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Ätna Update (06.01. - 24.03.2023)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


24. März 2023

Während den letzten beiden Wochen blieb der Ätna sehr ruhig. Es wurden allerdings einige Gasringe produziert. Die seismische Aktivität und auch der Tremor waren etwas erhöht.

In den vergangenen 14 Tagen kam es an den Gipfelkratern des Ätna zu den üblichen Gasemissionen. Diese waren an der Bocca Nuova weiterhin am kräftigsten und zeitweise pulsartig verstärkt. Es wurden auch einige Gasringe beobachtet, wie Fotos in sozialen Medien zeigten. Dies könnte ein Hinweis auf tiefsitzende explosive Aktivität in der Bocca Nuova sein. Am Südostkraterkomplex stieg anhaltend etwas Gas aus dem zentralen Krater zwischen altem und neuem Südostkrater auf. Außerdem wurde anhaltend etwas Gas aus dem nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters emittiert. Dort existieren Frakturen und Fumarolenfelder aus denen Hitze und Gas austritt. In den Nächten zeigten lichtstarke Webcams hier auch ein bis zwei glühende Punkte. An Voragine und Nordostkrater wurde nach wie vor kaum Gas freigesetzt.

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in den vergangenen zwei Wochen gelegentlich schwache Signale. Bei einigen könnte es sich dabei um Explosionssignale gehandelt haben.
Der Tremor stieg in den vergangenen 14 Tagen leicht an und bewegt sich auf mittlerem Niveau [1].

Am 14.03. ereignete sich westlich des Monte Spagnolo (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 2.0. Am 16.03. wurde am Monte Arcimis (Südostflanke) ein Beben mit einer Magnitude von 1.6 registriert. Am 17.03. kam es südlich von Adrano (Südwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6. Am 17.03. ereigneten sich bei Randazzo (Nordwestflanke) zwei Beben mit Magnituden von 3.1 bzw. 2.4 [2].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  2. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

10. März 2023

In den vergangenen zwei Wochen verhielt sich der Ätna weiterhin sehr ruhig. Nur der Tremor stieg leicht an und bewegt sich auf mittlerem Niveau. Auch die seismische Aktivität hat etwas zugenommen.

In der letzten Woche wurde das meiste Gas weiterhin an der Bocca Nuova freigesetzt. Zeitweise waren die Gasemissionen pulsartig verstärkt. Am Südostkraterkomplex setzten Fumarolen entlang der inneren Wände des zentralen, zwischen altem und neuem Südostkrater gelegenen Kraters anhaltend Gas frei. Auch entlang des oberen nördlichen Gipfelbereichs des Neuen Südostkraters wurde anhaltend Gas und Dampf emittiert. Dort zeigten lichtstarke Webcams auch weiterhin etwas pulsierenden Glutschein, der vermutlich von aufsteigender Hitze generiert wurde.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich nach wie vor keine nennenswerten Gasemissionen erkennen.

Auf diesem Webcam-Foto vom 07. März kann man in der linken Bildhälfte die aufquellenden Gaswolken über der Bocca Nuova erkennen. Rechts davon der Südostkraterkomplex mit der großen, in südliche Richtung verlaufenden Bresche. Entlang ihrer inneren Wände wird insbesondere im Bereich zwischen altem (links) und neuem Südostkrater (rechts) anhaltend Gas bzw. Dampf emittiert:
Gaswolken über der Bocca Nuova
Foto vom 07.03.2023, 10:45 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 20. Februar und 05. März keine signifikanten Veränderungen [1, 2].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 20. Febuar und 05. März keine signifikanten Veränderungen bei der Hangneigung des Vulkangebäudes [1, 2].

Auf Grund von starkem Wind war die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern im Zeitraum zwischen dem 20.02. und 05.03. so sehr beeinträchtigt, dass keine zuverlässigen Daten ermittelt werden konnten [1, 2].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben im Zeitraum zwischen dem 20.02. und 05.03. im Vergleich zur Vorwoche unverändert und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) bewegten sich zwischen dem 20.02. und 05.03. um die Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [1, 2].
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 22. Februar bestimmt wurde, lag mit einem Wert von 0.61 geringfügig niedriger als bei der letzten Messung. Der Messwert bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten zwischen dem 25. Februar und dem 10.03. nur sporadisch auftretende, schwache Signale.
Der Tremor ging am 26. Februar etwas zurück und unterliegt seit dem einem leicht steigenden Trend. Aktuell befindet er sich auf mittlerem Niveau [3].

Am 26.02. wurde bei Zafferana (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert. Am 28.02. kam es dort zu einem Beben gleicher Stärke. Am 28.02. ereigneten sich am Monte Fontane (Ostflanke) zwei Beben die Magnituden von 3.2 bzw. 1.8 erreichten. Am 01. März ereigneten sich im Raum nordwestlich von Adrano bzw. südwestlich von Bronte (Westflanke) zwei Beben mit Magnituden von 2.2 und 2.3. Am 01.03. wurde am Monte Palestra (Westflanke) ein Beben der Stärke 1.7 gemessen. Am 01.03. kam es im Gebiet nördlich des Monte Collabasso (Nordflanke) zu einer kleinen Erdbebenserie. Hierbei erreichte das stärkste Beben eine Magnitude von 1.6 [4].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 20/02/2023 - 26/02/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 27/02/2023 - 05/03/2023
  3. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  4. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

24. Februar 2023

Während der letzten Woche blieb der Ätna ruhig und es kam zu den üblichen Gasemissionen aus den Gipfelkratern. Die seismische Aktivität war niedrig, aber der Tremor blieb erhöht.

In der vergangenen Woche konzentrierten sich die Gasemissionen an den Gipfelkratern des Ätna weiterhin auf die Bocca Nuova. Sie wirkten relativ intensiv und waren pulsartig verstärkt. Glutschein konnte ich über dem Gipfelkrater jedoch nicht mehr erkennen. Am Südostkraterkomplex wurde aus dem Krater zwischen altem und Neuen Südostkrater anhaltend Gas emittiert. Dies trat überwiegend aus Fumarolen an die Oberfläche, die sich entlang der inneren Kraterwände befinden. Auch aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters wurde anhaltend Gas emittiert. Lichtstarke Webcams zeigten knapp unterhalb des nördlichen Kraterrands, wo sich viele Fumarolen und ein kleiner Schlot der Eruption vom Mai/Juni 2022 befinden, schwachen Glutschein.
An Voragine und Nordostkrater konnte ich dagegen nach wie vor praktisch keine Gasfreisetzungen beobachten.

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 13. und 19. Februar keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 13. und 19. Februar keine signifikanten Veränderungen der Hangneigung des Vulkangebäudes [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern ergab für den Zeitraum vom 13. bis 19. Februar eine nur geringe Anzahl an Ereignissen [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben im Zeitraum zwischen dem 13.02. und 19.02. im Vergleich zur Vorwoche unverändert und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) bewegten sich zwischen dem 13.02. und 19.02. knapp oberhalb der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche nur einzelne schwache Signale.
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche auf der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [2].

Am 23.02. wurde südlich des Monte San Leo (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 13/02/2023 - 19/02/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

17. Februar 2023

Während der vergangenen Woche blieb der Ätna relativ ruhig und es kam zu den üblichen Gasfreisetzungen aus Bocca Nuova und Südostkraterkomplex. In der Bocca Nuova ereigneten sich vermutlich tiefsitzende Explosionen. Der Tremor blieb immer noch etwas erhöht. Die seismische Aktivität war dagegen niedrig.

In der letzten Woche verhinderte zunächst sehr schlechtes Wetter mit großen Neuschneemengen und Sturm die Beobachtung des Ätna mittels Webcams. Auch nach einer Wetterbesserung ab dem 14. Februar waren viele Kameras noch immer ausgefallen. Über die verfügbaren Webcams zeigte sich, dass am Neuen Südostkrater weiterhin keine Lava mehr gefördert wird. Im Gipfelbereich des Kegels kam es zu anhaltender Emission von Gas und Dampf. In den Nächten war schwacher Glutschein knapp unterhalb des nördlichen Kraterrands erkennbar. Hier befindet sich ein Fumarolenfeld, sowie Frakturen und ein ehemaliger Schlot, der während der Eruption im Mai/Juni 2022 aktiv war.
Ansonsten setzte die Bocca Nuova anhaltend kräftig und pulsartig verstärkt Gas frei. In der Nacht auf den 16. Februar war mittels lichtstarker Webcams sporadisch leichter Glutschein über dem Gipfelkrater erkennbar. Während der vergangenen Nacht intensivierte sich der Glutschein noch etwas und trat auch häufiger auf. Vermutlich kam es zu tiefsitzenden Explosionen. An Nordostkrater und Voragine konnte ich weiterhin keine nennenswerte Gasemission erkennen.

Dieses Webcam-Foto, das in den Morgenstunden des 17. Februars entstand, zeigt die illuminierte Gaswolke über der Bocca Nuova. Außerdem ist links davon ein kleiner glühender Punkt erkennbar. Dieser befindet sich knapp unterhalb der nördlichen Kraterrands des Neuen Südostkraters und wird von austretender Hitze erzeugt:
Glutschein über Bocca Nuova und am Neuen Südostkrater
Foto vom 17.02.2023, 05:27 Uhr: Webcam des INGV in Piedimonte Etneo

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 06. und 12. Februar keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 06. und 12. Februar keine signifikanten Veränderungen der Hangneigung des Vulkangebäudes [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 06. bis 12. Februar durch sehr schlechtes Wetter stark gestört. Insgesamt zeigte sich ein leichter Rückgang der Infraschallaktivität. Quelle der Ereignisse war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern nahmen im Zeitraum zwischen dem 06.02. und 12.02. etwas zu und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) stiegen zwischen dem 06.02. und 12.02. leicht an und erreichten knapp mittleres Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche, nach anfänglicher Unterbrechung durch schlechtes Wetter, nur einzelne schwache Signale [2].
Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [2].

Am 13.02. wurde südlich des Monte San Leo (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.9 gemessen [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Nun ist die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters, die Ende November 2022 begann, also wieder zu Ende gegangen. Dies deutete sich bereits ab Mitte Januar an, als die Förderrate begann größeren Schwankungen zu unterliegen. Insgesamt wurden ca. 6 Mio. m3 Lava gefördert, was eine vergleichsweise doch relativ geringe Menge darstellt. Analysen der im Dezember geförderten Lava zeigten, dass es sich um höher entwickeltes Material gehandelt hatte, was auch anhand der geringen explosiven Aktivität erkennbar war. Das Magma war vermutlich schon länger im Berg gespeichert und konnte über die Gipfelkrater entgasen. Dann hat es Ende November einen Ausgang gefunden und es kam zur Eruption. Vermutlich auch, weil der Berg durch das aufsteigende Magma langsam expandierte und vermutlich mehr Magma aufstieg, als innerhalb des Vulkangebäudes gespeichert werden konnte. Die nach wie vor hohen Messwerte für das Helium 4 - Isotop zeigen meiner Meinung nach, dass nach wie vor reichlich frisches Magma unter dem Berg einströmt. Ein geringer Teil davon dürfte weiterhin im Berg aufsteigen und früher oder später zu neuer eruptiver Aktivität führen. Wie die aussehen wird kann man noch nicht sagen. Es ist gut möglich, dass sich das ruhige eruptive Geschehen des vergangenen Winters in ein paar Monaten erneut wiederholen wird. Sollte aber mehr Gas involviert sein bzw. dies keine Möglichkeit zur Entgasung haben, kann es auch zu strombolianischen Explosionen am Südostkraterkomplex kommen. Auch eine neue Phase von paroxysmalen Eruptionen kann man nicht ganz ausschließen. Lassen wir uns also einfach überraschen was die alte Dame diesmal für uns bereit hält!

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 06/02/2023 - 12/02/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

10. Februar 2023

Die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters ist in der vergangenen Woche zu Ende gegangen. Der Tremor hat sich jedoch nur leicht abgeschwächt und die seismische Aktivität hat etwas zugenommen.

Am 04. Februar nährte der effusive Schlot an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters weiterhin einen Lavastrom. Dieser bewegte sich durch das Valle del Leone in nördliche Richtung. Am Abend des 04. Februar begann ein Teilstrom den steilen westlichen Hang des Valle del Bove hinab zu fließen. Während der Nacht auf den 05. Februar stieg seine Front bis auf eine Höhe von ca. 2300 m hinab und bewegte sich in der Gegend südwestlich des Monte Simone. Am Morgen des 05. Februar wirkte der Teilstrom nicht mehr gut genährt und begann sich zurück zu ziehen. Eine Wetterverschlechterung behinderte die weitere Beobachtung bis zum 06. Februar. Am Vormittag des 06. Februar war dann das gesamte Lavafeld inaktiv. Das gleiche Bild zeigte sich an den nachfolgenden Tagen, wobei die Beobachtungen immer mehr von Wolken und Neuschnee behindert wurden.
Am Neuen Südostkrater zeigte sich im nördlichen Gipfelbereich in den Nächten bis zum 05. Februar schwacher pulsierender Glutschein, der offenbar von tiefsitzenden Explosionen verursacht wurde. Aus dem Gipfelbereich des Neuen Südostkraters wurde außerdem anhaltend Gas und Dampf emittiert.
An der Bocca Nuova kam es weiterhin zu kräftiger und häufig pulsartig verstärkter Gasemission. An den übrigen Gipfelkratern wurde kaum Gas freigesetzt.

Wie das INGV berichtet wurde bis zum 03. Februar ein Volumen von 4,8 bis 6,1 Mio. m3 Lava emittiert. Diese nahm eine Fläche von ca. 960.000 m2 ein [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 30. Januar und 05. Februar keine signifikanten Veränderungen, allerdings setzte sich der Trend zur leichten Deflation des Vulkangebäudes, der Mitte Dezember einsetzte, weiter fort [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 30. Januar und 05. Februar keine signifikanten Veränderungen bei den Hangneigungen des Vulkangebäudes [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern ergab im Zeitraum vom 30.01. - 05.02. eine Zunahme der Ereignisse im Vergleich zur Vorwoche. Allerdings waren die Messungen zeitweise durch starken Wind beeinträchtigt. Quelle der Aktivität waren Bocca Nuova und Südostkrater [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern nahmen im Zeitraum zwischen dem 30.01. und 05.02. etwas zu und bewegten sich auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) schwankten zwischen dem 30.01. und 05.02. auf niedrigem Niveau.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 03. Februar bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.63 vergleichbar mit den letzten Messungen. Der Messwert lag auf hohem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren in der vergangenen Woche alle paar Minuten schwache langperiodische Signale erkennbar.
Der Tremor ging am 04. Februar leicht zurück und bewegt sich seitdem knapp oberhalb der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau [2].
Wie das INGV berichtet lag die Quelle des Tremors im Zeitraum zwischen dem 30.01. und 05.02. auf ca. 2000 - 2800 m Höhe im Bereich unterhalb des Zentralkraters [1].

Am 05.02. ereignete sich im Raum nordwestlich von Adrano (Westflanke) eine kleine Erdbebenserie. Die stärksten Erschütterungen erreichten dabei Magnituden von 2.5 bzw. 3.7. Die Erdbeben ereigneten sich in einer Tiefe zwischen 12 und 15 Km. Am 06.02. wurde bei Biancavilla (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.6 verzeichnet [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 30/01/2023 - 05/02/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

03. Februar 2023

Auch in der letzten Woche setzte sich die effusive Aktivität an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters fort, unterlag jedoch starken Fluktuationen. Der Tremor blieb erhöht und die seismische Aktivität war schwach.

In der vergangenen Woche setzte der effusive Schlot an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters weiterhin Lava frei. Allerdings fluktuierte die Förderrate deutlich.
Am 28.01. stagnierte die Front des Lavastroms zunächst auf ca. 2300 m Höhe. Am 29.01. zog sie sich bis zum Rand des Valle del Bove auf ca. 2500 m zurück, jedoch entwickelte sich im Laufe des Tages ein neuer Teilstrom, der nun einen etwas südlicheren Kurs einschlug. Am 30. Januar stieg der südliche Teilstrom wenige hundert Meter dem Steilhang des Valle del Bove herab und auch der nördliche Zweig wurde wieder besser genährt. Am 31. Januar stagnierten die Ströme bzw. zogen sich wieder zurück. Dafür wurde der südliche Strom am 01. Februar gut genährt und verbreiterte sich deutlich. Während der Nacht auf den 02. Februar ging dann die Lavaförderung deutlich zurück und am Tage waren praktisch keine kräftigen thermischen Anomalien mehr erkennbar. Gegen Abend machte sich dann aber wieder ein neuer Schwall Lava auf den Weg. Heute bewegte sich der neue Lavastrom durch das Valle del Leone langsam weiter in nördliche Richtung.
Unterdessen wurde im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters anhaltend Gas emittiert, das aber im Gegensatz zur Vorwoche kaum noch mit Asche durchsetzt war. Dafür war in den Nächten auf lichtstarken Webcams pulsierender Glutschein im oberen nördlichen Abschnitt des Kegels erkennbar. Vermutlich wurde hier der austretende Dampf von unten her, aus der Tiefe des Schlots, illuminiert. Ob dies von tiefsitzenden Explosionen oder einfach nur durch Hitze verursacht wurde blieb bisher unklar.
Die Bocca Nuova setzte auch in der vergangenen Woche das meiste Gas frei. Erneut waren die Emissionen pulsartig verstärkt und mindestens einmal wurde auch ein Gasring beobachtet. An Voragine und Nordostkrater konnte ich kaum Gasentwicklung erkennen.

Wie das INGV berichtet wurde bis zum 29. Januar ein Volumen von 4,4 bis 5,6 Mio. m3 Lava emittiert. Diese nahm eine Fläche von ca. 880.000 m2 ein [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 23. und 29. Januar keine signifikanten Veränderungen. Allerdings setzte sich die bereits in den letzten Wochen beobachtete leichte Deflation fort [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 23. und 29. Januar keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern in dem Zeitraum zwischen dem 23. und 29. Januar ergab eine niedrige Anzahl an Ereignissen. Allerdings kam es in den letzten Tagen zu einer leichten Steigerung der explosiven Aktivität. Quelle der Ereignisse war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern bewegten sich im Zeitraum zwischen dem 23. und 29. Januar auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) gingen zwischen dem 23. und 29.01. leicht zurück und erreichten niedriges Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren in der vergangenen Woche gelegentlich schwache langperiodische Signale erkennbar [2].
Der Tremor schwankte in der letzten Woche im unteren Bereich des mittleren Niveaus und unterlag in den letzten Tagen einem leicht steigenden Trend [2].
Wie das INGV berichtet lag die Quelle des Tremors im Zeitraum zwischen dem 23. und 29. Januar auf ca. 2400 - 2800 m Höhe im Bereich unterhalb des Südostkraters [1].

Am 28.01. wurde am Pizzi Deneri (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.7 registriert. Am 02.02. kam es bei Pozzillo (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 2.0 [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 23/01/2023 - 29/01/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
  3. INGV. Osservatorio Etneo. Sorveglianza e Monitoraggio. DATABASE TERREMOTI. Localizzazioni di sala operativa. 2023.

27. Januar 2023

In der vergangenen Woche wurde an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters weiterhin Lava freigesetzt, jedoch unterlag die Förderrate starken Fluktuationen. Tremor und seismische Aktivität blieben unauffällig.

Nach dem der Berg am 22. Januar den ganzen Tag über komplett in Wolken gehüllt war, zeigte die Monte Cagliato-Wärmebildkamera am 23. Januar eine deutliche Abschwächung des Lavastroms. Dieser war zuvor vom effusiven Schlot an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters in östliche Richtung freigesetzt worden. Nur noch einige Stellen des Stroms, der zuvor an der Basis der steilen westlichen Wand des Valle del Bove stagnierte, waren noch heiß. Am Morgen des 24. Januar zeigte sich dann knapp unterhalb des effusiven Schlots eine neue kräftige thermische Anomalie. Sie wurde von einem neuen Schwall Lava verursacht, der sich über den inzwischen abkühlenden Strom der Vortage erneut in östliche Richtung ergoss. Der neue Lavastrom kam aber nur langsam voran und am Morgen des 25. Januar stagnierte seine Front am Rande des Valle del Bove, oberhalb des Steilhangs. Später zogen erneut Wolken auf und hüllten den Berg bis zum Morgen des 26. Januar ein. Dann war durch Wolkenlücken erkennbar, dass der Strom weiterhin stagnierte und sich gegenüber dem Vortag sogar noch etwas abgeschwächt hatte. Am Abend des 26.01. intensivierten sich die thermischen Anomalien unterhalb des effusiven Schlots und erneut setzte sich ein Schwall frischer Lava in östliche Richtung in Bewegung. Während der vergangenen Nacht bewegte sich dieser Strom dann der steilen westlichen Wand des Valle del Bove hinab und erreichte am Morgen ca. 2300 m hohes Gelände. Im weiteren Verlauf des Tages stagnierte die Front aber wieder und heute Abend sah der Lavastrom nicht mehr ganz so gut genährt aus wie gestern.
An den Gipfelkratern zeigte sich an der Bocca Nuova in der vergangenen Woche wieder die meiste Gasemission, die nach wie vor häufig pulsartig verstärkt war. Voragine und Nordostkrater setzten weiterhin kaum Gas frei. Am Neuen Südostkrater wurde anhaltend Gas aus dem Gipfelbereich emittiert. Am Vormittag des 26. Januar mischten sich ab ca. 11:30 Uhr einige bräunliche Aschewolken unter die Gaswolken. Gegen 14:45 Uhr konnte ich dort eine noch kräftigere Ascheemission erkennen, die aber dennoch vergleichsweise schwach war. Punkt der Emissionen war offenbar der obere nördliche Gipfelbereich, der auch während den Nächten der letzten Wochen zeitweise etwas schwachen Glutschein generierte.

Auf diesem Webcam-Foto, das gestern Nachmittag entstand, kann man in der rechten Bildhälfte den Neuen Südostkrater erkennen. Die aus seinem Gipfelbereich austretende Gasfahne ist mit leicht grauen bis bräunlichen Aschewolken durchsetzt. Links davon der Zentralkraterkegel mit der Bocca Nuova, die anhaltend pulsartig verstärkt Gaswolken emittiert:
Kleine Ascheemissionen am Neuen Südostkrater
Foto vom 26.01.2023, 14:57 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola

Wie das INGV berichtet wurde am 18. Januar, nach dem vorübergehenden Ende der Lavaemission an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters, erneut Lava gefördert. Diese formte zwei Lavaströme. Einer in nordöstliche und einer in östliche Richtung. Der Lavastrom, der in östliche Richtung unterwegs war erreichte schnell den Rand des Valle del Bove und seine Front wurde am 19. Januar auf 2450 m Höhe beobachtet. Am 20. Januar kam er noch weiter Hang abwärts voran und erreichte die Basis des Hangs. Anschließend ging die Emissionsrate an dem effusiven Schlot aber wieder deutlich zurück. Nach erneuter Steigerung der Lavaförderung bewegte sich am 22. Januar ein neuer Schwall Lava auf dem gleichen Weg dem Rand des Valle del Bove hinab und erreichte am Abend 2220 - 2250 m hohes Gelände.
Das Volumen der seit dem 27. November freigesetzten Lava wird vom INGV auf 3,7 - 4,8 Mio. m3 berechnet.
Inzwischen wurde eine Probe des aktuellen Materials, die am 20.12.2022 gezogen wurde, chemisch untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Lava mit einem CaO/Al2O3-Verhältnis von 0.46 und einem FeOtot/MgO-Verhältnis von 3.3 höher entwickelt war, als die Lava, die im Jahre 2022 während den paroxysmalen Phasen des Südostkraterkomplexes bzw. bei der Eruption vom Mai emittiert wurde. Dies bedeutet nach Angaben des INGV, dass kaum Material aus größerer Tiefe gefördert wurde [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 16. und 22. Januar keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 16. und 22. Januar keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 16. - 22.01. durch starken Wind massiv gestört und somit konnten keine Daten bereitgestellt werden [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern blieben im Zeitraum zwischen dem 16. und 22. Januar gegenüber der Vorwoche unverändert und hielten sich im unteren mittleren Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) hielten sich zwischen dem 16. und 22.01. auf mittlerem Niveau und unterlagen einem leicht fallenden Trend [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren in der vergangenen Woche gelegentlich schwache langperiodische Signale, sowie schwache Explosionssignale erkennbar [2].
Der Tremor bewegte sich in der letzten Woche zunächst auf der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau, nahm dann aber leicht zu und hielt sich auf unterem mittlerem Niveau [2].

Am 22.01. wurde südöstlich des Monte Fontane (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert. Am 25.01. kam es im Bereich der Gipfelkrater zu einem Beben der Stärke 1.7 [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Die Analyse der im Dezember freigesetzten Lava ergab, dass sie höher entwickelt war, als die Lava der Eruption vom Mai 2022 und deutlich höher als das Material, das während den paroxysmalen Phasen im Februar 2022 vom Neuen Südostkrater emittiert wurde. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn es handelte sich um bereits weitgehend entgastes Magma, das praktisch keinerlei explosive Aktivität generierte, sondern sehr ruhig ausfloss. Dieses Magma war schon länger im Berg gespeichert und hatte Zeit sich zu verändern (zu entwickeln).
Leider gibt es (noch) keine Analyse der aktuell freigesetzten Lava. Es ist gut möglich, dass sie etwas primitiver als die Lava vom Dezember ist. Da es aber nach wie vor keine nennenswerte explosive Aktivität gibt scheint der Anteil an höher entwickeltem und entgastem Magma immer noch hoch zu sein. Dies könnte sich in nächster Zeit aber auch ändern und frischeres Magma könnte die Oberfläche erreichen.
Gestern gab es im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters ein paar Ascheemissionen. Es kann sein, dass diese von tiefsitzenden Explosionen verursacht wurden, wahrscheinlicher sind aber kleinere Kollapsereignisse. Sollte mehr frisches Magma aufsteigen könnten die Gase allerdings strombolianische Explosionen im Neuen Südostkrater verursachen. Vielleicht waren die Ascheemissionen gestern ja bereits ein erstes Indiz? Interessant ist auch die derzeit stark fluktuierende Emissionsrate; ein Verhalten das seit Mitte Januar vorherrscht und immer wieder neue Lavaschübe verursacht. Auch dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass jetzt ein anderes, mehr gasreiches Magma aufzusteigen beginnt. Es könnte aber auch bedeuten, dass sich nicht mehr ausreichend Druck aufbauen kann, um anhaltend Lava zu fördern. Das zeitweilige Absinken und Aufsteigen der Magmasäule unter dem Neuen Südostkrater könnte dann auch Kollapsereignisse generieren.
Somit sind meiner Meinung nach in nächster Zeit zwei Entwicklungen denkbar: 1. Einsetzen von strombolianischen Explosionen im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters, wobei die Lavaemission am effusiven Schlot schubartig verstärkt erhalten bleibt. 2. Abschwächung oder gar Ende der Eruption und Kollapsereignisse im Gipfelbereich oder entlang der Nordflanke des Neuen Südostkraters verbunden mit Ascheemissionen.
Es bleibt auf jeden Fall weiterhin spannend!

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20. Januar 2023

In der vergangenen Woche nahm die Lavaemission an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters vorübergehend ab. Dadurch entwickelte sich ein neuer Lavastrom, der nun direkt in Richtung Valle del Bove unterwegs ist.

Am 14. Januar stagnierten die Fronten der Lavazungen, die von dem effusiven Schlot an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters genährt wurden, auf ca. 2200 - 2300 m Höhe. Im Laufe des Abends schwächten sich die damit verbundenen thermischen Anomalien, die von der Monte Cagliato-Wärmebildkamera aufgezeichnet wurden, immer mehr ab. Am 15. Januar war der Lavastrom nur noch im oberen Abschnitt, innerhalb des Valle del Leone aktiv. Am 16. Januar arbeiteten sich dann wieder neue kleine Lavazungen entlang des steilen westlichen Hangs des Valle del Bove hinab, waren aber nicht mehr so gut genährt wie in den Vorwochen. Am 17. Januar waren dann nur noch sehr kleine thermische Anomalien erkennbar und es sah so aus als hätte die Lavaemission ganz aufgehört. Am Morgen des 18. Januar zeigte sich dann in der Nähe des effusiven Schlots eine neue thermische Anomalie. Ein neuer Lavastrom bewegte sich nun in östliche Richtung und verlies somit das bisher geschaffene Lavafeld. Bis zum Abend des 19. Januars hatte der Lavastrom zwar seinen östlichen Kurs fortgesetzt, kam aber trotz des steiler werdenden Geländes nur langsam voran. Heute Morgen stagnierte seine Front auf grob geschätzt ca. 2400 m Höhe. Später zogen Wolken auf und behinderten die weitere Beobachtung.
Unterdessen setzten die Gipfelkrater in der vergangenen Woche die gewohnten Gasemissionen fort. Sie waren an der Bocca Nuova am kräftigsten und häufig pulsartig verstärkt. Am Neuen Südostkrater wurde aus dem Gipfelbereich anhaltend etwas Gas emittiert. An Voragine und Bocca Nuova konnte ich kaum Gasemission beobachten.

Wie das INGV berichtet wurde die Front des am weitesten vorangekommenen Lavastroms am 14. Januar auf 2250 m hohem Gelände beobachtet. Bis zum 14. Januar hatte sich ein Lavafeld mit einer Fläche von 700.000 m2 entwickelt. Das Volumen wurde auf 3,5 - 4,5 Mio. m3 berechnet [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen ergab für den Zeitraum zwischen dem 09. und 15. Januar keine signifikanten Veränderungen [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 09. und 15. Januar keine signifikanten Veränderungen bei den Hangneigungen des Vulkangebäudes [1].

Die Messung der Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 09. - 15.01. häufig durch starken Wind gestört. Während den ruhigen Phasen konnte eine ähnliche Aktivität wie in der Vorwoche registriert werden [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern hielten sich im Zeitraum zwischen dem 09. und 15. Januar im unteren mittleren Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) hielten sich zwischen dem 09. und 15.01. auf mittlerem Niveau und unterlagen nur geringen Schwankungen.
Die Konzentration der Heliumisotope (3He/4He - Verhältnis) im Ätna-Gebiet, die zuletzt am 09. Januar bestimmt wurde, war mit einem Wert von 0.63 ähnlich hoch wie bei der letzten Messung im Dezember. Der Wert bewegte sich somit nach wie vor auf hohem Niveau [1].

Auf den Online-Seismogrammen der Station ECNE waren in der vergangenen Woche regelmäßig schwache Explosionssignale, sowie einzelne langperiodische Signale erkennbar. Ab dem 18. Januar zeigten sich auch wiederholt Phasen von stärkerem Rauschen, die nur 1 - 3 Minuten lang andauerten [2].
Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche zwischen niedrigem und mittlerem Niveau. Den stärksten Rückgang gab es am 17. Januar. Anschließend stieg der Tremor wieder etwas an [2].
Die Quelle des Tremors wurde im Zeitraum zwischen dem 09. und 15. Januar im Bereich unterhalb des Zentralkraters auf einer Höhe zwischen 1000 m und 2800 m lokalisiert [1].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Der Tremor unterlag in den letzten Tagen einigen Schwankungen und die Förderrate der Lava ging am 17. Januar vorübergehend deutlich zurück. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Versorgung des effusiven Schlots mit frischem Magma allmählich ins Stocken gerät. Vermutlich steigt im Moment nicht genug Magma auf bzw. es hat sich im Berg einen anderen Pfad gesucht, dem es entlang migriert. Auch die Schwefeldioxidemissionen der Gipfelkrater waren in den letzten Wochen rückläufig und es kam zu leichter Deflation des Vulkangebäudes.
Dies deutet meiner Meinung darauf hin, dass die aktuelle Eruption langsam zu Ende gehen könnte. Allerdings zeigt die nach wie vor hohe Helium-3-Konzentration, dass weiterhin frisches Magma unter dem Berg aufsteigt, welches früher oder später zumindest zum Teil eruptiert werden wird. Somit bleibt es schwierig eine Prognose abzugeben.


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13. Januar 2023

Die ruhige Förderung von Lava an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters dauerte auch in der letzten Woche weiter an. Die freigesetzten Lavaströme stagnierten am Rande des Valle del Bove auf 2200 m hohem Gelände. Der Tremor war nur leicht erhöht.

In der vergangenen Woche setzte sich die Emission von Lava an dem effusiven Schlot an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters fort. Es wurden weiterhin verschiedene Teilströme genährt, die sich durch ein System von Tunneln und Kanälen bis zum Rand des Valle del Bove bewegten. Dort stagnierten die Fronten von zwei bis drei Lavazungen auf ca. 2100 m hohem Gelände oberhalb des Monte Simone. Ab dem 08. Januar zogen sich die Zungen zurück. Schlechtes Wetter mit Neuschnee behinderte die Beobachtungen bis zum 10. Januar. Ab dem 11. Januar gab es wieder sehr gute Sichtbedingungen und das heiße, fächerförmige Lavafeld zeichnete sich als dunkle Fläche sehr gut auf dem schneebedeckten Berg ab. Im Laufe des Tages stiegen die Fronten der Lavazungen wieder etwas weiter dem Hang hinab und erreichten ca. 2200 m hohes Gelände.
Am 12. Januar kam die südlichste Lavazunge noch weiter Hang abwärts voran, stagnierte dann aber heute auf ca. 2100 - 2200 m hohem Gelände.
Unterdessen setzten sich an den Gipfelkratern des Ätna die üblichen Gasemissionen fort, die weiterhin an der Bocca Nuova am stärksten waren. In den Nächten konnte ich dort jedoch keinen Glutschein mehr beobachten. Dagegen zeigte sich ab dem 11. Januar auf lichtstarken Webcams im oberen nördlichen Gipfelbereich des Neuen Südostkraters etwas Glut. Diese wurde vermutlich durch aufsteigende Hitze bzw. Hochtemperaturfumarolen verursacht.

Wie das INGV berichtet erreichte die Front des am weitesten fortgeschrittenen Lavastroms zwischen dem 04. und 07. Januar 2170 m hohes Gelände. Die mittlere Förderrate konnte mit Hilfe von Satellitendaten auf ca. 3 m3 Lava/s geschätzt werden. Am 07. Januar wurde das Volumen, der seit dem Beginn der Eruption am 27.11.2022 geförderten Lava auf ca. 2,5 - 4,3 Millionen m3 berechnet [1].

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigte zwischen dem 02. und 08. Januar keine signifikanten Veränderungen. Allerdings setzte sich der leichte Trend zur Deflation des Vulkangebäudes fort [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 02. und 08. Januar keine signifikanten Veränderungen bei den Hangneigungen des Vulkangebäudes [1].

Die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 02. - 08.01. durch eine relativ hohe Frequenz der Ereignisse gekennzeichnet. Die Amplitude war allerddings niedrig, was auf eine schwache bis moderate Aktivität schließen lässt. Quelle der Ereignisse war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern gingen im Zeitraum zwischen dem 02. und 08. Januar im Vergleich zur Vorwoche leicht zurück und bewegten sich im unteren mittleren Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) hielten sich zwischen dem 02. und 08.01. auf mittlerem Niveau und unterlagen nur geringen Schwankungen [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE zeigten in der vergangenen Woche gelegentlich schwache Explosionssignale bzw. langperiodische Signale.
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche zunächst noch auf der Grenze zwischen niedrigem und mittlerem Niveau, stieg dann aber ab dem 10. Januar wieder etwas an und geht seitdem langsam wieder zurück [2].
Die Quelle des Tremors wurde bis zum 05. Januar auf 2700 - 2900 m Höhe im Gebiet zwischen Südostkrater und effusivem Schlot lokalisiert. Ab dem 05. Januar verlagerte sie sich dann in das Gebiet nordwestlich des Südostkraters auf eine Höhe von 2300 - 2700 m [1].

Am 07.01. wurde im Bereich der Grotta del Gelo (Nordflanke) ein Beben der Stärke 1.5 verzeichnet. Am 12.01. wurden bei Biancavilla (Südflanke) zwei Beben registriert, die Magnituden von 2.3 bzw. 1.9 aufwiesen [3].

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06. Januar 2023

Während den letzten Tagen zeigte sich über der Bocca Nuova zeitweise leichter Glutschein. Gleichzeitig setzte sich die effusive Aktivität am Neuen Südostkrater fort und die Lavaströme kamen weiter voran, obwohl der Tremor zurück ging.

In der vergangenen Woche setzte sich die Förderung von Lava an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters fort. Die Lava bewegte sich nach wie vor in Form von mehreren Teilströmen durch das Valle del Leone bis zum Rand des Valle del Bove. Auf dem steiler werdenden Gelände entwickelten sich immer wieder neue Zungen. Mal wurde eine mehr südliche und mal eine mehr nördliche Zunge genährt. Dadurch kamen die Fronten der Zungen nicht weit voran und stagnierten auf ca. 2200 m hohem Gelände im Gebiet südwestlich bis westlich des Monte Simone.
Im Laufe des 03. Januar schwächte sich die Intensität der thermischen Anomalien, die durch die aktiven Lavazungen auf den Fotos der Monte Cagliato-Wärmebildkamera sichtbar waren, deutlich ab. Am Abend war dann nur noch der obere Abschnitt des Lavafelds aktiv. Am Nachmittag des 04. Januar intensivierten sich die thermischen Anomalien im Bereich des effusiven Schlots und einige Zeit später wurden auch die Lavazungen am Rande des Valle del Bove wieder aktiv. Bis zum Morgen des 05. Januar bewegten sie sich erneut dem steilen Gelände hinab, kamen aber zunächst nicht weiter als auf ca. 2300 - 2200 m Höhe voran.
Bis zum Abend des 05. Januar verstärkte sich die Lavaförderung und insbesondere im südlichen Abschnitt des Lavafelds intensivierte sich eine Lavazunge immer mehr. Am frühen Morgen des 06. Januar erreichte ihre Front die Talsohle des Valle del Bove auf ca. 2000 m Höhe. Gleichzeitig kam auch etwas weiter nördlich eine weitere Zunge besser voran als in den Vorwochen und bewegte sich auf die Talsohle zu.

Dieses Foto, das mir freundlicherweise von Herrn J. Forker zur Verfügung gestellt wurde, zeigt die Lavaströme am Rande des Valle del Bove. Es wurde am 02. Januar von der Serra delle Concazze aus gemacht. Die Lavazungen, die sich langsam dem steilen westlichen Rand des Valle del Bove hinab bewegen sind durch aufsteigende bläuliche Gaswolken gekennzeichnet. Oberhalb davon, ganz am Anfang des Lavafelds, markiert eine schmale, aber dichte Gassäule die Austrittsöffnung der Lava auf ca. 2800 m hohem Gelände. Dahinter erkennt man den Neuen Südostkrater. An seinem Gipfel setzen Fumarolen, die meist entlang von Spalten angeordnet sind, anhaltend weißen Dampf und Gas frei:
Lavaströme am Rande des Valle del Bove von der Serra delle Concazze aus betrachtet
02.01.2023, 13:40 Uhr, © J. Forker

Am Abend des 02. Januar zeigten lichtstarke Webcams pulsierenden Glutschein über der Bocca Nuova. Thermische Anomalien konnte ich jedoch nicht beobachten. Vermutlich setzten tiefsitzende strombolianische Explosionen in einem der Schlote der Bocca Nuova ein. Auch während den folgenden Nächten war schwacher Glutschein über der Bocca Nuova zu sehen. Am Abend des 05. Januar waren die Gaswolken über dem Gipfelkrater dann nur noch sporadisch illuminiert, aber am frühen Morgen des 06. Januar zeigte sich der Glutschein wieder häufiger.

Auf diesem Webcam-Foto der Piedimonte Etneo - Webcam kann man den Glutschein über der Bocca Nuova (rechte Bildhälfte) gut erkennen. Der große helle Fleck in der linken Bildhälfte wird von den Lavaströmen an der nordöstlichen Basis des Neuen Südostkraters verursacht:
Glutschein über der Bocca Nuova
Foto vom 02.01.2023, 21:15 Uhr: Webcam des INGV in Piedimonte Etneo

Die Auswertung der Daten der GPS-Stationen zeigten zwischen dem 26. Dezember und 01. Januar keine signifikanten Veränderungen. Allerdings wurde während des vergangenen Monats eine Umkehr des Trends zur Inflation festgestellt und die Messungen zwischen den Stationen Pizzi Deneri (EPDN), Cratere del Piano (ECPN) und Punta Lucia (EPLU) ergaben eine leichte Deflation des Vulkangebäudes [1].
Die klinometrischen Daten zeigten zwischen dem 26. Dezember und 01. Januar keine signifikanten Veränderungen [1].

Die Infraschallaktivität an den Gipfelkratern war im Zeitraum vom 26.12. bis 01.01. weiterhin niedrig, jedoch wurden die Messungen durch Wind beeinträchtigt. Quelle der Aktivität war die Bocca Nuova [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern veränderten sich im Zeitraum zwischen dem 26. Dezember und 01. Januar im Vergleich zur Vorwoche kaum und bewegten sich weiter auf mittlerem Niveau.
Die Boden-Kohlendioxid-Emissionen (Station ETNAGAS) hielten sich zwischen dem 26.12. und 01.01. auf mittlerem Niveau [1].

Die Online-Seismogramme der Station ECNE waren in der vergangenen Woche zunächst noch durch Rauschen überlagert, das von dem anhaltend erhöhten Tremor verursacht wurde. Nach Rückgang des Tremors waren ab dem 05. Januar gelegentlich schwache Explosionssignale erkennbar [2].
Der Tremor bewegte sich in der vergangenen Woche zunächst noch auf mittlerem Niveau und unterlag nur geringen Schwankungen. Ab dem 05. Januar ging er deutlich zurück und erreichte niedriges Niveau [2].
Die Quelle des Tremors lag zwischen dem 26. Dezember und 01. Januar im Bereich des Südostkraters auf einer Höhe zwischen 2700 und 2900 m [1].

Am 01.01. kam es im Gebiet nördlich von Ragalna (Südflanke) zu zwei Beben, die Magnituden von 2.0 und 2.8 erreichten [3].

Meine Interpretation der Daten und Spekulationen über die weitere Entwicklung:
Interessant war in den vergangenen Tagen, dass sich nach längerer Zeit wieder sporadischer Glutschein über der Bocca Nuova zeigte. Dies war zuletzt im September letzten Jahres der Fall. Vermutlich kommt es dort jetzt wieder zu tiefsitzenden strombolianischen Explosionen. Interessant ist auch, dass der Tremor am 05. Januar deutlich zurück ging, dies aber die Lavaförderung am effusiven Schlot nicht beeinträchtigte. Im Gegenteil: Da die Fronten der Lavazungen heute so weit wie noch nie während der aktuellen Eruption vorangekommen sind, hat die Förderrate offenbar zugenommen.
Da in den letzten Wochen schwache Deflation am Vulkangebäude gemessen wurde, wird zurzeit vermutlich mehr Lava gefördert, als unter dem Berg aufsteigt. Sollte das so weiter gehen, dann könnte sich bald ein Ende der Eruption andeuten. Nach wie vor scheint jedoch reichlich frisches Magma unter dem Berg einzutreffen, denn das Verhältnis der Heliumisotope hatte bei der letzten Messung Mitte Dezember wieder hohes Niveau erreicht. Somit bleibt es schwer vorherzusagen, wie es mit der aktuellen Eruption weitergehen wird.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2023. Etna - BOLLETTINO SETTIMANALE - SETTIMANA DI RIFERIMENTO 26/12/2022 - 01/01/2023
  2. INGV-Sezione di Catania. 2023. Home. TREMORE VULCANICO. ECNE
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