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Ätna Update (01.07. - 30.09.2022)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


30. September 2022

Auch in der letzten Septemberwoche blieb der Berg relativ ruhig. Der Tremor ging etwas zurück und die seismische Aktivität war niedrig.

In der letzten Woche war über der Bocca Nuova wieder kräftige und pulsartig verstärkte Gasemission erkennbar. Glutschein konnte ich nicht beobachten und somit ist zu vermuten, dass sich die sporadischen Explosionen in der Bocca Nuova wieder abgeschwächt haben.
Am Südostkraterkomplex stieg das meiste Gas aus den inneren Wänden des zentralen Kraterbereichs empor. Hier war in den Nächten auch ein kleiner glühender Punkt erkennbar. Vermutlich wurde dieser durch die Emission heißer Gase verursacht.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich weiterhin keine nennenswerten Gasfreisetzungen erkennen.
Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE war in der vergangenen Woche weiterhin leichtes Rauschen erkennbar, das von erhöhtem Tremor verursacht wurde. Regelmäßig zeigten sich auch schwache langperiodische Signale.
Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau und hat insgesamt etwas abgenommen [1].

Am 23.09. wurde am Monte Palestra (Südwestflanke) ein Beben der Stärke 1.5 gemessen [2].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  2. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

23. September 2022

Während sich der Tremor in der letzten Woche leicht abschwächte und die tiefsitzenden Explosionen in der Bocca Nuova ebenfalls zurückgingen, nahm die seismische Aktivität etwas zu.

Nach zunächst sehr guten Wetterbedingungen hüllten in den vergangenen beiden Tagen dichte Wolken nahezu ständig die Gipfelregion des Ätna ein. Allerdings ist es in dieser Zeit sicherlich zu keinerlei Veränderung gekommen, denn auch während den wolkenfreien Tagen der vergangenen Woche setzte die Bocca Nuova weiterhin pulsartig verstärkt Gas frei. In den Nächten konnte ich keinen Glutschein mehr erkennen, so dass zu vermuten ist, dass sich die sporadischen tiefsitzenden Explosionen abgeschwächt bzw. ganz aufgehört haben.
Am Südostkraterkomplex war weiterhin anhaltende Gasemission aus dem zentralen Abschnitt, sowie aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters erkennbar.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine nennenswerten Gasemissionen beobachten.

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren in der vergangenen Woche weiterhin von leichtem Rauschen dominiert. Gelegentlich zeigten sich schwache langperiodische Signale.
Der Tremor ging Anfang der letzten Woche etwas zurück, war aber immer noch erhöht und bewegte sich im oberen Abschnitt des mittleren Niveaus [1].

Am 17.09. ereignete sich am Monte Scorsone (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.5. Am 18.09. kam es nordwestlich von Randazzo (Nordwestflanke) zu einem Beben mit einer Magnitude von 1.6. Am 20.09. wurde nordöstlich von Linguaglossa (Nordostflanke) ein Beben mit einer Stärke von 1.7 registriert. Am 21.09. ereignete sich westlich von Ragalna (Südflanke) ein Beben der Stärke 2.5. Am 22.09. kam es südlich von Paternò (Südflanke) zu einem Beben der Stärke 3.6 [2].

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  2. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

16. September 2022

Während der letzten Woche kam es wieder zu einigen tiefsitzenden Explosionen in der Bocca Nuova. Der Tremor blieb erhöht und die seismische Aktivität hat etwas zugenommen.

In der vergangenen Woche kam es weiterhin zu kräftiger und pulsartig verstärkter Gasemission aus der Bocca Nuova. In den Nächten war vereinzelt schwacher Glutschein über dem Gipfelkrater erkennbar. Dieser wurde von tiefsitzenden Explosionen verursacht, die nach einer Abschwächung im August inzwischen dort wieder häufiger auftreten.
Am Südostkraterkomplex setzte der zentrale Krater, der sich zwischen altem und neuem Südostkrater befindet, anhaltend Gas frei. Auch im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters emittierten Fumarolen anhaltend etwas Gas. Am Abend des 14. September war ab 21:27 Uhr eine kleine thermische Anomalie an der Südflanke des Südostkraterkomplexes erkennbar. Sie befand sich an der inneren westlichen Wand der großen Bresche. Während den nachfolgenden Stunden wurde sie dann immer schwächer. Vermutlich kam es hier zu einer kleinen Rutschung, die heißes Material freilegte und offenbar eine kleine Gerölllawine generierte.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich in der letzten Woche keine nennenswerten Gasemissionen beobachten.

Dieses Foto der Montagnola-Wärmebildkamera zeigt die kleine thermische Anomalie an der Südflanke des Südostkraterkomplexes, die sich am Abend des 14. September plötzlich entwickelte:
Kleine thermische Anomalie an der Südflanke des Südostkraterkomplexes
Foto vom 14.09.2022, 21:27 Uhr: Wärmebild-Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche weiterhin entlang der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau, unterlag dabei jedoch einem leicht abnehmenden Trend [1].

Am 11.09. kam es am Monte Centenari (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8. Am 11.09. wurde am Monte Fontane (Ostflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.7 registriert. Am 12.09. ereigneten sich am Monte Maletto (Nordwestflanke) zwei Beben die Stärken von 2.0 bzw. 2.1. erreichten. Am gleichen Tag kam es im Raum Regalbuto - Adrano - Centuripe (westlich des Ätna) zu mehreren Beben, die Magnituden zwischen 1.9 und 2.6 aufwiesen [2].
  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  2. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

09. September 2022

Auch in der letzten Woche blieb der Ätna relativ ruhig. Jedoch war der Tremor erhöht und im August hatten auch die Gasemissionen wieder zugenommen. Die seismische Aktivität ging zurück.

In der vergangenen Woche zeigte sich an der Bocca Nuova weiterhin kräftige, pulsartige Gasemission. Am Südostkraterkomplex konzentrierten sich die Gasemissionen auf den zentralen Kraterbereich zwischen altem und neuem Südostkrater. Während den Nachtstunden war in den letzten Tagen an der inneren westlichen Kraterwand ein kleiner leuchtender Punkt erkennbar, der auch eine schwache thermische Anomalie erzeugte. Vermutlich handelt es sich dabei um eine kleine Narbe, die durch eine Rutschung der sicherlich noch immer instabilen Wand entstand. Auch am Gipfel des Neuen Südostkraters setzten Fumarolen anhaltend Gas frei. Zeitweise waren Emissionen von Wasserdampf entlang der südlichen und östlichen Breschen, bedingt durch hohe Luftfeuchtigkeit, erkennbar.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine nennenswerten Gasfreisetzungen beobachten.

Das INGV veröffentlichte nun einen Monatsbericht, der die Beobachtungen und Messdaten für den August enthielt. Solange die Aktivität niedrig bleibt werden vermutlich weiterhin nur noch Monatsberichte erstellt.

Im August wurden die Gipfelkrater mehrfach von INGV-Personal besucht. Dabei zeigte sich in der Bocca Nuova variable und häufig pulsartige Gasemission. Wie bereits in den Monaten zuvor waren die stärkeren Gasfreisetzungen von lautem Donner begleitet, der auch noch in mehreren Kilometern Entfernung hörbar war. Am 03. und 18. August konnte dabei sogar der Auswurf von pyroklastischem Material über den Rand des westlichen Schlots beobachtet werden. Während dem letzten Drittel des Augusts nahm die Häufigkeit der explosiven Gasemissionen korrespondierend mit einer Abschwächung des Tremors vorübergehend ab. Ende August, als der Tremor wieder anstieg, nahm die Häufigkeit dann auch wieder zu.
Am Südostkraterkomplex zeigte sich Gasemission aus Fumarolen, die an verschiedenen Punkten innerhalb der am 10.02.2022 entstandenen großen Bresche lokalisiert waren. Der Schlot an der Nordflanke des Neuen Südostkraters, der während der Eruption von Mai-Juni explosiv tätig war, setzte nur etwas Gas frei. Während den Nachtstunden war dort leichter Glutschein zu erkennen. Am Abend des 26. August war der Glutschein stärker, aber Freisetzung von pyroklastischem Material konnte nicht beobachtet werden.
Am Nordostkrater ereignete sich am Morgen des 02. August leichter Kollaps. Dieser betraf die interne nordöstliche Wand und generierte eine kleine bräunliche Aschewolke. Der Boden des Nordostkraters zeigte sich weiterhin blockiert, genauso wie die Voragine. Dort waren einige Fumarolen am Intrakraterkegel erkennbar [1]

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte im August eine Inflation des Vulkangebäudes. Dieser Vorgang machte sich durch einen Anstieg der Geschwindigkeit der östlichen Komponente an den Stationen Monte Crisimo (ECRI), entlang der Pernicana-Verwerfung und der Station Sant'Alfio (ESAL) bemerkbar [1].
Die klinometrischen Daten zeigten im August keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war im August sehr variabel und ähnlich wie im Juli. Die Ereignisse hatten niedrige bis mittelgroße Amplituden. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern unterlagen im August einem leicht steigenden Trend. Die täglichen Spitzenemissionsraten erreichten teilweise hohe Werte. Die mittlere Emissionsrate erreichte ein durchschnittliches Niveau. Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) schwankten im August auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 02. August bestimmt wurde, zeigte sich gegenüber dem letzten Messwert kaum verändert. Der Messwert lag knapp oberhalb der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme waren leider zuletzt am 05. September verfügbar. Bis dahin zeigten die Seismogramme der Station ECNE leichtes Rauschen, was vom erhöhten Tremor verursacht wurde. Wiederholt waren auch moderate langperiodische Signale erkennbar.
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag im August im Bereich zwischen Bocca Nuova und Südostkrater auf einer Höhe, die sich zwischen 2500 m und 3000 m bewegte [1].

Am 04.09. wurde westlich von Bronte (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 1.7 gemessen. Am 08.09. kam es südöstlich des Monte Palestra (Südflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6. Am 08.09. wurde bei Linguaglossa (Nordostflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.7 registriert [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Daten der GPS-Stationen zeigten im August eine Inflation des Vulkangebäudes. Vermutlich dringt ständig etwas Magma in den unteren Bereich des Riftsystems ein, das den Berg von Nord nach Süd durchzieht. So lässt sich die Expansion des Bergs in östliche Richtung erklären, denn die Ostflanke des Ätna kann dem Druck nachgeben und dabei nach Osten ausweichen. Dies ist ein meist langsamer Prozess, der jedoch bei stärkeren Magmaintrusionen auch beschleunigt werden kann. Dies zeigt sich dann in Form vieler flacher Beben entlang der Pernicana-Verwerfung an der Nordostflanke bzw. auch an der Ostflanke entlang weiterer von Nord nach Süd verlaufender Brüche.
Hierbei handelt es sich also um einen für den Ätna üblichen Prozess, der mal langsamer und bei kräftigem Magmaaufstieg auch schneller verlaufen kann, wie dies z.B. bei den Flankeneruptionen des Jahres 2002 der Fall war. Meist dringt das Magma aber nicht in die oberen Abschnitte der Riftzonen vor, sondern steigt lediglich im Bereich der Gipfelkrater bis nach oben auf, was die dort übliche Tätigkeit (längere Phasen milder explosiver oder effusiver Aktivität) verursacht.
Ein geringer Teil des Magmas bahnt sich im Moment offenbar den Weg unter die Bocca Nuova, wo es immer mal wieder zu tiefsitzenden Explosionen und kräftiger Gasemission kommt. Der Rest migriert scheinbar in das Riftsystem. Da die Konzentration der 3He-Istope nach wie vor relativ hoch ist dürfte sich auch immer noch frisches Magma unter dem Berg sammeln. Auch die Schwefeldioxidkonzentrationen sind im August wieder etwas angestiegen und die Kohlendioxidemissionen haben seit Juli zugenommen. Darum rechne ich weiterhin in den nächsten Wochen mit dem Einsetzen strombolianischer Aktivität in Bocca Nuova und/oder dem Südostkraterkomplex. Mittelfristig könnte es aber auch wieder zu einer kleinen Flankeneruption bzw. subterminalen Eruption wie im Mai/Juni kommen. Eine unmittelbar bevorstehende größere Eruption halte ich im Moment für eher unwahrscheinlich.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO MENSILE MESE DI RIFERIMENTO AGOSTO 2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

02. September 2022

Während der vergangenen Woche verhielt sich der Berg weiterhin ruhig. Allerdings kam es westlich des Ätna zu einer ausgeprägten Erdbebenserie. Auch der Tremor ist wieder etwas angestiegen.

In der letzten Woche verschlechterte sich das Wetter vorübergehend und zeitweise behinderten Wolken die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden zeigten sich die üblichen Gasemissionen, die an der Bocca Nuova weiterhin am stärksten waren. Am Südostkraterkomplex wurde etwas Gas bzw. Dampf aus dem zentralen Krater freigesetzt. Am Neuen Südostkrater setzten Fumarolen im Gipfelbereich anhaltend Gas frei. An den übrigen Gipfelkratern konnte ich keine nennenswerten Gasemissionen beobachten.

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche anfangs schwache langperiodische Signale. Während der letzten drei Tage nahm ihre Intensität etwas zu und es kam immer häufiger zu längeren Phasen verstärkten Rauschens, was von steigendem Tremor verursacht wurde.
Der Tremor schwankte zunächt im unteren Bereich des mittleren Niveaus, zeigte dabei jedoch einen schwach steigenden Trend. Am 31.08. nahm er dann sprunghaft zu und bewegt sich seit dem auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [1].

Zwischen dem 28.08. und 31.08. kam es im Raum südwestlich von Bronte (Nordwestflanke) zu einer ausgeprägten Erdbebenserie mit hunderten Erschütterungen. Die Hypozentren der Beben lagen meist zwischen 10 und 18 Km Tiefe. Die stärksten Erschütterungen erreichten Magnituden von bis zu 3.5, aber die meisten Beben waren deutlich schwächer. Am 31.08. wurde am Monte Palestra (Westflanke) ein Beben der Stärke 1.7 verzeichnet [2].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die intensive Erdbebenserie, die sich während den letzten Tagen im Gebiet westlich des Ätna ereignet hatte, dürfte tektonischen Ursprungs gewesen sein. Schon häufiger kam es in diesem Gebiet zu ähnlichen Serien, so z.B. im Juni 2020. Allerdings kann auch aufsteigendes Magma Spannungen verursachen oder verstärken, die sich dann in Form von tektonischen Beben entladen. Wenn diese Beben von aufsteigendem Magma verursacht sein sollten, dann würde es trotzdem noch einige Zeit dauern bis sich dies in neuer eruptiver Aktivität zeigen würde. Somit rechne ich zurzeit nicht mit einer bevorstehenden größeren Eruption. Eine Rückkehr zu milder strombolianischer Aktivität in einem der Gipfelkrater (vermutlich Bocca Nuova oder Südostkraterkomplex) halte ich dagegen jederzeit für möglich. Der Tremor ist in den letzten Tagen ja wieder etwas angestiegen. Leider gibt es immer noch keinen neuen Bericht des INGV und somit auch keine neuen Daten über Gasemissionen etc. Ich rechne allerdings damit, dass nächste Woche ein Monatsbericht vom INGV veröffentlicht wird.

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  2. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

26. August 2022

Auch in der vergangenen Woche blieb der Ätna ruhig. Der Tremor ging wieder etwas zurück und es gab keine nennenswerte seismische Aktivität.

In der letzten Woche behinderten Wolken wieder zeitweise die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden zeigte sich an der Bocca Nuova kräftige pulsartige Gasemission. Am Nordostkrater konnte ich zeitweise die Freisetzung von weißem Dampf beobachten, was aber vermutlich auf die hohe Luftfeuchtigkeit zurückzuführen ist, die die Sichtbarkeit der Emissionen von heißem Gas/Dampf deutlich verstärkt. An der Voragine konnte ich keine nennenswerten Gasemissionen erkennen. Am Südostkratekomplex setzte der zentrale Krater weiterhin anhaltend Gas frei. Am Neuen Südostkrater wurde im Gipfelbereich anhaltend etwas Gas emittiert. Auch entlang seiner östlichen Bresche waren zeitweise Emissionen von weißem Dampf erkennbar.

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche häufig überwiegend schwache langperiodische Signale.
Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau und erreichte dabei mehrfach für kurze Zeit auch knapp hohes Niveau. Seit gestern ist er etwas zurück gegangen [1].

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19. August 2022

In der letzten Woche verhielt sich der Berg relativ ruhig. Es kam auch zu keiner nennenswerten seismischen Aktivität. Lediglich der Tremor stieg wieder etwas an.

Leider hat das INGV auch in dieser Woche keinen wöchentlichen Bericht zur Aktivität des Ätna veröffentlicht. Vermutlich gibt es Berichte vorläufig im monatlichen Rhythmus.
Daher fällt dieses Update auch diesmal ungewöhnlich kurz aus.

In der vergangenen Woche behinderten Wolken zeitweise die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden zeigte sich kräftige Gasemission aus der Bocca Nuova. Glutschein in den Gaswolken konnte ich in den Nächten nicht mehr beobachten. An Voragine und Nordostkrater zeigte sich nur wenig Gasemission. Am Südostkraterkomplex setzte der zentrale Krater anhaltend Gas frei. Auch im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters emittierten Fumarolen weiterhin anhaltend Gas.

Die Online-Seismogrammen der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche häufig überwiegend schwache langperiodische Signale.
Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf mittlerem Niveau und unterlag dabei einem leicht steigenden Trend. Heute erreichte er die Grenze zu hohem Niveau [1].

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12. August 2022

Während der letzten Woche kam es in der Bocca Nuova wieder zu einzelnen tiefsitzenden Explosionen. Der Tremor ging nach vorübergehendem Anstieg wieder zurück.

Leider hat das INGV in dieser Woche keinen wöchentlichen Bericht zur Aktivität des Ätna veröffentlicht und daher fällt dieses Update ungewöhnlich kurz aus.

In der vergangenen Woche behinderten Wolken zunehmend die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden zeigte sich weiterhin kräftige Gasemission an der Bocca Nuova. In den Nächten kam es vereinzelt zu einem kurzen Aufleuchten in den Gaswolken, was auf tiefsitzende explosive Tätigkeit in der Bocca Nuova zurückgeführt werden kann. An Voragine und Nordostkrater konnte ich keine nennenswerte Gasemission beobachten. Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend Gas aus dem zentralen Kraterbereich emittiert. Auch setzten Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters weiterhin etwas Gas frei.

Die Online-Seismogrammen der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche ca. alle 30 - 60 Sekunden langperiodische Signale bzw. kleine Explosionssignale. Der Tremor bewegte sich zwischen dem 07. und 09. August gerade so auf hohem Niveau und ging danach etwas zurück. Seitdem schwankt er auf mittlerem Niveau [1].

Am 06.08. wurde nördlich des Monte Fontane (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.7 registriert. Am 08.08. wurde bei Pietrafucille (Ostflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.7 gemessen [2].

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  2. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

05. August 2022

Während der vergangenen Woche schwächte sich die tiefsitzende explosive Aktivität in der Bocca Nuova deutlich ab. Dagegen stieg der Tremor an und auch die seismische Aktivität nahm etwas zu.

Wolken behinderten in der vergangenen Woche häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden war die stärkste Gasemission weiterhin an der Bocca Nuova zu erkennen. In der Nacht vom 29. auf den 30. Juli war die Gaswolke aus der Bocca Nuova gelegentlich schwach illuminiert, was auf tiefsitzende explosive Tätigkeit hindeutet. Während den übrigen Nächten der letzten Woche konnte ich diese Aktivität dann jedoch nicht mehr beobachten.
An Voragine und Nordostkrater war keine nennenswerte Gasemission erkennbar. Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend Gas aus dem zentralen Krater emittiert. Auch im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten einige Fumarolen etwas Gas frei.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 25.07. und 31.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 25.07. und 31.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität erreichte zwischen dem 25.07. und 31.07. zunächst noch ein mittelhohes Level. Im Laufe der Woche ging sie aber auf niedrige Werte zurück. Die Amplitude der Ereignisse bewegte sich auf niedrigem Niveau. Quelle der Aktivität war weiterhin die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben zwischen dem 25.07. und 31.07. gegenüber der Vorwoche unverändert.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) schwankten zwischen dem 25.07. und 31.07. auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren auch in der letzten Woche zahlreiche schwache langperiodische Signale erkennbar.
Der Tremor bewegte sich zunächst auf mittlerem Niveau, nahm dann aber ab dem 03. August etwas zu und erreichte knapp hohes Niveau [2].

Am 30.07. wurde bei Zafferana (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 gemessen. Am 31.07. erschütterten mehrere leichte Erdbeben die Gegend von Pietrafucile (Ostflanke). Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2.5. Am 04.08. kam es westlich von Solicchiata (Nordflanke) zu einem Beben der Stärke 1.9. Am 04.08. wurde südöstlich von Case del Vescovo (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der Tremor ist gestiegen, jedoch scheint es trotzdem in der Bocca Nuova keine oder kaum mehr tiefsitzende explosive Aktivität zu geben. Dafür kam es in der letzten Woche zu einigen Beben an der Ostflanke. Ich halte es daher für möglich, dass ein Teil des Magmas aktuell in den Bereich unterhalb des Südostkraterkomplexes und/oder in die nordöstliche Riftzone eindringt und dafür weniger unter der Bocca Nuova aufsteigt. Eine größere Menge dürfte es nicht sein, aber vielleicht reicht es einige Erdbeben auszulösen. Sollte dort doch ein größeres Volumen an Magma aufsteigen, dann würde es in den nächsten Tagen/Wochen zu einer schwachen Inflation des Vulkangebäudes und einer leichten Verschiebung der östlichen/nordöstlichen GPS-Stationen kommen. In diesem Fall wäre dann möglicherweise mittelfristig mit neuer eruptiver Aktivität am Südostkraterkomplex zu rechnen. Noch ist es aber zu früh darüber zu spekulieren, denn auch die Kohlendioxid-Emissionen sind noch nicht nennenswert angestiegen.
Somit rechne ich zunächst weiterhin mit ruhiger Gasemission. Früher oder später könnte sich dann aber neue, vermutlich milde eruptive Aktivität am Südostkraterkomplex zeigen.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 25/07/2022 - 31/07/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

29. Juli 2022

In der vergangenen Woche konzentrierten sich die Gasemissionen am Ätna weiterhin auf die Bocca Nuova. Dort kam es auch wieder zu tiefsitzenden Explosionen. Der Tremor stieg vorübergehend etwas an.

In der letzten Woche kam es an der Bocca Nuova weiterhin zu kräftiger und pulsartig verstärkter Gasemission. In den Nächten war die Gassäule häufig kurz schwach illuminiert, was auf tiefsitzende explosive Aktivität hindeutet. An Voragine und Nordostkrater konnte ich dagegen so gut wie keine Gasemission erkennen. Am Südostkraterkomplex wurde anhaltend etwas Gas aus der Bresche bzw. dem zentralen Kraterbereich emittiert. Auch aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters wurde anhaltend etwas Gas emittiert.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 18.07. und 24.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 18.07. und 24.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war zwischen dem 18.07. und 24.07. moderat. Die Amplitude der Ereignisse bewegte sich auf niedrigem bis mittelniedrigem Niveau. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren zwischen dem 18.07. und 24.07. ähnlich zur Vorwoche. Sie bewegten sich nach wie vor auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen zwischen dem 18.07. und 24.07. erneut an und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 19. Juli bestimmt wurde, zeigte sich gegenüber dem letzten Messwert praktisch unverändert. Der Messwert lag auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren in der letzten Woche weiterhin häufig schwache langperiodische Signale erkennbar.
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche zunächst auf mittlerem Niveau, nahm aber ab dem 24. Juli wieder etwas zu und erreichte am 25. Juli den Grenzbereich zu hohem Niveau. Seit dem 27. Juli nimmt er langsam wieder etwas ab [2].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die zuletzt gemessene Konzentration des Heliumisotops 3He zeigt keinen weiteren Rückgang mehr und ist weiterhin relativ hoch, was darauf hindeuten könnte, dass die Menge an frischem Magma, das sich unter dem Berg sammelt nicht weniger geworden ist, sondern vielleicht sogar wieder zugenommen hat. Auch die Kohlendioxidkonzentrationen sind in den letzten zwei Wochen wieder gestiegen. Es ist somit damit zu rechnen, dass weiterhin Magma im Berg aufsteigt. Mit einer größeren Eruption rechne ich jedoch nicht. Ich denke aber, dass sich bald wieder strombolianische Aktivität in Bocca Nuova und/oder dem Südostkraterkomplex einstellen könnte.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 18/07/2022 - 24/07/2022
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22. Juli 2022

Auch in der vergangenen Woche setzte sich die kräftige Gasemission aus der Bocca Nuova fort. Der Tremor ging unterdessen zurück.

In der letzten Woche war über der Bocca Nuova weiterhin kräftige und meist pulsartig verstärkte Gasemission erkennbar. In den Nächten konnte ich allerdings keinen Glutschein in den Gaswolken erkennen, so wie das noch in der Vorwoche der Fall war. An Voragine und Nordostkrater kam es zu keiner nennenswerten Gasemission. Am Südostkraterkomplex wurde das meiste Gas aus der großen Bresche emittiert. Einige Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten ebenfalls etwas Gas frei.

Am 11. und 16. Juli wurden die Gipfelkrater von INGV-Personal besucht. Dabei zeigte sich weiterhin kräftige Gasemission an der Bocca Nuova. Der nordwestliche Schlot (BN1) setzte pulsartig Gas in schwankender Intensität frei. Der östliche Schlot (BN2) emittierte dagegen anhaltend und intensiv Gas. Dieses war mit etwas rötlicher Asche durchsetzt. Es wurde außerdem gelegentlich Donner aus der Tiefe wahrgenommen. Die Schlote von Voragine und Nordostkrater zeigten sich blockiert und setzten kein Gas frei. Auch thermische Anomalien wurden nicht entdeckt. Am Südostkraterkomplex wurde Gas aus Fumarolensystemen, die sich entlang der Kraterränder befinden, emittiert[1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 11.07. und 17.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 11.07. und 17.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war zwischen dem 11.07. und 17.07. weiterhin erhöht und bewegte sich auf einem ähnlichen Niveau wie in der Vorwoche. Die Amplitude der Signale war niedrig bis leicht erhöht. Quelle der Aktivität war weiterhin die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben zwischen dem 11.07. und 17.07. im Vergleich zur Vorwoche unverändert. Sie bewegten sich weiterhin auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen zwischen dem 11.07. und 17.07. an und bewegten sich auf mittlerem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE nahm das vom Tremor verursachte Rauschen ab dem 19. Juli deutlich ab und es zeigten sich zahlreiche schwache langperiodische Signale, die im Abstand von 30 bis 60 Sekunden auftraten.
Der Tremor bewegte sich bis zum 18. Juli auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau. Dann begann er abzunehmen und stabilisierte sich ab dem 19. Juli auf mittlerem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag im Zeitraum vom 11.07. bis 17.07. im Gebiet zwischen Bocca Nuova und Südostkrater und schwankte auf einer Höhe von 2500 und 3000 m [1].

Am 15.07. ereigneten sich bei Pietrafucile (Ostflanke) mehrere schwache Beben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 2.0 erreichte. Am 17.07. wurde am Monte Palestra (Westflanke) ein Beben der Stärke 1.9 gemessen [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Zurzeit deutet nichts auf das Bevorstehen einer größeren Eruption hin. Allerdings halte ich es für möglich, dass sich innerhalb der nächsten Wochen wieder milde strombolianische Aktivität in Bocca Nuova und/oder im Südostkraterkomplex zeigt.


  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 11/07/2022 - 17/07/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

15. Juli 2022

Während der vergangenen Woche kam es weiterhin zu kräftiger Gasemission an der Bocca Nuova, die von einzelnen tiefsitzenden Explosionen begleitet war. Der Tremor blieb nach wie vor erhöht.

In der letzten Woche behinderten Wolken häufig bereits ab den Vormittagsstunden die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden zeigte sich nach wie vor kräftige und pulsartig verstärkte Gasemission aus der Bocca Nuova. In den Nächten war die Gaswolke sporadisch schwach illuminiert, was auf die Fortdauer tiefsitzender Explosionen schließen lässt. Am Südostkraterkomplex stieg aus der großen Bresche weiterhin anhaltend etwas Gas frei. Auch einige Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters waren aktiv. An den übrigen Gipfelkratern konnte ich keine nennenswerten Gasemissionen beobachten.

Dieses Webcam-Foto, das am frühen Morgen des 10. Juli entstand, zeigt die illuminierte Gaswolke aus der Bocca Nuova. Ein Hinweis auf tiefsitzende explosive Tätigkeit:
Illuminierte Gaswolke aus der Bocca Nuova
Foto vom 10.07.2022, 02:30 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 04.07. und 10.07. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 04.07. und 10.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität nahm zwischen dem 04.07. und 10.07. deutlich zu und war am 10. Juli am stärksten. Quelle der Aktivität war weiterhin die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben zwischen dem 04.07. und 10.07. im Vergleich zur Vorwoche unverändert. Sie bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen zwischen dem 04.07. und 10.07. etwas an und erreichten mittleres Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren in der letzten Woche weiterhin von Rauschen überlagert, das durch den immer noch relativ hohen Tremor verursacht wurde. Häufig waren langperiodische Signale erkennbar. Auch in der vergangenen Woche bewegte sich der Tremor auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau und unterlag dabei nur geringen Schwankungen [2].
Die Quelle des Tremors lag zwischen dem 04.07. und 10.07. unter dem Zentralkraterkegel auf 2500 bis 3000 m Höhe [1].

Am 14.07. wurde bei Punta Lucia (Nordflanke) ein Beben der Stärke 2.1 registriert. Am 15.07. kam es bei Pietrafucile (Ostflanke) zu einem Beben mit einer Magnitude von 2.0 [1].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
An meiner Einschätzung der weiteren Entwicklung hat sich gegenüber vergangener Woche nichts verändert. Ich rechne damit, dass sich die tiefsitzende explosive Aktivität in der Bocca Nuova in den nächsten Wochen steigert und in strombolianische Aktivität übergeht. Jederzeit ist auch ein Wechsel der Aktivität zum Südostkraterkomplex möglich. Hier könnte es dann ggf. auch wieder zu effusiver Aktivität kommen. Eine größere Eruption halte ich in den nächsten Wochen für eher unwahrscheinlich.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 04/07/2022 - 10/07/2022
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10. Juli 2022

Während meinem Besuch am Ätna hatte ich die Gelegenheit die Gipfelkrater zu besuchen. Dazu hier mein Fotobericht:

Südostkraterkomplex:
Im Vergleich zu meinem letzten Besuch, der im Juli 2021 stattfand, hat sich die Morphologie des Südostkraterkomplexes wieder einmal deutlich verändert. Die Bresche, die im letzten Jahr noch in südwestliche Richtung verlief ist verschwunden. Dafür wurde durch die paroxysmalen Phasen, sie sich im Februar dieses Jahres ereignet hatten, eine neue Bresche geschaffen. Diese ist deutlich breiter und tiefer und in süd-/südwestliche Richtung verlaufend. Sie geht an der Basis des Kegels in eine breite Rampe über, die hohe Seitenwände besitzt und eher einem Lavakanal gleicht. Auf der Rampe verläuft ein Lavastrom, der sich in das Gebiet zwischen Monte Frumento Supino und Monte Barbagallo ergossen hat.
Durch die paroxysmalen Phasen und deren verschiedenen Lavaströme, die sich seit meinem letzten Besuch in dieses Gebiet ergossen hatten, wurde das ehemalige Tal zwischen den beiden Kegeln des Monte Frumento Supino und des Monte Barbagallo weiter aufgefüllt. Besonders im nördlichen Abschnitt gibt es meterhohe Halden aus grobem pyroklastischem Material. Auch das Gebiet nördlich des Monte Frumento Supino ist mit überlappenden Lavaströmen und Blockhalden überzogen. Ein kurzer Lavastrom hat die Lavarampe in ihrem oberen Abschnitt nach Südosten hin überwunden. Dieser reicht bis an den nordwestlichen Rand des Monte Barbagallo heran. Das ganze Gebiet unmittelbar nördlich des Monte Barbagallo ist insbesondere durch die pyroklastischen Ströme, die während dem Paroxysmus vom 10. Februar auftraten, weiter deutlich aufgeschüttet worden. Grobes pyroklastisches Material und Lavablöcke überziehen hier den Boden. Der Nordrand des Monte Barbagallo ragt nur noch wenige Meter über dieses Areal empor. Die Spuren des pyroklastischen Stroms ziehen sich weiter nach Osten bis an den Rand des Valle del Bove und nach Südosten bis auf ca. 2700 m hohes Gelände herab. Der Weg auf dem die Touristen vor 2021 mit Geländebussen bis zum Parkplatz nördlich des Monte Barbagallo gebracht wurden ist dadurch endgültig verschüttet worden. Auf dem Boden der großen Bresche, etwa dort wo der zentrale Bereich des Kraters beginnt, setzt eine Fumarole kräftig Gas und weißen Dampf frei; vermutlich handelt es sich hier um einen der Schlote der während den letzten paroxysmalen Phasen aktiv war. Der Boden der Bresche ist mit großen Lavablöcken bedeckt. Entlang der inneren Wände der Bresche bzw. des zentralen Kraters setzen zahlreiche Fumarolen anhaltend Gas frei.
Eine weitere Bresche, die ebenfalls während dem Paroxysmus vom 10. Februar 2022 entstand, klafft in der Ostflanke des Neuen Südostkraters. Sie ist jedoch deutlich schmaler und kleiner als die Bresche nach Süden. Sie endet etwa auf halber Höhe des Kegels. An ihrem Fuß befindet sich eine große Halde aus pyroklastischem Material. Entlang des Südrands dieser Halde zieht sich ein kurzer Lavastrom, der bereits an der östlichen Basis des Neuen Südostkraters zum Stillstand kam. Die früheren Lavaströme im Bereich östlich bis südöstlich des Neuen Südostkraters sind mit dem Material des pyroklastischen Stroms, sowie mit Lapilli und Asche überzogen, sodass dieser Bereich inzwischen wieder begehbar wurde.
Der Gipfelbereich des Neuen Südostkraters ist mit Schwefelablagerungen überzogen. Aktive Fumarolen gibt es jedoch nur im östlichen bis nordöstlichen Abschnitt. Im nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters hat sich durch die explosive Aktivität während der Eruption von Mai/Juni ein Krater entwickelt. Er besitzt nach Süden hin eine senkrechte innere Wand mit überhängenden großen Blöcken, die wie Zinnen wirken. Der Krater setzt anhaltend etwas bläuliches Gas (Schwefeldioxid) frei. Seine Umgebung ist mit gelben und weißen Ablagerungen überzogen. Von diesem Krater verläuft nach Nordwesten eine Spalte die Dampf freisetzt. Sie endet am nordöstlichen Kraterrand des alten Südostkraters, der sich inzwischen nur noch schemenhaft abzeichnet. Am unteren nordwestlichen Rand des Kraters befindet sich ein V-förmig eingeschnittener Bereich. Unterhalb davon beginnt ein Lavakanal, der sich ca. bis auf halbe Höhe des Kegels erstreckt und in einen Lavafächer übergeht. Von hier aus ergossen sich in der Anfangsphase der Main/Juni-Eruption die Lavaströme in Richtung Valle del Leone. Unterhalb des nördlichen Kraters erkennt man einen nach Nordosten verlaufenden Lavastrom, der sich über eine Schutthalde hinwegbewegt hat. Südlich davon gibt es zwei parallel verlaufende Spalten, die sich vom östlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters bis etwa auf halbe Höhe des Kegels ziehen. An einigen Stellen tritt Dampf aus. Das Gebiet zwischen der nördlichen Basis des Neuen Südostkraters, des Ostrands des Zentralkraterkegels und des Valle del Leone ist inzwischen von zahlreichen, sich überlagernden Lavaströmen überzogen, die teilweise hohe Blockhalden bilden. Es reicht bis an den südlichen Kegel der 2014-Eruption heran.

Blick vom nordwestlichen Rand des Monte Barbagallo nach Norden
25.06.2022 12:53 Uhr
Blick vom nordwestlichen Rand des Monte Barbagallo nach Norden. Rechts der Südostkraterkomplex mit der großen Bresche, die in Richtung Süd-/Südwest verläuft. Sie geht in eine Lavarampe über, die wie ein Lavakanal aussieht.
Zoom auf die große Bresche
25.06.2022 12:53 Uhr
Zoom auf die große Bresche. Auf ihrem Boden, der mit großen Blöcken bedeckt ist, setzt eine Fumarole anhaltend weißen Dampf frei. Auch entlang der steilen inneren Wände emittieren Fumarolen Gas.
Kurzer Lavastrom hat Lavarampe in ihrem oberen Abschnitt nach Südosten überwunden
25.06.2022 12:58 Uhr
Ein kurzer Lavastrom hat die Lavarampe in ihrem oberen Abschnitt nach Südosten hin überwunden. Der ganze Bereich nördlich des Monte Barbagallo ist mit pyroklastischem Material und Lavablöcken gefüllt. Dies stammt hauptsächlich von einem pyroklastischen Strom, der sich während dem Paroxysmus vom 10.02.2022 ereignet hatte.
Decke aus Geröll und Lavablöcken
25.06.2022 13:01 Uhr
Die Decke aus Geröll und Lavablöcken, die durch den pyroklastischen Strom gebildet wurde zieht sich weit nach Osten bis zum Rand vom Valle del Bove.
Blick von Südosten auf den Neuen Südostkrater
25.06.2022 10:42 Uhr
Blick von Südosten auf den Neuen Südostkrater. Von hier aus erkennt man die Bresche in der Ostflanke des Kegels. An ihrem Fuß befindet sich eine große Geröllhalde und an deren Südrand erkennt man als dunklen Streifen einen kurzen Lavastrom.
Blick von Nordosten auf den Neuen Südostkrater
26.06.2022 14:04 Uhr
Blick von Nordosten auf den Neuen Südostkrater. Links erkennt man zwei Spalten, die sich vom östlichen Gipfelbereich nach unten ziehen. Rechts davon der nördliche Krater, der sich durch die explosive Aktivität im Mai/Juni entwickelt hat.
Der Gipfelbereich des neuen Südostkraters vom Zentralkraterkegel aus betrachtet
28.06.2022 15:23 Uhr
Der Gipfelbereich des neuen Südostkraters vom Zentralkraterkegel aus betrachtet. Er setzt anhaltend etwas Gas frei. Man erkennt die innere südliche Wand, die zinnenförmige Blöcke besitzt. Am unteren nordwestlichen Rand des Kraters beginnt in einer V-Förmigen Vertiefung der Lavakanal, der während der Aktivität im Mai entstanden war.
Zoom auf Spalte am nördlichen Krater des neuen Südostkraters
28.06.2022 15:24 Uhr
Zoom auf eine Spalte die sich vom nördlichen Krater des neuen Südostkraters bis zum nordöstlichen Kraterrand des alten Südostkraters erstreckt. Sie setzt anhaltend Gas und Dampf frei.

Bocca Nuova:
Der Krater der Bocca Nuova hat sich im Vergleich zum Juli vergangenen Jahres nicht großartig verändert. Der Kraterboden erschien mir insgesamt etwas höher als beim letzten Besuch zu sein. Dort befinden sich zwei Schlote mit relativ steil abfallenden Wänden. Einer ist zentral gelegen und der andere befindet sich knapp westlich bis nordwestlich vom Ersten. Beide Krater trennt nur eine dünne Wand, die teilweise schon erodiert ist.
Während aus dem zentral gelegenen Schlot anhaltend weißer Dampf, sowie Gas aufsteigt, setzt der andere Schlot kaum Gas frei. Gelegentlich kommt es dort aber zu lauten Detonationen bei denen eine pilzförmige bläuliche Gaswolke ausgestoßen wird. Die Schlote sind insbesondere nach Süden und Osten hin von einem angefressenen Kegelrest umgeben. Die Umgebung der Schlote ist mit gelben Schwefelablagerungen überzogen. Auf dem südlichen Kraterboden der Bocca Nuova befinden sich einige Fumarolen. Diese ziehen sich von dort auch der inneren südlichen Wand hinauf. Im südlichen Sektor der Bocca Nuova fallen die inneren Wände nahezu senkrecht ab. Im südwestlichen bis westlichen Abschnitt befinden sich dagegen mehrere Stufen und im nordöstlichen bis nördlichen Abschnitt existiert eine große Rampe. Sie stammt von den Lavaströmen aus dem Intrakraterkegel der Voragine, die sich dort während der effusiven Aktivität in den ersten Monaten des Jahres 2020 ergossen hatten.

Blick vom nordwestlichen Rand der Bocca Nuova hinunter auf die beiden Schlote
28.06.2022 14:41 Uhr
Blick vom nordwestlichen Rand der Bocca Nuova hinunter auf die beiden Schlote auf dem Kraterboden. Während der zentral gelegene Schlot anhaltend Gas freisetzt, emittiert der nordwestliche Schlot nur wenig Gas. Gelegentlich kommt es hier aber zu Detonationen aus der Tiefe, die mit der Freisetzung pilzförmiger Gaswolken verbunden sind.
Die innere südwestliche Wand der Bocca Nuova
28.06.2022 14:42 Uhr
Die innere südwestliche Wand der Bocca Nuova besteht aus mehreren Stufen. Hier trat bei der paroxysmalen Aktivität der Voragine im Jahre 2016 Lava über.
Blick vom nordwestlichen Rand der Bocca Nuova nach Nordosten auf große Rampe
28.06.2022 14:42 Uhr
Blick vom nordwestlichen Rand der Bocca Nuova nach Nordosten. Hier im nördlichen Abschnitt existiert eine große Rampe. Sie stammt von den Lavaströmen aus dem Intrakraterkegel der Voragine, die sich dort während der effusiven Aktivität in den ersten Monaten des Jahres 2020 ergossen hatten.
Blick vom östlichen Rand der Bocca Nuova hinunter auf den zentral gelegenen Schlot
28.06.2022 15:40 Uhr
Blick vom östlichen Rand der Bocca Nuova hinunter auf den zentral gelegenen Schlot bzw. den Kraterboden südlich davon. Hier setzen einige Fumarolen anhaltend Gas frei und der Boden ist mit gelben Schwefelablagerungen überzogen.

Voragine:
Die Voragine zeigt sich im Vergleich zum letzten Jahr nahezu unverändert. Sie besitzt in ihrem zentralen und östlichen Abschnitt zwei flache Intrakraterkegel aus pyroklastischem Material. Im nordwestlichen Bereich befindet sich eine Art flacher Dom aus aufgebrochenen Lavadecken. Dieses Gebiet geht zur Bocca Nuova in eine Rampe über, die mit Schwefelablagerungen überzogen ist. Fumarolen existieren nur entlang der inneren westlichen Wand der Voragine, sowie entlang eines Spaltensystems das sich auf dem nordwestlichen bis westlichen Kraterrand in südwestliche Richtung zieht. Nördlich der Voragine, im Gebiet das an den Nordostkrater grenzt, existieren nach wie vor einige Spaltensysteme, die sich von Nordost nach Südwest ziehen. Nur an wenigen treten noch Gase und Hitze aus. Sie sind jedoch mit Schwefel- und Gipsablagerungen überzogen. Die äußere östliche Wand der Voragine ist mit Schlacken, Lapilli und Asche bedeckt, was überwiegend während den paroxysmalen Phasen des Südostkraterkomplexes im vergangenen Jahr ausgeworfen wurde.

Blick entlang der inneren westlichen Wand der Voragine
28.06.2022 15:03 Uhr
Blick entlang der inneren westlichen Wand der Voragine. Hier setzen einige Fumarolen anhaltend Gas frei.
Blick von dem westlichen Rand der Voragine nach Osten auf ein Gebilde, das einem flachen Lavadom ähnelt
28.06.2022 15:06 Uhr
Blick von dem westlichen Rand der Voragine nach Osten auf ein Gebilde, das einem flachen Lavadom ähnelt. Es besitzt aufgebrochene Lavadecken.
Spalte im Gebiet nördlich der Voragine
28.06.2022 15:09 Uhr
Eine der Spalten, die sich im Gebiet nördlich der Voragine von Nordost nach Südwest zieht. Sie setzt anhaltend Gas und Hitze frei.

Nordostkrater:
Der Nordostkrater hat sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch im Juli 2021 kaum verändert und seine Morphologie ist weiterhin von der eruptiven Aktivität des Jahres 2016 geprägt. Er besitzt in seiner niedrigen südlichen Flanke eine tiefe Bresche, die nach Süden in einen kurzen, flachen, breiten Graben übergeht. Dieser ist zur Voragine hin mit pyroklastischem Material verfüllt. An einigen Stellen steigt dort noch Hitze auf und es existieren Schwefelablagerungen und einzelne Fumarolen, jedoch waren diese Erscheinungen in den früheren Jahren ausgeprägter. Die inneren Wände des Nordostkraters fallen sehr steil und trichterförmig bzw. manchmal auch senkrecht ab und hängen an vielen Stellen über, sodass das Annähern an den Kraterrand ein gefährliches Unterfangen darstellt. Der Kraterboden ist, zumindest von der Südseite her, nicht einsehbar. Es steigt nur etwas Gas aus einzelnen Fumarolen entlang der Kraterwände auf und Geräusche aus der Tiefe sind nicht wahrnehmbar. Der Krater bzw. seine Schlote scheinen blockiert zu sein.
Blick aus südwestlicher Richtung auf den südlichen Kraterrand des Nordostkraters
28.06.2022 15:14 Uhr
Blick aus südwestlicher Richtung auf den südlichen Kraterrand des Nordostkraters. Er besitzt hier eine tiefe Bresche, die in einen flachen aber breiten Graben übergeht.
Graben südlich des Nordostkraters der mit Schwefelablagerungen überzogen ist
28.06.2022 15:17 Uhr
Der Graben südlich des Nordostkraters ist mit Schwefelablagerungen überzogen. Es tritt Hitze aus und an wenigen Stellen existieren noch Fumarolen. Der Graben geht dann nach Norden hin in die tiefe Bresche über, die den südlichen Kraterrand des Nordostkraters durchschneidet.
Blick auf die innere westliche Wand des Nordostkraters
28.06.2022 15:21 Uhr
Blick auf die innere westliche Wand des Nordostkraters. Die Wände sind anfangs senkrecht bzw. überhängend und werden dann meist etwas flacher, da sie in einen trichterförmigen Schlund übergehen.
Blick vom nordöstlichen Rand der Voragine nach Norden
28.06.2022 15:49 Uhr
Blick vom nordöstlichen Rand der Voragine nach Norden. Im Vordergrund der Graben, der zum Nordostkrater hin schnell deutlich ausgeprägter wird und dann in die Bresche übergeht, die den Südrand des Nordostkraters durchschneidet. Dahinter der Nordostkrater, der nur wenig Gas emittiert.

08. Juli 2022

Auch in der letzten Woche setzte sich die kräftige Gasemission an der Bocca Nuova fort. Es kam dort auch weiterhin zu einzelnen tiefsitzenden Explosionen. Der Tremor blieb erhöht.

Während der vergangenen Woche kam es an der Bocca Nuova nach wie vor zu kräftiger und anhaltender Gasemission, die gelegentlich pulsartig verstärkt war. In den Nächten war ganz vereinzelt etwas Glutschein in der Gaswolke erkennbar, was auf tiefsitzende Explosionen hinweist. Am Südostkraterkomplex setzte weiterhin eine Fumarole auf dem Boden der großen südlichen Bresche anhaltend Gas und weißen Dampf frei. Auch aus den inneren Wänden der Bresche wurde Gas emittiert. Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten ebenfalls etwas Gas frei.
An Voragine und Nordostkrater kam es weiterhin nur zu geringfügigen Gasemissionen.

Dieses Foto, das ich am 04. Juli vom Monte Vetore aus gemachte habe, zeigt die anhaltende und kräftige Gasemission aus der Bocca Nuova (links), sowie die Gasfreisetzung aus der großen Bresche des Südostkraterkomplexes (rechts):
Gipfelkrater vom Monte Vetore aus betrachtete
04.07.2022 10:09 Uhr

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte ab dem 20.06. eine Umkehr von der Deflation zu neuer Inflation des Vulkans [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 27.06. und 03.07. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität schwankte zwischen dem 27.06. und 03.07. deutlich. So wurden am 27. und 28. Juni über 200 Ereignisse registriert. Dagegen kam es am 01. Juli nur zu 10 Ereignissen. Quelle der Aktivität war stets die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben zwischen dem 27.06. und 03.07. im Vergleich zur Vorwoche unverändert. Sie bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen zwischen dem 27.06. und 03.07. weiterhin etwas zurück und bewegten sich zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [1].
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 23. Juni bestimmt wurde, war niedriger als der letzte Messwert. Die Messwerte bewegten sich weiterhin auf hohem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren nach wie vor von deutlichem Rauschen überlagert, das durch den immer noch relativ hohen Tremor verursacht wurde. Gelegentlich waren Explosionssignale und kräftige langperiodische Signale erkennbar. Die Häufigkeit und Intensität der langperiodischen Signale nahm ab dem 07. Juli zu.
Der Tremor bewegte sich weiterhin entlang der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag zwischen dem 27.06. und 03.07. unter dem Zentralkraterkegel auf 3000 m Höhe [1].

Am 03. Juli kam es im Bereich des Zentralkraters zu einem Beben der Stärke 1.5. Am 05.07. wurde östlich des Rifugio Citelli (Ost-/Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 gemessen. Am 07.07. wurde am Monte Palestra (Südwestflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.7 registriert [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der Rückgang der 3He-Konzentration, sowie niedrige Messwerte bei den Boden-Kohlendioxid-Emissionen lassen meiner Meinung nach eine größere Eruption in nächster Zeit als eher unwahrscheinlich erscheinen. Allerdings kommt es an der Bocca Nuova weiterhin zu kräftiger Gasemission und zu einzelnen tiefsitzenden Explosionen. Auch hat sich die seit dem Beginn der Mai/Juni-Eruption einsetzende Deflation des Vulkangebäudes in Inflation umgekehrt. Und auch wenn die Heliumisotopenrate zurückgegangen ist befindet sie sich dennoch auf hohem Niveau, was darauf schließen lässt, dass immer noch viel Magma unter dem Berg vorhanden ist. Somit scheint wieder mehr Magma im Berg aufzusteigen und langsam Riftzonen bzw. Speichergebiete im Berg zu füllen. Daher rechne ich früher oder später wieder mit dem Einsetzen von strombolianischer Aktivität an Bocca Nuova und/oder Südostkraterkomplex.
  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 27/06/2022 - 03/07/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

01. Juli 2022

In der vergangenen Woche konzentrierten sich die Gasemissionen des Ätna weiterhin auf die Bocca Nuova. Dort kam es auch gelegentlich zu tiefsitzenden Explosionen. Der Tremor ist weiterhin erhöht.

Am 25.06. kam es an der Bocca Nuova weiterhin zu intensiver und pulsartig verstärkter Gasemission. Dabei wurde auch ein Gasring generiert. Auch an den nachfolgenden Tagen setzten sich diese Gasemissionen fort. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams ganz vereinzelt schwachen Glutschein in den austretenden Gaswolken. Am 28.06. konnte ich beobachten, dass der nordwestliche Schlot der Bocca Nuova nur wenig Gas freisetzt, jedoch sporadisch laute Detonationen generiert bei denen dann eine bläuliche Gaswolke pilzförmig emittiert wird. Der südöstliche Schlot setzt dagegen anhaltend Gas und weißen Dampf frei. Bedingt durch die vom Schwefeldioxid verursachte Absorption des Sonnenlichts wirken die Gaswolken häufig leicht bräunlich.
Am Neuen Südostkrater setzte der Schlot an der oberen Nordflanke, der während der Eruption im Mai zeitweise strombolianisch aktiv war, anhaltend etwas bläuliches Gas frei. Aus der großen Bresche stieg ebenfalls anhaltend Gas auf. Dieses trat überwiegend aus ihren steilen inneren Wänden aus. Außerdem war weiterhin eine Fumarole sehr aktiv, die sich auf dem Boden der Bresche befindet und bereits seit Wochen anhaltend Gas und weißen Dampf emittiert.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich nur geringe Gasemission beobachten.

Die Gassäule aus der Bocca Nuova von Südosten aus betrachtet. Insbesondere der südöstliche Schlot im nordwestlichen Abschnitt der Bocca Nuova setzt anhaltend Gas frei. Manchmal steigt auch aus dem nordwestlichen Schlot bläuliches Gas auf, was von lautem Donner begleitet wird:
Gassäule aus der Bocca Nuova von Südosten aus betrachtet
25.06.2022 12:54 Uhr

Ein Gasring aus der Bocca Nuova wird vom Wind in östliche Richtung getieben. Diese Ringe entstehen gelegentlich bei energiereichen Gasemissionen:
Gasring aus der Bocca Nuova
25.06.2022 14:00 Uhr

Blick in die große südliche Bresche des Südostkraterkomplexes. Fumarolen entlang der steilen inneren Kraterwand setzen bläuliches Gas frei. Gleichzeitig emittiert eine Fumarole am Boden der Bresche anhaltend Gas bzw. weißen Dampf:
Blick in die große südliche Bresche des Südostkraterkomplexes
25.06.2022 12:28 Uhr

Das INGV hat die Gipfelkrater am 23. und 26. Juni besucht und konnte anhaltende und kräftige Gasemission an den beiden Schloten der Bocca Nuvoa beobachten. Auch Detonationen, die über mehrere Kilometer Entfernung hörbar waren, wurden wahrgenommen.
In den Nächten zeigten die Spezialkameras des INGV häufig schwachen Glutschein in den Gaswolken der Bocca Nuova. Wie weiter berichtet wird, ist der Kraterboden des Nordostkraters blockiert und Gas wird nur über Fumarolen in den Kraterwänden emittiert [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 20.06. und 26.06. eine Fortsetzung des Trends zur Deflation der Westflanke des Vulkans [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 20.06. und 26.06. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität hat zwischen dem 20.06. und 26.06. im Vergleich zur Vorwoche leicht zugenommen. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern nahmen zwischen dem 20.06. und 26.06. im Vergleich zur Vorwoche etwas zu. Sie bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen zwischen dem 20.06. und 26.06. noch etwas zurück und bewegten sich zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren nach wie vor durch das Rauschen, das vom erhöhten Tremor verursacht wird, überlagert.
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche knapp unterhalb der Grenze zu hohem Niveau und unterlag nur geringen Schwankungen [2].
Im Zeitraum zwischen dem 20.06. und 26.06. befand sich die Quelle des Tremors unter der Bocca Nuova auf einer Höhe zwischen 2800 und 3000 m [1].

Am 28.06. wurde bei Trecastagni (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.9 registriert [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Aktivität konzentriert sich im Moment auf die Bocca Nuova, wo es zu tiefsitzenden Explosionen kommt und viel Gas freigesetzt wird. Auch der Tremor, der nach wie vor relativ hoch ist, hat dort seine Quelle. Offenbar steigt hier noch etwas Magma auf.
Die tiefsitzende explosive Aktivität könnte sich allmählich in strombolianische Aktivität steigern. Auch ein Übergreifen dieser Aktivität auf den Südostkraterkomplex ist denkbar. Nach einer größeren eruptiven Phase oder gar einer neuen Flankeneruption sieht es im Moment jedoch nicht aus.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 20/06/2022 - 26/06/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
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