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Ätna Update (01.04. - 24.06.2022)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


24. Juni 2022

Auch in der letzten Woche wurde aus der Bocca Nuova relativ viel Gas emittiert. Außerdem zeigte sich dort schwacher Glutschein. Der Tremor ist weiterhin erhöht.

In der vergangenen Woche kam es an der Bocca Nuova weiterhin zu relativ intensiver Gasemission. Diese produzierte eine hohe Gassäule, die vom Wind als lange Gasfahne viele Kilometer in südliche Richtung getrieben wurde. Quelle dieser Emissionen war der im nordwestlichen Sektor der Bocca Nuova gelegene Schlot. In den Nächten zwischen dem 19. Juni und 24. Juni konnte ich dort auch zeitweise schwachen Glutschein im unteren Abschnitt der emittierten Gaswolke erkennen, was auf milde strombolianische Aktivität hindeuten könnte.
Am Morgen des 22. Juni konnte ich zwischen ca. 10:00 Uhr und 11:00 Uhr zeitweilige Gasemission an einem neuen Punkt im Zentralkrater erkennen, der sich etwas nordöstlich (zur Voragine hin) vom nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova befand. Heute mischte sich gelegentlich etwas bräunliche Asche unter die Gaswolken.
Am Südostkraterkomplex wurden im Laufe der Woche die Fumarolen innerhalb der großen südlichen Bresche etwas intensiver. Diese zeichneten sich heute auch als schwache thermische Anomalien ab. Zeitweise war in der Gipfelregion des Neuen Südostkraters Emission von bläulichem Gas erkennbar. Heute mischten sich gelegentlich kleine Mengen bräunliche Asche unter die Gaswolken, was möglicherweise von Kollaps- bzw. Rutschungsereignissen an der Nordflanke des Neuen Südostkraterkegels verursacht wurde.

Dieses Foto vom Südostkraterkomplex konnte ich heute vom Rifugio Sapienza aus machen. Es zeigt eine der Ascheemissionen, die sich heute ereigneten. Die bräunliche Asche scheint von der Nordflanke des Neuen Südostkraters aus aufzusteigen. Im Vordergrund die große südliche Bresche, wo Fumarolen an den inneren Kraterwänden anhaltend Gas emittieren:
Südostkraterkomplex vom Rifugio Sapienza aus
24.06.2022 12:37 Uhr

Vom INGV wurden noch einige Details zur Eruption veröffentlicht, die am 16. Juni endete:
Wie berichtet wird bestand das im Valle del Bove, in der Nähe des Serracozzo, auf 1900 - 2150 m Höhe gelegene Frakturenfeld aus zwei verschiedenen Spaltensystemen. Eines verlief von Nordwest nach Südost und das andere von Ost/Nordost nach West/Südwest.
Am 13. und 14. Juni produzierte ein einzelner, auf 1950 m Höhe gelegener Schlot einen gut genährten Lavastrom. Seine Front erreichte am 14. Juni 1760 m hohes Gelände. An diesem Tag wurde die Entwicklung mehrerer kleiner Tunnel im Lavastrom beobachtet. Der Lavastrom versorgte außerdem zwei kleine temporäre Schlote, die auf 1870 m und 1850 m Höhe lokalisiert wurden. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni hörte die effusive Aktivität am Schlot auf 1950 m auf und am 16. Juni war das Lavafeld erstarrt und am abkühlen [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 13.06. und 19.06. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 13.06. und 19.06. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war zwischen dem 13.06. und 19.06. im Vergleich zur Vorwoche etwas höher. Während den ersten Tagen waren Anzahl und Intensität der Ereignisse noch niedrig, nahmen dann aber insbesondere an den letzten beiden Tagen des Beobachtungszeitraums zu. Quelle der Aktivität war stets die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern nahmen zwischen dem 13.06. und 19.06. im Vergleich zur Vorwoche ab. Sie bewegten sich dennoch weiterhin auf mittlerem Niveau. Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen zwischen dem 13.06. und 19.06. zurück und bewegten sich auf niedrigem Niveau [1].

Der Tremor nahm ab dem 18. Juni etwas zu und bewegt sich seit dem knapp unterhalb der Grenze zu hohem Niveau. In den vergangenen 24 Stunden wurde mehrfach für kurze Zeit ganz knapp hohes Niveau erreicht [2].
Die Quelle des Tremors lag im Zeitraum vom 13. Juni bis 19. Juni im Gebiet zwischen Bocca Nuova und Neuem Südostkrater auf 2900 - 3000 m Höhe [1].

Am 24.06. wurde südwestlich des Monte Arcimis (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.9 gemessen [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Aktivität scheint sich nach dem Ende der Flankeneruption wieder auf die Gipfelkrater zu konzentrieren. Das immer noch erhöhte Tremorsignal lässt vermuten, dass zwischen Bocca Nuova und Südostkraterkomplex weiterhin etwas Magma aufsteigt. Dies könnte die gesteigerte Gasemission an der Bocca Nuova erklären. Da sich dort die Infraschallaktivität verstärkt hat und in der Nacht auch schwacher Glutschein erkennbar war, ist es möglich dass es dort zur Zeit zu tiefsitzenden strombolianischen Explosionen kommt. Da die Fumarolen am Südostkraterkomplex wieder etwas stärker geworden sind, könnte dies eine Zeichen sein, das sich hier auch wieder Magma ansammelt.
Es ist somit gut möglich, dass es in nächster Zeit zu strombolianischer Aktivität in Bocca Nuova und/oder Südostkraterkomplex kommen kann.
Da die Kohlendioxidemissionen zur Zeit niedrig sind, rechne ich aber innerhalb der nächsten Wochen nicht mit signifikanter eruptiver Aktivität.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 13/06/2022 - 19/06/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

17. Juni 2022

Nach dem sich im Valle del Bove erneut effusive Schlote geöffnet und einen kurzen Lavastrom freigesetzt hatten, ging die eruptive Aktivität am 15. Juni zu Ende. Der Tremor ist gefallen hält sich aber immer noch auf mittlerem Niveau. Die seismische Aktivität ist weiterhin sehr niedrig.

Am 11. Juni setzten die an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters auf 2700 - 2900 m Höhe gelegenen effusiven Schlote weiterhin Lava frei. Diese ergoss sich in Form von zwei bis drei Zungen der steilen westlichen Wand des Valle del Bove hinab. Die Fronten kamen im Gebiet südlich bis südwestlich des Monte Simone auf ca. 2000 - 2100 m Höhe zum Stillstand. Gleichzeitig wurde aus der nördlichen Gipfelregion des Neuen Südostkraters zeitweise bräunliche Asche emittiert.

Am 11. Juni öffnete sich am Nordrand des Valle del Bove im Gebiet unterhalb des Serracozzo auf 1900 m hohem Gelände ein neuer effusiver Schlot, der einen kurzen und schlecht genährten Lavastrom emittierte. Bereits am 07. Juni hatte sich in dieser Gegend ein effusiver Schlot geöffnet, der einen kurzen und zähen Lavastrom produzierte, am 11. Juni aber nur noch geringfügig aktiv war. Am 12. Juni entdeckte Personal des INGV dann neben dem neuen Schlot, zwei weitere effusive Schlote. Diese generierten einen Lavastrom, dessen Front sich auf 1750 m Höhe bewegte. Von dem Bereich dieser Schlote zog sich ein großes Frakturenfeld hinauf zu dem Schlot vom 07. Juni auf 1979 m Höhe und weiter über den Monte Simone hinweg in Richtung West/Südwest.
Am 12. Juni war von den Öffnungen auf 2700 - 2900 m Höhe nur noch der tiefer gelegene Schlot tätig [1]. Im Laufe des 12. Juni konnte ich über die Monte Cagliato - Wärmebildkamera des INGV eine Abschwächung der Lavazungen beobachten, die sich vom Schlot auf 2700 m Höhe hinab in das Valle del Bove ergossen. Gleichzeitig erschien eine neue thermische Anomalie auf ca. 1800 m Höhe, die vom Lavastrom der drei neuen effusiven Schlote am Nordrand des Valle del Bove produziert wurde.
In der Nacht auf den 13. Juni war dann nur noch der nördlichste Teilstrom, sowie der neue Lavastrom aktiv. Am frühen Morgen des 13. Juni war dann kein aktiver Lavastrom vom Schlot auf 2700 m Höhe mehr erkennbar. Der neue Lavastrom am Nordrand des Valle del Bove expandierte dagegen langsam weiter in südöstliche Richtung. Im Laufe des Tages schwächte sich dieser aber ebenfalls allmählich ab. Unterdessen wurde aus der Bocca Nuova anhaltend intensiv Gas emittiert, das mit geringen Mengen bräunlicher Asche durchsetzt war. Dadurch wurde eine lange Gasfahne generiert, die sich weit über Sizilien nach Süden erstreckte.
Am 14. Juni wurde die, durch die neuen effusiven Schlote generierte thermische Anomalie immer schwächer. Am Abend zeigten Livecams dort nur noch einen winzigen glühenden Punkt. Während der Nacht auf den 15. Juni nahm die Intensität der letzten thermischen Anomalie langsam weiter ab und am Abend war mit Einbruch der Dunkelheit auch kein Glutschein mehr erkennbar.
Auch gestern und heute kam es zu keiner effusiven Aktivität mehr. Am Südostkraterkomplex wurde auch keine Asche mehr emittiert. Es kam lediglich zu anhaltender Emission von etwas Gas. Aus der Bocca Nuova wurde dagegen weiterhin anhaltend und intensiv Gas emittiert. Die dadurch generierte Gasfahne war viele Kilometer lang. An den übrigen Gipfelkrater konnte ich praktisch keine Gasemission erkennen.

Wie das INGV berichtet wurde zwischen dem 06. Juni und dem 13.06. an den Lavaströmen eine Förderrate zwischen 1 und 6 m3 gemessen. Seit dem 13. Mai wurde ein Volumen von insgesamt 8 - 9 Mio. m3 Lava eruptiert [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 06.06. und 12.06. keine signifikanten Veränderungen. Bei Betrachtung des Verlaufs des gesamten letzten Monats ergibt sich jedoch Deflation [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 06.06. und 12.06. weiterhin eine leichte Deflation des Vulkangebäudes [1].

Die Infraschallaktivität war zwischen dem 06.06. und 12.06. im Vergleich zur Vorwoche deutlich geringer. Die Energie der Ereignisse war meist niedrig und deren Quelle war überwiegend die Bocca Nuova und nur zu einem geringen Teil der Südostkrater [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern nahmen zwischen dem 06.06. und 12.06. im Vergleich zur Vorwoche zu. Sie bewegten sich auf mittlerem bis hohem mittlerem Niveau. Die Spitzenemissionsraten erreichten hohes Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen zwischen dem 06.06. und 12.06. deutlich zurück und fielen auf niedriges Niveau [1].

Nach dem Rückgang des Tremors waren die Online-Seismogramme der Station ECNE in der vergangenen Woche nicht mehr so stark durch Rauschen überlagert und es zeigten sich einzelne kräftigere Signale, die an Explosionssignale erinnerten.
Der Tremor ging am 12. Juni noch etwas zurück und bewegt sich weiterhin auf mittlerem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag im Zeitraum vom 06. Juni bis 12. Juni in der Nähe des Südostkraters auf 2900 - 3000 m Höhe [1].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Eruption, die am 12. Mai am Neuen Südostkrater begann und ab dem 29. Mai durch die Öffnung neuer Schlote auf ca. 2700 - 2900 in eine Flankeneruption überging, hat nun doch ein überraschend schnelles Ende gefunden. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Tremor immer noch relativ hoch ist. Vielleicht dringt das Magma nun in ein Riftsystem, wie z.B. die südliche oder nordöstliche Riftzone vor? Dann sollte sich dort aber erhöhte Seismik und auch Inflation zeigten. Dies ist aber nicht der Fall. Der deutlich gefallene Messwert für Boden-Kohlendioxid deutet außerdem darauf hin, dass sich zurzeit kaum frisches Magma unter dem Berg sammelt. Dies kann sich aber wieder schnell ändern. Dann wird es spannend, wie es weitergeht. Es könnte zu neuer Aktivität am Südostkraterkomplex kommen. Ich halte es auch für möglich, dass die eruptive Spalte bzw. der Dike, der dieser Spalte zugrunde liegt, erneut von aufsteigendem Magma versorgt wird. Sollte dies bald geschehen, könnte die Spalte noch einmal eruptiv Tätig werden. Natürlich ist auch denkbar, dass das Magma wieder einen anderen Weg geht und vielleicht sogar für neue paroxysmale Phasen sorgen wird. Auch eruptive Aktivität in der Bocca Nuova ist denkbar.
  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 06/06/2022 - 12/06/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE

10. Juni 2022

Nach der Emission eines kurzen und zähen Lavastroms ist der neue effusive Schlot im Valle del Bove bereits wieder inaktiv. An den übrigen effusiven Schloten ist die Förderrate vorübergehend zurückgegangen. Der Tremor hält sich auf mittlerem Niveau.

Die Position des neuen effusiven Schlots, der sich am späten Nachmittag des 07. Juni am Nordrand des Valle del Bove geöffnet hatte, wurde inzwischen vom INGV korrigiert: Er befindet sich auf 1979 m Höhe [2].
Am 08. Juni setzte er weiterhin Lava frei. Diese war jedoch relativ zähflüssig, wie Videos in sozialen Medien zeigten und auch die Förderrate war niedrig. Die Länge des Lavastroms wurde am 08. Juni vom INGV mit ca. 170 m angegeben und die Front hatte 1938 m hohes Gelände erreicht. Teile des Lavastroms waren jedoch bereits wieder am Abkühlen [2].
Am 10.06. wurde in sozialen Medien berichtet, dass die Freisetzung von Lava am neuen effusiven Schlot inzwischen aufgehört hat. Vom INGV gibt es dazu bisher keine Veröffentlichung.

Wie das INGV berichtet hatte die Front des Lavastroms, der von den effusiven Schloten auf 2700 - 2900 m Höhe genährt wird, am 05. Juni 1900 m hohes Gelände erreicht. Am 06. Juni hatte sich die Front dann auf 2380 m Höhe zurückgezogen. Die am weitesten fortgeschrittenen Fronten bewegten sich im Gebiet südwestlich bis südlich des Monte Simone.
Wie weiter berichtet wurde nahm die Förderrate der Lava am 29. Mai von 3 - 4 m3 auf über 10 m3 zu. Ab dem 03. Juni nahm sie wieder ab. Insgesamt wurden bis zum 05. Juni zwischen 3,8 und 7,8 Mio. m3 Lava freigesetzt [1].

Am 08. Juni förderten die beiden effusiven Schlote auf 2700 - 2900 m Höhe weiterhin Lava. Ein neuer Teilstrom, der sich am 07. Juni entwickelt hatte und entlang des Südrandes des bisherigen Lavafelds unterwegs war, wurde zunächst noch gut genährt und dürfte ca. 2000 m hohes Gelände erreicht haben. Dann schwächte er sich im Tagesverlauf jedoch deutlich ab. Gleichzeitig verstärkte sich der nördliche Teilstrom wieder und seine Front kam erneut Hang abwärts voran. Während des 09. Juni stagnierte der Strom und wurde nur noch schubartig genährt. Im Laufe des Tages schwächten sich die mit dem Strom verbundenen thermischen Anomalien deutlich ab und am Abend war der Lavastrom nur noch im obersten Abschnitt aktiv. Gleichzeitig kam es phasenweise zu anhaltender Emission von bräunlicher Asche aus dem nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. Während der vergangenen Nacht verstärkte sich die Lavaförderung dann wieder und ein neuer Teilstrom ergoss sich in der Nordhälfte des bisherigen Lavafelds Hang abwärts. Seine Front dürfte bis zum Morgen ca. 2000 m hohes Gelände erreicht haben. Im Tagesverlauf zogen Wolken auf und bis zum Abend konnte ich mittels Webcams keine Beobachtungen mehr machen.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 30.05. und 05.06. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 30.05. und 05.06. weiterhin eine leichte Deflation des Vulkangebäudes [1].

Die Infraschallaktivität nahm zwischen dem 30.05. und 05.06. im Vergleich zur Vorwoche ab. Allerdings behinderte der starke Wind während den ersten Tagen des Beobachtungszeitraums die Messungen. Während die von Bocca Nuova und Südostkrater ausgehenden Infraschallereignisse am 02. Juni niedrig bis mittelhoch waren, nahmen sie ab dem Abend des 04. Juni zu [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern nahmen zwischen dem 30.05. und 05.06. im Vergleich zur Vorwoche zu. Sie bewegten sich weiter auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) bewegten sich zwischen dem 30.05. und 05.06. auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 01. Juni bestimmt wurde, war etwas höher als der letzte Messwert. Die Messwerte bewegten sich weiterhin auf hohem Niveau [1].

Der Tremor nahm am Abend des 07.06. weiter langsam ab und fiel auf mittleres Niveau. Am 08. Juni stieg er etwas an und bewegte sich erneut auf der Linie zwischen hohem und mittlerem Niveau. Am Morgen des 09. Juni fiel der Tremor dann nach kurzem schnellem Anstieg rapide ab, stabilisierte sich dann aber wieder auf mittlerem Niveau [3].

Am 06.06. wurde westlich des Monte Scorsone (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.9 registriert [4].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Offenbar hat der Druck im Berg nicht ausgereicht den neuen effusiven Schlot dauerhaft mit Magma zu nähren. Das geförderte Material war relativ zäh und vermutlich schon deutlich abgekühlt. Wäre es noch heißer gewesen hätte sich dieser Emissionspunkt ggf. zum neuen Hauptschlot dieser Eruption entwickeln können, da er deutlich tiefer als die anderen Schlote lag. Es kann aber auch nicht ganz ausgeschlossen werden, dass sich im Valle del Bove weitere eruptive Spalten öffnen. Der gefallene Tremor und die zuletzt zumindest vorübergehend gesunkene Förderrate könnten allerdings darauf hindeuten, dass sich die Eruption langsam weiter abschwächt. Trotzdem könnte die Lavaemission, wenn auch auf niedrigem Niveau, noch wochenlang weitergehen. Die weiterhin hohen Konzentrationen an Heliumisotopen, sowie hohe Kohlendioxidemissionen deuten darauf hin, dass nach wie vor frisches Magma unter dem Berg eintrifft.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 30/05/2022 - 05/06/2022
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - Comunicati attivitą vulcanica. 2022/06/08 15:38 (13:38 UTC.) COMUNICATO ETNA
  3. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  4. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

07. Juni 2022

Eruptive Spalte öffnet sich im Valle del Bove auf 1800 m Höhe!
Nach dem sich die Eruption am Neuen Südostkrater in den vergangenen Tagen ohne große Veränderungen fortgesetzt hatte, kam es heute im Valle del Bove zur Öffnung einer neuen eruptiven Spalte.

Am 04. Juni setzte sich die eruptive Aktivität am Neuen Südostkrater fort. Es kam im Laufe des Tages mehrfach zu Ascheemissionen aus dem Schlot an der oberen Nordflanke des Kegels. Die beiden effusiven Schlote an der nordöstlichen Basis förderten weiterhin anhaltend Lava. Dieses ergoss sich in Form von zwei bis drei Lavazungen entlang des steilen westlichen Rands des Valle del Bove in Richtung Talsohle. Im Gebiet südwestlich bis südlich des Monte Simone schlug sie dann einen südlichen bis südöstlichen Kurs ein, kam in dem flacher werdenden Gelände aber kaum voran.
Am 05. Juni reduzierte sich die Förderrate offensichtlich, denn es war nur noch eine Lavazunge aktiv und diese wurde im Laufe des Tages auch immer schmaler. In der Nacht auf den 06. Juni verbreiterte sich diese Lavazunge dann aber wieder deutlich. Am Tage wurde sie dann aber schon wieder kleiner. Unterdessen kam es im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters weiterhin zu zeitweiligen Ascheemissionen.
Am Vormittag des 07. Juni begann sich ein neuer Teilstrom zu bilden. Er bewegte sich langsam dem südlichen Rand des bisherigen Lavafelds entlang in östliche Richtung. Gegen 18:30 Uhr war er in etwa auf der Höhe angekommen auf der die Front der anderen verbliebenen Lavazunge stagnierte. Diese hatte sich im Laufe des Tages deutlich abgeschwächt. Unterdessen dauerten die zeitweiligen Aschefreisetzungen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters weiterhin an.

Wie das INGV gerade berichtet öffnete sich am heutigen späten Nachmittag eine neue effusive Spalte. Sie befindet sich unterhalb der nördlichen Wand des Valle del Bove im Gebiet "Serracozzo" auf ca. 1800 m hohem Gelände. Die Spalte emittiert einen Lavastrom. Es kam zu keinen signifikanten Bodenverformungen. Genaueres ist noch nicht bekannt und das Gebiet wird von INGV-Personal nun untersucht [1].

In sozialen Medien sind inzwischen erste Fotos der Spalte aufgetaucht. Diese entstanden vermutlich kurz nach der Öffnung, da sie noch bei Tageslicht gemacht wurden. Sie zeigen eine wenige zig Meter lange Fraktur mit mindestens drei Austrittsöffnungen und einen sehr kurzen und zähen Lavastrom.

Der Tremor ging in den letzten Tagen leicht zurück und bewegt sich inzwischen auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau. Er unterliegt dabei nur geringen Schwankungen [2].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Zunächst überrascht, dass sich die Öffnung dieser eruptiven Spalte ohne große seismische Aktivität oder Bodenverformungen angekündigt hat. Vermutlich war das Magma schon vor längerer Zeit aufgestiegen und befand sich seitdem relativ nah unter der Oberfläche.
Die Spalte dürfte grob geschätzt in etwa in einer Linie zu den anderen effusiven Schloten bzw. bis hinauf zum Neuen Südostkrater liegen. Vermutlich ist es ein Dikesystem, das vom Südostkraterkomplex aus in nordöstliche bis östliche Richtung streicht. Es setzte zunächst hauptsächlich die nach oben strebenden Gase frei, was die überwiegend explosive Aktivität am Neuen Südostkrater am Anfang der Eruption verursachte. Dann stieg frischeres Magma auf und die zweite Phase mit Öffnung weiterer Schlote auf ca. 2800 m Höhe begann. Auch diese Öffnungen reichten nun offenbar nicht mehr aus um den Druck abzubauen bzw. das Magma schnell genug aus dem System herauszutreiben. Und so öffneten sich nun neue Schlote in deutlich tieferem Gelände.
Die Förderrate an den höher gelegenen Schloten schien heute etwas zurück gegangen zu sein, aber dies ist die Interpretation meiner Webcam-Beobachtungen. Es ist auch gut möglich, dass die Lava inzwischen vermehrt in Tunneln fließt und darum nicht mehr so starke thermische Anomalien produziert.
Auf jeden Fall wird auch heute Abend noch reichlich Lava gefördert und dies bedeutet, dass vermutlich das Magma noch hoch im Dike steht. Dies deutet darauf hin, dass die neue eruptive Spalte noch für längere Zeit aktiv sein könnte. Es ist auch nicht klar wieviel Magma noch unter dem Berg vorhanden ist.
Vermutlich wird von der neuen Spalte zunächst relativ zähes und kaltes Material gefördert. Wenn dies erst einmal ausgeräumt ist könnte heißere und dünnflüssigere Lava folgen, was die Förderrate deutlich vergrößern dürfte.
Zurzeit stellt diese Spalte noch keinerlei Gefahr dar. Das unbewohnte wüstenhafte Tal ist groß genug, um einen größeren Lavastrom aufzunehmen. Außerdem ist die Gegend relativ flach. Wenn es aber zu hohen Förderraten kommen sollte oder die effusive Aktivität über Monate andauern würde, dann könnte sich ein Lavastrom entwickeln der das Valle del Bove in östliche Richtung verlassen würde. Dann wären Ortschaften wie Fornazzo oder Milo bedroht. Davon sind wir aber noch weit entfernt! Es ist natürlich auch möglich, dass sich weitere Frakturen in noch tiefer gelegenem Gelände z.B. in der Gegend südöstlich des Rifugio Citelli bilden, was aber eher unwahrscheinlich ist.
Insgesamt ergeben sich hier aber Ähnlichkeiten mit früheren Flankeneruptionen, wie z.B. 1971 oder 1979. Diese begannen ebenfalls am Südostkrater (dieser wurde durch die 1971-Eruption quasi geboren) und setzten sich in Form von effusiven Spalten fort, die sich im Laufe der Zeit immer tiefer an der Ost-/Nordostflanke öffneten.
Wenn sich die neue eruptive Spalte tatsächlich weiter entwickeln kann, dürften wir von der ersten "echten" Flankeneruption seit 2008 oder gar 2002 sprechen. Die weitere Entwicklung ist nun wirklich sehr spannend geworden!

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - Comunicati attivitą vulcanica. 2022/06/07 20:43 (18:43 UTC). COMUNICATO ETNA
  2. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE

03. Juni 2022

Die Eruption am Neuen Südostkrater dauert weiterhin an. Seit zwei Tagen wird neben Lava auch nahezu anhaltend Asche emittiert. Der Tremor ist etwas zurück gegangen.

Vom 30. Mai bis zum 01. Juni setzte sich die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters ohne große Änderungen fort. Der dabei geförderte Lavastrom entwickelte ein System aus Lavakanälen, das sich der steilen westlichen Flanke des Valle del Bove hinab ausdehnte, wie Videos in sozialen Medien zeigten. Die Fronten der Lavazungen stagnierten allerdings auf ca. 2100 m hohem Gelände im Gebiet südwestlich des Monte Simone.
Der explosive Schlot, der bis zu der Öffnung der neuen effusiven Schlote am 29. Mai kräftige und anhaltende strombolianische Aktivität zeigte, blieb sehr ruhig und generierte zunächst auch kaum Asche. Dann kam es am Abend des 01. Juni ab ca. 18:30 Uhr zu anhaltenden Ascheemissionen. Dabei wurde die Asche in Form pilzförmiger Wolken aus dem nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters ausgestoßen. Teilweise war die Asche auch mit heißem Material durchsetzt, wie Fotos der Wärmebildkameras zeigten. Gleichzeitig emittierte die Bocca Nuova anfangs verstärkt Gas und Dampf. Die Aktivität ging mit einem kurzen Anstieg und anschließend deutlichem Abfall des Tremors einher. Nach Einbruch der Dunkelheit zeigte sich, dass der explosive Schlot an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters für die Ascheemissionen verantwortlich war, denn nun war dort pulsartiger Ausstoß glühende Asche erkennbar. Die Aschewolken wurden vom Wind in südöstliche Richtung getrieben und sorgten für Probleme beim Betrieb des Internationalen Flughafens von Catania.
Die Aschefreisetzungen dauerten die ganze Nacht auf den 02. Juni über an. Gleichzeitig förderten die effusiven Schlote verstärkt Lava. Zeitweise war dort auch leichter Schlackenwurf zu sehen. Nach Sonnenaufgang war immer noch anhaltende Aschefreisetzung erkennbar, allerdings wirkte sie nicht mehr ganz so intensiv. Am Nachmittag schwächten sich die Aschefreisetzungen weiter ab und hörten gegen 17:00 Uhr fast ganz auf. Die Lavaemissionen setzten sich dagegen ohne sichtbare Abschwächung fort und dauerten auch in der vergangenen Nacht an. Am späten gestrigen Abend setzten dann wieder neue Ascheemissionen ein. Diese dauerten auch heute den ganzen Tag über mal mehr mal weniger stark an. Der Wind trug die Asche in südliche Richtung was zu erneuten Problemen am Internationalen Flughafen von Catania führte. Die Lavaemission aus den beiden effusiven Schloten setzte sich auch heute fort und die verschiedenen Lavazungen, die sich der steilen Flanke hinab in des Valle del Bove bewegten, wurden mit wechselnder Intensität genährt. Insgesamt scheinen sich die Fronten seit gestern in dem flacher werdenden Abschnitt des Valle del Bove, auf 2000 - 2100 m Höhe, etwas in südliche Richtung bewegt zu haben, denn über die Webcams kann man in diesem Bereich immer wieder braunen Staub und bläuliches Gas aufsteigen sehen.

Dieses Webcam-Foto vom heutigen Vormittag zeigt neben der Ascheemission aus dem Neuen Südostkrater auch den Lavastrom. Sein Verlauf wird durch aufsteigende Gaswolken markiert:
Ascheemission aus dem Neuen Südostkrater und Lavastrom im VdB
Foto vom 03.06.2022, 11:30 Uhr: Milo-Webcam des INGV

Wie das INGV berichtet öffnete sich am 29. Mai nicht nur ein effusiver Schlot auf 2850 m Höhe, sondern ein weiterer auf 2730 m Höhe. Außerdem bildete sich entlang der oberen Ostflanke des Neuen Südostkraters, auf ca. 3000 - 3200 m Höhe ein System aus bogenförmigen oberflächlich verlaufenden Frakturen. Dies führte zu einer Instabilisierung des Hangs und zum Abrutschen von Material.
Wie weiter berichtet wird produzierte die Eruption bis zum 31. Mai ein Lavavolumen von ca. 4 Mio. m3. Die mittlere Förderrate lag während der ersten Phase (13. - 28. Mai) bei 2 - 4 m3 pro Sekunde und während der zweiten Phase, die am 29. Mai begann bei über 10 m3/s.

Inzwischen wurden Analysen von dem Material der aktuellen Eruption durchgeführt. Dabei wurde Lava untersucht, die am 23. Mai und somit 11 Tage nach dem Start der Eruption freigesetzt wurde. Dabei zeigte sich, dass das Magma mit einem CaO/Al2O3-Verhältnis von 0.51 und einem FeOtot/MgO-Verhältnis von 3.1 höher entwickelt war, als bei den paroxysmalen Phasen vom 10. und 21. Februar (CaO/Al2O3-Verhältnis von 0.56 und einem FeOtot/MgO-Verhältnis von 2.7). Dies bedeutet, dass sich das Magma bereits seit längerer Zeit in dem Reservoir befindet, das die aktuelle eruptive Aktivität nährt [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 23.05. und 29.05. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 23.05. und 29.05. eine leichte Deflation des Vulkangebäudes [1].

Die Infraschallaktivität erreichte zwischen dem 23. und 25. Mai mit über 1100 Ereignissen pro Tag ein Maximum. Die Amplitude der Ereignisse war dabei schwach oder von mittlerer Stärke. Sporadisch kam es aber auch zu kräftigen Ereignissen. Am 28. Mai ging die Anzahl der Ereignisse drastisch zurück. Die Quelle der Ereignisse war der Neue Südostkrater und in untergeordneter Rolle die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern hielten sich zwischen dem 23. und 29.05. auf mittlerem Niveau und waren ähnlich der Vorwoche.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen zwischen dem 23. und 29.05. zurück, hielten sich aber dennoch auf mittlerem Niveau [1].

Der Tremor hielt sich zwischen dem 30. Mai und 01. Juni ohne Schwankungen gerade so auf hohem Niveau. Am 01. Juni stieg er kurz and und fiel danach wieder deutlich ab, blieb aber weiterhin noch knapp auf hohem Niveau [2].

Am 30.05. kam es bei Sant'Agata li Battiati (Südostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Analysen des Materials das während der ersten Phase der Eruption freigesetzt wurde haben gezeigt, dass es sich um höherentwickeltes Magma gehandelt hat. Dieses war bereits längere Zeit unter dem Berg gespeichert. Vermutlich wurde es von frischerem Magma zum Aufsteigen gebracht. Dann sollte die jetzt eruptierte Lava etwas primitiver sein. Diese Analysen stehen aber noch aus.
Über die Öffnung neuer effusiver Schlote auf etwas niedrigerer Höhe hatte ich ja bereits vor einer Woche spekuliert. Dies ist ja nun am 29. Mai tatsächlich geschehen. Die Lava scheint nun auch etwas dünnflüssiger zu sein. Ich vermute daher, dass es sich um etwas primitiveres Material handelt.
Die anhaltenden Ascheemissionen aus dem explosiven Schlot an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters, die sich seit dem 01. Juni ereignen, könnten durch das Absinken der Magmasäule, bedingt durch den anhaltenden Abfluss an den neuen effusiven Schloten verursacht werden. Dafür spricht auch das Absinken des Tremors. Es ist aber auch möglich, dass verstärkt Gas aufsteigt und es im Schlot zu tiefsitzender Aktivität kommt.
Ein Szenario wie es in nächster Zeit weiter geht könnte wie folgt aussehen: Die Ascheemissionen dauern weiterhin an. Der Tremor fällt langsam ab und die Lavaemission reduziert sich auf den am tiefsten gelegenen Schlot und dauert dort noch einige Tage oder Wochen an bis die Eruption dann ganz zu Ende geht. Am Neuen Südostkrater kommt es anschließend zu Kollapsereignissen.

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30. Mai 2022

Am 29. Mai haben sich an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters zwei effusive Schlote geöffnet. Seitdem kommt es zur Förderung eines Lavastroms, der sich in das Valle del Bove ergießt. Der Tremor hat sich nach deutlichem Rückgang wieder auf hohem Niveau stabilisiert.

Während der Nacht auf den 28. Mai generierte der explosive Schlot an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters häufig kräftige strombolianische Explosionen. Diese schleuderten glühendes pyroklastisches Material auf die Flanken des Kegels. Am Tage generierte dieser Schlot zeitweise graue Asche, die vom Wind rasch in nördliche Richtung transportiert wurde. Unterdessen förderte der effusive Schlot, der sich auf der mittleren Nordflanke des Neuen Südostkraters befindet, schubartig Lava. Die kurzen Ströme kamen nur wenige hunderte Meter voran und bewegten sich nach Nordosten in Richtung Valle del Leone.
Am 28.05. gegen 20:00 Uhr fiel der Tremor deutlich ab. Ob es danach noch zu explosiver Aktivität kam war über die Webcams nicht zu erkennen, dann zu diesem Zeitpunkt zogen dichte Wolken auf.
Auch am späten Abend des 28. Mai und während der Nacht auf den 29. Mai behinderten Wolken häufig die Beobachtung der eruptiven Aktivität. Erst gegen Morgen klarte es wieder auf. Nun zeigte sich, dass die am Vortag noch aktiven kurzen Lavaströme nicht mehr genährt wurden und am Abkühlen waren.
Gegen 08:05 Uhr war dann an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters eine kleine thermische Anomalie erkennbar. Gleichzeitig zeigte sich an derselben Stelle eine weiße Dampfwolke. Während sich die thermische Anomalie langsam intensivierte und in nördliche Richtung ausdehnte, wurde bläuliches Gas emittiert.
Wie das INGV später berichtete, hatte sich dort auf ca. 2800 m Höhe ein neuer effusiver Schlot geöffnet. Ein zweiter hatte sich weiter Hang aufwärts auf 3250 m Höhe gebildet [1].
Die Lava aus dem neuen Schlot bewegte sich zunächst in nördliche bis nordöstliche Richtung, begann dann aber ab ca. 11:00 Uhr den steilen westlichen Abhang des Valle del Bove hinab zu strömen. Dabei entwickelten sich drei Zungen die parallel in östliche Richtung flossen. Diese Phase wurde auch in einem Video dokumentiert. Am Abend berichtete das INGV, dass die am weitesten fortgeschrittene Front 2100 m hohes Gelände erreicht hatte.
Auch in der Nacht auf den 30. Mai dauerte die effusive Aktivität an dem neuen Schlot auf 2800 m Höhe an. Die Lavazungen, die sich parallel der steilen westlichen Flanke des Valle del Bove hinab ergossen wuchsen allmählich zusammen, so dass im Prinzip ein einziges großes Lavafeld entstand. Allerdings kamen diese Zungen nur langsam weiter Hang abwärts voran, was sicherlich auch durch das dort wieder flacher werdende Gelände verursacht wurde. Die Front der am weitesten vorangeschrittenen Zunge dürfte am Nachmittag des 30. Mai grob geschätzt das Gebiet südwestlich bis südlich des Monte Simone, auf ca. 2000 m Höhe erreicht haben. Ob auch der höher gelegene effusive Schlot noch aktiv war blieb unklar. Ich konnte dort jedenfalls keine Aktivität erkennen. Während der Nacht auf den 30. Mai und auch am Tage konnte ich über die Livecams keine strombolianische Aktivität mehr am explosiven Schlot beobachten. Es kam lediglich zu kräftiger Gasemission, die manchmal mit etwas Asche durchsetzt war.

Dieses Foto der Monte Cagliato Wärmebildkamera des INGV vom Abend des 30. Mai zeigt das Lavafeld an der steilen westlichen Flanke des Valle del Bove als große thermische Anomalie. Links oberhalb davon kann man als schmalen Streifen den Lavastrom erkennen, der hinauf zum effusiven Schlot auf 2800 m führt:
Lavafeld des neuen effusiven Schlots im Valle del Bove
Foto vom 30.05.2022, 20:21 Uhr: Wärmebildkamera des INGV auf dem Monte Cagliato.

Der Tremor nahm am Abend des 28. Mai schnell und deutlich ab und fiel auf ein Niveau, das nur knapp oberhalb der Grenze zum mittleren Bereich lag. Dann stieg der Tremor wieder an, ging noch einmal zurück und stieg ab dem 29. Mai langsam, aber kontinuierlich an. Am 30. Mai stabilisierte er sich auf einem Niveau, das zwar hoch war allerdings längst nicht die Amplitude erreichte, die vor dem deutlichen Abfall am 28. Mai an vielen Tagen generiert wurde [2].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna. Comunicati attivitą vulcanica. 2022/05/29 21:02 (19:02 UTC). COMUNICATO ETNA
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27. Mai 2022

In den vergangenen Tagen hat die Intensität der strombolianischen Explosionen am Neuen Südostkrater noch etwas zugenommen. Dagegen hat die Förderrate am effusiven Schlot abgenommen. Der Tremor ist nach wie vor hoch.

Während der Nacht auf den 25. Mai dauerte die kräftige strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater an. Der an der oberen Nordflanke befindliche Schlot generierte dabei Explosionen, die das glühende Material auf die Flanken des Neuen Südostkraters auswarfen. Gleichzeitig setzte sich auch die effusive Aktivität fort. Der Schlot an der Nordflanke, der sich am 20. Mai geöffnet hatte, förderte anhaltend etwas Lava, die sich zunächst in nördliche, dann in nordöstliche bis östliche Richtung in das Valle del Leone bewegte.
Im Laufe des 25. Mai ging die explosive Aktivität zurück und auch die Lavaförderung nahm noch etwas ab. Nach Einbruch der Dunkelheit zeigte sich der explosive Schlot aber bereits wieder sehr aktiv und generierte häufig kräftige strombolianische Explosionen. Diese verstärkte Aktivität, die auch wieder mit einer Intensivierung der Lavaemission am effusiven Schlot einher ging, dauerte bis zum Morgen des 26. Mai an. Tagsüber wurde dann nur wenig Asche produziert und auch der Lavastrom wirkte nicht mehr so gut genährt wie noch in der Nacht.
Am Abend des 26. Mai steigerte sich die Intensität der strombolianischen Explosionen wieder deutlich. Einige waren so stark, dass große glühende Lavabomben ca. 150 - 200 m hoch geschleudert wurden und auf allen Flanken des Neuen Südostkraterkegels nieder gingen. Auch in der vergangenen Nacht und heute am Tag kam es zu anhaltender und häufig starker strombolianischer Aktivität. Dabei wurden gelegentlich geringe Mengen Asche emittiert. Auch die effusive Aktivität dauerte in der vergangenen Nacht und heute an. Sie trat schubartig auf und war relativ schwach. Die Fronten der Lavazungen erreichten kaum noch das Valle del Leone.
Die übrigen Gipfelkrater blieben in der vergangenen Woche weiterhin ruhig und setzten ihre üblichen Gasemissionen fort. Diese waren an der Bocca Nuova am intensivsten und häufig pulsartig verstärkt.

Auf diesem Webcam-Foto vom heutigen Abend, das von Südosten aus aufgenommen wurde, kann man eine der kräftigen strombolianischen Explosionen erkennen, die der auf der Rückseite des Kegels gelegene Schlot produziert:
Kräftige strombolianische Explosionen am Neuen Südostkrater von Südosten aus
Foto vom 27.05.2022, 20:51 Uhr: Webcam des L.A.V.E. auf dem Schiena dell'Asino.

Wie das INGV berichtet hatte der Lavastrom, der seit dem 12. Mai gefördert wurde, am 20. Mai ein Volumen von 1,5 Mio m3erreicht. Seine maximale Länge betrug 2,9 Km und seine Front hatte 2200 m hohes Gelände erreicht [1].

Die Infraschallaktivität hat sich von ca. 150 Ereignissen pro Tag am 16. Mai auf ca. 750 Ereignisse pro Tag am 21. Mai gesteigert, wobei sich die Amplitude auf mittlerem Niveau bewegte. Quelle der Aktivität war der Neue Südostkrater [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte eine schwache Deflation des Vulkangebäudes, die am 17. Mai begann. Außerdem wurde eine Zunahme der Distanz zwischen den Stationen ECRI (Monte Crisimo) und ECOR (Corruccio) gemessen, die sich an der Pernicana-Verwerfung (Nordostflanke) befinden [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 16. Mai und 22. Mai keine nennenswerten Veränderungen [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern haben zwischen dem 16. und 22.05. mäßig zugenommen und bewegen sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) haben zwischen dem 16. und 22.05. zugenommen und befinden sich auf hohem mittlerem Niveau [1].

Der Tremor unterlag in den vergangenen Tagen weiterhin deutlichen Schwankungen, die sich im Takt von einigen Stunden ereigneten. Der Tremor bewegte sich dennoch stets auf hohem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag zwischen dem 16. und 22.05. unter dem Südostkrater auf ca. 3000 m Höhe [1].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
In der vergangenen Woche hat sich die Eruption, was die explosive Aktivität angeht, noch etwas verstärkt. Wie bereits letzte Woche von mir vermutet hat nun wohl gasreicheres Magma die Oberfläche erreicht. Dafür ist die effusive Aktivität zurück gegangen. Der Tremor ist nach wie vor recht hoch, auch wenn er deutlichen Schwankungen unterliegt. Es wurde etwas Deflation registriert, was im Laufe einer Eruption normal ist und darauf hinweist, dass weniger Magma im Berg aufsteigt, als abgeführt wird. Dies bedeutet vermutlich jedoch nicht, dass die Eruption schon in Kürze vorüber sein wird. Möglicherweise ist auch Magma in die nordöstliche Riftzone vorgedrungen, denn dort gab es, wie schon kurz vor der Eruption eine Zunahme der Distanz zwischen den GPS-Stationen. Dies ist allerdings ein Vorgang der immer wieder am Ätna auftritt und bis jetzt nicht alarmierend ist.
Im Moment ist es schwer zu sagen, wie lange die Eruption noch andauern wird. Die Kohlendioxidemissionen waren ja zuletzt immer noch recht hoch, so dass vermutet werden kann, dass sich weiterhin frisches Magma unter dem Berg sammelt, entgast und aufsteigt und die Eruption weiterhin nährt.
Am 20. Mai, 8 Tage nach dem Einsetzen der Eruption hatte sich an der Nordflanke des Neuen Südostkraterkegels ein neuer effusiver Schlot geöffnet. Weitere Schlotöffnungen halte ich jederzeit für möglich, da die gesamte Nordflanke des Kegels etwas instabil zu sein scheint. Außerdem ist damit zu rechnen, dass nachdem das meiste Gas ausgeschieden wurde, noch primitiveres und dünnflüssigeres Magma aufsteigen wird. Dies könnte die Öffnung von neuen effusiven Schloten begünstigen, die dann vermutlich auch etwas tiefer an der Flanke des Kegels lokalisiert sein könnten. Es bleibt somit bezüglich Dauer und Verlauf dieser Eruption weiterhin recht spannend!

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24. Mai 2022

Unter Zunahme der explosiven Aktivität hat sich in den vergangenen Tagen die Eruption am Neuen Südostkrater fortgesetzt. Dabei kam es am Freitag zur Öffnung eines neuen effusiven Schlots der einen Lavastrom in das Valle del Leone förderte. Der Tremor ist nach wie vor hoch.

Am Abend des 20. Mai hat sich gegen 17:30 Uhr an der Nordflanke des Neuen Südostkraters ein weiterer effusiver Schlot geöffnet. Dies ging mit kurzen pyroklastischen Strömen, kleinen Hangrutschungen und Auswurf von grobem heißem Material einher, wie Videoaufnahmen eindrucksvoll zeigten. Der Schlot befindet sich etwas nordwestlich des ersten effusiven Schlots, der sich am 12. Mai geöffnet hatte. Nach der Öffnung des neuen Schlots begann Lava der steilen nördlichen Flanke des Neuen Südostkraterkegels hinab zu fließen und nach Norden in Richtung der Schlackenkegel von 2014 zu strömen. Während der Nacht auf den 21. Mai schlug die Front des Lavastroms dann einen mehr nordöstlichen Kurs ein und begann in das Valle del Leone zu fließen. Unterdessen generierte der explosive Schlot an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters unentwegt kräftige strombolianische Explosionen.
Diese Aktivität setzte sich auch am Tage des 21. Mai fort. Zeitweise produzierte der explosive Schlot dabei dunkle Asche, die sich unter das anhaltend ausströmende Gas mischte und eine dünne, 1500 - 2000 m hohe Eruptionssäule generierte. Diese wurde vom Wind in südliche Richtung getrieben und sorgte für leichten Ascheregen in den Ortschaften an der Südflanke des Ätna. Nach Sonnenuntergang war am Abend des 21. Mai über die Livecams nach wie vor lebhafte strombolianische Aktivität erkennbar. Aus dem neuen effusiven Schlot wurde anhaltend Lava gefördert. Dagegen war die Förderrate am ersten effusiven Schlot (vom 12. Mai) deutlich niedriger als an den Vortagen. Der zugehörige Lavastrom war nicht mehr aktiv und am Abkühlen.
Auch am 22. Mai setzte sich explosive und effusive Aktivität am Neuen Südostkrater fort, wobei die Förderung von Lava aus dem effusiven Schlot deutlich nachließ. Am Abend nahm nach 19:00 Uhr die Intensität der strombolianischen Explosionen etwas zu und glühendes pyroklastisches Material wurde häufig ca. 100 - 150 m hoch geschleudert und regnete auf die oberen Flanken des Kegels nieder. Gleichzeitig wurde verstärkt Asche emittiert. Diese stieg auf ca. 5000 m Höhe auf und wurde vom Wind in südliche Richtung verfrachtet. Aus dem neuen effusiven Schlot wurde nun wieder mehr Lava gefördert, die einen noch etwas weiter westlich verlaufenden Kurs einschlug, dann aber wieder in nordöstliche Richtung abbog und in das Valle del Leone strömte.
Im Tagesverlauf des 23. Mai war über die Monte Cagliato Wärmebildkamera eine Abschwächung des in das Valle del Leone fließenden Lavastroms erkennbar. Der explosive Schlot war dagegen weiterhin sehr aktiv und generierte kräftige strombolianische Explosionen. Auch in der vergangenen Nacht kam es zu kräftiger strombolianischer Aktivität. Der Lavastrom zeigte sich dagegen weiterhin schlecht genährt. Am Tage wirkten die Ascheemissionen schwächer als an den Vortagen. Allerdings wurde kräftig Gas und viel Dampf emittiert, was aber auch durch die Wetterlage induziert wurde. Am Nachmittag gegen 15:15 Uhr war dann über die Monte Cagliato-Wärmebildkamera eine neue Lavafront erkennbar, die sich sehr langsam vom neuen effusiven Schlot der Nordflanke des Neuen Südostkraters hinab in nördliche Richtung bewegte. Heute Abend gegen 20:00 Uhr begann dann der scheinbar relativ schwach genährte Strom allmählich in das Valle del Leone zu fließen.

Dieses Webcam-Foto vom Abend des 23. Mai zeigt die kräftige strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater von Süden aus:
Kräftige strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater von Süden aus
Foto vom 23.05.2022, 20:45 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Der Tremor schwankte in den letzten Tagen auf hohem Niveau. Den stärksten Rückgang gab es dabei am 21. Mai. Seitdem ist der Tremor wieder allmählich unter deutlichen Schwankungen gestiegen [1].

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20. Mai 2022

In den vergangenen Tagen hat sich die eruptive Tätigkeit am Neuen Südostkrater fortgesetzt. Es kam weiterhin zur Förderung eines Lavastroms nach Norden in das Valle del Leone, sowie zu überwiegend moderater strombolianischer Aktivität. Der Tremor ist noch etwas gestiegen.

Auch in der Nacht auf den 17. Mai setzte sich die effusive Aktivität an der Nordflanke des Neuen Südostkraters fort. Diese war nach wie vor schubartig. Die Front des Lavastroms, die zuvor noch im Valle del Leone unterwegs war, drehte unterdessen in östliche Richtung ab und begann dem steiler werdenden Hang hinab in das Valle del Bove zu fließen. Gleichzeitig kam es an dem explosiven Schlot, an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters, phasenweise zu überwiegend milden strombolianischen Explosionen. Insgesamt war die Aktivität dort höher als an den Vortagen.
Nach Tagesanbruch war an dem explosiven Schlot häufig Emission von moderaten Mengen dunkler Asche erkennbar. Diese mischte sich unter die anhaltend freigesetzte Gassäule und färbte sie grau. Die Gasfahne wurde vom Wind in südwestliche Richtung getragen. Nach Einbruch der Dunkelheit zeigte sich der explosive Schlot sehr aktiv und es kam zu anhaltenden strombolianischen Explosionen, die ihren Ursprung offenbar in zwei unterschiedlichen Öffnungen hatten. Der Lavastrom zeigte sich am 17. Mai besser genährt als an den Vortagen und kam langsam weiter in östliche Richtung voran. Wie Bilder in sozialen Medien zeigten, hatte er in seinem oberen Abschnitt einen gut ausgeprägten Lavakanal ausgebildet an dem streckenweise bereits Tunnelbildung einsetzte. Gegen 14:00 Uhr zeigten Fotos der Monte Cagliato Wärmebildkamera einen neuen heißen Fleck knapp südlich vom bisherigen Austrittspunkt des Lavastroms. Offenbar kam es hier zum Überlauf des Lavakanals. Schnell entwickelte sich ein weiterer Lavastrom, der sich parallel zum ersten bewegte. Im Laufe der Nacht auf den 18. Mai wurde die Front des Lavastroms zunehmend inaktiv, kam zum Stillstand und begann abzukühlen. Der Strom schien sich nun in seinem oberen Abschnitt weiter zu verbreitern und begann vermutlich wieder vermehrt in Richtung Valle del Leone zu strömen.
Am Tage schien der explosive Schlot weniger Asche zu emittieren als an den Vortagen, allerdings waren die Beobachtungen auch häufig durch Wolken behindert. Der Lavastrom verlagerte sich in seinem oberen Abschnitt etwas weiter nach Nordwesten und seine Front war über die Webcams nicht erkennbar. Vermutlich ergoss er sich in das relativ flache Areal nördlich des Neuen Südostkraters, wo der mittlerweile relativ stark verfüllte südliche Abschnitt des Valle del Leone beginnt.
Nach Einbruch der Dunkelheit zeigte der explosive Schlot am Abend es 18. Mai anhaltende strombolianische Tätigkeit. Die Explosionen erfolgten dabei alle 3 - 5 Sekunden und das glühende pyroklastische Material wurde ca. 100 - 150 m hoch ausgeworfen. Es regnete auf die nördliche bis nordwestliche Flanke des Neuen Südostkraterkegels herab. Manche glühenden Bomben rollten der Flanke bis zu nördlichen Basis des Kegels hinunter. Diese Aktivität dauerte die ganze Nacht auf den 19. Mai über an. Unterdessen schien sich die effusive Aktivität etwas abzuschwächen.
Nach Sonnenaufgang war am explosiven Schlot anhaltende Gasemission erkennbar. Nach kurzer Zeit zogen allerdings Wolken auf, die die Beobachtung der Aktivität bis zum Abend verhinderten. Gegen 20:00 Uhr war über die Monte Cagliato - Wärmebildkamera erkennbar, dass der Lavastrom nur noch im nordwestlichen Abschnitt des bisherigen Lavafelds aktiv war und sich in das Valle del Leone ergoss. Am explosiven Schlot kam es weiterhin zu strombolianischer Aktivität mit moderaten Explosionen, die alle 3 - 6 Sekunden erfolgten. Zeitweise ereigneten sich auch stärkere Explosionen, die glühendes Material bis auf die Südostflanke des Kegels schleuderten.
Während der vergangenen Nacht wurde aus dem effusiven Schlot verstärkt schubartig Lava gefördert. Diese bewegte sich entlang des westlichen Rands des bisherigen Lavafelds und durchquerte das Valle del Leone in nördliche Richtung. Die Front hatte heute Morgen einen Punkt erreicht der noch etwas nördlicher lag, als das Gebiet von wo aus die Lava vor drei Tagen in östliche Richtung abgebogen war. Im Laufe des heutigen Tages schien die Lavaemission wieder abgenommen zu haben.
Der explosive Schlot an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters war die gesamte vergangene Nacht sehr aktiv und es kam zeitweise zu kräftigen strombolianischen Explosionen, die auch von der Südseite des Kegels sichtbar waren. Am Tage wurde bei dieser Aktivität zeitweise auch etwas Asche generiert. Heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit zeigte sich der Schlot weiterhin sehr aktiv und es kam alle paar Sekunden zu kräftigen strombolianischen Explosionen, die glühendes Material bis weit auf die Ost- bzw. Nord- und Nordwestflanke des Kegels schleuderten.

Wie das INGV berichtet erreichte die Front des Lavastroms am 17. Mai 2300 m hohes Gelände und befand sich in der Nähe des Monte Rittmann. Bis zu diesem Tag wurde durch die effusive Tätigkeit ein Volumen von 900.000 m3 Lava freigesetzt. Der Lavastrom hatte eine Länge von maximal 2,4 Km und eine Dicke von ca. 2 m. Wie weiter berichtet wird, war am 18. Mai ein neuer Strom aktiv, dessen Front sich im Valle del Leone auf ca. 2700 m Höhe bewegte [1].

Dieses Webcam-Foto zeigt den Neuen Südostkrater von Südosten aus. Die strombolianischen Explosionen sind inzwischen so kräftig, dass sie auch von Süden aus gesehen werden können, obwohl sich der Schlot an der oberen Nordflanke des Kegels befindet:
Strombolianische Explosionenam Neuen Südostkrater von Südosten aus
Foto vom 20.05.2022, 21:43 Uhr: Webcam des L.A.V.E. auf dem Schiena dell'Asino.

Auf diesem Foto der Monte Cagliato Wärmebildkamera des INGV kann man den aktiven Teil des Lavastroms erkennen, der durch eine schmale aber intensive thermische Anomalie gekennzeichnet wird und sich im Westen des bisherigen Lavafelds bewegt. Man kann auch noch die ehemalige Front des Stroms erkennen, die sich als schwache Anomalie abzeichnet und nach Osten in das Valle del Bove hinabreicht. Die neue Front befindet sich oberhalb (noch im Valle del Leone) und etwas nördlich davon:
Lavafronten im Valle del Leone und Valle del Bove
Foto vom 20.05.2022, 08:33 Uhr: Wärmebildkamera des INGV auf dem Monte Cagliato.

Die Infraschallaktivität war bis zum 14. Mai niedrig und konzentrierte sich auf die Bocca Nuova. Dann verlagerte sich die Quelle bedingt durch die eruptive Aktivität zum Neuen Südostkrater. Die Frequenz der Ereignisse blieb jedoch eher niedrig [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte ab Ende April eine leichte Zunahme der vertikalen Komponente an den Stationen ECNE (Nordostkrater) und EPDN (Pizzi Deneri). Außerdem wurde am 06. Mai eine leichte Zunahme der Entfernung zwischen den Stationen ECRI (Monte Crisimo) und ECOR (Grotta del Corruccio) ermittelt. Diese Stationen befinden sich an der Pernicana Verwerfung (Nordostflanke) [1].
Die klinometrischen Stationen zeigten zwischen dem 06. und 10. Mai eine leichte Zunahme der Deformation des Bodens. Diese war an der Station "Case del Vescovo" an der Südflanke des Bergs mit 0,2 Mikroradiant am stärksten [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern sind seit Anfang Mai leicht gestiegen. Sie bewegten sich knapp oberhalb von 2000 Tonnen SO2 pro Tag.
Die Chlorwasserstoffemissionen der Gipfelkrater sind seit April deutlich angestiegen und waren wieder so hoch wie zuletzt im Februar.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) haben seit Anfang Mai weiter zugenommen und bewegen sich auf hohem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 10. Mai bestimmt wurde, war mit einem Wert von ca. 0.65 höher als der letzte Messwert. Damit hat der Wert nach einer Abnahme, die im Februar begann und sich im März fortsetzte, nach Stagnation im April nun wieder hohes Niveau erreicht [1].

Der Tremor nahm bis zum 19. Mai langsam weiter zu und begann anschließend etwas stärker zu schwanken. Allerdings bewegt er sich nach wie vor auf hohem Niveau [2].
Die Quelle des Tremors wurde am 12. Mai auf 3000 m Höhe in der Nähe des Südostkraters lokalisiert [1].

Am 19. und 20.05. kam es am Monte Scorsone (Ostflanke) zu zwei Beben, die Magnituden von 2.2 bzw. 2.4 erreichten [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die jetzt veröffentlichten Daten zeigen, dass das Magma wohl gegen Ende April langsam damit begann aufzusteigen, denn es kam zu kleineren Veränderungen bei den GPS-Daten der Stationen an der Nordflanke, was sich auch in Form einiger Erdbeben an der Nordostflanke (Pernicana Verwerfung) bemerkbar machte. Daneben wurde eine kleine Zunahme der Bodendeformation an der Südflanke gemessen. Die hohen Kohlendioxidkonzentrationen, die sich bereits über den April aufbauten kündigten das Eintreffen des Magmas an. Der Anstieg der Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis), der sich ebenfalls schon im April bemerkbar machte, ist ebenfalls auf das Eintreffen des Magmas zurückzuführen.
Wie geht es nun weiter? Das Magma schien bisher nicht besonders gasreich gewesen zu sein, denn die explosive Aktivität hielt sich in Grenzen. Inzwischen ist ein Lavavolumen freigesetzt worden, das in etwa dem einer größeren paroxysmalen Phase entspricht. Es ist möglich, dass nun die Magmakammer, die die paroxysmalen Phasen bisher nährte geleert ist und jetzt erst primitiveres und gasreicheres Magma dort eindringen kann und dann eruptiert werden wird. Dies dürfte zu kräftigerer explosiver Aktivität führen. Die Intensität der strombolianischen Explosionen hat in den letzten beiden Tagen bereits zugenommen. Interessant ist, dass der Tremor für die sichtbare Aktivität relativ hoch ist. Vermutlich liegt das daran, dass nur ein relativ schmaler Aufstiegsweg vorhanden ist und dadurch der starke Tremor generiert wird. Seit gestern unterliegt der Tremor stärkeren Schwankungen. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Druck im Inneren langsam nachlässt und das Magma dadurch zunehmend schubartig aufsteigt. Dies könnte ein Hinweis sein, dass die Eruption nun schon wieder langsam dem Ende zugeht.
Die große Frage ist nun aber wieviel Magma noch in der Tiefe vorhanden ist. Dies kann leider niemand genau sagen. Es dürfte sich aber durch Deflation und Nachlassen der Kohlendioxid- bzw. Helium-Konzentrationen ankündigen. Ich persönlich glaube, dass sich die Eruption begleitet von Intensitätsschwankungen noch mindestens einige Tage fortsetzen wird und dabei auch noch etwas explosiver werden wird. Die effusive Tätigkeit könnte gleichzeitig nachlassen. Sollten sich neue effusive Schlote etwas weiter Hang abwärts öffnen, dann könnte die effusive Aktivität sogar noch einige Wochen andauern und nur allmählich ausklingen.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. ETNA - COMUNICATO STRAORDINARIO - 18/05/2022
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16. Mai 2022

In den letzten drei Tagen hat sich die Eruption am Neuen Südostkrater noch etwas verstärkt. Es wird weiterhin Lava in nordöstliche Richtung gefördert und außerdem kommt es zu milder strombolianischer Aktivität. Der Tremor ist unterdessen weiter gestiegen.

Während der Nacht auf den 14. Mai dauerte die Lavaeffusion aus dem Schlot an der mittleren Nordflanke des Neuen Südostkraters weiterhin an und verstärkte sich noch etwas. Der Lavastrom setzte seinen nordöstlichen Kurs fort und bewegte sich langsam in Richtung Valle del Leone. Seine Front befand sich auf ca. 2800 m hohem Gelände. Gleichzeitig generierte der explosive Schlot sporadisch kurze Phasen von strombolianischen Explosionen.
Am Morgen des 14. Mai zeigte sich nach Sonnenaufgang, dass dieser Schlot auch nach wie vor sporadisch kleine dunkle Aschewolken produziert. Die sporadisch explosive, aber ansonsten rein effusive Aktivität dauerte den ganzen Tag über an. Auch der Lavastrom setzte seinen Kurs fort, kam jedoch nur langsam voran. Nach Einbruch der Dunkelheit zeigte sich, dass die Eruption ohne Abschwächung andauerte, was angesichts des inzwischen noch weiter gestiegenen Tremors auch zu erwarten war.
Am Morgen des 15. Mai bewegte sich die Front des Lavastroms entlang der Grenze zwischen Valle del Leone und Valle del Bove in nördliche Richtung und war auf geschätzt 2600 m hohem Gelände unterwegs. Während die Förderung von Lava, die inzwischen häufig pulsartig verstärkt erfolgte, weiterhin andauerte, generierte der explosive Schlot wiederholt kleine Aschewolken. Manchmal kam es auch zu länger andauernder Emission von Asche. Im Laufe des Tages war auch immer wieder Freisetzung von Gas aus dem zentralen Krater, zwischen altem und neuem Südostkrater, erkennbar. Außerdem setzte eine weiter südlich befindliche kleine Öffnung, die in dem Gebiet liegt in der der Krater in die große Bresche übergeht, anhaltend Gas bzw. weißen Dampf frei. Thermische Anomalien waren jedoch nicht erkennbar.
Am Abend des 15. Mai zeigte sich nach Sonnenuntergang die Fortdauer der effusiven und explosiven Aktivität. Dabei produzierte der Schlot an der oberen Nordflanke des Neuen Südostkraters praktisch kontinuierlich strombolianische Explosionen. Während der vergangenen Nacht dauerte die eruptive Aktivität weiterhin an, aber der Lavastrom kam kaum noch weiter nach Norden voran. Im Laufe des Tages verbreiterte sich die Front des Lavastroms in dem etwas flacheren Gebiet zwischen Valle del Leone und Valle del Bove, trat dabei jedoch immer noch nicht den Weg weiter Hang abwärts (in östliche Richtung) an.
Von Süden her war am Südostkraterkomplex weiterhin wenig Aktivität erkennbar. Während aus dem zentralen Krater anhaltend etwas Gas aufstieg, emittierte die kleine Öffnung in der Nähe der großen Bresche weiterhin anhaltend Dampf und Gas.
Heute gegen 18:00 Uhr verstärkten sich die sporadischen Ascheemissionen an dem explosiven Schlot und wurden anhaltend. Mit Anbruch der Dunkelheit zeigten sich dort anhaltende, jedoch überwiegend milde strombolianische Explosionen.

Dieses Foto der Monte Cagliato Wärmebildkamera zeigt den Lavastrom am heutigen Abend. Die Front hat sich im relativ flachen Gebiet zwischen Valle del Leone und Valle del Bove verbreitert und kommt kaum noch nach Norden voran. Vermutlich wird sich der Strom bald dem Hang hinab in östliche Richtung bewegen und somit dem Kurs vieler früherer Ströme in das Valle del Bove folgen:
Lavastrom im Valle del Leone
Foto vom 16.05.2022, 19:03 Uhr: Wärmebildkamera des INGV auf dem Monte Cagliato.

Der Tremor nahm in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai noch einmal deutlich zu. An den nachfolgenden Tagen stieg er langsam, aber kontinuierlich weiter an und erreichte am 16. Mai den mittleren Bereich hohen Niveaus [1].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE

13. Mai 2022

An der Nordflanke des neuen Südostkraters hat sich gestern ein Schlot geöffnet, der einen kleinen Lavastrom fördert. Gleichzeitig ist der Tremor auf hohes Niveau gestiegen. Zuvor hatte sich bereits die seismische Aktivität des Ätna etwas verstärkt.

Bis zum 10. Mai setzten sich an den Gipfelkratern des Ätna zunächst die Gasemissionen wie gewohnt fort. Am intensivsten waren sie weiterhin an der Bocca Nuova, wo sie auch häufig pulsartig verstärkt auftraten. Wolken und Neuschnee behinderten anfangs noch die Beobachtungen mittels Webcams.
Am Morgen des 11. Mai mischten sich dann unter die weißen Gas- bzw. Dampfwolken, die aus dem zentralen Krater zwischem alten und neuem Südostkrater austraten, erste dünne Aschewolken. Diese Aschefreisetzungen intensivierten sich bis zum Abend noch etwas und in der Nacht auf den 12. Mai zeigten lichtstarke Webcams sporadisch schwachen Glutschein im nördlichen Sektor des zentralen Kraters bzw. im nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. Dieser wurde offenbar von einzelnen milden strombolianischen Explosionen verursacht.
Auch am 12. Mai kam es am Südostkraterkomplex immer wieder zur Freisetzung von kleinen, dunklen Aschewolken. Am späten Nachmittag intensivierten sich die Ascheemissionen etwas und ab ca. 20:00 Uhr war eine kleine und schwache thermische Anomalie im unteren Abschnitt der Nordflanke des Südostkraterkomplexes erkennbar. Diese vergrößerte und intensivierte sich im Laufe des Abends etwas. Sie wurde von einem kleinen, langsamen und vermutlich zähen Lavastrom verursacht. Dieser wurde aus einem neun Schlot gefördert, der sich gegen 19:00 Uhr an der mittleren Nordflanke des Kegels gebildet hatte, was mit der Emission von Asche, kleineren Hangrutschungen und kurzen pyroklastischen Strömen einher ging.
Während der Nacht auf den 13. Mai nahm die Ausdehnung des Lavastroms nur sehr langsam zu. Gleichzeitig war über dem Kegel des Neuen Südostkraters auch von Südosten aus sporadisch schwacher Glutschein erkennbar. Heute Morgen nach Sonnenaufgang waren weiterhin kleinere Ascheemissionen aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters bzw. des zentralen Kraters zwischen neuem und altem Südostkrater sichtbar. Dann kamen allerdings dichte Wolken auf, die weitere Beobachtungen bis zum Abend verhinderten. Gegen 19:30 Uhr lockerten die Wolken dann wieder auf. Über die Wärmebildkamera auf dem Monte Cagliato war nun erkennbar, dass sich der seit gestern Abend aktive Lavastrom weiter ausgedehnt und einen nordöstlichen Kurs eingeschlagen hatte. Er bewegte sich dabei entlang der nördlichen Basis des Neuen Südostkraters. Seine Länge dürfte inzwischen einige hundert Meter betragen.
Mit Anbruch der Dunkelheit zeigten Livecams sporadisch pulsierenden Glutschein im nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. An dieser Stelle, die oberhalb des effusiven Schlots liegt, war bereits bei Tageslicht anhaltende Gasemission, sowie sporadische Aschefreisetzung zu sehen gewesen. Nun kam es hier zu strombolianischer Aktivität. Auch gegen 22:00 Uhr förderte der effusive Schlot weiterhin etwas Lava und nährte den schmalen Strom, der nur langsam weiter in nordöstliche Richtung vorankam.

Dieses Webcam-Foto der auf dem Monte Cagliato stationierten Wärmebildkamera des INGV zeigt die kleine thermische Anomalie, die am heutigen Abend durch den Lavastrom an der Nordflanke des Neuen Südostkraters generiert wird. Der Strom bewegt sich entlang der nördlichen Basis des Neuen Südostkraters in nordöstliche Richtung:
Lavastrom an der Nordflanke des Neuen Südostkraters
Foto vom 13.05.2022, 21:18 Uhr: Wärmebildkamera des INGV auf dem Monte Cagliato.

Von Südosten aus betrachtet macht sich der Lavastrom nur durch die schwach rötlich illuminierten Gaswolken über der Nordflanke des Neuen Südostkraters bemerkbar:
Rötlich illuminierte Gaswolken am Neuen Südostkrater von Südosten aus
Foto vom 13.05.2022, 21:22 Uhr: Webcam des L.A.V.E. auf dem Schiena dell'Asino.

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE zeigten sich bis zum 08. Mai alle zwei bis drei Minuten schwache langperiodische Signale. Manchmal tauchten auch kleine Explosionssignale auf. Am 09. Mai nahm die Häufigkeit der langperiodischen Signale langsam zu und ab dem 10. Mai wurde das Seismogramm von schwachem, aber anhaltendem Rauschen überlagert. Dieses steigerte sich an den nachfolgenden Tagen noch etwas und wurde von zunehmendem Tremor verursacht.
Der Tremor, der sich bis zum 07. Mai entlang der Grenze zwischen unterem und mittlerem Niveau bewegt hatte, begann ab dem 08. Mai allmählich zu steigen und erreichte mittleres Niveau. Am 11. Mai nahm er weiter zu und überschritt während der Nacht auf den 12. Mai die Grenze zu hohem Niveau. Am 12. und 13. Mai schwankte er im Bereich knapp oberhalb dieser Grenze [1].

Am 07.05. wurden nordwestlich von Vena (Nordostflanke) mehrere Beben gemessen, wobei das Stärkste eine Magnitude von 2.6 erreichte. Am 08.05. kam es am Monte Zoccolaro (Südostflanke) zu zwei Beben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 2.0 hatte. Am 12.05. wurde im Gebiet südöstlich von Vena ein Beben der Stärke 1.8 registriert [2].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Nun ist die eruptive Aktivität also doch wieder zum Südostkraterkomplex zurückgekehrt, obwohl an den Tagen zuvor die Bocca Nuova aktiver war. Jedoch zeigte sich auch schon vor früheren paroxysmalen Phasen des Südostkraters verstärkte Gasemission bzw. tiefsitzende explosive Tätigkeit in der Bocca Nuova. Obwohl der Schlot in der Bocca Nuova offen ist und tiefer liegt als der Südostkraterkomplex, ist es für das Magma scheinbar doch einfacher am Südostkraterkomplex bzw. im aktuellen Fall am Neuen Südostkrater auszutreten.
Das bisher emittierte Material scheint relativ zäh und gasarm zu sein. Anders lässt sich die relativ langsame und ruhige Förderung der Lava nicht erklären. Ich vermute, dass sich das eruptive Verhalten beschleunigen wird sobald dieses Material ausgestoßen ist. Es ist gut möglich, dass sich dann sogar wieder ein Paroxysmus ereignen kann. Allerdings ist auch eine längere Phase mit moderater strombolianischer und/oder effusiver Aktivität denkbar. Die nächsten 24 - 48 Stunden dürften somit recht spannend werden!

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06. Mai 2022

In den vergangenen 14 Tagen setzte sich am Ätna die ruhige Gasemission fort. Dabei wurde an der Bocca Nuova allerdings ein Gasring emittiert. Der Tremor blieb unverändert, aber die seismische Aktivität hat leicht zugenommen.

Zwischen dem 23.04. und 06.05. waren die Gasemissionen an der Bocca Nuova weiterhin am kräftigsten und häufig pulsartig verstärkt. Am 02. Mai wurde dabei auch ein spektakulärer Gasring produziert, was auf tiefsitzende explosive Aktivität hinweist. Am Südostkraterkomplex stieg anhaltend Gas aus dem zentralen Krater, zwischen neuem und altem Südostkrater empor. Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten ebenfalls anhaltend Gas frei. Zeitweise war auch Entwicklung von weißem Dampf im oberen Abschnitt der östlichen Bresche erkennbar. An Voragine und Nordostkrater konnte ich kaum Gasentwicklung beobachten.

Dieses Webcam-Foto zeigt den Gasring, der am Morgen des 2. Mai von der Bocca Nuova produziert wurde. Er wird mit dem Wind in östliche Richtung getrieben:
Gasring aus der Bocca Nuova
Foto vom 02.05.2022, 09:48 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Der Bericht des INGV zur Aktivität des Ätna erscheint wegen der niedrigen Aktivität nun erst einmal nur monatlich. Inzwischen wurde der Bericht für April veröffentlicht.

Wie das INGV berichtet wurden die Gipfelkrater am 08. April mittels Helikopterüberflug untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Bocca Nuova weiterhin zwei Öffnungen im Zentrum des Kraterbodens besitzt, die zusammengewachsen sind und pulsartig verstärkt entgasen. Die Intrakraterkgel der Voragine zeigen dagegen keine Gasemission. Am Südostkrater hat sich in dem Krater, der am 21. Februar den letzten Paroxysmus generiert hatte, ein Kollapskrater entwickelt. Dieser hat einen Durchmesser von nur wenigen Metern und setzt kaum Gas frei. Kleine Fumarolen entlang des Kraterrands emittieren ebenfalls etwas Gas. Auch der Nordostkrater setzt lediglich aus Fumarolen entlang des Kraterrands etwas Gas frei [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte im April keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Daten der Stationen des klinometrischen Netzwerks zeigten im April keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war im April stabil mit einem leichten Trend zur Abschwächung. Insgesamt bewegte sie sich auf niedrigem bis mittelniedrigem Niveau. Quelle der Aktivität war hauptsächlich die Bocca Nuova [1].

Im April veränderte sich die Intensität der Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern kaum. Die täglichen Spitzenemissionsraten lagen auf niedrigem bis mittelniedrigem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) nahmen im April kräftig zu und erreichten hohes Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 11. April bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.6 vergleichbar mit dem letzten Messwert, der im März ermittelt wurde. Der Wert bewegt sich auf der Grenze zwischen mittlerem und hohem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in den vergangenen beiden Wochen regelmäßig schwache langperiodische Signale. Vereinzelt waren auch kleine Explosionssignale erkennbar. Der Tremor bewegte sich entlang der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [2].

Zwischen dem 25.04. und 28.04. kam es im Bereich des Monti Centenari (Ostflanke) zu einigen schwachen Erdbeben, wobei das Stärkste eine Magnitude von 2.1 erreichte. Am 02.05. wurde westlich des Monte Scorsone (Ostflanke) ein Beben der Stärke 2.0 registriert. Am 04.05. kam es im Gebiet nördlich des Piano Pernicana (Nordostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Auch wenn es in den vergangenen 14 Tagen am Ätna weiterhin sehr ruhig war, deuten einige, allerdings schwache Zeichen darauf hin, dass sich die Aktivität in nächster Zeit wieder verstärken und zur Bocca Nuova hin verlagern könnte. So lässt die Freisetzung eines Gasrings darauf schließen, dass es zu einzelnen tiefsitzenden Explosionen in der Bocca Nuvoa kommt. Hier wird zurzeit auch das meiste Gas freigesetzt. Desweiteren hat sich die seismische Aktivität in den letzten beiden Wochen etwas verstärkt. Beben im Bereich der Monti Centenari und an der mittleren Ost- bzw. Nordostflanke könnten auch ein Hinweis sein, dass sich die Magmasäule langsam nach oben bewegt. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Kohlendioxidemissionen, die bisher häufig ein Vorzeichen eruptiver Aktivität waren. Auch die letzte Bestimmung des 3He/4He - Verhältnisses zeigt, dass der Abwärtstrend, der im Februar begann offenbar zum Stillstand gekommen ist, was evtl. ein Hinweis sein könnte, dass ein Schub von frischem Magma dabei ist unter dem Berg aufzusteigen.
Alle diese Zeichen sind für sich alleine jedoch noch relativ schwach, deuten in Summe aber zumindest an, dass sich demnächst wieder etwas ereignen könnte. So ist es z.B. denkbar, dass es in nächster Zeit in der Bocca Nuova zu strombolianische Aktivität kommt. Aber auch der Südostkraterkomplex könnte wieder aktiv werden. Für einen Paroxysmus gibt es keine Anzeichen, aber dies kann sich ja bekanntlich auch sehr schnell ändern. Lassen wir uns also überraschen, wie es weitergeht.

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22. April 2022

Der Ätna setzte in der letzten Woche seine ruhige Gasemission fort. Tremor und seismische Aktivität blieben niedrig.

Leider wurde bisher weder der wöchentliche Bericht des INGV von der letzten, noch von der vorletzten Woche veröffentlicht. Darum muss ich mich für die Updates weiterhin auf die Online-Daten und Webcams beschränken.

Schlechtes Wetter behinderte in der letzten Woche zeitweise die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wolkenfreien Stunden war weiterhin kräftige und häufig pulsartig verstärkte Gasemission aus der Bocca Nuova erkennbar. An Voragine und Nordostkrater konnte ich nur geringe Gasfreisetzung beobachten. Am Südostkraterkomplex stieg anhaltend etwas Gas aus dem zentralen Krater, zwischen neuem und altem Südostkrater empor. Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten ebenfalls anhaltend Gas frei.

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche regelmäßig schwache langperiodische Signale.
Der Tremor schwankte in der letzten Woche auf niedrigem Niveau [1].

Am 17.04. wurde bei Macchia (Ostflanke) ein Beben der Stärke 2.0 registriert [2].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der Berg verhielt sich auch in den letzten beiden Wochen weiterhin relativ ruhig und es gibt aktuell keine Vorzeichen für unmittelbar bevorstehende eruptive Aktivität.

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15. April 2022

Auch in der vergangenen Woche blieb der Ätna sehr ruhig. Der Tremor ist noch etwas gefallen und auch die seismische Aktivität blieb niedrig.

Der wöchentliche Bericht des INGV liegt bisher nicht vor, darum fällt dieses Update recht kurz aus.

Gute Wetterbedingungen ermöglichten in der vergangenen Woche eine durchgehende Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Dabei zeigte sich die stärkste Gasemission weiterhin an der Bocca Nuova. Dort waren die Gasfreisetzungen auch häufig pulsartig verstärkt. Aus Voragine und Nordostkrater wurde nur wenig Gas freigesetzt. Am Südostkraterkomplex zeigte sich leichte, aber anhaltende Gasemission aus dem zentralen Krater, zwischen altem und neuem Südostkrater. Einige Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzten ebenfalls Gas frei.

Dieses Webcam-Foto vom 12. April zeigt den Südostkraterkomplex von Südosten aus. Dieser wird vom Neuen Südostkrater dominiert dessen östliche Bresche man auf diesem Foto gut erkennen kann. Links vom Neuen Südostkrater schließt sich die große südliche Bresche an, deren steile innere östliche Wand ein kleines Stück über die südliche Flanke des Neuen Südostkraters emporragt. Nur einige Fumarolen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters setzen etwas Gas frei. Die große Gaswolke dahinter stammt von der Bocca Nuova:
Der Südostkraterkomplex von Südosten aus
Foto vom 12.04.2022, 10:28 Uhr: Webcam des L.A.V.E. auf dem Schiena dell'Asino.

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche regelmäßig schwache langperiodische Signale.
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf niedrigem Niveau und unterlag einem leicht fallenden Trend [1].

Am 10.04. wurde am Monte Centenari (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 gemessen. Am 14.04. kam es im Bereich des Zentralkraters zu einem Beben der Stärke 1.5 [2].

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08. April 2022

Der Berg verhielt sich auch in der letzten Woche sehr ruhig. Der Tremor ist wieder etwas zurückgegangen. Die seismische Aktivität blieb niedrig.

Auch in der vergangenen Woche sorgte zunächst noch schlechtes Wetter für Behinderungen bei der Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. In den letzten Tagen besserten sich die Bedingungen jedoch und es zeigte sich weiterhin pulsartig verstärkte Gasemission an der Bocca Nuova. Aus dem Nordostkrater wurde nur wenig Gas emittiert. Am Südostkraterkomplex trat anhaltend Gas aus dem zentralen Krater, zwischen altem und neuem Südostkrater aus.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum vom 28.03. bis 03.04. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Daten der Stationen des klinometrischen Netzwerks zeigten im Zeitraum vom 28.03. bis 03.04. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war im Zeitraum vom 28.03. bis 03.04. meist niedrig und lediglich am 28. März etwas erhöht. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Im Zeitraum vom 28.03. bis 03.04. bewegten sich die Schwefeldioxidemissionen auf unterem mittlerem Niveau. Die täglichen Spitzenemissionsraten erreichten hohes mittleres Niveau und waren somit etwas höher als in der Vorwoche. Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) waren im selben Zeitraum im Vergleich zur Vorwoche nahezu unverändert und hielten sich auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche zunächst noch häufig kurze Phasen von verstärktem Tremor, sowie einige langperiodische Signale. Seit dem 05. April haben diese Signale abgenommen.
Der Tremor nahm bis zum 03. April noch etwas zu und bewegte sich durchweg auf mittlerem Niveau. Dann schwächte er sich langsam ab und stabilisierte sich auf niedrigem Niveau [2].

Am 07.04. wurde nördlich des Monte Denza (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.5 gemessen [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Nachdem der Tremor nun wieder gefallen ist und auch die seismische Aktivität weiterhin schwach bleibt, sowie keinerlei Ascheemissionen an den Gipfelkratern stattfinden sieht es im Moment nicht so aus, also würde sich in nächster Zeit noch einmal ein Paroxysmus am Südostkraterkomplex ereignen. Da das Magma aber vermutlich immer noch hoch im Berg steht wird es sicherlich früher oder später zu neuer eruptiver Aktivität kommen. Diese könnte in Form von strombolianischen Explosionen im Südostkraterkomplex oder in der Bocca Nuova bzw. Nordostkrater auftreten.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2022. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 28/03/2022 - 03/04/2022
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  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2022.

01. April 2022

Auch in der vergangenen Woche blieb der Ätna ruhig und es kam nur zu den üblichen Gasemissionen. Der Tremor hat allerdings etwas zugenommen.

Schlechtes Wetter mit Neuschnee behinderte in der letzten Woche nahezu ständig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Während den wenigen wolkenfreien Momenten zeigten sich weiterhin die üblichen Gasemissionen, die an der Bocca Nuova am stärksten und meist pulsartig waren. Am Südostkraterkomplex wurde das meiste Gas aus dem zentralen Krater freigesetzt.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum vom 21.03. bis 27.03. keine signifikanten Veränderungen [1].
Die Daten der Stationen des klinometrischen Netzwerks zeigten im Zeitraum vom 21.03. bis 27.03. keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität war im Zeitraum vom 21.03. bis 27.03. weiterhin niedrig. Quelle der Aktivität war meist die Bocca Nuova [1].

Im Zeitraum vom 21.03. bis 27.03. hielten sich die Schwefeldioxidemissionen auf niedrigem Niveau. Die täglichen Spitzenemissionsraten erreichten unteres mittleres Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen im gleichen Zeitraum an, bewegten sich aber noch auf mittlerem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die am 23. März bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.6 erneut niedriger als bei der letzten Messung [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche zunächst nur gelegentlich schwache langperiodische Signale. Seit dem 30. März kommt es aber zu einer Häufung. Auch waren wiederholt kurze Phasen (bis zu einer Minute Länge) von leichtem Rauschen zu sehen.
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche weiterhin an der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau und zeigt seit dem 28. März eine leichte Zunahme [2].

Am 30.03. wurde am Monte Intraleo (Südwestflanke) ein Beben der Stärke 2.5 gemessen [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der in den letzten Tagen leicht gestiegene Tremor, sowie kurze Phasen von stärkerem Tremor auf den Online-Seismogrammen könnten erste Signale der Aufbauphase einer neuen paroxysmalen Phase sein. Leider behinderten auch heute Neuschnee und dichte Wolken ständig den Blick auf den Gipfelbereich, so dass mögliche Aschefreisetzungen der Beobachtung entgangen sein könnten. Allerdings gab es auch vor einer Woche eine ähnliche Entwicklung des Tremors, ohne dass es zu einem Paroxysmus kam. Die erneut gesunkene Konzentration der Heliumisotope zeigt, dass inzwischen weniger Magma aus der Tiefe aufsteigt und sich dadurch die paroxysmalen Phasen am Südostkraterkomplex seltener ereignen dürften bzw. der Druck fehlt überhaupt einen weiteren Paroxysmus zu generieren. Ich denke aber immer noch, dass es bald zu einem Paroxysmus kommen wird. Alternativ ist aber auch eine längere Phase von strombolianischer Aktivität denkbar.

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