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Ätna Update (07.10. - 30.12.2022)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


30. Dezember 2022

Während der letzten Woche dauerte die Förderung von Lava am Neuen Südostkrater weiter an. Die Front des Lavastroms stagnierte am Rand des Valle del Bove auf ca. 2200 m hohem Gelände. Unterdessen gingen die Gasemissionen an den Gipfelkratern zurück und auch der Tremor schwächte sich etwas ab.

In der vergangenen Woche dauerte die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters an. Über das fächerförmige Lavafeld ergossen sich mehrere Teilströme in nordöstliche Richtung, durchquerten das Valle del Leone und erreichten den Rand vom Valle del Bove. Dort bewegten sie sich in Form mehrerer Zungen in östlicher Richtung dem steilen Hang hinab und formten ein sich immer mehr verbreiterndes Lavafeld. Die Fronten der Zungen stagnierten auf 2100 - 2300 m hohem Gelände im Gebiet südwestlich des Monte Simone.
Weiterhin konnte ich im Bereich der effusiven Schlote bzw. im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters keine explosive Aktivität beobachten.
An der Bocca Nuova kam es nach wie vor zu pulsartig verstärkter Gasemission. An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine nennenswerte Gasemission erkennen.

Dieses Foto der Monte Cagliato - Wärmebildkamera zeigt, wie sich mind. drei Lavazungen des steilen westlichen Abhangs des Valle del Bove hinab bewegen. Ihre Fronten kommen allerdings kaum voran, da sich immer wieder neue Teilströme entwickeln, die das Lavafeld weiter verbreitern:
Lavastrom am Rand des Valle del Bove
Foto vom 29.12.2022, 20:24 Uhr: Wärmebildkamera des INGV auf dem Monte Cagliato.

Wie das INGV berichtet erreichte die Front des Lavastroms am 25. Dezember 2150 m hohes Gelände. Mit Hilfe von MODIS-/VIIRS-Satellitendaten konnte das bisher freigesetzte Lavavolumen auf 1.200.000 - 2.400.000 m3 geschätzt werden. Die Daten zeigen außerdem, dass sich die Förderrate ab etwa dem 20. Dezember erhöht hat und von anfangs ca. 1 m3/s auf ca. 2 - 2,5 m3/s gestiegen ist [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigten zwischen dem 19. und 25. Dezember keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 19. und 25. Dezember keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 19. bis 25. Dezember niedrig. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern gingen im Zeitraum zwischen dem 19. und 25. Dezember zurück und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) bewegten sich zwischen dem 19. und 25. Dezember weiterhin auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 15. Dezember bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.64 höher als bei den letzten Messungen. Es wurde nun wieder hohes Niveau erreicht [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren in der vergangenen Woche weiterhin durch Rauschen überlagert, das von dem anhaltend erhöhten Tremor verursacht wurde [2].
Der Tremor ging am 24.12. etwas zurück, bewegte sich aber weiter auf mittlerem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag zwischen dem 19. und 25. Dezember im Gebiet zwischen Südostkrater und Bocca Nuova auf einer Höhe zwischen 2500 und 2800 m [1].

Am 23.12. kam es im Gebiet südöstlich Case del Vescovo (Südostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6. Am 23.12. wurde am Monte Scorsone (Ostflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.8 gemessen. Am 25.12. ereignete sich südöstlich von Fiumefreddo di Sicilia (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 19/12/2022 - 25/12/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

23. Dezember 2022

Während den vergangenen 14 Tagen hat sich die Eruption an der Basis des Neuen Südostkraters fortgesetzt. Der Lavastrom hat in den letzten Tagen deutlich an Länge gewonnen und ist auf dem Weg in das Valle del Bove. Der Tremor blieb erhöht und auch die Gasemissionen an den Gipfelkratern haben zugenommen.

In den letzten beiden Wochen behinderten Wolken häufig die Beobachtung des Gipfelbereichs des Ätna mittels Webcams. Zeitweise ermöglichten aber auch Wolkenlücken einen Blick auf das eruptive Geschehen. Während den vergangenen 14 Tagen dauerte die Lavaemission an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters weiterhin an. Der Lavastrom bewegte sich nach wie vor in nordöstliche bis nördliche Richtung und ergoss sich in das Valle del Leone. Seine Front kam dabei immer weiter in nördliche Richtung voran. Ab dem 15. Dezember erreichte sie die Talsohle des Valle del Leone auf ca. 2500 - 2600 m hohem Gelände. An den Folgetagen durchquerte sie die nur flach abfallende Talsohle und näherte sich langsam dem Rand vom Valle del Bove. Am 21. Dezember begann die Lava dann dem steilen Hang des Valle del Bove hinab zu fließen. Am Abend des 23. Dezember hatte die Front ca. 2200 m hohes Gelände erreicht und befand sich südwestlich des Monte Simone.
Inzwischen hat sich unterhalb des effusiven Schlots ein fächerförmiges Lavafeld aus mehreren schmalen Strömen entwickelt, die immer wieder ihre Position leicht verändern.
Weiterhin konnte ich weder an dem effusiven Schlot, noch am Südostkraterkomplex explosive Aktivität beobachten. Im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten lediglich Fumarolen anhaltend Gas frei.
Unterdessen kam es in der Bocca Nuova zu kräftiger und häufig pulsartig verstärkter Gasemission. An Nordostkrater und Voragine war kaum Gasemission erkennbar.

Auf diesem Foto der Wärmebildkamera auf dem Monte Cagliato kann man den Lavastrom in Form einer deutlichen thermischen Anomalie erkennen. Der Strom zieht sich von der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters zuerst in Richtung Nord/Nordost und biegt dann am steiler werdenden Gelände nach Osten in Richtung Rande des Valle del Bove ab. Seine Front hat ca. 2200 m hohes Gelände erreicht:
Lavastrom auf dem Weg in das Valle del Bove
Foto vom 23.12.2022, 16:33 Uhr: Wärmebildkamera des INGV auf dem Monte Cagliato.

Wie das INGV berichtet haben sich über den effusiven Schloten Hornitos entwickelt. Zeitweise kommt es dort auch zu schwacher explosiver Aktivität, die mit dem Auswurf von glühenden Lavafragmenten verbunden ist. Innerhalb des Lavafelds haben sich einige temporäre Schlote gebildet, die schmale Lavaströme nähren. Mit Hilfe von MODIS-/VIIRS-Satellitendaten konnte das bisher freigesetzte Lavavolumen auf 500.000 - 1.000.000 m3 geschätzt werden [1].
In den sozialen Medien sind mittlerweile einige interessante Videos aufgetaucht, die die Hornitos und die Lavaströme aus nächster Nähe zeigen.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte in den letzten 7 Tagen weitere Inflation des Vulkangebäudes, die insbesondere von den Stationen an der mittleren westlichen Flanke registriert wurde. Die Stationen in der Gipfelregion haben dagegen keine signifikanten Veränderungen aufgezeichnet [1].
Die klinometrischen Daten zeigten in der vergangenen Woche keine signifikanten Veränderungen bezüglich der Neigung an den Bergflanken [1].

Die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 07. bis 18. Dezember schwach bis mäßig. Die meisten Ereignisse wurden dabei am 18. Dezember registriert, wobei die Messungen an einigen Tagen jedoch durch starken Wind gestört waren. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern sind im Zeitraum zwischen dem 06. und 18. Dezember weiter angestiegen. Die täglichen Emissionsraten erreichten dabei hohes Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) bewegten sich zwischen dem 06. und 18. Dezember weiterhin auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren in der vergangenen Woche durch Rauschen überlagert, das von dem anhaltend erhöhten Tremor verursacht wurde [2].
Der Tremor bewegte ich in den letzten 14 Tagen auf mittlerem Niveau und unterlag nur geringen Schwankungen. Zuletzt zeigte sich ein leicht steigender Trend [2].
Die Quelle des Tremors lag im Gebiet zwischen Südostkrater und Bocca Nuova auf einer Höhe zwischen 2000 und 2800 m Höhe. Dabei zeigt sich außerdem eine schmale Tremorspur in westliche bis südwestliche Richtung, die bis hinauf auf ca. 2500 m - 2750 m Höhe führt und im Gebiet oberhalb der Galvarina-Gegend endet [1].

Am 18.12. wurde westlich des Monte Parmentelli (Südwestflanke) ein Beben der Stärke 1.8 registriert. Am 18.12. kam es westlich von Moio Alcantara (Nordflanke) zu zwei Beben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 1.6 hatte. Am 19.12. wurde am Monte Zoccolaro (Südostflanke) ein Beben der Stärke 2.3 gemessen. Am 21.12. kam es nördlich des Monte Centenari (Ostflanke) zu einem Beben mit einer Magnitude von 1.6 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Interessant bei den Tremordaten ist eine Spur, die aus der Tiefe des Bergs in südwestliche bis westliche Richtung führt und auf ca. 2500 - 2750 m Höhe endet. Es sieht hier fast so aus als wäre in diesem Bereich Magma aufgestiegen, das dann aber nicht den Durchbruch bis zur Erdoberfläche schaffte. Leider geht das INGV in dem Bericht nicht auf diese Messdaten ein und somit bleibt unklar was dort wirklich passiert ist. Ansonsten zeigte sich in der zweiten Dezemberwoche ein weiterer Anstieg der Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern, was darauf hindeutet dass, mehr Magma entgaste als in den Wochen zuvor. Sicherlich wird nur ein Teil des aufsteigenden Magmas durch die aktuelle Eruption freigesetzt, denn auch die Inflation des Vulkangebäudes hat weiter zugenommen. Somit ist in den nächsten Tagen bis Wochen wohl eher mit einer Fortdauer der effusiven Aktivität am Neuen Südostkrater zu rechnen.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 12/12/2022 - 18/12/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

09. Dezember 2022

Die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters hat sich in der letzten Woche fortgesetzt. Während der Tremor weiterhin erhöht blieb, nahm die seismische Aktivität etwas zu.

In der vergangenen Woche setzte sich die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters fort. Der freigesetzte Lavastrom, der nach wie vor relativ schmal blieb, bewegte sich weiterhin in das Valle del Leone und erreichte am 08. Dezember eine Länge von ca. 600 m. Unterdessen wurde im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters anhaltend etwas Gas emittiert. Explosive Aktivität konnte ich nicht beobachten. Lichtstarke Webcams zeigten manchmal schwachen Glutschein an der oberen nördlichen Flanke des Kegels, wo im Mai/Juni der explosive Schlot aktiv war.
Die Bocca Nuova setzte in der letzten Woche nach wie vor pulsartig verstärkt Gas frei. An Voragine und Nordostkrater kam es nur zu geringer Gasemission.

Wie das INGV berichtet befindet sich der effusive Schlot, der sich am 30. November geöffnet hatte, auf einer Höhe von 2900 m. Der von dem Schlot freigesetzte Lavastrom bewegte sich parallel zu dem Lavastrom, der ab dem 27. November emittiert wurde und hatte am 30.11. eine Länge von 450 m. Seine Front bewegte sich auf 2700 m hohem Gelände [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte im November die Fortdauer der Inflation des Vulkangebäudes [1].
Die klinometrischen Daten zeigten am 15. September eine rasche Veränderung der Neigung im Gipfelbereich von einem Microradiant [1].

Die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im November moderat und die Amplituden der Ereignisse waren niedrig. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern sind im November etwas angestiegen. Die mittlere Emissionsrate erreichte durchschnittliches Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) bewegten sich im November auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 24. November bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.57 niedriger als im Vormonat und lag auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren in der vergangenen Woche bedingt durch den erhöhten Tremor von leichtem Rauschen gekennzeichnet. Häufig zeigten sich schwache langperiodische Signale.
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau und unterlag nur geringen Schwankungen [2].

Am 02.12. und 03.12. kam es bei Sant'Alfio (Ostflanke) zu zwei schwachen Beben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 1.6 hatte. Am 07.12. ereigneten sich östlich von Sant'Alfio zwei Beben, die Magnituden von 2.5 und 1.4 aufwiesen. Am 08.12. wurde südlich von Paternò (Südflanke) ein Beben der Stärke 2.5 registriert. Am 08.12. kam es bei Mangano (Ostflanke) zu einem Beben mit einer Magnitude von 1.5 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der leichte Anstieg der seismischen Aktivität, die sich zuletzt besonders auf die Ostflanke des Ätna konzentriert hatte, sowie die Fortdauer der Inflation des Vulkangebäudes deuten meiner Meinung darauf hin, dass weiterhin Magma im Berg gespeichert wird. Die relative schwache effusive Aktivität, die sich in der letzten Woche weiter fortgesetzt hat, dürfte hierbei keine große Entlastung bringen.
Das meiste Gas des aufsteigenden Magmas dürfte über die Bocca Nuova entweichen. Solange nicht größere Mengen frischen Magmas aufsteigen rechne ich nicht mit explosiver Aktivität am Südostkraterkomplex.
Somit halte ich es derzeit für am wahrscheinlichsten, dass sich die rein effusive Aktivität am Neuen Südostkrater fortsetzt. Jederzeit könnten sich aber neue Schlote weiter nördlich bzw. östlich öffnen. Auch eine Reduktion der effusiven Aktivität bzw. ein langsames Einschlafen der Eruption ist möglich.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO MENSILE MESE DI RIFERIMENTO NOVEMBRE 2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

02. Dezember 2022

Seit dem 27. November tritt an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters Lava aus. Diese formt einen kurzen und schmalen Strom, der in Richtung Valle del Leone unterwegs ist. Der Tremor ist vorübergehend angestiegen und die seismische Aktivität hat etwas zugenommen.

Schlechtes Wetter mit Neuschnee behinderte in den letzten 14 Tagen häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wenigen wolkenfreien Stunden zeigten sich an der Bocca Nuova weiterhin die gewohnten Gasemissionen, die nach wie vor kräftig und meist pulsartig verstärkt auftraten.
An Voragine und Nordostkrater waren weiterhin keine nennenswerten Gasfreisetzungen erkennbar.
Am Südostkraterkomplex wurde aus dem zentralen Bereich zwischen neuem und altem Südostkrater anhaltend etwas Gas emittiert. Im nördlichen Gipfelbereich setzten Fumarolen ständig etwas Gas frei.
Nach einem stürmischen und wolkenverhangenen Tag lockerten am Abend des 27. November gegen 17:30 Uhr die Wolken langsam auf und plötzlich war auf der Cagliato-Wärmebildkamera eine kleine thermische Anomalie erkennbar. Diese war an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters lokalisiert. Etwas später zeigten auch andere lichtstarke Webcams mehrere kleine glühende Flecken in diesem Gebiet, das auf ca. 2800 m Höhe liegt. Im Laufe des Abends intensivierte sich der Glutschein noch etwas und es war ein kurzer Lavastrom erkennbar, der sich langsam nach Nord/Nordost in Richtung des Valle del Leone bewegte. Im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters konnte ich dagegen keinen Glutschein erkennen, jedoch war dieser auch häufig in Wolken gehüllt.
Auch während der Nacht auf den 28. November dauerte die Lavaemission an, jedoch kam der Lavastrom kaum voran. Am Morgen des 28. November war gegen 06:30 Uhr nur noch an der Austrittsöffnung des Lavastroms etwas Glutschein zu sehen. Später zogen Wolken auf, die sich bis zum 29. November hielten. Durch einige Wolkenlücken war jedoch keinerlei Aktivität mehr erkennbar.
Am Abend des 29. November war dann ab ca. 19:30 Uhr wieder Glutschein an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters zu sehen. Auch die Cagliato-Wärmebildkamera zeigte etwas später eine kleine thermische Anomalie. Erneut ergoss sich Lava in Richtung des Valle del Leone. Im Unterschied zu dem eruptiven Geschehen vom 27. November stieg diesmal auch der Tremor deutlich an und erreichte knapp hohes Niveau. Der effusive Schlot lag etwas höher auf der Nordostflanke des Neuen Südostkraters als bei der Eruption vom 27. November.
Während der Nacht auf den 30. November dauerte die Lavaemission an, aber der Lavastrom gewann nur sehr langsam an Länge. Nach dem die Wolken am Abend es 30. November wieder auflockerten zeigte sich an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters weiterhin Glutschein. Auch am 01. und 02. Dezember dauerte die effusive Aktivität weiterhin an. Unterdessen wurde aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters nach wie vor nur anhaltend Gas emittiert. Explosive Aktivität war nicht zu erkennen.

Am 30. November berichtete das INGV, dass der Lavastrom am Neuen Südostkrater wenige hundert Meter Länge erreicht hatte. Des weiteren wurde berichtet, dass die Quelle des Tremors zwischen Südostkrater und Bocca Nuova auf einer Höhe von 2000 - 2600 m lag. Die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war niedrig und konzentrierte sich auf die Bocca Nuova. Es wurden keine auffälligen Bodendeformationen am Vulkangebäude registriert [1].

Dieses Webcam-Foto vom Morgen des 02. Dezember, das von Nordosten aus aufgenommen wurde, zeigt den Lavastrom in Form mehrerer glühender Punkte, die sich unterhalb des Südostkraterkegels befinden. Dieser setzt aus dem Gipfelbereich nur etwas Gas frei. Rechts davon der Zentralkraterkegel, der Bocca Nuova und Voragine beinhaltet. Die Gaswolke aus der Bocca Nuova wird nach Nordosten getrieben und überdeckt dadurch den Nordostkrater:
Lavastrom an der Basis des Südostkraterkegels
Foto vom 02.12.2022, 06:18 Uhr: Webcam des INGV in Piedimonte Etneo

Der Tremor schwankte bis zum 29. November auf mittlerem Niveau und erreichte dabei nur am 19. und 27. November und vorübergehend knapp hohes Niveau. Am 29. November begann er rasch zu steigen und hielt sich bis zum 30. November gerade so auf hohem Niveau. Anschließend pendelte der Tremor zwischen mittlerer und hoher Intensität mehrmals hin und her und stabilisierte sich ab dem 01. Dezember auf mittlerem Niveau [2].

Am 19.11. kam es östlich des Monte Nero (Nordostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5. Am 19.11. wurde nordwestlich des Piano Pernicana (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 gemessen. Am 25.11. ereigneten sich im Piano Pernicana zwei Beben, die Magnituden von 1.7 bzw. 1.9 erreichten. Am 25.11. kam es westlich von Randazzo (Nordwestflanke) zu einem Beben der Stärke 2.1. Am 28.11. wurde bei Randazzo ein Beben der Stärke 1.5 verzeichnet [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Nun hat das Magma es also doch geschafft sich einen Weg an die Oberfläche des Ätna zu bahnen. Nach dem mutmaßlichen größeren Magmaaufstieg vom 15. November, über den ich in meinem letzten Update spekuliert hatte, dürfte der Druck im Berg doch etwas zu groß geworden sein. Da die Lava sehr ruhig auszufließen scheint und sich auch im Gipfelbereich des Südostkraterkomplexes bisher keine explosive Aktivität gezeigt hat, dürfte es sich um bereits relativ stark entgastes Magma handeln. Vermutlich steigt es bereits seit Monaten (seit dem Ende der letzten Eruption im Juni) auf und wird über die Bocca Nuova entgast. Die zuletzt, insbesondere im Bereich der Pernicana-Verwerfung, etwas angestiegene seismische Aktivität, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich im Bereich östlich der Gipfelkrater und/oder unter dem nordöstlichen Riftsystem Magma angesammelt hat. Dies hat sich nun einen Weg nach oben geschaffen und dürfte solange ausfließen bis der Druck im inneren des Bergs wieder ausgeglichen ist. Da sich die Öffnung noch relativ weit oben befindet und nicht sehr groß sein wird, ist meiner Meinung nicht mit einer längeren Eruption zu rechnen. Es könnte aber passieren, dass sich weiter nördlich oder nordöstlich neue effusive Schlote öffnen, die sich dann auch auf etwas tiefer gelegenem Gelände befinden. Dann ist auch eine längere Eruption denkbar. Natürlich kann sich jederzeit der Magmaaufstieg aus der Tiefe intensivieren bzw. es kann frisches und gasreiches Magma aufsteigen. Dann würden die Karten neu gemischt werden. Im Moment gibt es dafür aber keine Hinweise.
Somit halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass die ruhige und geringe Lavaförderung noch einige Tage andauert und sich der schmale Lavastrom allmählich in das Valle del Leone ergießt.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Comunicati attività vulcanica. 30/11/2022 12:56 - COMUNICATO ETNA
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

18. November 2022

Am 15. November kam es am Ätna zu einer deutlichen Hebung im Gipfelbereich, was mit starker Fluktuation des Tremors, sowie einigen leichten Erdbeben einher ging. Es kam aber weder zu eruptiver Aktivität, noch zu anderen sichtbaren Ereignissen.

In den vergangenen 14 Tagen konzentrierten sich die Gasemissionen an den Gipfelkratern des Ätna weiterhin auf die Bocca Nuova, wo es zu kräftiger und pulsartig verstärkter Gasfreisetzung kam.
Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend etwas Gas aus der Bresche bzw. dem zentralen Kraterbereich emittiert. Auch aus dem nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters wurde anhaltend etwas Gas freigesetzt. Eine heiße Stelle an der inneren westlichen Kraterwand der Bresche war in den Nächten als kleiner glühender Punkt zu erkennen.
An Voragine und Nordostkrater zeigten die Webcams weiterhin kaum nennenswerte Gasfreisetzung.

Wie das INGV berichtet zeigte sich am frühen Morgen des 15. November eine deutliche Veränderung bei den klinometrischen Messdaten. Die erste Veränderung trat zwischen 01:00 Uhr und 01:30 Uhr auf und die zweite zwischen 03:50 Uhr und 04:30 Uhr. Insgesamt kam es zu einer Veränderung der Neigung von knapp einem Mikroradiant was auf eine Hebung hindeutet, die sich im Bereich des Gipfels ereignete. Gleichzeitig zeigte die Station DRUV am Monte Ruvolo (Westflanke) deutliche Schwankungen bei den dilatometrischen Daten. Nach 05:00 Uhr traten keine Veränderungen mehr auf [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren während den Phasen erhöhten Tremors durch anhaltendes Rauschen gekennzeichnet, das die meisten anderen Signale überlagerte. Ansonsten zeigten sich regelmäßig langperiodische Signale.
Der Tremor ging ab dem 06.11. etwas zurück und schwankte anschließend auf mittlerem Niveau. Am 14.11. kam es zunächst zu einem schnellen Anstieg auf hohes Niveau, bevor der Tremor am 15.11. vorübergehend rasch bis auf niedriges Niveau absackte. Dann stieg er am Abend dieses Tages rapide an, erreichte gerade so hohes Niveau und hielt sich dort für einige Stunden. Am 16.11. ging er unter Schwankungen zurück und stabilisierte sich auf mittlerem Niveau [2].
Am Abend des 15.11. wurde die Quelle des Tremors unterhalb der Bocca Nuova auf ca. 3000 m Höhe lokalisiert [1].

Am 07.11. ereigneten sich westlich von Bronte (Nordwestflanke) zwei Beben, die Magnituden von 1.7 bzw. 1.9 erreichten. Am 12.11. kam es im Piano Pernicana (Nordostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6. Am 12.11. wurde südöstlich von Paternò (Südwestflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.7 registriert. Am 15.11. kam es im Bereich des Südostkraterkomplexes zu mehreren sehr schwachen (Magnitude kleiner 1.5) Beben. Am 15. und 16.11. ereigneten sich im Piano Pernicana zwei Beben die Stärken von 1.5 bzw. 2.0 erreichten [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Vermutlich stieg am 15. November vorübergehend eine größere Menge Magma im Berg auf, da die klinometrischen Daten am frühen Morgen dieses Tages eine rasche und deutliche Veränderung der Neigung der Bergflanke zeigten. Außerdem kam es zeitgleich am Südostkraterkomplex zu mehreren schwachen Erdbeben. Danach fiel der Tremor, der zuvor seit Monaten erhöht war, deutlich ab. Da es zu keiner eruptiven Aktivität kam ist zu vermuten, dass das aufsteigende Magma innerhalb des Bergs gespeichert werden konnte. Vermutlich hat es sich entlang der Riftzonen ausgebreitet. Zumindest die Pernicana-Verwerfung an der Nordostflanke reagierte auf die Veränderungen im Berg mit einigen schwachen Erdbeben. Es ist daher denkbar, dass das Magma vom Südostkraterkomplex aus nach Nord-/Nordost in Richtung der nordöstlichen Riftzone migrierte. Nach vorübergehendem kräftigem und rapidem Anstieg des Tremors hat dieser sich wieder auf mittlerem Niveau eingependelt. Die Lage hat sich somit seit dem 16. November wieder normalisiert. Es ist gut möglich, dass das Ereignis vom 15. November der Auftakt für weitere ähnliche Vorgänge ist. Daher hat sich meiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit für die Rückkehr eruptiver Aktivität innerhalb der nächsten Wochen, insbesondere am Südostkraterkomplex, deutlich erhöht.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Comunicati attività vulcanica. 15/11/2022 19:47 - COMUNICATO ETNA
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

04. November 2022

Auch in den vergangenen zwei Wochen blieb die Situation am Ätna unverändert ruhig. Die seismische Aktivität war niedrig. Allerdings verstärkte sich im Oktober die Inflation des Berges etwas.

In den letzten 14 Tagen wurde weiterhin das meiste Gas an der Bocca Nuova freigesetzt. Häufig waren die Emissionen pulsartig verstärkt. Am Südostkraterkomplex wurde aus dem zentralen Kraterbereich, zwischen altem und neuem Südostkrater anhaltend etwas Gas emittiert. Eine heiße Stelle in der inneren westlichen Kraterwand machte sich in den Nächten als kleiner glühender Punkt bemerkbar. Lichtstarke Webcams zeigten außerdem am oberen nördlichen Kraterabschnitt des Neuen Südostkraters in den Nächten anhaltenden schwachen Glutschein. Am Tage waren hier Fumarolen aktiv.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine nennenswerten Gasfreisetzungen beobachten.

Dieses Webcam-Foto vom 3. November zeigt links im Bild die pulsartig verstärkte Gasemission aus der Bocca Nuova. Ein kräftiger Wind treibt die Gassäule in nordöstliche Richtung. Der Südostkraterkomplex (Bildmitte) setzt nur etwas Gas aus dem zentralen Bereich frei. Gut ist auch die große Bresche in seiner Südflanke erkennbar, die während heftiger eruptiver Aktivität im Februar entstand:
Pulsartige Gasemission aus der Bocca Nuova
Foto vom 03.11.2022, 14:30 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Im Oktober wurden die Gipfelkrater mehrfach von INGV-Personal besucht. Dabei konnte an der Bocca Nuova gelegentlich Donner aus der Tiefe wahrgenommen werden. Material wurde dabei jedoch nicht ausgeworfen. Voragine und Nordostkrater waren weiterhin blockiert und setzten kaum Gas frei. Der Südostkraterkomplex, der auch mittels einer Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet war, inspiziert wurde setzte etwas Gas aus Fumarolenfeldern frei. Diese konzentrierten sich vor allem auf Frakturen entlang der oberen Südflanke. Auch an der oberen Nordwestflanke war Gasemissionen aus Fumarolen erkennbar. Die thermischen Anomalien waren moderat [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte für Oktober weiterhin andauernde Inflation des Vulkangebäudes. Die Zunahme der Inflation beschleunigte sich gegenüber dem Vormonat noch etwas [1].
Die klinometrischen Daten zeigten im Oktober keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität unterlag im Oktober starken Schwankungen. Ein Maximum wurde am 08. Oktober mit 900 Ereignissen registriert. Die Amplitude der Signale war jedoch stets niedrig. Quelle der Aktivität war weiterhin die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich im Oktober auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) schwankten im Oktober auf der Grenze zwischen mittlerem und niedrigem Niveau. Sie waren niedriger als im September.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 13. Oktober bestimmt wurde, war etwas höher als im vergangenen Monat. Der Messwert erreichte knapp hohes Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren zwischen dem 21.10. und 04.11. häufig schwache langperiodische Signale erkennbar.
Der Tremor bewegte sich in den vergangenen zwei Wochen knapp unterhalb des Grenzbereichs zwischen mittlerem und hohem Niveau und unterlag dabei einigen Schwankungen [2].
Die Quelle des Tremors befand sich im Oktober unterhalb des Zentralkraters auf einer Höhe zwischen 2500 und 3000 m [1].

Vom 23.10. bis 24.10. kam es bei Fiumefreddo (Nordostflanke) zu mehreren schwachen Beben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 2.4 hatte [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Inflation des Vulkangebäudes dauerte auch im Oktober weiter an und beschleunigte sich sogar noch etwas. Vermutlich steigt anhaltend Magma unter dem Berg auf und migriert in der Tiefe entlang der verschiedenen Riftsysteme. Dieser Prozess schiebt die Ostflanke des Ätna langsam weiter nach Osten. Der leichte Anstieg des Helium-Isotops 3He deutet darauf hin, dass im Oktober wieder mehr frisches Magma aufgestiegen ist. Dagegen gingen die Kohlendioxid-Emissionen zurück. Auch die Seismizität blieb niedrig. Aus diesen Daten schließe ich, dass neue eruptive Aktivität nicht unmittelbar bevorsteht. In einigen Monaten könnte es aber wieder zu strombolianischer Aktivität kommen. Diese dürfte vermutlich am ehesten am Südostkraterkomplex oder in der Bocca Nuova auftreten.

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21. Oktober 2022

In den letzten 14 Tagen blieb der Ätna weiterhin relativ ruhig. Die seismische Aktivität war niedrig, jedoch blieb der Tremor erhöht.

An den Gipfelkratern wurde auch in den vergangenen beiden Wochen das meiste Gas an der Bocca Nuova freigesetzt. Hier waren die Gasemissionen weiterhin meist pulsartig verstärkt. Am Südostkraterkomplex stieg anhaltend etwas Gas aus dem zentralen Kraterbereich zwischen altem und neuem Südostkrater auf. Auch im nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten Fumarolen anhaltend etwas Gas frei. Nach wie vor zeigte sich in den Nächten ein kleiner glühender Punkt an der inneren westlichen Wand der großen Bresche. An Nordostkrater und Voragine konnte ich weiterhin kaum nennenswerte Gasemission erkennen.

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren zwischen dem 08.10. und 21.10. zahlreiche schwache langperiodische Signale erkennbar. Außerdem zeigte sich bedingt durch den erhöhten Tremor ein anhaltendes leichtes Rauschen.
Der Tremor unterlag zwischen dem 08.10. und 10.10. einem leichten Anstieg und stabilisierte sich dann knapp unterhalb des Grenzbereichs zwischen mittlerem und hohem Niveau, wo er sich auch in der vergangenen Woche hielt [1].

Am 08.10. ereignete sich nördlich von Maletto (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 1.7. Am 14.10. kam es westlich des Monte Zoccolaro (Südostflanke) zu einem Beben der Stärke 2.0. Am 21.10. ereignete sich bei Ragalna (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.7 [2].

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07. Oktober 2022

In der letzten Woche kam es am Ätna weiterhin zu ruhiger Gasemission. Der Tremor blieb erhöht, aber die seismische Aktivität war niedrig.

In der letzten Woche kam es an der Bocca Nuova weiterhin zu kräftiger und pulsartig verstärkter Gasemission. An Voragine und Nordostkrater konnte ich dagegen so gut wie keine Gasemission erkennen. Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend etwas Gas aus der Bresche bzw. dem zentralen Kraterbereich emittiert. Auch aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters wurde anhaltend etwas Gas emittiert. Eine heiße Stelle an der inneren westlichen Kraterwand der Bresche war in den Nächten als kleiner glühender Punkt zu erkennen. Hier wird vermutlich heißes Gas emittiert.

Dieses Webcam-Foto vom 05. Oktober zeigt in der linken Bildhälfte die kräftige Gasfreisetzung aus der Bocca Nuova. Rechts kann man den Südostkraterkomplex mit der großen, in südliche Richtung verlaufenden Bresche erkennen. Diese mündet in den zentralen Bereich, der zwischen dem alten und neuen Südostkrater liegt und im vergangenen Jahr der Emissionspunkt zahlreicher paroxysmaler Phasen war. Hier steigt anhaltend Gas auf. Nördlich davon befinden sich im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters einige Fumarolen aus denen ebenfalls anhaltend Gas emittiert wird:
Kräftige Gasfreisetzung aus der Bocca Nuova
Foto vom 05.10.2022, 11:12 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte im September weitere Inflation des Vulkangebäudes [1].
Die klinometrischen Daten zeigten im September keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war im September schwach und deutlich niedriger als noch im August. Die Ereignisse hatten niedrige bis mittelgroße Amplituden. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern begannen ab Mitte September leicht zu steigen. Die täglichen Spitzenemissionsraten erreichten teilweise mittelhohe Werte. Die mittlere Emissionsrate erreichte ein durchschnittliches Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stabilisierten sich im September nach anfänglichem deutlichen Rückgang wieder auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 23. September bestimmt wurde, war etwas niedriger als im vergangenen Monat. Der Messwert lag knapp unterhalb der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [1].

Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau und unterlag einem leicht steigenden Trend [2].
Die Quelle des Tremors lag im September im Bereich zwischen Bocca Nuova und Südostkrater auf einer Höhe, die sich zwischen 2400 m und 2900 m bewegte [1].

Am 02.10. kam es bei Maletto (Nordwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8. Am 07.10. ereignete sich nordwestlich des Monte Centenari (Ostflanke) ein Beben der Stärke 2.9 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Auch im September kam es zu weiterer Inflation des Vulkangebäudes. Vermutlich dringt weiterhin etwas Magma in den unteren Bereich des Riftsystems ein, das den Berg von Nord nach Süd durchzieht. Dies ist ein üblicher Prozess am Ätna, der die Ostflanke des Bergs langsam nach Osten drückt und dabei auch wiederholt flache Erdbeben an der Ost- und Nordostflanke generiert.
Sicherlich steigt auch weiterhin etwas Magma unter dem Zentralkrater (Bocca Nuova) und Südostkraterkomplex auf. Dies generiert die häufig kräftigen Gasemissionen in der Bocca Nuova bzw. tiefsitzenden Explosionen, die sich zuletzt im August und September ereignet hatten.
Da die Konzentration der 3He-Istope auch im September relativ hoch war dürfte auch immer noch frisches Magma unter dem Berg eintreffen. Die Schwefeldioxidkonzentrationen sind im September erhöht geblieben und auch die Kohlendioxidemissionen erreichten mittleres Niveau, was ein Indiz für aufsteigendes und sich dabei entgasendes Magma ist.
Vermutlich ist weiterhin mit dem Aufstieg von Magma zu rechnen. Jederzeit kann sich dieser verstärken und sich auch wieder einen Weg in den Südostkraterkomplex oder seine Umgebung bahnen. Darum kann das Einsetzen neuer eruptiver Aktivität am Südostkraterkomplex nicht ausgeschlossen werden. Auch die Aktivität in der Bocca Nuova kann sich jederzeit verstärken.

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