf, die den Blick auf den Gipfelbereich bis zum Sonnenuntergang verwehrten.
Am Abend des 13. August begann dann gegen 20:15 Uhr der vulkanische Tremor langsam zu steigen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Berg immer noch in Wolken gehüllt. Gegen 21:00 Uhr begann es aufzulockern und kurze Zeit später zeigten einige Webcams strombolianische Explosionen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. Unterdessen stieg der Tremor unter deutlicher Beschleunigung weiter an und erreichte bald hohes Niveau. Die strombolianischen Explosionen gingen gegen 22:30 Uhr in niedrige Lavafontänen über und zur gleichen Zeit begann Lava durch die große Bresche des Südostkraterkomplexes in südwestliche Richtung zu strömen. Es entwickelte sich eine Eruptionssäule aus Gas, Asche und Lapilli, die vom Wind in südliche Richtung getrieben wurde. Aus dem Gebiet des Rifugio Sapienza und des Monte Vetore (Südflanke) wurde Asche- und Lapilliregen gemeldet.
Während den nachfolgenden Stunden stieg der Tremor immer weiter an und die Höhe der Lavafontänen nahm ebenfalls zu. Sie dürften zu diesem Zeitpunkt grob geschätzt eine Höhe von 300 - 400 m erreicht haben. Die freigesetzte Asche stieg bis zu einer Höhe von ca. 6000 - 8000 m auf. Glühendes pyroklastisches Material regnete nun auf die Flanken des Südostkraterkomplexes herab. Der Lavastrom aus der Bresche bewegte sich nach Süden in das Gebiet zwischen Monte Barbagallo und Monte Frumento Supino.
Gegen 03:00 Uhr kam es zu einer weiteren Aktivitätssteigerung und zwischen die Lavafontänen mischten sich Explosionen. Ab 03:15 Uhr waren an der oberen westlichen Flanke des Südostkraterkomplexes thermische Anomalien erkennbar, die sich ausweiteten. Kurze Zeit später stieg dort eine Säule aus Gas- und Asche auf. Dann waren in diesem Bereich niedrige Lavafontänen erkennbar. Offenbar hatte sich hier ein neuer Schlot geöffnet. Dann schossen ab ca. 03:40 Uhr auch Lavafontänen aus der oberen östlichen Flanke des Neuen Südostkraters. Um 03:54 Uhr erfolgte dann dort eine heftige Detonation, die große glühende Blöcke und Lavabomben bis an die östliche Basis des Neuen Südostkraters schleuderte. Glühendes Material und einzelne große, glühende Fragmente stürzten sogar der westlichen Wand des Valle del Bove hinab. Bei diesem Ereignis wurden auch große Mengen dunkler Asche emittiert, die in Form einer dicken Säule aufstiegen und in südliche Richtung verfrachtet wurden.
Ab diesem Zeitpunkt entwickelten sich mehrere kleinere Lavafontänen innerhalb der großen Bresche und förderten für kurze Zeit große Mengen Lava, die sich rasch durch die Bresche bewegten, den bisherigen Lavastrom einholten und sich fächerförmig nun auch nach Südwest bis West ausdehnten. Kurz nach 05:00 Uhr begann sich die explosive Aktivität rasch abzuschwächen und ab 05:30 Uhr wurde auch kaum noch Lava durch die Bresche gefördert. Gleichzeitig fiel der Tremor sehr schnell ab und erreichte bald wieder mittleres Niveau.
Bei Sonnenaufgang stand über dem Südostkrater noch eine mächtige Gassäule, die von bräunlicher Asche durchsetzt war. Der Ascheregen hatte mittlerweile längst Catania erreicht und sorgte einen Tag vor dem wichtigen Feiertag "Ferragosto", für die Schließung des internationalen Flughafens und entsprechendes Reisechaos.
Am Morgen nahmen die Ascheanteile in der Gassäule des Südostkraters langsam ab und bald zogen Wolken auf, die Beobachtung der Gipfelkrater bis zum Abend des 14. August verhinderten. Der Tremor ging unter Schwankungen weiter zurück, hielt sich aber noch auf mittlerem Niveau.
Die jüngste Eruption führte freilich auch wieder zu einigen morphologischen Veränderungen am Südostkraterkomplex. So konnte ich über die Montagnola-Webcam einen Knick in der südwestlichen bis westlichen Flanke erkennen. Vermutlich hat sich dort die große Bresche nach Westen hin ausgeweitet oder es kam zu Rutschungen durch die Öffnung eines neuen Schlots. Auch der obere südöstliche Teil des Neuen Südostkraters hat seine Form verändert.

Dieses Webcam-Foto, das von Süden aus gemacht wurde zeigt in der unteren linken Bildhälfte einen schmalen Lavastrom, der sich westlich des Monte Barbagallo in südliche Richtung ausdehnt. Er wird aus der großen Bresche (untere Bildmitte) gefördert, die sich in der südwestlichen Flanke des Kegels befindet. Rechts davon eine Aschesäule und an ihrem rechten Rand kann man einen Teil einer Lavafontäne erkennen, die seit kurzer Zeit aus der oberen Ostflanke des Neuen Südostkraters emittiert wird:
Lavastrom und Lavafontänen am Südostkraterkomplex
Foto vom 14.08.2023, 03:45 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Eine starke Detonation erschüttert gegen 03:54 Uhr den Neuen Südostkrater. Glühendes Geröll wird bis an seine Basis und darüber hinaus bis auf die steile westliche Wand des Valle del Bove geschleudert. Gleichzeitig tritt eine dunkle Aschesäule aus der oberen östlichen Flanke des Neuen Südostkraters hervor:
Starke Detonation am Südostkraterkomplex
Foto vom 14.08.2023, 03:54 Uhr: Milo-Webcam des INGV

Kurz nach 05:00 Uhr hat der Paroxysmus seinen Höhepunkt überschritten. Noch treten aus der Bresche (linke Bildhälfte) Lavafontänen hervor. Der Lavastrom hat sich deutlich nach Süden und Südwesten ausgeweitet. An der oberen Ostflanke des Neuen Südostkraters ist noch eine Lavafontäne erkennbar:
Lavastrom und Lavafontänen aus Bresche und aus Ostflanke des Südostkraterkomplex
Foto vom 14.08.2023, 05:03 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Während der Paroxysmus bei Sonnenaufgang zu Ende geht steigt immer noch eine enorme Gas- und Aschewolke empor und zieht in südliche Richtung. Der Lavastrom, der sich nach Südwesten hin ausdehnt illuminiert die aufsteigenden Gaswolken rötlich:
Gas- und Aschewolke aus Südostkraterkomplex bei Sonnenaufgang
Foto vom 14.08.2023, 05:27 Uhr: Milo-Webcam des INGV

11. August 2023

In der letzten Woche produzierte der neue Schlot in der Bocca Nuova erneut Gasringe. Der Tremor hielt sich auf mittlerem Niveau und die seismische Aktivität war gering.

Auch in der vergangenen Woche produzierte der neue Schlot der Bocca Nuova gelegentlich Gasringe. Zeitgleich setzten die beiden anderen Schlote der Bocca Nuova anhaltend Gas frei. Gelegentlich produzierte der nordwestliche Schlot auch pulsartige Gasausstöße.
Am Südostkraterkomplex kam es zu leichter, jedoch anhaltender Gasfreisetzung aus dem zentralen Bereich zwischen altem und neuem Südostkrater. Der Neue Südostkrater setzte aus dem nordöstlichen Schlot weiterhin das meiste Gas frei. Hier waren die Emissionen auch pulsartig verstärkt. An seiner oberen Nordflanke kam es zu anhaltender Gasemissionen aus Fumarolen am nördlichen Schlot. In den Nächten war mittels lichtstarken Webcams zeitweise schwacher Glutschein über dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters erkennbar. Voragine und Nordostkrater setzten weiterhin nur sehr geringe Gasmengen frei.

Bei einem Besuch der Gipfelkrater durch INGV-Personal am 02. August konnte am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova gelegentlicher pulsartiger Ausstoß von heißem Gas beobachtet werden. Dabei kam es auch zu Geräuschentwicklung. Bei diesen Freisetzungen wurde manchmal auch etwas rötliche Asche emittiert, wobei es sich jedoch um altes Material handelte [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 31.07. und 06.08. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 31.07. und 06.08. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Messung der Infraschallaktivität ergab für den Zeitraum vom 31.07. bis 06.08. eine niedrige Anzahl an Ereignissen. Quelle waren Bocca Nuova und Südostkrater. Die Amplitude der Ereignisse war schwach bis mäßig schwach. Die Messungen waren zeitweise durch starken Wind beeinträchtigt [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich in der Woche vom 31. Juli bis 06. August auf mittlerem Niveau und blieben im Vergleich zur Vorwoche nahezu unverändert.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) nahmen während dem gleichen Zeitraum weiter ab und bewegten sich auf niedrigem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren auch in der letzten Woche von leichtem Rauschen geprägt, das durch erhöhten Tremor verursacht wurde. Erneut kam es wiederholt zu wenige Minuten andauernden Phasen von stärkerem Rauschen. Gelegentlich waren deutliche Explosionssignale erkennbar.
Der Tremor schwankte in der letzten Woche weiterhin auf mittlerem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag in der Zeit vom 31.07. bis 06.08. unter dem Südostkrater auf einer Höhe zwischen 2600 - und 2800 m (über Meeresspiegel) [1].

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04. August 2023

Während der letzten Woche generierte die Bocca Nuova weiterhin pulsartigen Gasausstoß unter häufiger Entwicklung von Gasringen. Der Tremor nahm in den vergangenen Tagen etwas zu. Die seismische Aktivität war dagegen gering.

In der vergangenen Woche produzierte der neue Schlot im südöstlichen Abschnitt der Bocca Nuova weiterhin Gasringe mit unterschiedlicher Häufigkeit. Seit dem 03. August werden sie wieder sehr oft produziert. Gelegentlich kam es zu pulsartigem Gasausstoß an dem nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova. In den Nächten konnte ich nur noch ganz vereinzelt leichten Glutschein über der Bocca Nuova mittels lichtstarker Webcams erkennen.
Am Südostkraterkomplex wurde aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters anhaltend Gas emittiert. Der nordöstliche Schlot generierte dabei oft pulsartige Emissionen von Gas und weißem Dampf. Fumarolen im oberen nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten anhaltend Gas frei. In den Nächten konnte ich sporadisch Glutschein über dem Neuen Südostkrater beobachten.
An Voragine und Nordostkrater kam es weiterhin zu keinen nennenswerten Gasfreisetzungen.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 24.07. und 30.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 24.07. und 30.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Messung der Infraschallaktivität zeigte im Zeitraum vom 24.07. bis 30.07. einen weiteren Rückgang bei der Anzahl der Ereignisse. Allerdings wurden die Messungen auch durch starken Wind beeinträchtigt. Die Amplitude der Ereignisse lag auf niedrigem bis leicht erhöhtem Niveau. Quelle der Ereignisse waren Bocca Nuova/Voragine und Südostkrater [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich in der Woche vom 24. bis 30. Juli auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) nahmen während dem gleichen Zeitraum ab und erreichten niedriges Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE war in der vergangenen Woche leichtes Rauschen zu erkennen was von erhöhtem Tremor verursacht wurde. Wiederholt kam es auch zu wenige Minuten andauernden Phasen von stärkerem Rauschen. Gelegentlich waren schwache Explosionssignale erkennbar. Heute nahm die Amplitude der Explosionssignale zu.
Der Tremor schwankte in der letzten Woche weiterhin auf mittlerem Niveau. Seit dem 02. August unterliegt er einem leicht steigenden Trend [2].
Die Quelle des Tremors lag in der Zeit vom 24.07. bis 30.07. unter dem Südostkrater auf einer Höhe zwischen 2600 - und 2900 m (über Meeresspiegel) [1].

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28. Juli 2023

In der letzten Woche generierte ein neuer Schlot in der Bocca Nuova wiederholt Gasringe. In den Nächten zeigte sich dort auch etwas Glutschein, genau wie am Südostkraterkomplex. Der Tremor blieb unverändert.

In der vergangenen Woche setzte die Bocca Nuova häufig pulsartig Gas frei. Dabei wurden auch immer wieder spektakuläre Gasringe produziert. In den Nächten war mit Hilfe lichtstarker Webcams sporadisch schwacher Glutschein über der Bocca Nuova zu sehen. Dieser wurde vermutlich durch die hohe Temperatur des entweichenden Gases verursacht.
Bei einem Besuch durch INGV-Personal wurde im südöstlichen Sektor des Kraterbodens der Bocca Nuova ein neuer Schlot entdeckt. Dieser hatte sich am 15. Juli durch Kollaps geöffnet und wies einen Durchmesser von ca. 10 m auf. Er setzte pulsartig Gas frei und produzierte dabei manchmal die eindrucksvollen Gasringe, wie in einem Video des INGV zu sehen ist.
Unterdessen wurde am Südostkraterkomplex weiterhin anhaltend Gas aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters freigesetzt. Hauptquelle war der nordöstliche Schlot, wo es in der Vorwoche noch zu sporadischen und sehr milden strombolianischen Explosionen gekommen war. Auch aus Fumarolen an der oberen nördlichen Flanke des Neuen Südostkraters wurden Gas und Dampf freigesetzt. In den Nächten zeigte sich über dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters gelegentlich etwas Glutschein.
Voragine und Nordostkrater setzten dagegen nach wie vor kaum Gas frei.

Auf diesem Webcam-Foto vom 22. Juli kann man gut einen der Gasringe aus der Bocca Nuova erkennen. Er wurde durch die pulsartige Gasemission aus einem neuen Schlot produziert. Weitere pulsartig freigesetzte Gaswolken kann man links von dem Gasring erkennen:
Gasring aus der Bocca Nuova
Foto vom 22.07.2023, 09:15 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Wie das INGV berichtet wurden die Gipfelkrater mittels Drohne fotografisch vermessen. Dabei zeigte sich, dass im Vergleich zum Oktober 2022 insbesondere der Südostkrater, der Sattel zwischen Südostkrater und das Gebiet südöstlich des Südostkraters durch Ablagerung von pyroklastischem deutlich gewachsen sind. Der höchste Punkt des Ätna bildet im Moment der nordwestliche Rand des Südostkraters mit 3397 m. Er ist somit seit der letzten Vermessung im Jahre 2022 um 5 m gewachsen [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 17.07. und 23.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 17.07. und 23.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Messung der Infraschallaktivität zeigte im Zeitraum vom 17.07. bis 23.07. einen Rückgang bei der Anzahl der von der Bocca Nuova generierten Ereignisse. Die Amplitude der Ereignisse lag auf niedrigem bis leicht erhöhtem Niveau [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern hielten sich in der Woche vom 17. bis 23. Juli auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) nahmen während dem gleichen Zeitraum etwas ab, bewegten sich aber knapp auf mittlerem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE war in der vergangenen Woche leichtes Rauschen zu erkennen was von erhöhtem Tremor verursacht wurde. Mehrmals kam es auch zu kurzen Phasen von stärkerem Rauschen. Gelegentlich waren schwache Explosionssignale erkennbar.
Der Tremor schwankte in der letzten Woche weiterhin auf mittlerem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag in der Zeit vom 17.07. bis 23.07. unter dem Südostkrater auf einer Höhe zwischen 2500 - und 2900 m (über Meeresspiegel) [1].

Am 21.07. wurde bei Mangano (Ostflanke) ein Beben der Stärke 2.1 registriert. Am 23.07. kam es südlich des Monte Palestra (Westflanke) zu zwei schwachen Beben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 1.8 hatte. Am 24.07. wurden am Monte Scorsone (Ostflanke) zwei Beben registriert, die Magnituden von 2.5 und 3.1 aufwiesen [3].
  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 17/07/2023 - 23/07/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

21. Juli 2023

In der vergangenen Woche kam es am Neuen Südostkrater zu sporadischen und sehr schwachen strombolianischen Explosionen. Auch über der Bocca Nuova zeigte sich gelegentlich etwas Glutschein. Der Tremor hielt sich auf mittlerem Niveau und die seismische Aktivität nahm leicht zu.

Am 14. Juli kam es tagsüber am Südostkraterkomplex weiterhin zu anhaltender Emission von weißem Dampf. Verursacher war ein Schlot im nordöstlichen Gipfelbereich des neuen Südostkraters, der bereits seit ca. zwei Wochen dieses Verhalten zeigte. Gegen 20:40 Uhr war dann die Freisetzung einer einzelnen pilzförmigen Aschewolke aus dem Schlot zu erkennen. Anschließend setzte sehr milde strombolianische Aktivität ein. Diese dauerte die Nacht auf den 15. Juli über an.
Am Abend des 15. Juli zeigten dann lichtempfindliche Webcams auch sporadischen und schwachen Glutschein über der Bocca Nuova, der vermutlich durch tiefsitzende Explosionen verursacht wurde. Die Bocca Nuova hatte tagsüber, wie bereits in der Vorwoche gelegentlich bläuliche Gaswolken (Schwefeldioxid) unter Geräuschentwicklung emittiert. Die sehr milden strombolianischen Explosionen am Neuen Südostkrater dauerten auch während der Nacht auf den 16. Juli weiterhin an. Sie setzten sich bis zum 21. Juli unter Abschwächung fort. Die Bocca Nuova generierte in diesem Zeitraum lediglich ganz vereinzelt noch schwachen Glutschein.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich in der letzten Woche nur sehr schwache Gasfreisetzung aus Fumarolen erkennen.

Dieses Webcam-Foto, das am Abend des 15. Juli von Nordosten aus gemacht wurde, zeigt zwei kleine leuchtende Bereiche über dem Ätna. Der linke Fleck wird durch strombolianische Aktivität im Neuen Südostkrater produziert. Der rechte Fleck durch tiefsitzende explosive Aktivität in der Bocca Nuova:
Glutschein über Neuem Südostkrater und Bocca Nuova
Foto vom 15.07.2023, 21:27 Uhr: Webcam des INGV in Piedimonte Etneo

Am 12. und 14. Juli wurden die Gipfelkrater von INGV-Personal besucht. Dabei kam sowohl eine Drohne, als auch eine Wärmebildkamera zum Einsatz. Dabei wurde auf dem Kraterboden der Bocca Nuova eine Temperatur von ca. 550°C gemessen. Der nordwestliche Schlot der Bocca Nuova generierte alle 5 - 15 Minuten laute Geräusche. Am Südostkraterkomplex wurde am 12. Juli lediglich ruhige Gasemission bei Abwesenheit eruptiver Aktivität beobachtet. Thermische Anomalien konnten an der Südwestflanke des Kegels aufgezeichnet werden, wo sich noch heißes Material der paroxysmalen Episode vom 21. Mai befindet. Weitere thermische Anomalien traten in der Nähe des nordöstlichen Schlots des neuen Südostkraters auf, wo sich an seiner oberen nordöstlichen Flanke eine ovale und ca. 30 m lange Depression gebildet hat.
Nordostkrater und Voragine waren relativ kühl und ihre Schlote zeigten sich verschlossen [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 10. und 16. Juli keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 10. und 16. Juli keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern ergab in der Woche zwischen dem 10. und 16. Juli eine leichte Steigerung bei der Anzahl der Infraschallereignisse. Am deutlichsten war der Anstieg zwischen dem 12. und 15. Juli. Quelle der Ereignisse waren sowohl Bocca Nuova, als auch Südostkrater. Die Amplitude der Ereignisse bewegte sich auf unterem mittlerem Niveau. Sie nahm bei dem vom Südostkrater verursachten Ereignisse allerdings zu [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern hielten sich in der Woche vom 10. bis 16. Juli auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) nahmen während dem gleichen Zeitraum ab, hielten sich aber gerade noch so auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 13. Juli bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.62 geringfügig niedriger als bei den letzten Messungen. Der Messwert bewegte sich auf hohem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche schwaches Rauschen, sowie gelegentlich kleine Signale, bei denen es sich meistens um Explosionssignale handelte. Am 21.07. war für einige Minuten auch verstärktes Rauschen erkennbar [2].
Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau [2].
Im Zeitraum vom 10. bis 16. Juli lag die Quelle des Tremors unter dem Südostkrater in einer Höhe zwischen 2700 - und 2900 m (über Meeresspiegel) [1].

Am 15.07. kam es östlich von Mascali (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5. Am 16.07. ereigneten sich mehrere Erdstöße am Monte Spagnolo (Nordflanke). Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2.2. Zwischen dem 17.07. und 18.07. ereigneten sich einige leichte Beben in der Nähe des Monte Scorsone bzw. Monte Fontane (Ostflanke), wobei das Stärkste eine Magnitude von 1.6 erreichte. Am 17.07. kam es am Zentralkrater zu einem Beben der Stärke 1.6. Am 20.07. wurde am Monte Centenari (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 10/07/2023 - 16/07/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

20. Juli 2023

Während meinem Besuch am Ätna hatte ich die Gelegenheit die Gipfelkrater zu besuchen. Dazu hier mein Fotobericht:

Nordostkrater:
Der Nordostkrater hat sich im Vergleich zu meinen letzten Besuchen im Juli 2021 und 2022 wenig verändert und seine Morphologie ist weiterhin von der eruptiven Aktivität des Jahres 2016 geprägt. Er besitzt in seiner niedrigen südlichen Flanke eine tiefe Bresche, die nach Süden in einen kurzen, flachen, breiten Graben übergeht. Dieser ist zur Voragine hin mit pyroklastischem Material verfüllt. An wenigen Stellen steigt dort noch Hitze auf und es existieren einige Schwefelablagerungen und einzelne Fumarolen, jedoch waren diese Erscheinungen bis zum Jahre 2021 noch ausgeprägter. Zum Nordostkrater hin sind die Wände des Grabens inzwischen teilweise etwas kollabiert. Die inneren Wände des Nordostkraters fallen sehr steil und trichterförmig bzw. manchmal auch senkrecht ab und hängen an vielen Stellen über, sodass das Annähern an den Kraterrand ein gefährliches Unterfangen darstellt. Der Kraterboden ist, zumindest von der Südseite her, nicht einsehbar. Es steigt nur etwas Gas aus einzelnen Fumarolen entlang der Kraterwände auf und Geräusche aus der Tiefe sind nicht wahrnehmbar. Der Krater ist weiterhin blockiert.

Nordostkrater von der Nordostflanke aus
10.07.2023 10:10 Uhr
Nähert man sich den Gipfelkratern von der Nordostflanke her, so dominiert immer noch der steil emporragende Kegel des Nordostkraters die Landschaft. Dagegen kann man vom Südostkraterkomplex nur den obersten Gipfelbereich (links im Bild) erkennen.
Nordostkrater von der Voragine aus
10.07.2023 15:26 Uhr
Blick vom nordöstlichen Rand der Voragine nach Norden auf den Nordostkrater. Im Vordergrund der breite Graben, der zum Nordostkrater hin rasch tiefer wird und dann in die Bresche übergeht, die den Südrand des Nordostkraters durchschneidet. Dahinter der Nordostkrater, der sich seit einigen Jahren kaum verändert hat.
Blick vom Intrakraterkegel der Voragine nach Norden auf den Nordostkrater
10.07.2023 15:23 Uhr
Blick vom Intrakraterkegel der Voragine nach Norden auf den Nordostkrater. Seine inneren Wände fallen nahezu senkrecht in die Tiefe ab und es gibt gefährliche Überhänge an den Kraterrändern. Aus der Tiefe steigt praktisch kein Gas auf.
Graben am Südrand des Nordostkraters
10.07.2023 15:16 Uhr
Am Graben, der sich vom Südrand des Nordostkraters in Richtung Voragine zieht. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Teil der inneren östlichen Wand des Grabens kollabiert und es gibt weniger Schwefelablagerungen.
Voragine:
Die Voragine hat sich im Vergleich zum Jahre 2022 kaum verändert. Sie besitzt in ihrem zentralen und östlichen Abschnitt zwei Intrakraterkegel aus pyroklastischem Material, die sich direkt an den nördlichen Kraterrand anschließen. Im nordwestlichen Bereich existiert nach wie vor eine Art flacher Dom aus aufgebrochenen Lavadecken. Dieses Gebiet fällt zur Bocca Nuova hin in Form einer Rampe ab, die mit schwefelhaltigen Ablagerungen überzogen ist. Entlang der der inneren westlichen Wand der Voragine befinden sich zur Bocca Nuova hin einige Fumarolen. Auch entlang der Flanke, die unterhalb der beiden Intrakraterkegel der Voragine zur Bocca Nuova hin relativ sanft abfällt, existieren insbesondere in östliche Richtung einige kräftige Fumarolen. Ein Spaltensystem, das sich auf dem nordwestlichen bis westlichen Kraterrand in südwestliche Richtung zieht, war dagegen im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger aktiv. Nördlich der Voragine, im Gebiet das an den Nordostkrater grenzt, existieren nach wie vor einige Spaltensysteme, die sich von Nordost nach Südwest ziehen. Die meisten sind aber inzwischen verschüttet und nur noch an der veränderten Farbe des Bodens erkennbar. Nur an einem kurzen Abschnitt der größten Spalte befinden sich mehrere ca. 50 cm große Öffnungen bei denen der Boden nicht einsehbar ist. Hier tritt noch etwas Gas und Hitze aus. Die Schwefel-, Gips- oder Salmiakablagerungen haben sich gegenüber dem Vorjahr reduziert. Der zentrale Intrakraterkegel der Voragine ist deutlich tiefer und größer als der Östliche. Seine Ränder sind zur Bocca Nuova hin mit gelben bis bräunlichen Ablagerungen überzogen und an einigen Stellen setzen Fumarolen Gas frei. Die Kraterränder hängen teilweise über, wirken instabil und große Felsblöcke sind bereits auf den Kraterboden gestürzt. Der flache östliche Intrakraterkegel ist nach Osten hin mit weißen, grauen und gelben Ablagerungen überzogen und besitzt kaum Fumarolen. Auf dem nordöstlichen Kraterrand der Voragine liegen einige große Bomben, die Einschlagskrater generiert haben. Sie dürften vom Südostkrater-Paroxysmus des 21. Mai stammen. Insbesondere nach Osten und Südosten hin ist der Kraterrand der Voragine mit vielen Schlackebrocken dieser Aktivität übersäht. Zur Bocca Nuova hin existieren auf der Ostflanke der Voragine einige Fumarolen und der Boden besteht durchweg aus dicken weißen, grauen oder gelblichen Ablagerungen früherer Fumarolentätigkeit.

Blick vom nördlichen Kraterrand der Voragine auf den zentralen Intrakraterkegel
10.07.2023 15:21 Uhr
Blick vom nördlichen Kraterrand der Voragine auf den zentralen Intrakraterkegel. Seine Kraterwände besitzen Überhänge und wirken instabil. Einige große Blöcke sind bereits auf den Kraterboden gestürzt.
Blick vom Kraterrand des zentralen Intrakraterkegels nach Westen
10.07.2023 15:21 Uhr
Am Kraterrand des zentralen Intrakraterkegels der Voragine befinden sich noch einige Fumarolen. Westlich des Intrakraterkegels (rechts im Foto) erkennt man eine Art flachen Dom aus aufgeplatzten Lavadecken. Auch hier gibt es noch einige Fumarolen. Im Hintergrund der westliche Kraterrand der Voragine.
Blick vom nördlichen Kraterrand der Voragine nach Osten
10.07.2023 15:21 Uhr
Blick vom nördlichen Kraterrand der Voragine nach Osten auf den östlichen Kraterrand. Unterhalb davon befindet sich der östliche Intrakraterkegel.
Bomben am nordöstlichen Kraterrand der Voragine
10.07.2023 15:37 Uhr
Am nordöstlichen Kraterrand der Voragine findet man einzelne größere Bomben bzw. Schlackebrocken. Sie haben auf dem mit Schwefelablagerungen überzogenen Boden deutliche Einschlagskrater hinterlassen.
Blick vom östlichen Rand der Bocca Nuova nach Nordwesten
10.07.2023 15:49 Uhr
Blick vom östlichen Rand der Bocca Nuova nach Nordwesten. Der Bereich südlich der Voragine-Intrakraterkegel fällt hier relativ sanft zur Bocca Nuova hin ab. Der Boden ist mit zahlreichen Schwefelablagerungen überzogen und an einigen Stellen existieren stärkere Fumarolen. Im Hintergrund erkennt man eine alte Felsspitze. Sie ragt ein Stück in die Bocca Nuova hinein und ist der Rest der einstigen Trennwand zwischen Voragine und Bocca Nuova.
Bocca Nuova:
Im Vergleich zum Juli 2022 hat sich der Krater der Bocca Nuova nur wenig verändert. Der Kraterboden ist weder abgesunken noch mit frischem Material bedeckt und hat grob geschätzt einen Durchmesser von 200 - 300 m. Nach wie vor befinden sich auf dem Kraterboden zwei Schlote mit relativ steil abfallenden Wänden und sehr zerklüfteten Rändern. Einer ist zentral gelegen und der andere befindet sich knapp westlich bis nordwestlich vom Ersten. Beide Krater trennt nur eine schmale Wand. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch im Juli 2022, setzte der zentrale Schlot kaum Gas frei. Aus dem nordwestlichen Schlot stieg dagegen anhaltend Gas auf. Etwa alle 20 Minuten kam es zu einer kräftigen Gasfreisetzung die mit einem rauschenden Geräusch verbunden war und einen bläulichen Gaspilz produzierte. Die Schlote sind nach Süden hin von einem stark erodierten Kegelrest umgeben. Der gesamte Boden der Bocca Nuova ist mit gelben Schwefelablagerungen überzogen. Diese haben sich gegenüber dem Vorjahr verstärkt und nach Osten hin ausgedehnt. Auf dem südöstlichen bis östlichen Kraterboden existiert ein stark dampfender Bereich. Entlang der Kraterwände sind nur einzelne Fumarolen aktiv. Stärkere Fumarolen gibt es im Übergangsbereich zur Flanke des Intrakraterkegels der Voragine. Im südlichen Sektor der Bocca Nuova fallen die inneren Wände nahezu senkrecht ab. Im südwestlichen bis westlichen Abschnitt befinden sich dagegen mehrere Stufen. Der nordöstliche bis nördliche Abschnitt ist von der Flanke bzw. Rampe geprägt, die vom Intrakraterkegel des Voragine her in den Krater abfällt. Der östliche Kraterrand der Bocca Nuova ist mit vielen Schlackebrocken der Südostkrateraktivität bedeckt. Diese sind häufig mit grünlichen Ablagerungen überzogen.
Blick vom westlichen Kraterrand der Bocca Nuova hinab auf den Kraterboden
10.07.2023 14:51 Uhr
Blick vom westlichen Kraterrand der Bocca Nuova hinab auf den Kraterboden. Trotz Kontrastverstärkung dieses Fotos ist der nordwestliche Schlot wegen hoher Gasansammlung nur schemenhaft zu erkennen.
Der Kraterboden der Bocca Nuova vom östlichen Rand betrachtet
10.07.2023 15:48 Uhr
Der Kraterboden der Bocca Nuova vom östlichen Rand betrachtet. Man erkennt den zentralen Schlot, der vergleichsweise wenig Gas emittiert und auf seiner südlichen (linken) Seite von einem Kegelrest umgeben ist.
Stark dampfender Bereich im südöstlichen Abschnitt des Kraterbodens der Bocca Nuova
10.07.2023 15:50 Uhr
Im östlichen bis südöstlichen Abschnitt des Kraterbodens existiert ein stark dampfender Bereich. Der Boden ist hier stark zerklüftet. Die Abwesenheit von Schwefelablagerungen (graue Bereiche) könnte auf hohe Bodentemperaturen hindeuten.
Blick entlang des östlichen Kraterrands der Bocca Nuova nach Süden
10.07.2023 15:47 Uhr
Blick entlang des östlichen Kraterrands der Bocca Nuova nach Süden. Hier liegen sehr viele Schlackebrocken, die während den letzten paroxysmalen Eruptionen des Südostkraters ausgeworfen worden. Sie sind häufig mit grünlichen Ablagerungen überzogen.
Südostkraterkomplex:
Im Vergleich zu meinem letzten Besuch im Juli 2022, hat sich die Morphologie des Südostkraterkomplexes diesmal nur wenig verändert. In diesem Zeitraum fand an nennenswerter explosiver Aktivität auch nur der Paroxysmus vom 21. Mai 2023 statt. Dadurch wurde die große Bresche in der Flanke, die in süd-/südwestliche Richtung verläuft, leicht verändert. Die Stufen aus steil abfallenden Wänden sind insbesondere im unteren Bereich der Bresche verschwunden, da ihre inneren Wände mit pyroklastischem Material ausgekleidet wurden. Auf dem Boden der Bresche liegen keine großen Blöcke mehr und auch kaum noch Geröll, sondern sie wird von einer Art Lavakanal durchzogen, der einen erstarrten Lavastrom enthält. Der Lavakanal zieht sich an der Basis des Kegels noch ein ganzes Stück über die, bereits im letzten Jahr vorhandene breite Rampe hinweg. Diese wurde dadurch noch etwas höher als ihre Umgebung. Der Lavastrom erstreckt sich, wie schon seine Vorgänger von dort aus in das Gebiet zwischen Monte Frumento Supino und Monte Barbagallo. Das noch vor einigen Jahren vorhandene schmale Tal zwischen diesen Kegeln wurde somit weiter aufgefüllt.
Besonders im nördlichen Abschnitt der Rampe gibt es meterhohe Halden aus grobem pyroklastischem Material. Auch das Gebiet nördlich des Monte Frumento Supino ist mit überlappenden Lavaströmen und Blockhalden überzogen. Ein kurzer Lavastrom hat die Lavarampe in ihrem oberen Abschnitt nach Südosten hin überwunden. Dieser reicht bis an den nordwestlichen Rand des Monte Barbagallo heran. Das ganze Gebiet unmittelbar nördlich des Monte Barbagallo ist weiterhin durch die pyroklastischen Ströme, die während dem Paroxysmus vom 10. Februar 2022 auftraten, geprägt. Grobes pyroklastisches Material und Lavablöcke überziehen hier den Boden. Dazwischen findet man Lapilli und Asche vom letzten Paroxysmus. Der Nordrand des Monte Barbagallo ragt nur wenige Meter über dieses Areal empor. Die Spuren des pyroklastischen Stroms ziehen sich weiter nach Osten bis an den Rand des Valle del Bove und nach Südosten bis auf ca. 2700 m hohes Gelände herab. Allerdings sind hier die Ablagerungen vom Mai-Paroxysmus reicher. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr zeigen sich entlang der inneren Wände der großen Bresche keine Fumarolen mehr. Erst an ihrem Ende, wo sie in den zentralen Kraterbereich des Südostkraterkomplexes übergeht, steigt anhaltend Gas auf.
Eine weitere Bresche, die ebenfalls während dem Paroxysmus vom 10. Februar 2022 entstand, klafft nach wie vor in der Ostflanke des Neuen Südostkraters. Sie hat sich gegenüber dem Juli 2022 etwas verbreitert, wurde jedoch auch mit pyroklastischem Material ausgekleidet und somit etwas flacher. In ihrem oberen Abschnitt geht sie nun in einen neuen Krater über, der sich im nordöstlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters befindet. Dieser setzt anhaltend Gas und reichlich weißen Dampf frei. Die Bresche endet etwa auf halber Höhe des Kegels und geht hier in einen Lavakanal über. Dieser durchzieht eine große Halde aus pyroklastischem Material, die sich am Fuß der Bresche befindet und verliert sich in einem Lavastrom, der sich bis zum Rand des Valle del Bove zieht. Südlich der Halde befindet sich ein flacher und kurzer Lavastrom, der in zwei Zungen übergeht, die sich wenige hundert Meter nach Osten ziehen. Dieser Lavastrom hatte sich während dem Mai-Paroxysmus aus dem, auf die Ostflanke regnenden glutflüssigen pyroklastischen Material gebildet. Die früheren Lavaströme im Bereich östlich bis südöstlich des Neuen Südostkraters sind durch die Aktivität der Jahre 2022 und 2023 weitgehend mit Lapilli und Asche überzogen und die Gegend besteht nun aus sanften Hügeln und ist dadurch gut begehbar.
Im nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters ist der Krater, der sich durch die explosive Aktivität während der Eruption von Mai/Juni 2022 gebildet hatte weiterhin vorhanden. Er hat sich im Vergelich zum Vorjahr noch etwas verbreitert und besitzt teilweise steil abfallende oder zerklüftete innere Wände. Am Kraterrand erkennt man zahlreiche Fumarolen, sowie Schwefelablagerungen. Knapp unterhalb, nordöstlich dieses Kraters ist eine kleine Depression entstanden. Auch hier setzen Fumarolen Gas frei. Am 10. Juli konnte ich hier auch mehrfach kleine Kollapsereignisse beobachten bei denen geringe Mengen bräunliche Asche freigesetzt wurden. Neu ist ein fächerförmiges Lavafeld an der nordöstlichen Basis des Südostkraterkomplexes. Es stammt von der effusiven Aktivität, die hier von November 2022 bis Februar 2023 stattfand. Das Lavafeld dehnt sich über das Valle del Leone nach Ost/Nordost über den Steilhang bis zur Talsohle des Valle del Bove, oberhalb des Monte Simone aus. Der effusive Schlot bzw. die Öffnung eines Lavatunnels setzte am 08. Juli noch etwas Dampf frei. Blickt man von Norden aus auf den Südostkraterkomplex, so erkennt man westlich des nördlichen Kraters den höchsten Punkt des Kegels, der gleichzeitig mit ca. 3397 m den höchsten Punkt des Ätna bildet. Durch den Paroxysmus vom 21. Mai 2023 ist dieser Bereich weiter empor gewachsen. Spuren dieser Eruption findet man auch noch an der Ostflanke des Zentralkraterkegels, wo sich bis zu den Kraterrändern von Voragine und Bocca Nuova große Schlackebrocken finden lassen. Lapilli dieser Eruption war im Juli 2023 insbesondere noch an der Südflanke des Ätna im Gebiet des Rifugio Sapienza bis hinunter in das Piano Vetore zu sehen, wo Parkplätze und Wege davon bedeckt sind.
Blick vom nordwestlichen Rand des Monte Barbagallo nach Norden auf den Südostkraterkomplex
07.07.2023 12:39 Uhr
Blick vom nordwestlichen Rand des Monte Barbagallo nach Norden auf den Südostkraterkomplex mit der großen Bresche. Sie verläuft in Richtung Süd-/Südwest und geht in eine Lavarampe über. Diese ist von zahllosen Blöcken, Schlacke und Geröll umgeben. Geführte Touristengruppe liefern einen Größenvergleich.
Zoom auf den unteren Abschnitt der Bresche
07.07.2023 13:07 Uhr
Zoom auf den unteren Abschnitt der Bresche. Durch den letzten Paroxysmus im Mai wurde sie mit pyroklastischem Material ausgekleidet. Sie wird von einem Lavakanal durchzogen, der einen erstarrten Lavastrom enthält.
Gebiet unmittelbar nördlich des Monte Barbagallo
07.07.2023 13:06 Uhr
Das Gebiet unmittelbar nördlich des Monte Barbagallo ist mit pyroklastischem Material und Lavablöcken gefüllt. Es stammt von einem pyroklastischen Strom, der sich während dem Paroxysmus vom 10.02.2022 ereignet hatte. Ablagerungen von frischem pyroklastischem Material sind hier nur spärlich vorhanden.
Lavastrom westlich des Monte Barbagallo
07.07.2023 12:18 Uhr
Der Lavastrom der bei dem Paroxysmus vom 21. Mai 2023 freigesetzt wurde hat den gleichen Weg wie viele frühere Ströme eingeschlagen und das Gebiet westlich des Monte Barbagallo weiter aufgefüllt.
Blick vom nordöstlichen Rand des Monte Barbagallo auf das Gebiet südöstlich des Südostkraterkomplexes
07.07.2023 13:13 Uhr
Blick vom nordöstlichen Rand des Monte Barbagallo auf das Gebiet südöstlich des Südostkraterkomplexes. Die rötlichen Ablagerungen des pyroklastischen Stroms von 2022 ziehen sich weit nach Osten bis an den Rand des Valle del Bove, sind hier aber verstärkt von frischem schwarzem Material überzogen. Oben im Bild ein kurzer Lavastrom vom Mai-Paroxysmus der von niedergeregnetem glutflüssigem Material genährt wurde.
Bresche an der Ostflanke des Südostkraterkomplexes
07.07.2023 13:55 Uhr
An der Ostflanke des Südostkraterkomplexes bzw. des Neuen Südostkraters befindet sich eine weitere, jedoch kleinere Bresche, die 2022 entstand. Sie geht in eine Geröllhalde über, die sich an der Basis des Kegels auftürmt. Ein Lavakanal durchzieht Bresche und Schutthalde. Im oberen Abschnitt endet die Bresche in einem neuen Schlot, der anhaltend Gas und weißen Dampf emittiert.
Bresche an der Ostflanke des Südostkraterkomplexes
08.07.2023 12:07 Uhr
Blick von der Serra Delle Concazze über den Monte Rittmann hinweg nach Südwesten auf den Südostkraterkomplex. An seiner nordöstlichen Basis erkennt man ein sich fächerförmig ausdehnendes Lavafeld. Es stammt von der effusiven Aktivität, die vom November 2022 bis Februar 2023 andauerte. Der effusive Schlot oder die Austrittsöffnung eines Lavatunnels generieren auch heute noch etwas Dampf.
Blick von der Gegend westlich des Observatoriums am Pizzi Deneri nach Süd/Südwest auf den Südostkraterkomplex.
10.07.2023 12:47 Uhr
Blick von der Gegend westlich des Observatoriums am Pizzi Deneri nach Süd/Südwest auf den Südostkraterkomplex. Links der stark dampfende neue Schlot im Osten/Nordosten des Neuen Südostkraters, rechts davon der dampfende nördliche Krater an dessen Basis der Lavastrom der Mai-/Juni-Aktivität von 2022 zu erkennen ist. Knapp rechts daneben der zurzeit höchste Punkt des Ätna. Ganz rechts im Bild der Nordostkrater.
Zoom auf den nördlichen Krater des Neuen Südostkraters
10.07.2023 12:49 Uhr
Zoom auf den nördlichen Krater des Neuen Südostkraters. Im Vergleich zum Vorjahr hat er sich noch etwas vergrößert. Links unterhalb davon ist eine neue Depression entstanden. Hier emittieren Fumarolen anhaltend bläuliches Gas. Immer wieder kommt es zu kleinen Kollapsereignissen die geringe Mengen bräunliche Asche freisetzen.
Der nördliche Krater des Neuen Südostkraters von der Voragine aus betrachtet
10.07.2023 15:40 Uhr
Der nördliche Krater des Neuen Südostkraters von der Voragine aus betrachtet. Seine inneren Wände fallen meist steil ab, sind zerklüftet und Fumarolen setzen ständig Gas frei.
Zoom auf den nördlichen Krater des Neuen Südostkraters von der Voragine aus
10.07.2023 15:40 Uhr
Zoom auf den nördlichen Krater des Neuen Südostkraters. Einige der überhängenden Blöcke, die ich im vergangenen Jahr noch am südlichen Kraterrand beobachten konnte, sind inzwischen in den Krater gestürzt. Frisches pyroklastisches Material hat den Kraterrand ebenfalls deutlich verändert. Durch die Fumarolentätigkeit haben sich im Inneren prachtvolle Ablagerungen gebildet, dafür ist der Schwefel auf den Außenseiten verschwunden.

13. Juli 2023

Während der vergangenen Woche kam es am Neuen Südostkrater zu überwiegend leichten Ascheemissionen und einzelnen strombolianischen Explosionen. Der Tremor hielt sich auf mittlerem Niveau und die seismische Aktivität war sehr schwach.

In der letzten Woche wurde an der Bocca Nuova anhaltend Gas freigesetzt. Gelegentlich kam es dabei auch zu einzelnen kräftigen Gasfreisetzungen, die eine bläuliche Gaswolke (Schwefeldioxid) formten. Diese Gaspulse waren auch mit Geräuschentwicklung verbunden.
Am Südostkraterkomplex wurde aus dem zentralen Kraterbereich, zwischen altem und neuem Südostkrater, anhaltend Gas aus Fumarolen emittiert. Fumarolen im oberen nördlichen Gipfelbereich des neuen Südostkraters setzen anhaltend Gas und Dampf frei. Aus einem Schlot im nordöstlichen Gipfelbereich des neuen Südostkraters wurde anhaltend Gas bzw. weißer Dampf emittiert. Ab den Vormittagsstunden des 09. Juli mischten sich in diese Gasemissionen auch ab und zu kleinere Mengen grauer Asche. Mehrmals kam es im Laufe des Tages auch zu kräftigeren Aschefreisetzungen. Am Abend des 09. Juli war um 21:09 Uhr über verschiedene Wärmebildkameras während einer Ascheemission auch die Freisetzung von heißem Material erkennbar. Am 10. Juli ereignete sich um 10:33 Uhr eine relativ kräftige Aschefreisetzung. Danach schwächten sich die Ascheemissionen ab, jedoch war am 11. Juli gegen 21:27 Uhr eine kleine strombolianische Explosion am nordöstlichen Schlot zu sehen. Einzelne milde strombolianische Explosionen folgten in der Nacht auf den 11. Juli. Ab dem 12. Juli konnte ich keine Aschefreisetzungen oder strombolianische Explosionen mehr beobachten, allerdings wurde nach wie vor viel weißer Dampf emittiert.
An Voragine und Nordostkrater waren in der letzten Woche keine nennenswerten Gasemissionen erkennbar.

Dieses Foto, das ich am Nachmittag des 09. Juli vom Piano Vetore (Südflanke) aus machen konnte zeigt in der linken Bildhälfte den Südostkraterkomplex. Eine Gasfahne zieht sich von dort aus nach Osten (rechts). An ihrem Anfang kann man zwei graue Aschewolken erkennen, die kurz zuvor von dem nordöstlichen Schlot emittiert wurden:
Aschefreisetzung aus neuem Südostkrater vom Piano Vetore aus betrachtet
09.07.2023 16:07 Uhr

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 03.07. und 09.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 03.07. und 09.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

In der Woche vom 03.07. bis 09.07. nahm die Anzahl der Infraschallereignisse an den Gipfelkratern täglich etwas zu. Gleichzeitig wurde eine Verstärkung der Amplitude bei den Infraschallereignissen des Südostkraters beobachtet. Die meisten Ereignisse hatten ihre Quelle in der Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern hielten sich in der Woche vom 03.07. bis 09.07. weiterhin auf mittlerem Niveau.
Im gleichen Zeitraum gingen die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) erneut zurück und erreichten die Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche weiterhin schwaches Rauschen, sowie regelmäßig (ca. alle 5 - 15 min) auftretende kleine Explosionssignale.
Der Tremor nahm ab dem 07. Juli etwas zu und unterlag leichten Schwankungen. Am 11. Juli ging er wieder etwas zurück, hielt sich aber weiter auf mittlerem Niveau [2].
Im Zeitraum vom 03. bis 09. Juli lag die Quelle des Tremors unter dem Südostkrater auf einer Höhe zwischen 2700 - und 2900 m (über Meeresspiegel) [1].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Bei den Aschefreisetzungen aus dem nordöstlichen Schlot des Neuen Südostkraters handelte es sich vermutlich um tiefsitzende Explosionen, die von aufsteigendem Magma verursacht wurden. Bereits seit Anfang Juli setzte dieser Schlot vermehrt weißen Dampf frei. Nach dem das Magma weiter aufsteigen konnte bzw. der Schlot freigeräumt war, nahmen die Ascheemissionen ab dem 11. Juli wieder ab. Dafür kam es nun zu einzelnen Explosionen die heißes Material auswarfen. Gleichzeitig ging der Tremor jedoch wieder zurück und so blieb mangels weiter aufsteigendem Magma anhaltende strombolianische Aktivität aus.
Wie geht es nun weiter? Es ist gut möglich, dass die jüngste Aktivität das Vorzeichen einer neuen paroxysmalen Episode ist, die jederzeit beginnen kann oder noch einige Tage benötigt, um sich aufzubauen. Es könnte aber auch nach einiger Zeit ein weiterer Schub Magma folgen und es früher oder später zu anhaltender strombolianischer Aktivität kommen. Auch die länger anhaltende Freisetzung eines Lavastroms, so wie im vergangenen Winter ist denkbar.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 03/07/2023 - 09/07/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE

07. Juli 2023

Während der letzten Woche kam es an den Gipfelkratern des Ätna zu den üblichen Gasemissionen, wobei diese sich am Neuen Südostkrater etwas verstärkten. Der Tremor nahm leicht zu, aber die seismische Aktivität ging zurück.

In der vergangenen Woche kam es an der Bocca Nuova weiterhin zu starker Gasemission. Gelegentlich waren auch pulsartige Gasfreisetzungen erkennbar. Heute gegen 19:26 Uhr ereignete sich eine relativ kräftige pulsartige Gasemission, die mit einem seismischen Signal verbunden war. Am Südostkraterkomplex wurde das meiste Gas aus einem Schlot im nordöstlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters emittiert. Hier waren die Gasemissionen anhaltend und wirkten kräftiger als in den Vorwochen. Vereinzelt wurde auch pulsartig verstärkt Gas emittiert. Aus dem zentralen Bereich zwischen altem und neuem Südostkrater wurde anhaltend Gas aus Fumarolen freigesetzt, die sich entlang der inneren Kraterwände entlang ziehen. Frakturen an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters setzten ebenfalls anhaltend etwas Gas und weißen Dampf frei.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine Gasemissionen beobachten.

Seit dem 06. Juli bin ich vor Ort und konnte heute die nachfolgenden Aufnahmen vom Südostkraterkomplex machen.

Blick vom Piano del Lago aus nach Norden auf den Südostkraterkomplex. Der Schlot im nordöstlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters (rechts) setzt anhaltend Gas frei. Links davon eine diffuse Gaswolke aus dem zentralen Bereich zwischen altem und neuem Südostkrater. Ganz links eine kleine Gaswolke aus der Bocca Nuova:
Gasemission aus Südostkraterkomplex und Bocca Nuova vom Piano del Lago aus betrachtet
07.07.2023 11:15 Uhr

Die große Bresche in der südlichen Flanke des Südostkraterkomplexes zeigt keinerlei Gasemission. Erst tiefer im Krater setzen Fumarolen, die sich entlang der steil abfallenden Wände befinden, anhaltend Gas frei. Hier erkennt man auch Schwefelablagerungen:
Gasemission aus zentralem Bereich des Südostkraterkomplexes
07.07.2023 12:39 Uhr

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für den Zeitraum zwischen dem 26.06. und 02.07. keine signifikanten Veränderungen. Allerdings zeigten die Daten die Fortdauer der leichten Inflationsphase des Vulkangebäudes [1].
Die Signale der klinometrischen Stationen zeigten für den Zeitraum zwischen dem 26.06. und 02.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Nach einem leichten Anstieg bei der Anzahl der Infraschallereignisse ab dem 26. Juni, ging die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern bis zum 02. Juli wieder langsam zurück. Allerdings beeinträchtigte in dieser Zeit auch kräftiger Wind die Messungen. Die Amplitude der Ereignisse war niedrig. Als Quelle konnte in den meisten Fällen die Bocca Nuova ausgemacht werden, wobei einige Ereignisse auch am Südostkrater auftraten [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern hielten sich in der Woche vom 26.06. bis 02.07. weiterhin auf mittlerem Niveau.
Im gleichen Zeitraum gingen die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) deutlich zurück, hielten sich aber gerade noch auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche schwaches Rauschen, sowie wiederholt diverse schwache Signale, wobei einige an Explosionssignale erinnerten. Diese Signale traten ca. alle 5 - 15 Minuten auf. Heute wurden zwei mal kurze Sequenzen (2 - 3 min.) stärkeren Rauschens aufgezeichnet. Das zweite Ereignis war mit stärkerer Gasemission aus der Bocca Nuova verbunden.
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau und unterlag einem leicht zunehmenden Trend [2].
Im Zeitraum vom 26. Juni bis 02. Juli lag die Quelle des Tremors unter dem Südostkrater in einer Tiefe zwischen 2400 - und 2900 m [1].

Am 05.07. kam es im Gebiet einige Kilometer westlich von Bronte (Westflanke) zu einer Erdbebenserie. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4.0. Die Beben ereigneten sich in einer Tiefe zwischen 9 und 30 Km [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - Bollettino settimanale, 26/06/2023 - 02/07/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.


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