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Ätna Update (04.01.- 29.03.2013)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


29. März 2013

Auch die vergangene Woche verlief am Ätna sehr ruhig. Tremor und seismische Aktivität hielten sich auf niedrigem Niveau.

Schlechtes Wetter und Neuschnee behinderten in der vergangenen Woche häufig die Beobachtung der Gipfelregion mittels Webcams. In den wolkenfreien Stunden war am Nordostkrater kräftige und anhaltende Gasemission erkennbar. An der Bocca Nuova bzw. Voragine wirkten die Gasemissionen nicht ganz so intensiv und waren häufig pulsartig verstärkt.
Am Neuen Südostkrater setzte der kleine Schlot auf dem ehemaligen Sattel, zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters anhaltend etwas weißen Dampf frei. Aus dem zentralen Schlot des Kegels kam es zu anhaltender aber schwacher Gasemission. Die Wärmebildkamera auf dem La Montagnola zeigte am Neuen Südostkrater weiterhin einige schwache thermische Anomalien. Diese warmen Flecken waren im Bereich des kleinen Schlots auf dem ehemaligen Sattel, auf der inneren nördlichen Kraterwand, innerhalb der Bresche in der oberen Südostflanke des Kegels, sowie an einer Stelle an der unteren südlichen Flanke des Kegels erkennbar.
Am alten Südostkrater wurde das meiste Gas aus den Fumarolenfeldern an seiner oberen Ostflanke emittiert.
Glutschein konnte ich über dem Gipfelbereich in der vergangenen Woche nicht mehr beobachten.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 11.03. - 17.03. höher als in der Vorwoche. Es zeigte sich kein eindeutiger Trend. Am 12.03. und 15.03. wurden Spitzenemissionsraten von über 8.000 Tonnen und am 11.03. und 13.03. von über 10.000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [1].

In der vergangenen Woche bewegte sich der Tremor auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten nur selten langperiodische Signale. Heute hat ihre Häufigkeit deutlich zugenommen, allerdings blieb die Amplitude sehr schwach [2].

Am 18.03. kam es nordwestlich von Adrano (Westflanke) zu zwei Beben die Magnituden von 1.6 und 2.2 erreichten. Am 21.03. wurde nordwestlich von Zafferana (Ostflanke) ein Beben der Stärke 2.0 registriert [3].
  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 11/03/2013 - 17/03/2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Seismic and volcano monitoring. REAL-TIME SEISMIC SIGNAL. Tracciato Sismico della Stazione ETFI_HHZ_IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


26. März 2013

Die momentane Ruhephase des Ätna, sowie einige aktuelle Fotos des Südostkraterkomplexes, die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden, ermöglichten es mir eine kleine Analyse der jüngsten morphologischen Veränderungen des Neuen Südostkraters durchzuführen.

Die deutlichsten morphologischen Veränderungen die in den vergangenen Wochen am Neuen Südostkrater eingetreten sind, konzentrieren sich zum einen auf den Kegel selbst und zum anderen auf den Bereich des ehemaligen "Sattels" zwischen den Kegeln des alten und des neuen Südostkraters.
Der Kegel selbst ist nun in nördliche bis nordöstliche Richtung einige Meter höher als am südlichen Rand, was ihn besonders von Osten her betrachtet deutlich asymmetrisch erscheinen lässt. Von Süden aus ist dadurch jetzt auch ein kleiner Teil der inneren nördlichen Wand des Kraters einsehbar. Das Gebiet des ehemaligen "Sattels" hat sich besonders stark verändert. In der Mitte befindet sich ein kleiner Schlackenkegel und unterhalb von ihm öffnet sich nach Süden hin eine breite Erosionsrinne. Sie wurde zum Teil durch die eruptive Aktivität in diesem Gebiet, insbesondere während der eruptiven Phase vom 28.02.2013, sowie durch die erodierende Wirkung der Lavaströme der nachfolgenden Paroxysmen gebildet. Durch sie zieht sich ein Lavastrom. Dieser hat seinen Ursprung offenbar direkt im zentralen Schlot des Neuen Südostkraters und umfließt, flankiert von gut ausgeprägten Dämmen, den kleinen Kegel auf dem "Sattel" an seiner südöstlichen Basis. Er zieht sich dann weiter nach Süden bis zur Basis des ehemaligen "Sattels" und wird dann vom höher liegenden "Wall" des Sudestino/2001-Hornito-Gebiets nach Südosten hin abgelenkt. Der Sudestino und der 2001-Hornito selbst sind kaum noch erkennbar, da sie von großen Mengen Schlacke überzogen sind.
Die untere südwestliche Flanke des Neuen Südostkraters wurde durch die eruptive Aktivität an der südlichen Basis des ehemaligen "Sattels" am 28.02.2013 deutlich erodiert. Etwas südlich davon überlappen sich die Lavaströme der letzten eruptiven Episoden aus dem Sattel-Gebiet; diese haben die gesamte südliche Basis des Neuen Südostkraters merklich erhöht.
Die Bresche in der südöstlichen Flanke des Neuen Südostkraters wirkt in ihrem unteren Abschnitt enger und tiefer. Die Flanke südlich der Bresche ist mit gelben Schwefelablagerungen überzogen. Am südöstlichen Ende der Bresche schließen sich größere Schutthalden an und südlich davon befindet sich in einer flachen, mit Schwefelablagerungen überzogenen Mulde, ein kleiner, aber dennoch markant wirkender Kegel. Dieser stammt vermutlich von der eruptiven Aktivität die hier im Anschluss an den Paroxysmus vom 06.03.2013 stattfand und mit kräftigem Spattering und tagerlanger effusiver Aktivität verbunden war. Der Gipfel dieses kleinen Kegels wird von einer Blockhalde gebildet an der an einigen Stellen noch etwas Gas oder Dampf austritt.

Hier einige aktuelle Fotos des Südostkraterkomplexes die vom 2002/03-Krater aus entstanden und Grundlage meiner Analyse sind. Sie wurden mir freundlicherweise von "SBB" zur Verfügung gestellt:

Kegel des alten und des Neuen Südostkraters mit Bereich des ehemaligen Sattels
© "SBB"
23.03.2013 11:06 Uhr
Links der Kegel des alten, rechts des Neuen Südostkraters und in der Mitte der Bereich des ehemaligen "Sattels". In seinem südlichen Abschnitt wird er von einer breiten Erosionsrinne geprägt und weiter nördlich, dem Hang aufwärts, befindet sich ein kleiner Schlackenkegel.
In der rechten Bildhälfte kann man einen Teil der Bresche erkennen und davor die südöstliche Flanke des Neuen Südostkraters die mit reichlich gelben Schwefelablagerungen überzogen ist.
Bereich des ehemaligen Sattels mit Lavastrom
© "SBB"
23.03.2013 11:19 Uhr
In der Bildmitte die breite Erosionsrinne im südlichen Bereich des ehemaligen Sattels. Sie beherbergt einen Lavastrom der ein kurzes Stück in südliche Richtung verläuft, dann aber vom inzwischen fast zugeschütteten Sudestino/2001-Hornito-Gebiet nach Südosten abgelenkt wird. Gut kann man den kleinen Schlackenkegel erkennen, der sich in der Mitte des ehemaligen "Sattels" befindet. Rechts davon der Hauptkrater des Neuen Südostkraters. Sein nördlicher Rand überragt den südlichen Rand des Kegels um einige Meter.
Kleiner Kegel an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters
© "SBB"
23.03.2013 11:14 Uhr
An der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters befindet sich ein kleiner Kegel dessen Gipfel von einer kleinen Blockhalde gebildet wird. Er entstand kurz nach dem Paroxysmus vom 06. März und zeigte starkes Spattering, sowie effusive Aktivität die bis zum 09.03.2013 andauerte. Inzwischen wird hier nur noch ein wenig Gas freigesetzt.



22. März 2013

In den vergangenen Tagen blieb der Ätna sehr ruhig und auch die strombolianische Aktivität in der Voragine ging offenbar zu Ende. Tremor und seismische Aktivität verblieben auf niedrigem Niveau.

Seit dem 19.03. sind die Wetterbedingungen wieder deutlich besser und ermöglichten eine häufige Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Dabei zeigte sich ruhige und anhaltende Gasfreisetzung aus Bocca Nuova, Voragine und Nordostkrater.
Am Neuen Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf den zentralen Schlot und auf das Gebiet des Sattels zwischen den beiden Südostkraterkegeln. In diesen Bereichen waren auch schwache thermische Anomalien erkennbar. Diese zeigten sich auch an einer Stelle an der unteren Südflanke des Kegels, sowie innerhalb der Bresche im südöstlichen Rand des Kegels. Am alten Südostkrater wurde das meiste Gas aus den Fumarolenfeldern an seiner oberen Ostflanke emittiert.
Irgendwelche Zeichen eruptiver Aktivität, wie Glut über den Gipfelkratern, konnte ich in den vergangenen Tagen nicht beobachten. Somit scheint auch die strombolianische Aktivität in der Voragine, vermutlich nach einer kurzen Explosionsserie am 17.03.2013, zu Ende gegangen zu sein.

Inzwischen liegen die Untersuchungsergebnisse der Analysen der Materialien vor die bei den verschiedenen letzten eruptiven Episoden des Neuen Südostkraters freigesetzt wurden. Hier eine Zusammenfassung:
Das Magma das bei dem Paroxysmus vom 28.02.2013 freigesetzt wurde ist etwas höher entwickelt (FeO/MgO-Ratio 2.6 - 2.8; CaO/Al2O3-Ratio 0.49 - 0.51) als das Magma des Paroxysmus vom 23.02.2013 (FeO/MgO-Ratio 2.5 - 2.7; CaO/Al2O3-Ratio 0.48 - 0.49) . In seiner Zusammensetzung kommt es dem Material nahe, das bei den eruptiven Episoden des Neuen Südostkraters im April 2012 (FeO/MgO-Ratio 2.9 - 3.1; CaO/Al2O3-Ratio 0.52- 0.55) emittiert wurde [1].
Das Magma das bei dem Paroxysums vom 05-06.03.2013 freigesetzt wurde (FeO/MgO-Ratio 2.7; CaO/Al2O3-Ratio 0.47 - 0.48) ist vergleichbar mit dem Magma das bei der eruptiven Episode des Neuen Südostkraters vom  23.02.2013 emittiert wurde [2].
Insgesamt sind die Produkte der Episoden vom 23.02.2013, 28.02.2013 und 05-06.03.2013 primitiver als die Produkte der Episoden des Neuen Südostkraters vom April 2012, sowie der Bocca Nuova vom 05.02.2013 (FeO/MgO-Ratio 3.1; CaO/Al2O3-Ratio 0.47 - 0.48) [2].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 04.03. - 10.03. höher als in der Vorwoche.  Es zeigte sich ein allmählich ansteigender Trend und die Messwerte lagen zwischen dem 07. und 10.03. bei über 5.000 Tonnen SO2 pro Tag [4].

Seit dem 20.03. sind die Tremorsignale wieder online verfügbar. Bisher unterlag der Tremor dabei nur geringen Schwankungen und bewegte sich auf  niedrigem Niveau. Auf den Online-Seismogrammen der Station ETFI waren nach dem Höhepunkt der eruptiven Episode vom 16.03. zunächst noch einige langperiodische Signale erkennbar. Eine Serie kräftigerer und länger andauernder Signale zeigte sich am Morgen des 17.03. zwischen 04:46 Uhr und 04:58 Uhr was mit einer kurzen aber heftigen Phase explosiver Aktivität in der Voragine korrespondierte. Am gleichen Tag kam es gegen Mittag zu mehreren Phasen länger andauernder LP-Signale, die an vulkanischen Tremor erinnerten, jedoch maximal 10 Minuten anhielten. An den nachfolgenden Tagen waren nur noch selten LP-Signale erkennbar [5].

Am 08.03. kam es nordwestlich von Maletto (Nordwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5 [6].

Hier meine Übersetzung des Berichts des INGV zum Paroxysmus vom 16.03.2013:
Am Abend des 16. März produzierte der Neue Südostkrater (NSEC) des Ätna, nach einem ruhigen Zeitabschnitt von 10,5 Tagen, die 8. Lavafontänen-Episode (Paroxysmus) innerhalb von weniger als vier Wochen. Dieses Ereignis, das eines der stärksten der gesamten aktuellen Paroxysmus-Serie war, ging ein langes "Vorspiel" (strombolianische Aktivität) voraus, das am Nachmittag des 15. März begann. Ihm folgte schwache diskontinuierliche Aktivität an der Voragine.
Während den Tagen die der vorhergehenden Lavafontänen-Episode des NSEC folgten, die sich am 05-06. März ereignet hatte, dauerte die strombolianische Aktivität an der Voragine, zunächst in Form zahlloser kurzer, aber intensiver Episoden an; anschließend unterlag diese Aktivität einer langsamen Abschwächung und am 14. März zeigten die seismischen Stationen des INGV-OE in der Gipfelregion nur noch seltene und schwache Signale die eine Fortdauer strombolianischer Aktivität andeuteten. Irgendwann während dem Nachmittag des 15. März erschienen auf den seismischen Aufzeichnungen zahllose Explosionssignale und die vulkanische Tremoramplitude zeigte einen schwachen und relativ langsamen Anstieg der sich während dem Abend des gleichen Tages in einer sehr sukzessiven Art und Weise fortsetzte. Nach Einbruch der Dunkelheit war Glut am NSEC erkennbar und die Einwohner benachbarter Bevölkerungszentren (insbesondere Zafferana Etnea, an der Südostflanke des Vulkans) hörten laute, vom Krater kommende Knallgeräusche. Diese Aktivität dauerte während der Nacht und dem folgenden Morgen an. Am 16. März wurden bei Tageslicht dann von den Überwachungskameras des INGV-OE zahlreiche, von stärkeren Explosionen generierte Gasringe aufgezeichnet und auch von Beobachtern im Gelände fotografiert.
Während dem frühen Nachmittag des 16. März begann sich die Aktivität schneller zu intensivieren und regelmäßig wurden Jets aus glühender Lava 100 - 150 m über den Kraterrand geschleudert. Gegen 18:00 Uhr begann Lava durch die tiefe Bresche im südöstlichen Kraterrand auszufließen. Etwa 15 Minuten später wurden die Explosionen langsam energiereicher und warfen glühende Bomben bis auf die äußeren Flanken des Kegels; zeitgleich nahm die Menge pyroklastischen Materials (Asche und Lapilli) in der Eruptionswolke zu; diese Wolke wurde vom Wind in südöstliche Richtung getrieben.
Zwischen 18:30 Uhr und 18:45 Uhr ging die eruptive Aktivität von strombolianischen Explosionen in anfänglich diskontinuierliche Emission von Lavafontänen über. Die Höhe der Lavafontänen (50 - 300 m) oszillierte zunächst stark und wurde nach 18:45 Uhr zwar anhaltender, jedoch auch danach kam es manchmal zu signifikanten Oszillationen der Lavafontänenhöhe. Die höchsten Jets stiegen bestimmt 600 - 800 m über den Kraterrand hinweg auf, während die Eruptionssäule etwa zwei Kilometer über den Gipfel des Ätna stieg bevor sie vom starken Wind nach Südosten getrieben wurde. Gegen 19:00 Uhr konnten innerhalb der eruptiven Wolke einige Blitze beobachtet werden.
Der gesamte Kegel des NSEC und die angrenzenden Gebiete im Süden und Südosten waren einem heftigen Regen aus großen glühenden Bomben und Schlacke ausgesetzt; dieser verhinderte die visuelle Beobachtung einer möglichen Wiederaufnahme eruptiver Aktivität im Gebiet des "Sattels" zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters (SEC). Wie auch immer, Beobachtungen am Ende des Paroxysmus machten deutlich, dass ein Lavastrom aus dem Gebiet des "Sattels" emittiert wurde, dieser jedoch weniger volumenreich und groß war als die anderen Lavaströme die bei früheren Paroxysmen an dieser Stelle freigesetzt wurden. Während der Phase in der es zu der intensivsten Freisetzung von Lavaströmen kam, gingen unzählige vulkanische Bomben in bis zu zwei Kilometern Entfernung, auf den pyroklastischen Kegeln nieder die sich während der 2002-2003 Eruption gebildet hatten. Innerhalb dieser Phase konnten die spektakulären Lavafontänen auch von Randazzo, an der Nord-/Nordostflanke des Ätna, ca. 15 Kilometer vom NSEC entfernt beobachtet werden.
Ein erheblicher Niederschlag aus Tephra, überwiegend in der Form von schlackenartigem Lapilli, affektierte den südöstlichen Hang des Ätna; an der westlichen Wand des Valle del Bove war dieses Material sogar noch glühend. Weiter Hang abwärts, in den Bevölkerungszentren von Zafferana Etnea, Santa Venerina und einigen weiteren Dörfern nördlich von Acireale bildete der Tephra-Niederschlag eine kontinuierliche Decke aus schlackenförmigen Lapilli der im nördlichen Abschnitt von Zafferana Etnea örtlich bis zu 10 cm dick war. Viele Bruchstücke in diesem Gebiet hatten Durchmesser von 5 - 8 cm, seltener von bis zu 10 cm und zahllose Auto-Windschutzscheiben, Dachfenster und Dachziegel gingen dadurch zu Bruch. Sogar an der Ionischen Küste bestand der Niederschlag überwiegend aus Lipilli und enthielt nur eine geringe Fraktion an Asche.
Die ersten Zeichen einer Abschwächung der eruptiven Aktivität wurden gegen 19:04 Uhr ersichtlich und um 19:10 Uhr ging die Aktivität in heftige Explosionen über, die breite Fächer aus unzähligen großen glühenden Bomben auswarfen und von lauten Knallgeräuschen und Detonationen begleitet waren.
Diese Explosionen hörten um 19:20 Uhr auf, aber um 19:27 Uhr ereigneten sich zwei besonders heftige Explosionen die große glühende Felsfragmente nach Südwesten, in eine Entfernung von mindestens 1,5 Km vom Krater, auswarfen. Einige schwächere strombolianische Explosionen ereigneten sich kurz nach 19:30 Uhr.
Am 17. März 2013 um 04:49 Uhr begann an der Voragine eine Serie von Explosionen die für ca. 5 Minuten andauerte und starke thermische Anomalien generierte die von der thermischen Überwachungskamera des INGV-OE auf dem La Montagnola (EMOT) aufgezeichnet wurden, sowie vermutlich von kleinen Ascheausstößen begleitet war. Während den nachfolgenden Stunden wurde von der hochsensiblen visuellen Überwachungskamera auf dem La Montagnola (EMOH) schwache Glut aus der Voragine aufgezeichnet. Außerdem kam es an den instabilen Abschnitten des NSEC-Kegels zu kleinen Kollapsereignissen und zu Rutschungen von immer noch heißem Material, was zur Freisetzung geringer Mengen Asche führte [3].

Diese Fotos der INGV - Webcam auf dem La Montagnola fassen die wichtigsten Ereignisse der ruptiven Episode vom 16.03.2013 zusammen:
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a) 12:09 Uhr, strombolianische Explosionen im Neuen Südostkrater generieren immer wieder Gasringe.
b) 18:18 Uhr, die strombolianischen Explosionen werden nun immer energiereicher.
c) 18:33 Uhr, seit wenigen Minuten sind die Explosionen in anhaltende Emission von Lavafontänen stark varierender Höhe übergegangen.
d) 18:48 Uhr, die Höhe der Lavafontänen hat nun 600 - 800 m erreicht.
e) 19:27 Uhr, heftige Explosionen schleudern fächerartig große glühende Bomben aus.
f) 19:39 Uhr, nach dem Ende des Paroxysmus zeigen sich an der Flanke immer wieder einige glühende Stellen. Aus der Bresche (rechts unten) tritt noch Lava aus.
  1. Corsaro R. A, Miraglia L. 2013. Composizione dei vetri dei prodotti emessi dal Nuovo Cratere di Sud-Est durante le fontane di lava del 23 e 28 febbraio 2013. INGV-Sezione di Catania
  2. Corsaro R. A, Miraglia L. 2013. Composizione dei vetri dei prodotti emessi dal Nuovo Cratere di Sud-Est durante la fontana di lava del 5-6 marzo 2013. INGV-Sezione di Catania
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. THE 16 MARCH 2013 PAROXYSM OF ETNA
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 04/03/2013 - 10/03/2013
  5. INGV-Sezione di Catania. 2013. Seismic and volcano monitoring. REAL-TIME SEISMIC SIGNAL. Tracciato Sismico della Stazione ETFI_HHZ_IT
  6. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


18. März 2013

Nach dem 8. Paroxysmus des Neuen Südostkraters in diesem Jahr, der bis zu 1000 m hohe Lavafontänen produzierte und heftigen Ascheregen in den Ortschaften an der Südostflanke des Ätna verursachte, kam es dort gestern und heute lediglich zu schwacher Gasemission.

Der Paroxysmus des Neuen Südostkraters, der sich am 16.03.2013 ereignet hatte, produzierte bis zu 1000 m hohe Lavafontänen. Es war vermutlich die stärkste eruptive Episode des Neuen Südostkraters überhaupt. Die Emission von Lavafontänen, die gegen 18:30 Uhr einsetzte, dauerte ca. 30 Minuten an. Dabei wurden große Mengen pyroklastischen Materials freigesetzt. Dies ging vor allem auf die Ostflanke des Kegels nieder, viel davon wurde auch mit der Eruptionssäule in die Höhe gerissen und vom Wind in südöstliche Richtung getragen. Im Raum Zafferana - Santa Venerina - Acireale kam es dadurch zu einem heftigem Regen aus Asche und Lapilli der die Gegend mit einer bis zu 10 cm hohen Ascheschicht überzog; das Lapilli war dabei teilweise so groß, dass Windschutzscheiben von Autos zerstört wurden [1]!
Bis 19:45 Uhr ereigneten sich am Neuen Südostkrater noch einige schwere Explosionen. Dabei wurden riesige glühende Bomben in alle Richtungen ausgeworfen.
Im Bereich des Sattels zwischen den beiden Kegeln des Südostkraterkomplexes, sowie innerhalb der Bresche im südöstlichen Rand des Neuen Südostkraters, konnte ich nur kurze Lavaströme beobachten. Insgesamt erschien die effusive Aktivität deutlich schwächer als bei früheren derartigen Ereignissen, allerdings konnte ich den westlichen Hang des Valle del Bove, wo sich die Lavaströme für gewöhnlich hinab bewegen auf Grund des Ausfalls von Webcams nicht einsehen.
Nach 20:00 Uhr endete die eruptive Aktivität und an den Flanken des Kegels waren nur noch einige glühende Stellen erkennbar. Diese leuchteten insbesondere an der unteren südlichen Flanke die ganze Nacht über und sogar noch bei Tagesanbruch.
Am frühen Morgen des 17.03. war über die La Montagnola - Webcam eine große blumenkohlförmige Wolke, offenbar aus Gas und/oder Asche erkennbar, die allerdings nur eine gering erhöhte Temperatur aufwies. Offenbar wurde sie von einer starken Explosion bzw. einem Kollapsereignis in der Voragine verursacht.
Am Neuen Südostkrater war am Morgen des 17.03. noch geringfügige Emission von Asche erkennbar. Später zeigte sich nur geringe Gasemission aus dem zentralen Schlot, sowie aus dem Bereich des Sattels und aus einer Stelle an der unteren südlichen Flanke des Kegels.
Schlechtes Wetter behinderte am Abend des 17.03. und auch teilweise heute die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. In den wolkenfreien Momenten zeigte sich am Neuen Südostkrater nur schwache Gasemission. An der unteren südlichen Flanke war weiterhin etwas Gasfreisetzung erkennbar, die mit einer thermischen Anomalie korrespondierte; offenbar hat sich hier eine Hochtemperaturfumarole entwickelt.

  1. Flickr. 2013. Fotostream von etnaboris


16. März 2013

Neuer Paroxysmus am Neuen Südostkrater!
Heute gegen Abend hat sich ein weiterer Paroxysmus am Neuen Südostkrater ereignet. Dabei wurden mindestens 600 m hohe Lavafontänen freigesetzt.

Trotz dichter Wolken zeigten einige Webcams die ganze Nacht über dumpfen Glutschein über dem Neuen Südostkrater. Seit heute Morgen sind die Sichtbedingungen im Gipfelbereich dann wieder deutlich besser geworden und am Neuen Südostkrater zeigte sich zunächst pulsartige Gasemission. Im Laufe des Tages wurden die Gasemissionen dann langsam energiereicher. Die Wärmebildkamera auf dem La Montagnola zeigte nach 13:00 Uhr eine thermische Anomalie im zentralen Bereich des Kegels. Ab 15:45 Uhr waren dann auch Anomalien über dem Kegel sichtbar, was für kräftige strombolianische Explosionen spricht. Mit abnehmendem Tageslicht, nach 18:00 Uhr waren dann auch über die optischen Kameras regelmäßige starke strombolianische Explosionen erkennbar. Ab ca. 18:30 Uhr gingen diese in die Emission einer Lavafontäne über, die bis 18:45 Uhr eine Höhe von grob geschätzt 600 m erreichte. Ein Regen aus glühendem pyroklastischem Material ging auf den Flanken des Südostkraters nieder. Zur Zeit dieses Updates (18:50 Uhr) dauert die Freisetzung von Lavafontänen weiterhin an.

Dieses Webcam-Foto entstand wenige Minuten nach dem Start der Emission der Lavafontänen und zeigt einen dichten Regen von pyroklastischem Material auf den Kegel des Neuen Südostkraters. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Lavafontänen jedoch noch nicht ihre volle Höhe ereicht:
Lavafontänen aus dem Neuen Südostkrater
Foto vom 16.03.13, 18:36 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.



15. März 2013

Die letzte Woche verlief am Ätna vergleichsweise ruhig. Während sich die strombolianische Aktivität in der Voragine offenbar weiterhin fortgesetzt hat, ging die Lavaemission am Neuen Südostkrater wieder zu Ende. Seit heute Abend scheint sich die Aktivität am Neuen Südostkrater wieder zu verstärken und möglicherweise steht dort ein neuer Paroxysmus bevor.

Am Morgen des 09.03. konnte ich aus der Voragine keine Ascheemissionen mehr beobachten. Es kam lediglich zu pulsartiger Gasfreisetzung. Am Neuen Südostkrater wurde nur wenig Gas aus einigen Fumarolen emittiert. Später zogen Wolken auf, die die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams bis zum späten Abend behinderten. Auch am 10.03. lockerten die Wolken nur für kurze Zeit einmal auf und gaben den Blick auf die stark dampfenden Gipfelkrater frei.
Am Morgen des 11.03. herrschte dann wieder deutlich besseres Wetter und am Neuen Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf den zentralen Bereich des Kegels, sowie auf den Sattel zwischen altem und neuem Südostkrater. An der Voragine wurde anhaltend Gas freigesetzt. Lichtstarke Webcams zeigten nach Sonnenuntergang weiterhin Glutschein über diesem Gipfelkrater. Auch im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters war etwas Glut erkennbar. Sie wurde vermutlich von Hochtemperaturfumarolen erzeugt die in diesem Bereich aktiv sind; über die Montagnola-Wärmebildkamera war dort, sowie im Bereich des Sattels eine schwache thermische Anomalie erkennbar.
Am 12.03. zeigte sich ein ähnliches Bild wie am Vortag, jedoch zogen bald wieder dichte Wolken auf. Das schlechte Wetter dauerte auch heute noch an, jedoch lockerten nach Einbruch der Dunkelheit die Wolken etwas auf. Durch Dunst und Wolken zeigten lichtstarke Webcams  diffusen Glutschein wechselnder Intensität, sowohl über der Voragine und/oder Bocca Nuova als auch über dem Neuen Südostkrater. Möglicherweise deutet dies auf den Beginn einer neuen eruptiven Episode am Neuen Südostkrater hin.

Wie Etna Walk auf ihrer Website berichten, setzte sich die strombolianische Aktivität in der Voragine mindestens bis zum 12.03. fort. Dabei wurde glühendes Material bis zu 100 m über den Kraterrand hinaus empor geschleudert. Wie weiter berichtet wird, endete die effusive Aktivität an dem Schlot an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters, die nach dem Paroxysmus vom 06.03. begann, in der Nacht vom 08.03. auf den 09.03.2013 [4].

Leider sind die Aufzeichnungen über den vulkanischen Tremor immer noch nicht online verfügbar. Auf den Online-Seismogrammen der Station ETFI (Torre del Filosofo) waren in der vergangenen Woche häufig langperiodische Signale erkennbar die manchmal mehrere Minuten lang andauernden. Oft zeigten sich auch Explosionssignale. Diese waren am 14.03. besonders häufig und seit heute ca. 13:00 Uhr haben Intensität und Frequenz weiter zugenommen, was zum einen auf die Fortdauer der strombolianischen Aktivität in der Voragine schließen lässt und zum anderen auf neue strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater hindeutet [2].

Am 03.03. wurde am Monte Zoccolaro (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert. Am gleichen Tag wurde südwestlich von Moio Alcantara (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 2.1 gemessen. An diesem Tag kam es außerdem am Monte Scorsone (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 2.2 und südwestlich von Pietrafucile (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7 [3].

Hier noch meine Übersetzung eines Berichts des INGV zum letzten Paroxysmus des Neuen Südostkraters vom 05/06.03.2013:
Während der Nacht vom 05. auf den 06. März 2013 ereignete sich, nach einem relativ ruhigen Zeitabschnitt von fünfeinhalb Tagen, am Neuen Südostkrater (NSEC) des Ätna ein weiterer Paroxysmus. Es war die siebte derartige Periode in gut zwei Wochen; desweiteren dauerte in den letzten Wochen an der Voragine (VOR) die heftige strombolianische Aktivität an, wenn auch mit signifikanten Veränderungen nach dem letzten Paroxysmus des NSEC. Viele Explosionen der Voragine warfen glühendes pyroklastisches Material 150 - 200 m höher als der Kraterrand. Während der Tagesstunden des 05. März ereigneten sich auch kleine Ascheemissionen aus der VOR die kleine dunkelgraue Aschewolken produzierten; diese wurden vom Wind nach Nordosten getragen [1].

04. und 05. März 2013, Beobachtungen aus der Luft:
Am Nachmittag des 04. März und am Morgen des 05. März 2013 wurden zwei Überflüge mit dem Helikopter (Organisiert von Enterprise Scandinature Films) durchgeführt die es ermöglichten die Aktivität der Gipfelkrater, sowie die Verteilung der jüngsten eruptiven Produkte zu beobachten. Der NSEC zeigte nur schwache Gasemission, überwiegend aus Fumarolen am Kraterrand sowie aus einem Punkt im "Sattel" zwischen dem neuen und alten Kegel des Südostkraters, während die eruptiven Schlote innerhalb des Kraters und im "Sattel" völlig inaktiv waren. Die Bocca Nuova (BN) war inaktiv; der Intrakraterkegel, Ausgangspunkt zahlreicher eruptiver Episoden seit Juli 2011, setzte nur wenig Gas frei, während die Voragine häufige strombolianische Explosionen produzierte, wobei Jets aus glühenden Bomben 100 - 150 m höher als der Kraterrand aufstiegen. Der Nordostkrater (NEC) schließlich emittierte eine dichte Säule aus Gas, häufig verbunden mit mehr energiereichen Freisetzungen [1].

05. und 06. März 2013, eruptive Episode am Neuen Südostkrater:
Am 05. März 2013 produzierte ein Schlot im westlichen Abschnitt des NSEC um 18:54 Uhr eine Explosion die glühende Bomben einige zig Meter höher als der Kraterrand schleuderte. Dieser Explosion folgten ähnliche Ereignisse die anfangs durch eine 15-20 minütigen Ruheperiode voneinander getrennt waren, dann aber allmählich häufiger wurden. Zur gleichen Zeit dauerte die strombolianische Aktivität an der Voragine weiter an. Im Laufe des Abends intensivierte sich die Aktivität am NSEC fortschreitend; ebenso fing die vulkanische Tremoramplitude an zu steigen. Gegen 00:12 Uhr begann Lava vom "Sattel" zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters zu fließen; wenige Minuten später öffnete sich im unteren Abschnitt des "Sattel" eine eruptive Spalte, bestehend aus mehreren Schloten die heftiges Spattering und niedrige Lavafontänen produzierten. Zwischen 00:17 Uhr und 00:18 Uhr wurden die Lava-Jets anhaltend und formten eine Fontäne die 200-300 m über den Kraterrand stieg; diese Lavafontänen-Aktivität hörte um 00:25 Uhr plötzlich auf, setzte jedoch um 00:27 Uhr in einer viel entschiedeneren und energetischeren Art wieder ein. Innerhalb des NSEC, im "Sattel" zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters und an der Basis des "Sattels" waren diverse Schlote aktiv. Von der Basis des "Sattels" begann sich ein voluminöser Lavastrom nach Süden und Südosten auszudehnen. Gegen 01:00 Uhr erreichte dieser Lavastrom das Gebiet des Belvedere, in das bereits Lavaströme der Paroxysmen vom 21. Februar (morgens) und 28. Februar 2013 eingedrungen waren. Ein weiterer, relativ schlecht genährter Lavastrom wurde durch die Bresche im südöstlichen Kraterrand des NSEC freigesetzt.
Für die nächsten 30 Minuten dauerte die Freisetzung von Lavafontänen an, wobei die Höhe der Jets stark variierte; oft stiegen sie höher als 600 - 700 m, manchmal sogar höher als 800 m über dem Krater auf. Eine schwer mit pyroklastischem Material beladene Eruptionssäule stieg etliche Kilometer über dem Gipfel des Ätna auf und wurde dann vom Wind nach Nordosten gebogen. Der Niederschlag von grobkörnigem, größtenteils glühendem pyroklastischem Material war auf der oberen Nordostflanke des Ätna relativ intensiv und überzog die Gebiete von Valle del Leone, Pizzi Deneri und Serra delle Concazze mit glühenden Bomben und Schlacke. Weiter Hang abwärts, in Linguaglossa fiel Schlacke mit einem Durchmesser von mehreren Zentimetern; Niederschlag von Asche und Lapilli wurde auch in Piedimonte Etneo, Fiumefreddo, Taormina und anderen Städten entlang der Ionischen Küste beobachtet.
Am 06. März, kurz nach 01:00 Uhr begann die Höhe der Lavafontänen abzunehmen und innerhalb weniger Minuten hörte die explosive Aktivität nahezu völlig auf, mit nur noch wenigen schwachen strombolianischen Explosionen die nach 01:06 Uhr begannen und für einige Zeit andauerten. Trotzdem öffnete sich im gleichen Zeitabschnitt an der unteren östlichen Flanke des NSEC ein eruptiver Schlot an dem es zu heftigem Spattering kam und von dem ein gut genährter Lavastrom freigesetzt wurde, der damit begann sich südostwärts auszudehnen. Diese Aktivität dauerte mit langsam abnehmender Rate für einige Tage an und endete am 09. März.
Auch an der Voragine dauerte die strombolianische Aktivität nach dem Paroxysmus vom 05. - 06. März an, zeigte nun aber ein relativ auffälliges oszillierendes Verhalten mit kurzen Episoden intensiver strombolianischer Aktivität die sich mit Phasen nahezu völliger Ruhe abwechselten. Diese Oszillationen waren auch klar an der Amplitude des vulkanischen Tremors erkennbar, die innerhalb von 24 Stunden nach dem Paroxysmus des NSEC ca. 20 kleine Ausschläge zeigte [1].

Diese Fotos der INGV - Webcam auf dem La Montagnola fassen die wichtigsten Ereignisse der ruptiven Episode vom 05/06.03.2013 zusammen:
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a) 00:21 Uhr, seit wenigen Minuten steigen anhaltende Lavafontänen bis zu 300 m empor. Links unten die Lavaemission aus dem Sattel.
b) 00:30 Uhr die Lavafontänen werden nun immer höher und steigen bis zu 800 m über dem Krater auf.
c) 00:45 Uhr, heftiger Niederschlag von glühendem pyroklastischem Material auf die Umgebung des NSEC-Kegels.
d) 00:54 Uhr, der Lavastrom aus dem Sattel (unten links) bewegt sich nun zunehmend nach Süden in Richtung des Belvedere.
e) 01:06 Uhr, die Lavafontänen sind zusammen gebrochen. Die Lavaförderung aus dem Sattel und der Bresche dauert dagegen an.
f) 01:36 Uhr, ein neuer effusiver Schlot (unten rechts) ist seit einigen Minuten aktiv und fördert einen gut genährten Lavastrom.


Heute will ich nach längerer Zeit wieder einmal versuchen eine Vorhersage über das zukünftige Verhalten des Ätna zu machen:
Um eine Prognose über das zukünftige Verhalten des Ätna abgeben zu können, müssen zunächst die jüngsten eruptiven Ereignisse in das längerfristige Verhalten des Berges eingeordnet werden.
Wie die Arbeit von Behncke und Neri [5] zeigt, lässt sich das längerfristige eruptive Verhalten des Ätna seit 1865 in sich wiederholende Zyklen aufgliedern. Ein Zyklus beginnt mit Inaktivität die mehrere Jahre andauert. Ihr folgt eruptive Aktivität an den Gipfelkratern die auch einige Jahre dauern kann und dann von einer Flankeneruption abgelöst wird. Im Laufe der nachfolgenden Jahre oder Jahrzehnte kommt es dann zu einer Serie von Flankeneruptionen die manchmal von eruptiver Aktivität an den Gipfelkratern eingeleitet werden, gelegentlich auch durch solche voneinander getrennt werden. Zum Abschluss folgt eine besonders volumenreiche und länger andauernde Flankeneruption womit der Zyklus endet; insgesamt kann ein Zyklus dadurch meherere Jahrzente umfassen.
Die Gipfelkrater bestehen zum Anfang des Zyklus meist aus großen Kollapskratern. Während der anfänglichen Ruhephase kommt es oft zu weiteren Kollapsereignissen, vor allem in der Zeit nach der letzten Flankeneruption. Während des zweiten Teils des Zyklus werden die Gipfelkrater meist aufgefüllt oder es wachsen sogar pyroklastische Kegel bzw. Intrakraterkegel empor. Im dritten Abschnitt, also während der Zeit der Flankeneruptionen kommt es an den Gipfelkratern oft zu Kollapsereignissen; zuvor entstandene pyroklastische Intrakraterkegel verschwinden dabei häufig ganz.
Der letzte vollständige Zyklus begann 1951. Die Ruhephase dauerte bis 1955, als eruptive Aktivität im Nordostkrater (neben der Voragine damals der einzige Gipfelkrater) einsetzte. Ab 1960 verlagerte sich die Aktivität dann mehr auf die Voragine und hielt bis 1971 an. In diesem Jahr ereignete sich die erste Flankeneruption des Zyklus; viele weitere folgten. Es kam aber auch immer wieder zu Phasen eruptiver Aktivität an den Gipfelkratern, so z.B. 1974-1978. Die letzte, längste und volumenreichste Flankeneruption der Serie dauerte von 1991 - 1993 mit der dieser Zyklus endete. Es kam zu einer Ruhephase bis 1995 die einen neuen Zyklus einleitete. Dann setzte wieder eruptive Aktivität an den Gipfelkratern ein. Dabei wurde die in den Jahren 1968 - 1970 durch Kollaps entstandene Bocca Nuova komplett aufgefüllt und besonders in den letzten beiden Jahren dieses Abschnittes wuchs der Südostkrater empor. Im Juli 2001 kam es dann zur ersten Flankeneruption. Weitere folgten in den Jahren 2002, 2004-2005 und 2008-2009. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2006 fand aber auch eruptive Aktivität im Gipfelbereich statt die sich auf den Südostkrater konzentrierte. Nach 2001 traten an den Gipfelkratern aber auch immer wieder Kollapsereignisse auf; diese waren in den Jahren 2006 und 2010 am stärksten und betrafen neben der Voragine vor allem auch die Bocca Nuova. An der östlichen Flanke des neuen Südostkraters entstand 2004 ein Kollapskrater der sich besonders im Jahre 2010 deutlich vergrößerte. Seit Januar 2011 haben sich dort bis heute 32 heftige eruptive Phasen ereignet und einen neuen Kegel, den Neuen Südostkrater aufgeschüttet.
Nun stellt sich also die Frage in welchem Abschnitt des aktuellen Zyklus wir uns jetzt eigentlich befinden bzw. ob der Zyklus bereits zu Ende ist und schon längst ein neuer angefangen hat? Diese Frage wird man mit letzter Sicherheit vermutlich erst in einigen Jahren beantworten können. Unklar bleibt sowieso, ob die Theorie der eruptiven Zyklen heute überhaupt noch anwendbar ist, denn es gibt keine Beweise, dass das eruptive Verhalten des Ätna schon früher, genauer vor 1865 derartigen Zyklen unterlag und dass sich dieses Verhalten in Zukunft nicht auch wieder einmal ändern könnte.
Nehmen wir jedoch jetzt einmal an, dass das Modell der eruptiven Zyklen weiter gültig ist, so könnte man die Flankeneruption von 2008, die relativ lange, wenn auch längst nicht so volumenreich wie die Eruption von 1991-1993 war, als das Ende des Zyklus betrachten der 1993 begann. Ein neuer Zyklus fing somit 2009 an, als es zu einer Ruhephase kam, die von Juli 2009 bis Dezember 2010 dauerte. Dabei fand auch starker Kollaps an Bocca Nuova und Südostkrater statt. Die Phase der Gipfelkrateraktivität begann nach dieser Theorie im Januar 2011, verbunden mit zahlreichen eruptiven Episoden am Südostkrater. Diese zweite Phase dauert damit immer noch an und manifestiert sich zur Zeit durch eruptive Aktivität in Bocca Nuova, Voragine und neuem Südostkrater.
Damit wäre der Zyklus der 1993 begann allerdings sehr kurz gewesen; nur 16 Jahre gegenüber dem Zyklus von 1951 der 42 Jahre dauerte; es wäre soger der kürzeste Zyklus bisher überhaupt. Kann der Zyklus von 1993 somit wirklich schon zu Ende sein? Oder kann die aktuelle Aktivität der Gipfelkrater auch nur eine vorübergehende Episode innerhalb der Flankeneruptionsphase sein, ähnlich wie 1974-1978? Was vielleicht dagegen spricht, ist die Tatsache, dass die letzte Flankeneruption jetzt bereits 5 Jahre her ist und sich die Aktivität des Ätna nun schon seit zwei Jahren auf die Gipfelkrater konzentriert. Noch besser ließe sich die aktuelle Situation einschätzen, wenn man den Mechanismus der das zyklische Verhalten steuert, besser verstehen würde. Es scheint auf jeden Fall so zu sein, dass es für das Magma am Anfang eines Zyklus recht einfach ist den Gipfelbereich zu erreichen, denn durch den vorhergehenden Kollaps liegt die Oberfläche der Gipfelkrater tiefer. Noch wichtiger ist aber offenbar, dass alle Frakturen im Berg "geheilt" sind und dass das Magma nicht durch die Riftzonen in die Flanken entweichen kann. Es bleibt somit nur der Weg nach oben. Durch jahrelange eruptive Aktivität im Gipfelbereich wird es für das Magma dann aber immer schwerer die Oberfläche zu erreichen, denn die Gipfelkrater werden zunehmend aufgefüllt und neue pyroklastische Kegel entstehen. Hinzu kommt die labile Ostflanke, die immer dazu neigt sich in Richtung der Ionischen Küste zu bewegen und damit neue Frakturen (Riftzonen), besonders nach Nordosten und Süden hin generiert. Dies wird noch durch die komplexe tektonische Umgebung des Ätna-Gebiets unterstützt, das mit Spalten durchzogen ist die überwiegend von Nord nach Süd verlaufen. In diese Riftzonen kann das Magma dann leicht eindringen, aufsteigen und auch austreten. Somit kommt es dann irgendwann zur Phase der Flankeneruptionen und durch Absinken der Magmasäule unterhalb der Gipfelkrater zu Kollaps, was solange dauert bis alle Frakturen durch Eindringen von Magma "geheilt" sind und der Weg zum Gipfel für das Magma wieder einfacher wird.
Durch die Kollapsereignisse zwischen 2006 und 2010 sind Bocca Nuova und Voragine zu praktisch einem einzigen großen und tiefen Krater zusammengewachsen und gemeinsam mit dem Kollapsschlot der sich von 2004 - 2010 am Südostkrater mit Unterbrechungen bildete wurde es für das Magma tatsächlich einfacher an den Gipfelkratern auszutreten. Trotz Phasen erhöhter Seismik, ja sogar Bodendeformationen wie 2010 an der Nordostflanke, blieben die Riftzonen bereits seit 2003 inaktiv und das Magma trat seit dem an der oberen Ostflanke aus. Beides spricht ebenfalls dafür, dass sich der Ätna seit 2009 in einem neuen Zyklus befindet.
Wie geht es nun aber weiter? Die Studie früherer Zyklen zeigt, dass es meist zu einer völligen Auffüllung der Gipfelkrater kam, bevor erste Flankeneruptionen auftraten. Legt man dies für eine Vorhersage zu Grunde, so kann die jetzige Gipfelkrateraktivität mit Unterbrechungen noch ein paar Jahre weiter gehen. Ich persönliche rechne damit, dass die eruptive Aktivität in der Bocca Nuova, die sich jetzt noch auf ihren südöstlichen Abschnitt konzentriert, auch auf den nordwestlichen Bereich (Schlot BN-1) übergreifen wird. Die aktuelle eruptive Aktivität in der Voragine wird von einem Schlot verursacht der sich sehr nahe am Diaframma (eine inzwischen stark erodierten Trennwand zwischen Bocca Nuova und Voragine) befindet. Dieser Schlot wird möglicherweise vom Versorgungssystem der Bocca Nuova gespeist und hätte dann, meiner persönlichen Meinung nach, eigentlich nichts mit der Voragine zu tun. Ein wirkliches Wiedererwachen der Voragine, mit eruptiver Aktivität aus dem zentralen Schlot dieses Gipfelkraters ist jedoch jederzeit denkbar. Allerdings halte ich es für wahrscheinlicher, dass sich die Gipfelkrateraktivität auch in nächster Zeit überwiegend auf den Südostkraterkomplex konzentriert. Sicherlich werden sich dort weitere heftige eruptive Episoden zutragen, über deren Frequenz wage ich keine Aussage zu machen, doch vermutlich wird sie immer mal wieder zwischen mehreren Wochen und wenigen Tagen schwanken. Da der Kegel des neuen Südostkraters nun schon fast so hoch wie der Kegel des alten Südostkraters ist, wird es für das Magma inzwischen aber immer schwieriger die Oberfläche zu erreichen. Die Entstehung von Seitenkratern bzw. effusiven Schloten, die bereits im Frühjahr 2012 begann und sich zuletzt im Bereich des Sattels bzw. an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters manifestierte, dürfte somit weiter anhalten und könnte bald auch vermehrt die Nordwest oder Nordflanke des Kegels einbeziehen; auch eruptive Aktivität im Gebiet zwischen altem Südostkrater und Zentralkraterkegel (im Bereich der Bocca Nuova) halte ich für denkbar. Kommt es weiterhin zur Förderung von größeren Mengen Lava aus dem Bereich des Sattels, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Lavaströme auch vermehrt in Richtung Süden und Südwesten, in das nördliche Gebiet des ehemaligen "Piano del Lago" bzw. in den Bereich Torre del Filosofo - Monte Frumento Supino vordringen; die südliche und südwestliche Basis des Neuen Südostkraters wurde nämlich inzwischen durch die jüngsten Lavaströme um einige Meter aufgefüllt und das Gelände fällt dort jetzt zunehmend nach Süden und Westen hin ab. Bei weiterer Erhöhung dieses Gebiets ist es aber auch denkbar, dass die Lava irgendwann den Sattel in nördliche Richtung verlässt, wo das Gelände zur Zeit aber noch höher ist als im Süden.
Befindet sich der Ätna dagegen nicht in einem neuen Zyklus, sondern immer noch im Zyklus der 1993 begann, dann könnte es irgendwann zu einer neuen Flankeneruption kommen. Auf jeden Fall ist diese dann langsam überfällig. Trotzdem dürfte sich bis dahin die Gipfelkrateraktivität, wenn auch mit zeitweiligen Unterbrechungen fortsetzen.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. THE 5-6 MARCH 2013 PAROXYSM OF ETNA
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Seismic and volcano monitoring. REAL-TIME SEISMIC SIGNAL. Tracciato Sismico della Stazione ETFI_HHZ_IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)
  4. Etna Walk. 2013. News
  5. Behncke B., and Neri M. 2003. Cycles and trends in the recent eruptive behaviour of Mount Etna (Italy). Can. J. Earth Sci., 40: 1405 - 1411


08. März 2013

Die strombolianische Aktivität in der Voragine hat sich gestern weiter fortgesetzt. Heute wurde dort verstärkt Asche emittiert. Seit dem Paroxysmus vom 06.03. fördert ein neuer Schlot an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters Lava unter Schlackenwurf. Dadurch hat sich neben einem kurzen Lavastrom auch ein kleiner Schlackenberg gebildet.

Nach dem Paroxysmus vom 06.03. behinderten dichte Wolken  bis weit in die Nacht auf den 07.03. die Beobachtung der Gipfelregion mittels Webcams. Am Morgen des 07.03. zeigte sich anhaltende Gasemission aus der Bocca Nuova. Aus der Voragine wurden gelegentlich kleine graue Aschewolken freigesetzt. Am Neuen Südostkrater zeigte sich nur geringe Gasemission, wobei der Kegel selbst oft in die dicke Gasfahne der Bocca Nuova eingehüllt war. Nach Sonnenuntergang war trotz Wolken und Dunst ein rötlicher Glutschein im Bereich des Neuen Südostkraters erkennbar. Über eine Webcam auf dem Schiena dell'Asino war zeitweise kräftige Glut an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters zu sehen. Einige glühende Punkte markierten einen kleinen, recht unorganisierten Lavastrom der sich dem steilen westlichen Hang des Valle del Bove hinab bewegte.

Mehr Informationen zur Aktivität an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters findet man auf der Website von Etna Walk:
An einem effusiven Schlot (FEBC), der sich nach dem Ende des Paroxysmuses vom 06.03. an der südöstlichen Basis des Kegels des Neuen Südostkraters geöffnet hatte, nahm die effusive Aktivität, die auch mit Spattering verbunden war, am 07.03. allmählich ab. Inzwischen hatte sich durch den Auswurf glühenden Materials am südlichen Rand des Schlots ein Schlackeberg gebildet der eine Höhe von wenigen zig Metern erreichte. Die aktive Front des vom Schlot geförderten kurzen Lavastroms bewegte sich am 07.03. auf 2750 m hohem Gelände entlang des steilen Hangs des Valle del Bove.
Wie weiter berichtet wird dauerte die strombolianische Aktivität in der Voragine auch gestern weiterhin an [4].

Heute Morgen nach Sonnenaufgang zeigten sich über der Voragine wieder Ascheemissionen. Sie waren stärker und häufiger als gestern. Oft entwickelten sich größere blumenkohlförmige braune Wolken die eine Höhe von vielleicht 200 m über Grund erreichten und vom kräftigen Westwind rasch nach Osten, über den Neuen Südostkrater hinweg verfrachtet wurden. Später zogen Wolken auf und behinderten bis zum Abend die Beobachtung der Gipfelkrater. Nach Sonnenuntergang war dann trotz Wolken erneut Glutschein an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters erkennbar; offensichtlich dauert die effusive Aktivität dort immer noch an. Auch über Voragine und/oder Bocca Nuova war etwas Glut zu erahnen.

Dieses Webcam-Foto vom heutigen Morgen zeigt eine der größeren Aschewolken aus der Voragine:
Ascheemissionen aus der Voragine
Foto vom 08.03.13, 08:27 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Wie das INGV berichtet konnte bei einer Feldinspektion am 27.02.2013 das Spaltensystem untersucht werden, dass sich kurz vor dem Paroxysmus vom 21.02.2013 in der Nähe des Belvedere entwickelt hatte: Das System befindet sich auf 2800 - 2900 m Höhe und besteht aus zahllosen Frakturen die von nordwestliche in südöstliche Richtung streichen. Die Breite der Frakturen ist variabel und reicht von einigen zig Zentimetern bis zu einem Meter. An einigen Stellen sind die Frakturen sogar mehrere Meter breit und bilden breite Gräben. Sie überwinden den westlichen Rand des Valle del Bove und erreichen dabei 2800 m hohes Gelände. Korrespondierend mit dem Ende des Spaltensystems liegt ein Schlot auf 2790 m Höhe der am 21.02. effusiv aktiv war; die Lavaförderung endete dort am 22.02.2013 wieder [2].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 18.02. - 24.02. deutlich höher als in der Vorwoche. Es wurden die bis jetzt höchsten Messwerte des Jahres gemessen. So konnten am 18.02., 20.02. und 23.02. Spitzenemissionsraten von über 8.000 Tonnen SO2 pro Tag registriert werden. Am 19.02. wurden sogar 16.000 Tonnen und am 22.02. 20.000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag gemessen [1].
Im Zeitraum vom 25.02. - 03.03. waren die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern dagegen deutlich niedriger als in der Vorwoche.  Es zeigte sich keinerlei Trend und die Messwerte lagen bei 5.000 Tonnen SO2 pro Tag [2].

Leider sind die Aufzeichnungen über den vulkanischen Tremor seit einigen Tagen nicht online verfügbar. Allerdings können jetzt wieder verschiedene Online-Seismogramme diverser Stationen abgerufen werden. Dabei zeigte sich, dass sich der Tremor nach dem Paroxysmus vom 05.-06.03. auf niedrigem Niveau bewegte. Häufig waren auf den Online-Seismogrammen der Stationen ETFI (Torre del Filosofo) und EBCN (Bocca Nuova) langperiodische Signale erkennbar, die sicherlich von der strombolianischen und/oder explosiven Aktivität in Bocca Nuova bzw. Voragine verursacht wurden [3].
  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 18/02/2013 - 24/02/2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 25/02/2013 - 03/03/2013
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Seismic and volcano monitoring. REAL-TIME SEISMIC SIGNAL. Tracciato Sismico della Stazione ETFI_HHZ_IT
  4. Etna Walk. 2013. News

06. März 2013

In der vergangenen Nacht hat sich am Neuen Südostkrater ein weiterer Paroxysmus ereignet. Er wurde von strombolianischer Aktivität in der Voragine begleitet und gipfelte in der Emission hoher Lavafontänen. Bemerkenswert war kräftige Lavaförderung aus dem Gebiet des ehemaligen Sattels zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters, wobei offenbar auch das Gebiet am Torre del Filosofo in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Am Morgen des 05.03. war am Neuen Südostkrater nur schwache Gasemission erkennbar, die sich auf das Gebiet des Schlots vom 28.02., im ehemaligen Sattel zwischen altem und neuen Südostkrater, sowie auf die Bresche, die den südöstlichen Kraterrand des Kegels durchschneidet, konzentrierte. Später zogen Wolken auf und behinderten häufig die Beobachtung mittels Webcams.
Nach Einbruch der Dunkelheit lockerten die Wolken allmählich auf und im westlichen Bereich des Neuen Südostkraters war über lichtstarke Webcams ab etwa 19:00 Uhr zeitweise schwacher Glutschein erkennbar. Nach 20:00 Uhr zeigten sich auf den Fotos der La Montagnola - Wärmebildkamera erste schwache thermische Anomalien die über dem zentralen bis westlichen Bereich des Neuen Südostkraters auftauchten. Sie wurden von anhaltenden strombolianischen Explosionen verursacht die nach 22:00 Uhr deutlich stärker wurden.
Auch über der Voragine war am Abend wieder kräftiger Glutschein erkennbar, was für das Fortdauern der strombolianischen Aktivität in diesem Gipfelkrater spricht.
Eine Wolkenbank behinderte zwar die Beobachtung der eruptiven Aktivität am Neuen Südostkrater nach 22:30 Uhr zeitweise, jedoch zeigten sowohl die optischen Kameras, als auch die Wärmbildkameras eine weitere Intensivierung der strombolianischen Explosionen. Ab 00:15 Uhr entwickelte sich im Bereich des neuen Schlots vom 28.02. im Gebiet des ehemaligen Sattels, zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters, eine neue thermische Anomalie, die offenbar von einem Lavastrom verursacht wurde der entweder aus dem Bereich Hang aufwärts (ehemaliger Pittino-Schlot) oder vom Schlot selber gefördert wurde. Zu diesem Zeitpunkt intensivierte sich auch die strombolianische Aktivität deutlich und ging in die Emission einer Lavafontäne über, die ihren Ursprung im zentralen Bereich des Kegels hatte. Innerhalb der nächsten 15 Minuten wuchs die Lavafontäne schnell in die Höhe und verbreiterte sich besonders in westliche Richtung. Nun war im Bereich des ehemaligen Sattels ein kräftiger Lavastrom erkennbar der sich rasch in südliche Richtung, in das Gebiet östlich des Sudestino bewegte und von dort aus einen mehr südöstlichen Kurs einschlug. Kurz vor 00:30 Uhr war dann auch innerhalb der Bresche, im südöstlichen Bereich des Neuen Südostkraters ein schmaler Lavastrom sichtbar. Er war deutlich schlechter genährt als bei früheren eruptiven Episoden und bewegte sich in südöstliche Richtung.
Unterdessen erreichte die Lavafontäne eine Höhe von grob geschätzt 600 - 800 m. Ein dichter Regen aus pyroklastischem Material ging nicht nur auf dem Kegel des neuen, sondern auch auf dem Kegel des alten Südostkraters nieder. Starke Explosionen durchsetzten die Lavafontäne ab 00:40 Uhr immer wieder und große glühende Bomben regneten sogar auf den Bereich südlich bis südwestlich des alten Südostkraters bis in das Gebiet unmittelbar nördlich der 2002-Krater, am Torre del Filosofo herab. Gegen 00:41 Uhr war im Bereich südöstlich des Sudestinos eine kräftige Dampfwolke erkennbar, die sich für einige Minuten hielt. Auch weiter westlich war Dampf erkennbar; offenbar hat hier eine Zunge des Lavastroms, der sich nach wie vor gut genährt aus dem Gebiet zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters in südöstliche Richtung ergoss, einen eher westlichen Kurs genommen und heftig mit der dort noch weitgehend intakten Schneedecke reagiert. Der Hauptlavastrom bewegte sich jedoch entlang der südlichen Basis des Neuen Südostkraters nach Osten in Richtung Belvedere.
Nach 01:00 Uhr brach die Lavafontäne rasch in sich zusammen, gleichzeitig erhöhte sich aber die Lavamenge innerhalb der Bresche. Der Strom der vom Sattel her kam hatte zu diesem Zeitpunkt das Gebiet unmittelbar nördlich des Belvedere erreicht. Beide Ströme bewegten sich nun auf den steilen westlichen Hang des Valle del Bove zu und folgten somit dem Weg der Lavaströme früherer eruptiver Episoden. Während der Lavastrom aus der Bresche gegen 01:30 Uhr offenbar nicht mehr gut genährt wurde, war über dem Lavastrom aus dem ehemaligen Sattel bis mind. 02:00 Uhr kräftiger Glutschein zu sehen, was dafür spricht, dass er bis zu diesem Zeitpunkt immer noch aus dem Sattel genährt wurde. Zwischen 02:00 Uhr und 02:30 Uhr begann der Lavastrom dann dem steilen westlichen Hang des Valle del Bove hinab zu fließen. Gegen 01:30 Uhr zeigte sich im Bereich des Belvedere ein kräftiger glühender Fleck, wobei es mir unklar ist ob es sich dabei um die Öffnung eines effusiven Schlots handelte oder es ein Phänomen war, das mit dem Lavastrom in diesem Gebiet in Verbindung stand. Auf jeden Fall leuchtete der Fleck unter allmählicher Abschwächung bis zum Morgengrauen; bei Tageslicht war dort anfangs Gasemission zu erkennen, was eigentlich für einen effusiven Schlot spricht, genau wie die Tatsache, dass am Westhang des Valle del Bove gegen 05:00 Uhr immer noch ein Lavastrom aktiv war.
[Bemerkenswert ist auch ein für nur wenige Minuten sichtbares orangerotes Leuchten hinter dem oberen 2002-Krater, im Gebiet südlich des Sudestino das an eine strombolianische Explosion erinnert. Es wurde auch von der La Montagnola-Wärmebildkamera um 02:48 Uhr als kleine thermische Anomalie aufgezeichnet. Ist hier etwa die Hütte der Bergführer abgebrannt? Sie stand immer in diesem Gebiet am großen Parkplatz der Geländebusse beim Torre del Filosofo; gut möglich, dass eine Zunge des Lavastroms aus dem ehemaligen Sattel sich bis hier hin vorgearbeitet hat und die Hütte dadurch entzündet wurde, aber das ist reine Spekulation von mir.]*
Nach Tagesanbruch zeigte sich der Kegel des Neuen Südostkraters völlig inaktiv. Allerdings waren gewisse morphologische Veränderungen erkennbar die insbesondere das Gebiet zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters betrafen. Es wurde weiter aufgefüllt und ist dadurch leicht empor gewachsen. Auch die östliche Flanke des alten Südostkraters sieht durch den heftigen Niederschlag pyroklastischen Materials verändert aus.
Nach 07:00 Uhr zogen dichte Wolken auf und behinderten die weitere Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams bis zum späten Abend.

*Wie mir inzwischen dankenswerterweise von J. Lecacheux mitgeteilt wurde, handelt es sich bei dem kurzen Aufleuchten um eine kraftvolle strombolianische Explosion aus der Voragine (oder Bocca Nuova). Dies konnte durch Übereinanderlegen des Webcam-Fotos mit einem Foto das bei Tageslicht entstand, belegt werden.

Dieses Webcam-Foto entstand während dem Höhepunkt der paroxysmalen Episode des Neuen Südostkraters und zeigt die gewaltige Lavafontäne über dem Kegel. Sie ist besonders in westliche Richtung (links) gut ausgeprägt und sorgt für einen dichten Regen von pyroklastischem Material auf den alten Kegel des Südostkraters:
Höhepunkt der paroxysmalen Episode des Neuen Südostkraters
Foto vom 06.03.13, 00:42 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Auf diesem Webcam-Foto kann man den Lavastrom erkennen, der sich aus dem Gebiet des ehemaligen Sattels, zwischen beiden Kegeln des Südostkraters, nach Südosten entlang der südlichen Basis des Neuen Südostkraters (untere Bildmitte) bewegt. Dabei kommt es auch zu heftiger Interaktion mit der Schneedecke und zur Entwicklung einer Dampfsäule (linke untere Bildhälfte). Rechts kann man den relativ schmalen Lavastrom aus der Bresche im Südosten des Kegels sehen:
Lavastrom aus Sattel und Dampfsäule
Foto vom 06.03.2013, 00:41 Uhr: Webcam 2 von Radio Studio 7

Kraftvolle strombolianische Explosion aus der Voragine (links) und effusiver Schlot in der Nähe des Belvedere als glühender Fleck (rechts unten):
Strombolianische Explosion aus Voragine und effusiver Schlot an der Basis des Neuen Südostkraters
Foto vom 06.03.13, 02:48 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Inzwischen gibt es auch von diesem Paroxysmus Videomatieral online:
Die hohen Lavafontänen in einem Video von Dr. Boris Behncke.
Und hier ein Video von Michelle Mammino, gefilmt vom Piano del Vescovo aus.


04. März 2013

Auch gestern dauerte die kräftige und anhaltende strombolianische Aktivität in der Voragine noch an. Am Neuen Südostkrater kam es in den letzten Tagen lediglich zu schwacher Gasemission.

Am 02.03. behinderten Wolken häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. Erst am Abend lockerte es auf und über der Voragine zeigte sich weiterhin kräftiger Glutschein. An der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters war im Bereich des effusiven Schlots immer noch ein glühender Punkt erkennbar, ein Lavastrom war jedoch nicht mehr sichtbar.
Am 03.03. waren die Beobachtungsbedingungen zwar wieder recht gut, jedoch behinderte nun eine dichte Gaswolke, die von Bocca Nuova und Voragine anhaltend emittiert wurde, die Sicht auf den Neuen Südostkrater. Auch am Nordostkrater wirkten die Gasemissionen kräftiger als üblich, waren hier jedoch überwiegend pulsartig. Gegen Abend drehte der Wind etwas und die kräftige Gasfahne nahm einen anderen Weg; am Neuen Südostkrater war jedoch lediglich schwache Gasemission erkennbar. Nach Anbruch der Dunkelheit war wieder intensive Glut über der Voragine sichtbar. Der glühende Punkt an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters war verschwunden, lediglich im Bereich seines Gipfels zeigte sich ein wenig Glut die vermutlich von einer Hochtemperaturfumarole erzeugt wurde.
Auch heute kam es am Nordostkrater zu kräftiger pulsartiger Gasemission; manchmal sah es sogar so aus, als wären die Emission von ein wenig Asche durchsetzt. Auch an Bocca Nuova und Voragine waren die Gasfreisetzungen weiterhin recht intensiv. Am Neuen Südostkrater zeigte sich im Bereich des Schlots der sich am 28.02. auf dem Sattel zwischem alten und neuen Südostkrater gebildet hatte, schwache Gasemission. Nach Anbruch der Dunkelheit konnte ich am Neuen Südostkrater nur noch das Glühen der Hochtemperaturfumarole sehen.

Wie das INGV gestern berichtete, dauerte die kräftige und anhaltende strombolianische Aktivität in der Voragine weiterhin an [1].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 3 marzo 2013 * Etna and Stromboli update, 3 March 2013


01. März 2013

Heute beruhigte sich die Aktivität an den Gipfelkratern des Ätna deutlich. In der Voragine kam es aber weiterhin zu strombolianischer Aktivität und am Neuen Südostkrater emittierte ein Schlot noch ein wenig Lava. Die gestrige heftige eruptive Episode hat auf dem Sattel zwischen altem und neuem Südostkrater einen neuen Krater entstehen lassen.

Nach Sonnenaufgang zeigte sich heute an sämtlichen Gipfelkratern ruhige Gasfreisetzung. Die Morphologie des Neuen Südostkraters, die sich bei gutem Wetter zum ersten Mal nach dem gestrigen Paroxysmus mittels Webcams erkunden lies, zeigte deutliche Veränderungen gegenüber den Vortagen. So wirkte die südwestliche bis westliche Flanke des Kraters nach Westen hin erweitert und insgesamt haben sich die Höhen des nördlichen und des südlichen Kraterrands aneinander angenähert und der zentrale Krater sieht flacher aus. Die stärkste Veränderung hat im Bereich des Sattels, zwischen altem und neuem Südostkrater stattgefunden, wo sich gestern mitunter die heftigste Aktivität abgespielt hatte. Hier konnte man einen kleinen pyroklastischen Kegel erkennen, der sich um einen neuen Krater gebildet hat. Dies wird inzwischen auch von  Etna Walk auf ihrer Website bestätigt, wo ein Foto des neuen Kraters veröffentlicht wurde. Diese neue Öffnung reicht von der südwestlichen Flanke des Neuen Südostkraters über den Sattel hinweg  bis zur südöstlichen Flanke des alten Südostkraters und dieser sogar ein ganzes Stück hinauf. Unregelmäßige Aufschüttungen von pyroklastischem Material umgeben den Krater [1].
Wie weiter berichtet wird, hat sich im Verlauf des gestrigen Paroxysmus an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters ein effusiver Schlot (FES2) reaktiviert, der bereits beim zweiten Paroxysmus entstand, zwischenzeitlich aber inaktiv war [1]. Dieser Schlot war auch gestern Abend und in den heutigen frühen Morgenstunden noch aktiv und förderte einen kurzen Lavastrom.
Nach Sonnenuntergang war heute Abend dort weiterhin etwas Glut erkennbar; ein organisierter Lavastrom war jedoch nicht mehr zu sehen. Auch über der Voragine war wieder pulsierender Glutschein sichtbar, der jedoch deutlich schwächer als gestern Abend wirkte; schwache strombolianische Aktivität dauert hier offenbar weiterhin an. Später zogen dichte Wolken auf und verhinderten die weitere Beobachtung der Aktivität.

Dieses Webcam-Foto von heute Morgen zeigt die morphologischen Veränderungen am Südostkrater-Komplex. Ein gelber Kreis markiert den neuen Krater auf dem Sattel zwischen altem und neuem Südostkrater. Rechts unterhalb des Kraters, noch innerhalb der Markierung kann man einen kleinen dunklen pyroklastischen Kegel erahnen:
Morphologische Veränderungen auf dem Sattel zwischen altem und neuen Südostkrater
Foto vom 01.03.13, 07:09 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Der Tremor bewegte sich nach dem Ende des gestrigen Paroxysmus am Neuen Südostkrater auf niedrigem Niveau [2]. Leider brachen die Online-Aufzeichnungen des Tremors in der vergangenen Nacht ab. Wie ich inzwischen erfahren habe wurde die Station EBEL am Belvedere gestern durch die Lavaströme zerstört!

Am 26.02. kam es südwestlich von Solicchiata (Nordflanke) zu mehreren Erdbeben, wobei das stärkste eine Magnitude von 2.3 erreichte. Am gleichen Tag wurde nordöstlich des Monte Collabasso (Nordflanke) ein Beben der Stärke 1.8 registriert [3].

Hier meine Übersetzung eines Berichts des INGV zur eruptiven Aktivität zwischen dem 27. Februar und 01. März, insbesondere zum Paroxysmus vom 28. Februar:

Der Monat Februar 2013 endete am Ätna mit spektakulären eruptiven Episoden an Bocca Nuova (BN) und Neuer Südostkrater (NSEC), sowie mit dem Wiederaufleben eruptiver Aktivität an der Voragine (VOR), die seit Oktober 1999 inaktiv war.

27. Februar 2013, eruptive Episode an der Bocca Nuova:
Am Morgen des 27. Februars 2013 begann an der Bocca Nuova, dem größten Gipfelkrater des Ätna, eine Episode intensiver strombolianischer Aktivität verbunden mit der Emission von Lavafontänen. Diese neue Episode ereignete sich dreieinhalb Tage nach der letzten paroxysmalen Episode des in der Nähe befindlichen NSEC und fünf Tage nach einer Episode milder strombolianischer Aktivität in der BN. Die Episode enthielt ein ziemlich ungewöhnliches Element: Die Reaktivierung der Voragine, die oft auch als Zentralkrater (eigentlich bilden Voragine und Bocca Nuova gemeinsam den Zentralkrater des Ätna) oder "The Chasm" bezeichnet wird. Die letzte magmatische Aktivität in der Voragine ereignete sich Anfang Oktober 1999.
Bereits während der Nacht vom 26. auf den 27. Februar fand ein allmählicher Anstieg der seismischen Aktivität, sowie der vulkanischen Tremoramplitude statt, insbesondere an der seismischen Station am Cratere del Piano (ECPN), was auf eine Wiederaufnahme der strombolianischen Aktivität in der BN hindeutete. Bei Sonnenaufgang konnte reichhaltige, stoßartige Freisetzung von dichtem Dampf an der BN beobachtet werden; während den nächsten Stunden wurden diese Emissionen allmählich energiereicher. Zwischen 10:30 Uhr und 10:45 Uhr, zeigte die vulkanische Tremoramplitude einen rapiden Anstieg; im gleichen Zeitabschnitt zeigten die thermischen und visuellen Überwachungssysteme des INGV-OE die Bildung einer überwiegend aus Dampf bestehenden Eruptionssäule, sowie auf den Wärmebildern die Emission von heißem Material.
Während einiger Zeitabschnitte enthielt die von der BN emittierte Dampfsäule moderate Mengen an Asche rötlich-brauner Farbe, am meisten zwischen 12:15 Uhr und 12:20 Uhr, sowie zwischen 13:14 Uhr und 13:16 Uhr. Dies führte zu einem Niederschlag geringer Mengen sehr feiner Asche im Gebiet zwischen Zafferana und Santa Venerina, an der Südostflanke des Ätna. Diese Ascheemissionen wurden wahrscheinlich durch Kollaps oder durch Rutschung instabilen Materials an der steilen inneren Kraterwand verursacht; der eruptive Schlot, der sich im südöstlichen Abschnitt des Kraters befindet, ist gegen die Wand geneigt und schnelle Akkumulierung pyroklastischer Ablagerungen in diesem Gebiet könnte das Abrutschen instabilen Materials erleichtert haben.
Während der Phase stärkster eruptiver Aktivität beobachteten Mitarbeiter des INGV, die gerade eine Feldinspektion im Gipfelbereich durchführten, dass vulkanische Bomben außerhalb des Kraterrands auf die südwestliche Flanke des Zentralkegels niedergingen. Außerdem wurde auch innerhalb der Voragine, die seit Anfang Oktober 1999 keinerlei magmatische Aktivität zeigte, intensive explosive Aktivität beobachtet. Die Aktivität begann sich gegen 13:20 Uhr abzuschwächen, was auch durch eine Reduktion der vulkanischen Tremoramplitude offensichtlich wurde; um 14:30 Uhr war die Episode endgültig vorüber, auch wenn sich intensive Gasfreisetzung sowohl an BN auch an VOR fortsetzte.
Am Abend des 27. Februars wurde im Bereich des Zentralkraters des Ätna intensive Glut gesichtet und einige Beobachter im Raum Bronte (an der Westflanke des Ätna), sowie in Giarre und Riposto (an der unteren Ostflanke des Ätna) sahen deutlich, dass die Hauptquelle dieser Glut die Voragine war, wo sich heftige strombolianische Aktivität abspielte; wie auch immer scheint es, dass sich schwache, diskontinuierliche strombolianische Aktivität auch an der BN ereignete. Diese Aktivität, die häufig glühende vulkanische Bomben bis zu 150 m höher als der Kraterrand schleuderte, dauerte die ganze Nacht über an und setzte sich auch am 28. Februar weiterhin fort, als auch der NSEC nach mehr als 4 Tagen Ruhe damit begann, erste Zeichen erneuter Aktivität zu zeigen.

28. Februar 2013, eruptive Episode am Neuen Südostkrater:
Während den frühen Morgenstunden des 28. Februars, vor Sonnenaufgang, zeigten die visuellen Überwachungssysteme des INGV-OE das Einsetzen schwacher explosiver Aktivität am NSEC. Mit zunehmendem Tageslicht konnten am Krater schwache sporadische Ascheemissionen beobachtet werden. Um 09:17 Uhr erschien eine kleine thermische Anomalie im westlichen Abschnitt des NSEC, die von der thermischen Überwachungskamera des INGV-OE auf dem Montagnola (EMOT) aufgezeichnet wurde. Sie wurde von schwacher strombolianischer Aktivität im Gebiet des ehemaligen "Pittino" verursacht. Um 09:30 Uhr war auch am Hauptschlot im Zentrum des NSEC strombolianische Aktivität im Gange. Gleichzeitig begann die vulkanische Tremoramplitude zu steigen. Während der folgenden Stunde steigerte sich die eruptive Aktivität am NSEC allmählich, während die vulkanische Tremoramplitude rapide stieg und dem üblichen charakteristischen Trend eruptiver Episoden im Gipelbereich des Ätna folgte; um 10:30 Uhr waren mindesten drei Schlote am ausbrechen: der frühere "Pittino" im Westen, sowie zwei Schlote innerhalb des Kraters. Diese Aktivität generierte eine dichte Gaswolke die geringe Mengen vulkanischer Asche enthielt.
Um 10:40 Uhr begann Lava den NSEC durch die tiefe Bresche zu verlassen, die den südöstlichen Kraterrand durchschneidet; 25 Minuten später begann sich die explosive Aktivität dramatisch zu intensivieren und die ersten Lavafontänen erschienen, die ca. 100 m höher als der Kraterrand aufstiegen. Ab 11:15 Uhr generierten regelmäßige und gewaltige Explosionen sichtbare Schockwellen die den gesamten Kegel des NSEC mit großen vulkanischen Bomben überhäuften. Die Aktivität intensivierte sich zwischen 11:17 Uhr und 11:22 Uhr weiter, was vom Auftauchen einer auffälligen Wolke aus Dampf und brauner Asche begleitet wurde, die im Gebiet des Sattels zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters freigesetzt wurde. Diese Wolke markierte den fortschreitenden Kollaps eines großen Teils des Sattels, was zur Zerstörung von nahezu der gesamten südwestlichen Flanke des NSEC-Kegels führte und außerdem eine tiefe Bisswunde in der östliche Flanke des alten Südostkrater-Kegels verursachte. Der Kollaps wurde vermutlich durch das Einpressen von Magma in dieses Gebiet herbei geführt, das durch die Paroxysmen der vergangenen Woche bereits strukturell geschwächt war. Aus der tiefen Kerbe, die von dem Kollaps verursacht wurde, trat ein voluminöser Lavastrom aus der sich zunächst nach Süden ausdehnte und anschließend südöstlich abbog und sich in Richtung der Überwachungsstation am Belvedere bewegte. Auch von den eruptiven Schloten auf 2850 m Höhe, an der Basis des NSEC-Kegels wurde Lava freigesetzt; diese Lava vermischte sich mit dem Lavastrom der direkt vom NSEC in südöstliche Richtung emittiert wurde.
Anhaltende Emission von Lavafontänen, verbunden mit intensivem pyroklastischem Fallout auf den alten Kegel des Südostkraters, sowie die Produktion einer gewaltigen Wolke aus Gas und Asche dauerte mit maximaler Intensität für ca. 20 Minuten an. Die Aschewolke wurde von starkem Wind nach Osten getragen, wo sie im Raum Milo-Fornazzo an der Flanke des Ätna, sowie Giarre-Riposto in der Nähe der Ionischen Küste, für ergiebigen Niederschlag von Asche und Schlacke sorgte. Um 11:42 Uhr begann sich die Aktivität abzuschwächen, während im kollabierten Gebiet des Sattels dichte Wolken aus Dampf und grau-brauner Asche emittiert wurden. Gegen 11:50 Uhr wurde die Aktivität am früheren "Pittino" phreatomagmatisch, verbunden mit Emission von Dampf und Asche, sowie dem Auswurf heißer feuchter Blöcke, was spektakuläre Dampfspuren verursachte. Kurz nach 12:00 Uhr hörte die explosive Aktivität am NSEC auf, während sich die Lavaemission aus dem kollabierten Sattel-Bereich, sowie aus der südöstlichen Flanke des NSEC-Kegels unter langsamer Abschwächung fortsetzte.
Während den nachfolgenden Stunden kamen die beiden Lavaströme, die sich von den Schloten auf 2850 m Richtung Valle del Bove bewegten bzw. vom kollabierten Sattelgebiet zum Belvedere hin expandierten, weiter voran. Am Nachmittag des 28. Februars drang die Lava in das Gebiet der Überwachungsinstrumente am Belvedere ein, das bereits von der Lava des Paroxysmuses vom frühen Morgen des 20. Februar erreicht und teilweise begraben wurde, sowie von spektakulärer Bruchbildung nach Auftreten eines Dikes, der zur Öffnung eines effusiven Schlots auf 2800 m Höhe führte, am frühen Morgen des 21. Februars betroffen war. Die Instrumente am Belvedere zeichneten Daten auf und übermittelten sie auch noch mehrere Stunden nach dem Ende des Paroxysmuses. Unglücklicherweise fiel die Station "EBEL" (Belvedere) am Nachmittag des 28. Februars aus; höchstwahrscheinlich nach dem sie von Lava begraben (und/oder aufgeheizt) wurde.
Die Lavaemission an den Schloten im Sattel-Bereich und auf 2850 m Höhe dauerte während der Nacht vom 28. Februar auf den 01. März 2013 noch an, hörte aber irgendwann am 01. März auf. Im Gegensatz dazu hielt die strombolianische Aktivität in der VOR ohne signifikante Variationen weiter an und konnte von INGV-Personal bei einer Feldinspektion am Morgen des 01. März beobachtet werden. Dabei wurde bemerkt, dass die gesamte Ostflanke des Zentralkraterkegels des Ätna von einer kontinuierlichen Ablagerung pyroklastischen Materials, die aus großen Bomben und Schlacke bestand, überzogen war; dies wurde vermutlich durch die eruptive Episode vom 27. Februar an BN und VOR verursacht. Zur Zeit (03. März 2013, 15:00 Uhr) dauerte die strombolianische Aktivität in der VOR weiter an.
Die stärkste Auswirkung des Paroxysmuses vom 28. Februar am NSEC war der Kollaps des Sattels zwischen den beiden Kegeln des Südostkraters, der einen großen Teil der südwestlichen Flanke des NSEC-Kegels, sowie die östliche Basis des alten Südostkraters einbezog. Vom Kollapsgebiet wurde nicht nur Lava in Richtung des Belvedere emittiert, sondern zwei kleine Zungen erstreckten sich auch zwischen den kleinen Kegeln des "Sudestino" und des Hornitos vom 17. Juli 2001 etwas mehr als 100 m nach Südwesten [4].

Diese Fotos der INGV - Webcam auf dem La Montagnola fassen die wichtigsten Ereignisse der ruptiven Episode vom 28.02.2013 zusammen:
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a) 10:30 Uhr, mindestens drei Schlote sind aktiv und eine dichte Gaswolke, die geringe Mengen vulkanischer Asche enthält steigt auf.
b) 11:18 Uhr, die Aktivität steigert sich deutlich und eine Säule auch Gas- und Asche steigt rasch empor. Lava verlässt den Kegel durch die Bresche.
c) 11:24 Uhr, eine tiefe Wolke aus Gas- und Asche markiert den Kollaps eines großen Teils des Sattels.
d) 11:45 Uhr, die Lavafontänen aus dem Kegel schwächen sich ab, aber aus dem Sattel wird immer noch Gas- und Asche emittiert.

  1. Etna Walk. 2013. News
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Activity of Etna and Stromboli, 27 February - 2 March 2013


28. Februar 2013

Nach dem es in der vergangenen Nacht auch in der Voragine zu kräftiger strombolianischer Aktivität kam, ereignete sich heute am Neuen Südostkrater ein weiterer Paroxysmus. Dabei kam es zu hohen Lavafontänen verbunden mit Ascheregen an der Ostflanke, zur Emission von Lavaströmen in das Valle del Bove, sowie zur Öffnung einer eruptiven Spalte im Südwesten des Kegels.

Am späten gestrigen Abend zeigte sich weiterhin Glut über dem Zentralkraterkegel des Ätna. Wie das INGV berichtet wurde sie nicht nur durch strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova, sondern auch durch heftige strombolianische Explosionen in der Voragine verursacht [1].
Nach Sonnenaufgang zeigten die Webcams anhaltende, jedoch moderate Gasemission aus der Bocca Nuova. Am Neuen Südostkrater war zunächst nur wenig Gasemission, die sich vor allem auf den Schlot im Gebiet des ehemaligen "Pittino", an seiner südwestlichen Flanke konzentrierte, erkennbar. Nach 08:00 Uhr zeigten sich am Neuen Südostkrater erste einzelne pulsartige Ausstöße von Asche und Dampf. Diese intensivierten sich bald und wurden nach 10:30 Uhr anhaltend. Um 10:36 Uhr war auf den Webcams auch eine Aschewolke erkennbar die vermutlich aus der Voragine stammte.
Erste thermische Anomalien waren ab 10:00 Uhr mittels der Wärmebildkamera auf dem La Montagnola sowohl im Bereich des ehemaligen "Pittino", als auch im zentralen Schlot des Neuen Südostkraters erkennbar. Rasch steigerte sich ihre Höhe, was auf starke und zunehmend anhaltende strombolianische Explosionen schließen lässt; Wolken und Dunst behinderten zu diesem Zeitpunkt die Beobachtungen mittels optischen Webcams. Um 10:45 Uhr war über die Wärmebildkamera die Emission eines Lavastroms durch die Bresche erkennbar, die den südöstlichen Kraterrand des Neuen Südostkraters durchschneidet. Dieser schlug den gleichen Weg wie seine Vorgänger ein und bewegte sich in Richtung der westlichen Wand des Valle del Bove. Gegen 10:50 Uhr intensivierten sich die thermischen Anomalien sowohl im Bereich des "Pittino", als auch etwas weiter westlich davon, auf dem Sattel der den alten vom neuen Südostkrater trennt. Ab ca. 11:00 Uhr wuchsen die thermischen Anomalien zu einem Vorhang zusammen, der vom Sattel im Westen über den zentralen Schlot bis in die Bresche im Südosten reichte und sicherlich von einer Kette kleinerer Lavafontänen verursacht wurde. Innerhalb von 15 Minuten steigerte sich die Höhe der Anomalien auf grob geschätzt 500 - 600 m. Bei nun wieder deutlich besseren Wetterbedingungen war über die Webcams die Freisetzung einer Lavafontäne aus dem westlichen Bereich des Neuen Südostkraters, im Gebiet des ehemaligen "Pittino" bzw. westlich davon erkennbar. Dadurch entwickelte sich eine kräftige Eruptionssäule aus Dampf, Gas und dunkelgrauer Asche die vom Wind in östliche Richtung gebogen wurde. Wie das INGV berichtet verursachte die Eruptionswolke im Gebiet zwischen Milo und Giarre/Riposto heftigen Fallout von Asche und Schlacke [1].
Durch die Lavafontänen im Westen des Kegels ging ein Regen aus groben pyroklastischem Material auch insbesondere auf die östliche Flanke des alten Südostkraters nieder. Um 11:18 Uhr stieg aus dem Bereich unterhalb des Sattels, an der südwestlichen Basis des Neuen Südostkraters eine kleine Dampfsäule auf. Nach Angaben des INGV öffnete sich auf dem Sattel eine eruptive Spalte, vermutlich fand dieses Ereignis zu diesem Zeitpunkt oder kurz davor statt. Nach fünf Minuten intensivierte sich die Gasfreisetzung hier deutlich und in die Dampffahne, die vom Wind in niedriger Höhe rasch nach Osten transportiert wurde, mischte sich viel graue Asche. Vermutlich kam es hier zu heftiger Interaktion von glühender Lava mit der Schneedecke. Sicherlich hat der Lavastrom den Bereich der unbefestigten Straße zwischen Belvedere und Torre del Filosofo erreicht. Wie das INGV berichtet ergoss er sich nach Osten, erreichte die Überwachungsstation am Belvedere und floss dann dem steilen westlichen Hang des Valle del Bove hinab [1].
Gegen 11:45 Uhr ging die Höhe der Lavafontänen deutlich zurück und innerhalb weniger Minuten verschwanden sie völlig. Während den nachfolgenden 15 Minuten wurde nur noch Asche, überwiegend aus dem Bereich des ehemaligen "Pittino" bzw. westlich davon im Gebiet des Sattels, ausgestoßen. Nach 12:00 Uhr war aus dem Neuen Südostkrater nur noch erhöhte Dampfemission erkennbar.
Nach Sonnenuntergang zeigten sich noch viele glühende Stellen am Kegel des Neuen Südostkraters. Besonders intensive Glut war an seiner südöstlichen Basis im Gebiet der Schlote, die in den vergangenen Tagen anhaltend etwas Lava förderten, erkennbar. Unterhalb davon, entlang des steilen westlichen Hang des Valle del Bove war ein kurzer, punktuell verstärkt glühender Lavastrom sichtbar, der möglicherweise noch genährt wurde, vielleicht aber auch schon am abkühlen war.

Sowohl über der Bocca Nuova, als auch über der Voragine war auch am heutigen späten Abend immer noch pulsierende Glut erkennbar. Sicherlich dauert die strombolianische Aktivität dort immer noch an.

Dieses Webcam-Foto von heute Vormittag zeigt den Höhepunkt der heutigen eruptiven Episode am Neuen Südostkrater. Während Lavafontänen (links) aus dem Bereich des ehemaligen "Pittino" bzw. westlich davon schießen und pyroklastisches Material über dem Kegel des alten Südostkraters (links davon) niedergeht, steigt an der südwestlichen Basis des Neuen Südostkraters eine Mischung aus Dampf und grauer Asche auf. Dahinter kann man die mächtige Eruptionssäule erkennen:
Lavafontänen aus dem westlichen Bereich des Neuen Südostkrater und Dampfemission an seiner südwestlichen Basis
Foto vom 28.02.13, 11:30 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Auf diesem Webcam-Foto vom heutigen Abend kann man neben den vielen glühenden Stellen des Neuen Südostkraters (rechte Bildhälfte) auch Glut über der Bocca Nuova (links) und der Voragine (ein wenig rechts davon) erkennen:
Glut am Neuen Südostkrater und über Voragine und Bocca Nuova
Foto vom 28.02.2013, 22:58 Uhr: Webcam 2 von Radio Studio 7

Hier ein Link zu vielen eindrucksvollen Fotos der heutigen Aktivität die von Etwa Walk veröffentlicht wurden.
Und hier ein phantastisches Video das in direkter Nähe des Neuen Südostkraters entstand.
Dieses Video entstand durch das Zusammensetzen der Fotos der Radio Studio 7 - Webcam auf der Belvedere-Station und zeigt, wie der Lavastrom auf die Kamera zukommt und sie beinahe zerstört.

Nach dem Höhepunkt der eruptiven Phase in Bocca Nuova bzw. Voragine am gestrigen Vormittag, nahm der Tremor rasch wieder ab, blieb aber insbesondere an der Station ECPNZ (unweit der Bocca Nuova) leicht erhöht. Heute Morgen gegen 09:00 Uhr stieg der Tremor dann sowohl an der Station EBELZ (am Belvedere unweit des Neuen Südostkraters), als auch an der Station ECPNZ rapide an und erreichte um 11:00 Uhr sein Maximum. Danach ging er rasch wieder zurück und fiel gegen 12:00 Uhr auf Normalwerte.
Auf den Online-Seismogrammen der Station ECPN waren nach dem Höhepunkt der eruptiven Episode am Vormittag des gestrigen Tages zunächst viele kräftige langperiodische Signale erkennbar. Später wurden sie etwas schwächer, dafür aber häufiger. Nach dem heutigen Paroxysmus waren erneut viele kräftige langperiodische Signale sichtbar. Nach einiger Zeit wurden die starken Signale etwas schwächer, dafür wurden die LP-Signale noch häufiger, sehr regelmäßig und waren immer noch relativ stark, was für anhaltende explosive Aktivität in Bocca Nuova bzw. Voragine spricht [2].
  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 28 febbraio 2013 * Etna and Stromboli update, 28 February 2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


27. Februar 2013

Heute kam es in der Bocca Nuova zu einer eruptiven Episode, die unter Abschwächung immer noch andauert. Dabei kam es zu starker strombolianischer Aktivität und zur Emission von kleinen Lavafontänen. Außerdem wurden auch in der Voragine Explosionen beobachtet.

Nach dem heftigen Paroxysmus des Neuen Südostkraters vom 23.02., bei dem bis zu 900 m hohe Lavafontänen freigesetzt wurden, zeigte sich der Kegel am 24.02. völlig ruhig. Im Bereich des Sattels, zwischen altem und neuem Südostkrater, sowie an der südlichen Basis des Neuen Südostkraters wurde anhaltend etwas Gas bzw. Dampf emittiert. Nach Sonnuntergang zeigte sich weiterhin ein kurzer Lavastrom im oberen Abschnitt der steilen westlichen Wand des Valle del Bove. Die Lava wird aus einem Schlot auf ca. 2800 m Höhe, etwa 700 m südöstlich des Neuen Südostkraters freigesetzt. Dieser hatte sich am 21.02. nach dem zweiten Paroxysmus geöffnet. Wie Etna Walk [3] auf ihrer Website berichten, hatte der Lavastrom am 24.02. eine maximale Länge von einem Kilometer und seine Front erreichte 2500 m hohes Gelände.
Auch am Morgen des 25.02. zeigte sich der Neue Südostkrater völlig inaktiv. Später zogen Wolken auf und behinderten bis zum späten Abend die Beobachtung des Gipfelbereichs mittels Webcams. Am 26.02. kam es an der Bocca Nuova zu kräftiger pulsartiger Gasentwicklung. Am Neuen Südostkrater zeigten sich ähnliche Gasemissionen wie am Vortag und nach Einbruch der Dunkelheit war an seiner südöstlichen Basis, im Bereich des effusiven Schlots, weiterhin etwas Glut erkennbar.
Heute Morgen zeigten die Webcams kräftige pulsartige Gasemission aus der Bocca Nuova. Häufig waren die weißen Wolken von etwas grauer Asche durchsetzt. Nach 10:30 Uhr wurden die Ascheemissionen deutlich stärker und kurze Zeit später war über die Wärmebildkameras eine schwache thermische Anomalie über dem südöstlichen Abschnitt des Gipfelkraters erkennbar. Diese zeigte sich unter Verstärkung immer mal wieder, wurde nach 13:00 Uhr aber deutlich schwächer. Im gleichen Zeitraum stand nahezu ständig eine Säule aus Gas, Dampf und Asche über der Bocca Nuova. Nach 13:00 Uhr wurde auch sie diskontinuierlich und schwächer und bald von pulsartiger Gasemission abgelöst.
Die Phänomene in der Bocca Nuova wurden von einem deutlichen Anstieg des vulkanischen Tremors, vor allem an der Station ECPN (in der Nähe der Bocca Nuova) begleitet. Dieser erreichte gegen 12:00 Uhr sein Maximum und ging nach 14:00 Uhr wieder deutlich zurück [2].
Wie das INGV berichtet begann heute Morgen in der Bocca Nuova eine eruptive Phase bei der es neben starker strombolianischer Aktivität auch zur Freisetzung von kleinen Lavafontänen kam. Außerdem wurde auch in der Voragine explosive Aktivität beobachtet; magmatische Aktivität trat dort zuletzt im Jahre 1999 auf [1].
Nach Sonnenuntergang zeigte sich über der Bocca Nuova weiterhin Glutschein, der mal mehr und mal weniger kräftig war, was für eine Fortsetzung der strombolianischen Aktivität spricht. An der südöstlichen Basis des Südostkraters konnte ich im Bereich des effusiven Schlots keine Glut mehr beobachten, lediglich an der oberen südöstlichen Flanke des Kegels war ein kleiner glühender Fleck erkennbar, bei dem es sich aber höchstwahrscheinlich um eine Hochtemperaturfumarole handelte.

Dieses Webcam-Foto von heute Vormittag zeigt die Emission einer Säule aus Gas und Dampf aus dem südöstlichen Abschnitt der Bocca Nuova. Gleichzeitig wird aus ihrem nordwestlichen Bereich anhaltend Gas emittiert, das aber nicht heiß ist und somit nicht so rasch aufsteigt und dadurch vom Wind über den südlichen Kraterrand hinweg nach Osten getrieben wird:
Emission einer Säule aus Gas und Asche aus der Bocca Nuova
Foto vom 27.02.13, 12:21 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna, 27 febbraio 2013 * Etna update, 27 February 2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  3. Etna Walk. 2013. News


23. Februar 2013

Heute Abend hat sich am Neuen Südostkrater schon wieder ein Paroxysmus ereignet. Erneut kam es zur Freisetzung von Lavafontänen, sowie eines Lavastroms in das Valle del Bove. Der Tremor erreichte während der Aktivität Rekordwerte.

Wolken behinderten heute überwiegend die Beobachtung der Gipfelregion mittels Webcams. Rapide steigender Tremor deutete ab ca. 18:00 Uhr auf den Beginn einer neuen heftigen eruptiven Episode am Neuen Südostkrater hin. Zu diesem Zeitpunkt zogen sich die Wolken im Gipfelbereich etwas zurück und über dem Kegel des Neuen Südostkraters zeigte sich Glutschein. An seiner südöstlichen Basis trat weiterhin Lava aus zwei Öffnungen aus. Diese formte zwei Ströme die sich entlang der steilen westlichen Wand des Valle del Bove in Richtung Talsohle bewegten.

Trotz vieler Wolken war über die Wäremebildkamera auf dem La Montagnola nach 19:00 Uhr zeitweise eine kräftige thermische Anomalie erkennbar. Sie wurde offenbar von heftiger strombolianischer Aktivität verursacht. Zwischen 19:30 Uhr und 20:00 Uhr wuchs die Anomalie deutlich an. Vermutlich ging während dieser Zeitspanne die strombolianische Aktivität in die Emission einer Lavafontäne über. Auch der Tremor stieg gleichzeitig weiterhin kräftig an und erreichte gegen 20:00 Uhr sein Maximum (knapp 200 an der Station EBELZ) das deutlich höher war als bei den Paroxysmen der vergangenen Tage. Nach 20:00 Uhr behinderten wieder Wolken die Beobachtung, aber auch die thermische Anomalie über dem Kegel baute sich rasch wieder ab. Leider waren auch viele Webcams überlastet oder eingeschneit. Webcams an der Ostküste zeigten nach 20:00 Uhr einen Lavastrom, der sich offenbar etwas nördlich von den bereits seit Tagen aktiven Strömen in Richtung Valle del Bove ergoss; ein Gebiet in dem auch die Hauptströme der vergangenen eruptiven Episoden beobachtet wurden. Vom Schiena del Asino aus war dagegen eine leichte Intensivierung der beiden Ströme erkennbar, die aus der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters gefördert werden; vielleicht wurden sie aber auch von einem neuen Strom, der durch die aktuelle eruptive Aktivität entstand, verstärkt oder gar überströmt. Nach 21:00 Uhr deutete sich eine Abschwächung sämtlicher Lavaströme an, allerdings zogen zu diesem Zeitpunkt wieder verstärkt Wolken bzw. Dunst auf. Der Tremor bewegte sich nach 21:00 Uhr ebenfalls wieder auf niedrigem Niveau, was für ein Ende der heftigen eruptiven Aktivität spricht [1].

Dieses Webcam-Foto zeigt den Hauptlavastrom der heutigen eruptiven Episode von Osten aus. Er bewegt sich der steilen westlichen Wand des Valle del Bove herab und folgt dabei in etwa dem Kurs seiner Vorgänger:
Lavastrom aus Neuen Südostkrater im VdB
Foto vom 23.02.13, 20:26 Uhr: Webcam in Nunziata di Mascali © Etna Web

Hier ein Link zu einem Video von Dr. Boris Behncke, das die hohen Lavafontänen des heutigen Paroxysmus zeigt.
Von Etna Walk wurde eine Reihe eindrucksvoller Fotos der heutigen Aktivität veröffentlicht.

Dieses Update wird demnächst noch durch den Bericht des INGV zu dem heutigen Paroysmus ergänzt.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


22. Februar 2013

Gestern hat sich am Neuen Südostkrater ein weiterer Paroxysmus ereignet; der vierte innerhalb von 48 Stunden. Seit der zweiten  heftigen eruptiven Episode kommt es außerdem zur Freisetzung von kurzen Lavaströmen aus zwei eruptiven Spalten, die sich an der südöstlichen Basis des Kegels geöffnet hatten.

Am Abend des 20.02. und auch in der Nacht auf den 21.02. zeigten die Webcams im oberen Abschnitt des Steilhangs vom Valle del Bove immer noch kurze aktive Lavaströme. Auch an der Flanke des Neuen Südostkraters waren noch einige glühende Stellen erkennbar. Am frühen Morgen des 21.02. war der gesamte Berg in dichte Wolken gehüllt. Rapide steigender Tremor kündigte eine weitere eruptive Episode am Neuen Südostkrater an, jedoch machte das schlechte Wetter jegliche Beobachtung unmöglich. Erst am Abend lockerten die Wolken auf und die Webcams zeigten weiterhin kurze Lavaströme im oberen Abschnitt des Steilhangs vom Valle del Bove. Auch am heutigen frühen Morgen konnte ich die Lavaströme weiterhin beobachten. Nach Sonnenaufgang zeigte sich intensive und pulsartige Gasemission aus dem Nordostkrater bevor dichte Wolken erneut die Sicht dauerhaft behinderten. Die schlechten Wetterbedingungen dauerten auch heute Abend an.

Bei den kurzen Lavaströmen die seit dem 20.02. im oberen Abschnitt des Valle del Bove - Steilhangs kontinuierlich beobachtet werden, handelt es sich nicht etwa um noch aktive Reste der Lavaströme der vergangenen eruptiven Episoden, sondern um Ströme die anhaltend aus verschiedenen Spalten gefördert werden.
Etna Walk haben auf ihrer Website Berichte zu den eruptiven Ereignissen der vergangenen Tage veröffentlicht. Daraus eine kurze chronologische Zusammenfassung von mir, lediglich betreffend der Öffnung verschiedener Spalten im Bereich der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters [1]:

20.02.2013
02:17 Uhr: Öffnung einer eruptiven Spalte (Bezeichnung FEN) an der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters.
04:00 Uhr: Öffnung einer weiteren eruptiven Spalte (FES) 300 m südöstlich der FEN-Spalte.
11:49 Uhr: Öffnung einer neuen eruptiven Spalte (FES2) einige zig Meter östlich der FES-Spalte.
15:06 Uhr: Öffnung einer neuen eruptiven Spalte (FES3) wenige zig m südlich von FES2.
Am späten Abend sind FES2 und FES3 immer noch aktiv.

21.02.2013
02:00 Uhr: Ende der effusiven Aktivität an FES2 und FES3.
02:45 Uhr: Öffnung einer weiteren eruptiven Spalte (FEPV) knapp unterhalb des oberen Rands der VdB-Wand, 300-350 m südöstlich von FES2.
Am späten Abend sind FES2 und FEPV immer noch aktiv.

Dieses Webcam-Foto von gestern Abend zeigt die kurzen Lavaströme im oberen Abschnitt des steilen Hangs der das Valle del Bove nach Westen abgrenzt. Der linke (südliche) Lavastrom wird von der Spalte freigesetzt, die erst seit dem frühen Morgen des 21.02. aktiv ist (FEPV). Der rechte Strom entspringt der Spalte die sich bereits am 20.02., während dem zweiten Paroxysmus geöffnet hatte (FES2):
Lavaströe in Steilwand des VdB
Foto vom 21.02.13, 21:25 Uhr: Webcam des L.A.V.E. auf dem Schiena del Asino.

Hier der Bericht des INGV zum ersten Paroxysmus des Neuen Südostkraters am 19.02.2013:
Beinahe zehn Monate nach der letzten Lavafontänen-Episode (Paroxysmus), die sich am 24.04.2012 am Neuen Südostkrater ereignet hatte, produzierte der selbe Krater während den frühen Morgenstunden des 19. Februars 2013 einen neuen Paroxysmus. Dabei kam es zur Emission von Lavaströmen, pyroklastischen Strömen, Lahars, sowie einer nach Osten driftenden Aschewolke. Der Episode ging mehrtägige schwache strombolianische Aktivität innerhalb des Kraters voraus, die sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar allmählich verstärkte.
Die ersten Zeichen einer Wiederaufnahme eruptiver Aktivität am Neuen Südostkrater (NSEC) wurden am Abend des 13. Februars beobachtet, als die hochempfindliche Überwachungskamera für sichtbares Licht des INGV-OV auf dem Montagnola (EMOH) schwache Glut aus dem Inneren des Kraters aufzeichnete. Das Phänomen dauerte in diskontinuierlicher Form während der ganzen Nacht an und war am Abend des 14. Februars erneut sichtbar. Während den frühen Morgenstunden des 15. Februars stiegen glühende Bomben etwas höher als der Kraterrand auf, fielen jedoch nicht auf die äußeren Flanken des Kegels.
Die strombolianische Aktivität intensivierte sich in den frühen Morgenstunden des 17. Februars allmählich; gleichzeitig begann die vulkanische Tremoramplitude zu steigen. Bei Tagesanbruch ereigneten sich kleine strombolianische Explosionen mit einer Frequenz von 1-2 Sekunden und schleuderten dabei grobkörniges pyroklastisches Material wenige zig Meter höher als der Kraterrand.
Nach Erreichen eines Maximums gegen 07:00 Uhr, begannen sich sowohl die vulkanische Tremoramplitude als auch die Intensität der strombolianischen Aktivität abzuschwächen; wenige Stunden später ging die vulkanische Tremoramplitude auf Hintergrundniveau zurück und am Abend des 17. Februars zeigten die Überwachungskameras keine Zeichen eruptiver Aktivität. Allerdings war die Sicht im Gipfelbereich des Ätna häufig durch Wetterwolken behindert. Die schlechten Wetterbedingungen dauerten fast den ganzen Tag des 18. Februars an; nur kurz vor Mitternacht verschwanden die Wolken im Gipfelbereich und gaben den Blick auf anhaltende, aber schwache strombolianische Aktivität innerhalb des NSEC frei. Für einige Stunden dauerte die Aktivität in ähnlicher Art und Weise an, ohne dabei klare Zeichen einer Verstärkung zu zeigen; im Grunde eine Wiederholung der bereits am Morgen des 17. Februars beobachteten Aktivität. Am 19. Februar, in der Zeitspanne zwischen 01:00 Uhr und 03:00 Uhr, stieg die vulkanische Tremoramplitude eher allmählich, kurz nach 03:00 Uhr dann aber entschiedener an. Gleichzeitig intensivierte sich die eruptive Aktivität und vulkanische Bomben begannen auf die Flanke des NSEC zu fallen. Um 04:40 Uhr wurde eine weitere Verstärkung der Aktivität augenscheinlich; bis dahin war die gesamte Aktivität auf einen einzigen Schlot im Zentrum des Kraters beschränkt. Etwa 10 Minuten später begann der Übertritt von Lava aus der, sich im südöstlichen Kraterrand befindlichen, tiefen Bresche; die Lava dehnte sich langsam in Richtung des steilen westlichen Hangs des Valle del Bove aus.
Um 04:57 Uhr begann der kleine schachtförmige Krater (inoffiziell als Pittino bezeichnet), der sich am 27. August 2012 am südwestlichen Rand des NSEC gebildet hatte, Asche freizusetzen. Während den nachfolgenden Minuten kam es an seinen Rändern mehrfach zu Kollapsereignissen, was zu kleinen Hangrutschungen an der Südflanke des Kegels führte. Zur gleichen Zeit nahm die Aktivität am Hauptschlot, innerhalb des Kraters rapide zu; um 05:03 Uhr stieg eine Lavafontäne 200 m über den Gipfel des Kegels auf. Während eines Zeitintervalls von 05:03 Uhr bis 05:07 Uhr wurden mehrere Schlote entlang einer Fraktur aktiv, die den Krater von West nach Ost, vom "Pittino" bis zur Bresche im südöstlichen Kraterrand durchschnitt. Eine dichte Aschewolke begann aufzusteigen und wurde vom Wind nach Osten getragen. Sofort war der gesamte Kegel des NSEC von heftigem Niederschlag aus grobkörnigen pyroklastischen Material betroffen. Neben dem Hauptlavastrom, der weiter nach Südosten vorstieß, entwickelte sich auch ein kleiner Lavastrom auf der Flanke unterhalb des "Pittino". Er bewegte sich auf den Spuren einer Fraktur die sich im Sattel zwischen neuem und altem Südostkrater am 04. März 2012 geöffnet hatte.
Um 05:15 Uhr stiegen die Lavafontänen 300-500 m höher als der Kraterrand; der reichhaltige Niederschlag aus Bomben und flüssiger Schlacke bedeckte die gesamte südliche Flanke des Kegels mit glühendem Material. Bald begann dieses Material zu rutschen und entwickelte kleine Lawinen aus glühendem Material, was wiederum Aschewolken produzierte. Zwischen 05:16 Uhr und 05:18 Uhr war die Südflanke des Kegels von einem dichten Vorhang aus glühendem, von Lavafontänen stammendem Fallout verhüllt. Zur gleichen Zeit stiegen dichte Dampfwolken von der oberen Ostflanke des Ätna auf die von dem reichhaltigen Niederschlag glühenden pyroklastischen Materials auf den mit Schnee bedeckten Boden stammten.
Um 05:19 Uhr löste sich an der Südflanke des Kegels eine umfangreiche Lawine aus Material, das sich in den Minuten zuvor dort angesammelt hatte. Dadurch wurde ein kleiner pyroklastischer Strom generiert, der sich zunächst nach Süden und dann nach Osten vorwärts bewegte und dabei eine Distanz von wenigen hundert Metern zurück legte. Während den ersten ca. 20 Sekunden des Vorstoßes war die Front der Wolke, die den pyroklastischen Strom überlagerte, glühend; auch 30 Sekunden später war in einigen Gebieten der Wolke noch dumpfe Glut erkennbar. Die hohen Temperaturen des pyroklastischen Stroms wurden auch auf den, von der Wärmebildkamera des INGV-OE auf dem Monte Cagliato, an der Ostflanke des Ätna, aufgezeichneten Bildern augenscheinlich.
Der Hauptlavastrom, der damit begonnen hatte in das Valle del Bove herunter zu fließen, kam anfangs nur langsam voran und traf im oberen Bereich der Steilwand des Valle um etwa 05:35 Uhr ein. Um 05:36 Uhr zeichnete die Wärmebildkamera des INGV-OE auf dem Monte Cagliato (Ostflanke) den Abgang eines Lahars (Schlammstrom) im Bereich des Belvedere auf. Diesem folgte ein breiter Lavastrom der regelrecht dem steilen Hang hinab stürzte und sich über die Spuren des Lahars bewegte. Er erreichte die Basis des Hangs nach weniger als 20 Minuten. Während seinem Abstieg, schmolz die Lava weiterhin den Schnee der den Boden bedeckte und generierte dadurch unzählige kleine Lahars. Um 05:50 Uhr begann nördlich vom ersten Strom, ein zweiter Lavastrom dem Hang herab zu laufen. Seine Interaktion mit der Schneedecke generierte gleichfalls Lahars. Schließlich begann um 06:00 Uhr ein dritter Lavastrom - der ebenfalls einen Lahar erzeugte - dem westlichen Hang des Valle del Bove, südlich vom ersten Strom, herab zu fließen.
Zu einem nur schwer festzulegenden Zeitpunkt, jedoch höchstwahrscheinlich vor 06:00 Uhr, wurde auch an der Nordflanke des NSEC ein kleiner Lavastrom freigesetzt der sich einige hundert Meter Hang abwärts in Richtung Valle del Leone bewegte. Es ist nicht klar, ob dieser Strom von einem Schlot bzw. einer Fraktur außerhalb des Kraters stammte oder von einem Übertritt aus dem Krater verursacht wurde.
Bereits um 05:25 Uhr zeigte die Freisetzung der Lavafontänen erste Zeichen von Abschwächung als ihre Höhe unter einem deutlichen Rückgang litt; gegen 05:35 Uhr gingen die Fontänen am "Pittino" in Aschefreisetzungen über die sich mit kurzen Jets glühender Lava abwechselnden. Um 05:45 Uhr produzierte ein einzelner Schlot im zentralen Bereich des NSEC weiterhin etwa 200 m hohe Lavafontänen. Dennoch begann wenige Minuten später ein neuer, gut genährter Lavastrom der unteren südöstlichen Flanke des NSEC herab zu fließen; möglicherweise nach der Öffnung eines neuen eruptiven Schlots im unteren Abschnitt der Bresche die diesen Bereich des Kegels durchschneidet. Die Bilder der Überwachungskameras zeigten auch einen kurzen Zeitabschnitt während dem Lavafontänen an dieser Stelle freigesetzt wurden bevor sämtliche Emission von Lavafontänen kurz vor 06:00 Uhr endete.
Während des Zeitabschnitts zwischen 06:00 Uhr und 06:15 Uhr bestand die Aktivität in erster Linie aus der anhaltenden Emission einer dichten Aschewolke, verbunden mit der wiederholten Freisetzung von Lavajets und aus kraftvollen Explosionen. Dabei wurden große glühende Bomben über den Gipfel des alten Südostkraters hinweg geschleudert. Nach 06:15 Uhr kam es nur noch zur Emission von Asche. Um 06:22 Uhr wurde auch aus der Bocca Nuova eine Aschewolke freigesetzt; kurz danach gingen die Ascheemissionen am NSEC deutlich zurück und wurden diskontinuierlich. Die letzten schwachen Ascheemissionen konnten gegen 07:10 Uhr beobachtet werden. Am untersten Schlot, der sich kurz nach 05:47 Uhr an der Südostflanke des Kegels geöffnet hatte, dauerte langsame Freisetzung von Lava noch für einige Stunden an.
Während dem späten Nachmittag des 19. Februars 2013 kam es an der Bocca Nuova wieder zu einigen kleineren Ascheemissionen.
Eine von INGV-OE Mitarbeitern nach dem Ende der Aktivität durchgeführte Geländeuntersuchung ergab, dass die vom "Pittino" an der Südwestflanke des Kegels freigesetzte Lava um die südliche Basis des Kegels herum floss und kurz vor dem Erreichen des Belvedere-Gebiets zum Stillstand kam; dort befinden sich eine Multiparameter-Überwachungsstation des INGV, sowie zwei nicht vom INGV betriebene Webcams.
Der Tephra-Niederschlag (Asche und Schlacke) reicht in einem relativ schmalen Sektor vom NSEC nach Osten, wobei er die bewohnten Gebiete von Milo und Fornazzo bis hinunter nach Giarre und Riposto an der Ionischen Küste überzieht.
Der Paroxysmus vom 19. Februar 2013 war das erste Ereignis dieser Art seit der Episode vom 24. April 2012 und in seinen Hauptmerkmalen relativ ähnlich wie die Lavafontänen-Episoden von 2011-2012. Die Phase der Freisetzung von Lavafontänen dauerte etwa 50 Minuten, was ebenfalls für diese Art von Aktivität typisch ist. Neben der magmatischen Aktivität wurde auch eine Vielfalt sekundärer Phänomene beobachtet, wie der pyroklastische Strom von 05:19 Uhr, eine Reihe von Strömen aus Asche und Dampf die von der explosiven Interaktion aus Lava und Schnee generiert wurden, sowie Lahars. Der pyroklastische Strom wurde durch die Rutschung instabilen heißen Materials verursacht, das sich rasch an der steilen Flanke des Kegels angesammelt hatte; ein bisher in der wissenschaftlichen Literatur kaum anerkannter Mechanismus [2].


Hier meine Übersetzung des Berichts des INGV zu den eruptiven Episoden vom 20. bis 22. Februar 2013 am Neuen Südostkrater bzw. an der Bocca Nuova:
Nach der Lavafontänen-Episode (Paroxysmus) vom Morgen des 19. Februars 2013, produzierte der Neue Südostkrater (NSEC) des Ätna innerhalb der nachfolgenden 54 Stunden drei weitere Paroxysmen; sie veränderten die Form des Kegels deutlich. Abgesehen von den Paroxysmen, produzierten außerdem mehrere Schlote, die sich an der südöstlichen Basis des NSEC Kegels geöffnet hatten, während den Phasen relativer Ruhe zwischen einem Paroxysmus und dem nächsten, Lava. Schließlich meldete sich am Morgen des 22. Februars auch noch die Bocca Nuova mit einer kurzen Phase strombolianischer Intrakrateraktivität zurück. Gleichzeitig mit dieser letzten Episode ging die effusive Aktivität an der Basis des NSEC-Kegels deutlich zurück, jedoch dauerte auch am späten Vormittag die langsame Förderung von Lava an. Die gesamte eruptive Aktivität kam am frühen Nachmittag des 22. Februars zum Erliegen, setzte jedoch ca. 24 Stunden später wieder ein und kulminierte am Abend des 23. Februars in einer neuen paroxysmalen Episode [3].

20. Februar 2013, erste eruptive Episode:
Nach dem Ende der paroxysmalen eruptiven Episode vom Morgen des 19. Februars, blieb die vulkanische Tremoramplitude, verglichen mit dem prä-paroxysmalen Niveau, leicht erhöht; kurz vor 00:00 Uhr des gleichen Tages, ging ein plötzlicher Anstieg der vulkanischen Tremoramplitude mit dem Wiederaufleben strombolianischer Aktivität am NSEC einher. Während den nachfolgenden 90 Minuten nahm die eruptive Aktivität allmählich zu und um 01:43 Uhr begann Lava den Krater durch die tiefe Bresche in seinem südöstlichen Rand zu verlassen. Um 01:55 Uhr öffnete sich an der Basis des Sattels, der den alten vom neuen Südostkrater trennt, eine eruptive Spalte mit mindestens zwei Schloten. Hier kam es zu heftigem Spattering und die Interaktion der Lava, die von diesen Schloten emittierten wurde, mit der Schneedecke führte zu intensiver explosiver Aktivität die für ca. 30 Minuten andauerte. Die Aktivität an diesen Schloten nahm allmählich zu und steigerte sich in die Freisetzung etlicher zig Meter hoher Lavafontänen, sowie der Emission eines kräftigen Lavastroms der sich zunächst südlich ausdehnte, die eruptiven Schlote vom 17. Juli 2001 östlich passierte und dann nach Südosten abbog, in Richtung der Multiparameter-Station "Belvedere". Um 02:00 Uhr produzierten mindestens drei Schlote - vom ehemaligen "Pittino" bis zu einem Schlot innerhalb der Bresche die den südöstlichen Rand des NSEC durchschneidet - bis zu 100 m hohe Lavafontänen. 10 Minuten später erreichten die glühenden Jets eine Höhe von 300 m über dem Kraterrand; wie auch immer, die Fontänen waren ziemlich diskontinuierlich und von starken Explosionen durchsetzt. Während diesem Intervall stieg über dem Gipfel des Ätna eine mehrere Kilometer hohe Aschesäule auf, bevor sie vom Wind nach Osten umgebogen wurde. Der Niederschlag aus Asche und Schlacke traf mehr oder minder wieder die Gebiete die schon beim letzten Paroxysmus von Tephra-Regen betroffen waren.
Kurz nach 02:00 Uhr öffnete sich ein neuer Schlot an der unteren südöstlichen Flanke des NSEC-Kegels. Dieser produzierte niedrige Lavafontänen und einen gut genährten Lavastrom der sich rasch in Richtung des westlichen Rands des Valle del Bove ausdehnte. Um 02:15 Uhr öffnete sich eine zweite eruptive Spalte, nur eine kurze Distanz östlich von der ersten; auch hier kam es zur Emission eines kräftigen Lavastroms in Richtung Valle del Bove. Um 02:24 Uhr stiegen zahlreiche Jets aus Lava schräggeschichtet in westliche Richtung auf und verursachten auf dem Kegel des alten Südostkraters einen schweren Fallout glühender Bomben. Nach 02:30 Uhr ging die Höhe dieser Jets auf 100-150 m zurück und zwischen 02:40 Uhr und 02:45 Uhr hörte die Emission der Lavafontänen ganz auf; es folgten gelegentliche strombolianische Explosionen, verbunden mit der Emission einer dichten Aschewolke. Die Lavaströme kamen weiterhin langsam voran; der Lavastrom der von der Fraktur an der südwestlichen Basis des NSEC-Kegels emittiert wurde kam der Überwachungsstation am Belvedere gefährlich nahe. Um 03:00 Uhr war die Eruption im wesentlichen vorüber, was sich auch an der vulkanischen Tremoramplitude zeigte, die auf Hintergrundwerte fiel.
Etwa eine Stunde später, um 04:00 Uhr signalisierte ein erneuter Anstieg der seismischen Aktivität, sowie der vulkanischen Tremoramplitude die Öffnung zweier kurzer eruptiver Spalten; an einer Stelle nördlich der Belvedere-Überwachungsstation und in geringer Entfernung zu dieser, 650 m südöstlich des NSEC auf etwa 2850 m Höhe. Die Spalten produzierten moderates Spattering und kleine Lavaströme die begannen sich in Richtung Valle del Bove, über die wenige Stunden zuvor emittierte Lava auszudehnen. Die Aktivität an diesen Spalten dauerte während den nachfolgenden Stunden an, zeigte jedoch eine leichte Abschwächung; bis ca. 11:40 Uhr als sich dieser Trend umkehrte und alle Überwachungsparameter begannen, einen neuen Anstieg in der Aktivität zu zeigen. Während des gleichen Zeitabschnitts brachte eine, von INGV-OE Personal durchgeführte Feldinspektion zu Tage, dass das Volumen der Lava die von der eruptiven Spalte an der südwestlichen Basis des NSEC-Kegels, unterhalb des Sattels der diesen Kegel vom alten Südostkrater-Kegel trennt, deutlich höher als Volumen des Lavastroms war, der bei dem Paroxysmus vom 19. Februar im Gebiet des "Pittino" emittiert worden war. Das Lavafeld hatte sich zum Belvedere hin auf eine Breite von etlichen hundert Metern ausgedehnt und verlief parallel zur unbefestigten Straße die die Belvedere-Abzweigung mit dem Torre del Filosofo verbindet; teilweise verschüttete die Lava diese Straße auch. In das Gebiet der Überwachungsinstrumente am Belvedere waren an etlichen Stellen schmale Lavazungen eingedrungen, wobei ein anderer Strom es südlich passiert hatte und dem steilen Hang in Richtung des Valle del Bove herunter geflossen war. Dabei formten sich drei Zungen, wovon die längste 100 m Hang abwärts voran kam [3].

Diese Fotos der INGV - Webcam auf dem La Montagnola fassen die wichtigsten Ereignisse der ersten eruptiven Episode vom 20.02.2013 zusammen:
a
a
b
b
c
c
d
d
a) Öffnung einer eruptiven Spalte (links unten) an der Basis des Sattels im Südwesten des Kegels mit Produktion von Dampf.
b) Ein neuer Schlot an der unteren südöstlichen Flanke (rechts unten) des NSEC-Kegels generiert niedrige Lavafontänen und einen gut genährten Lavastrom.
c) Zahlreiche schräggeschichtete Jets aus Lava generieren Regen aus pyroklastischen Material auf dem Kegel des alten Südostkraters.
d) Ende der Freisetzung von Lavafontänen während der breite Lavastrom (unten rechts) vom Südwesten des Kegels nach Osten zum Belvedere strömt.

20. Februar 2013, zweite eruptive Episode:
Am 20. Februar 2013, während des Zeitabschnitts von 11:40 Uhr bis 12:00 Uhr, wurde eine sich verstärkende Gasfreisetzung am NSEC beobachtet. Gleichzeitig setzte an den eruptiven Spalten auf 2850 m Höhe wieder kräftiges Spattering ein und wurde schnell anhaltend. Um 11:57 Uhr fing der Hauptschlot des NSEC an Asche freizusetzen und wenige Minuten später begannen strombolianische Explosionen. Für mehr als eine Stunde hielt die strombolianische Aktivität unter fluktuierender Intensität an und wurde von variierenden Mengen Asche begleitet. Nach 12:45 Uhr nahm die Menge an Asche in den Emissionen deutlich zu und gleichzeitig nahm die explosive Aktivität innerhalb des Kraters den Charakter einer Lavafontäne, mit 100-150 m hohen Jets, an. Wie auch immer, um 12:55 Uhr zeigte die Aktivität eine starke Abschwächung und um 13:00 Uhr reduzierte sich die Ascheemission auf die sporadische Produktion niedrigenergetischer pulsartiger Ascheausstöße; die Aktivität hielt sich ca. 15 Minuten auf diesem Niveau.
Um 13:13 Uhr produzierte der, mit dem früheren "Pittino" korrespondierende Schlot im westlichen Bereich des NSEC energiereiche Asche-Jets, anfangs aus grauer Farbe aber nach einer Minute bestanden die Emissionen auch aus brauner Asche, was auf einen großen Anteil alten Materials schließen lässt. Nach einigen Minuten hörte die Emission brauner Asche auf, während der Schlot im Zentrum des NSEC weiterhin dunkle graue Asche freisetzte. Erneut setzte sich die Aktivität für ca. eine Stunde unter Variationen fort, ohne dabei einen eindeutigen Trend zu zeigen; periodisch nahm die Menge an Asche in der Eruptionswolke ab, um sich einige Minuten später wieder zu verstärken und sich mit kraftvollen strombolianischen Explosionen und niedrigen, diskontinuierlichen Lavafontänen abzuwechseln. Die gleichen Fluktuationen in der Intensität der eruptiven Aktivität wurden auch beim Spattering an den Schloten auf 2850 m Höhe, an der südöstlichen Basis des NSEC-Kegels beobachtet, wo sich Intervalle ruhiger Lavaemission mit heftigem Spattering und der Emission von niedrigen Lavafontänen abwechselten. Um 14:20 Uhr leitete eine Sequenz sehr starker Explosionen am NSEC die paroxysmale Phase dieser Episode ein, die aus hohen Lavafontänen, reichhaltiger Ascheemissionen, sowie Lavaemission auch aus den Schloten innerhalb des NSEC bestand. Außerdem kam es an den Schloten auf 2850 m Höhe, an der südöstlichen Basis des NSEC-Kegels zur Emission von Lavafontänen mit bis zu 50 m hohen Jets.
Während der Phase höchster Intensität von Lavafontänen, Ascheemissionen bzw. Lavaströmen, gegen 14:30 Uhr, wurde auch die eruptive Spalte auf dem Sattel unterhalb des ehemaligen "Pittino", an der Südwestflanke des NSEC-Kegels reaktiviert. Diese setzte einen Lavastrom frei der das Lavafeld, das bei der Eruption der gleichen Spalte während des vorhergehenden Paroxysmus generiert wurde, teilweise überdeckte; der Bereich des Belvedere wurde dabei jedoch nicht erreicht. Schließlich wurde offenbar ein gut genährter Lavastrom vom Hauptschlot des NSEC freigesetzt, der den üblichen Weg durch die tiefe Bresche im südöstlichen Kraterrand des NSEC nahm.
Die paroxysmale Aktivität hielt sich auf ihrem Maximum für gut 20 Minuten; kurz nach 14:40 Uhr konnte eine Abschwächung in der Höhe der Lavafontänen beobachtet werden und kurz danach wurden die Lavafontänen diskontinuierlich und gingen gegen 15:00 Uhr in eine Aktivität über, die hauptsächlich durch die Emission von Asche charakterisiert war. Die Ascheemissionen gingen dann allmählich zurück und hörten kurz nach 15:35 Uhr ganz auf. Auch an den Spalten auf ca. 2850 m Höhe, südöstlich des Kraters ging die Aktivität zurück ohne jedoch ganz aufzuhören. Wie auch immer: Die Emission von Lava bei relativ niedriger Flussrate dauerte an und nährte zwei Lavaströme die sich in das Valle del Bove ergossen und 1,5 - 2 Kilometer lang waren. Diese Aktivität dauerte auch am Abend des 20. Februars und bis in den nachfolgenden Tag an und wurde von schwachen, sporadischen strombolianischen Explosionen am NSEC begleitet; instabiles Material brach wiederholt an den äußeren Flanken und inneren Kraterwänden des NSEC ab und legte dabei das darunter befindliche glühende Gestein frei [3].

21. Februar 2013, effusive Episode:
Am 21. Februar 2013 öffnete sich um 02:33 Uhr ein neuer effusiver Schlot an einer Stelle hoch im westlichen Hang des Valle del Bove, unmittelbar unterhalb der Überwachungsstation des Belvedere. Es wurde ein Lavastrom freigesetzt der die Schneedecke zum Schmelzen brachte und eine Serie von Lahars generierte. Beim Abstieg in das Valle del Bove trafen die Lahars auf die heißen Lavaströme, die zuvor von den Schloten auf 2850 m Höhe freigesetzt wurden, was zur Produktion voluminöser Dampfwolken führte.
Während den nachfolgenden Stunden dauerte die effusive Aktivität sowohl an den Schloten auf 2850 m als auch am neuen Schlot, der auf 2800 m Höhe lag, an. Ab 03:00 Uhr setzte am NSEC eine allmähliche Wiederaufnahme strombolianischer Aktivität ein, die ab 04:40 Uhr praktisch kontinuierlich wurde, auch wenn die Jets aus glühendem Material nicht höher als 100 m über den Kraterrand hinaus stiegen. Wie üblich wurde dies von einem Anstieg der vulkanischen Tremoramplitude begleitet. Durch eine Wolkendecke im Gipfelbereich wurden die Beobachtungen mehr und mehr erschwert und ab 05:00 Uhr war der NSEC völlig in Wolken eingehüllt; dennoch wurden die Wolken um 05:40 Uhr plötzlich von einem starken Glühen illuminiert, was das Einsetzen der Lavafontänen-Phase dieser neuen paroxysmalen Episode markierte. Um 05:45 Uhr begann ein großer Lavastrom unterhalb der Wolkendecke abzusteigen und schlug dabei den gleichen Weg wie seine Vorgänger, entlang des westlichen Hangs des Valle del Bove, ein. Ein Aschewolke, unsichtbar für die optischen Überwachungssysteme und Augenzeugen, wurde vom Wind nordwärts getragen und führte im Gebiet von Randazzo und Linguaglossa, in Patti an der Thyrrenischen (nördlichen) Küste und sogar auf Lipari, mehr als 80 Kilometer nördlich, zu Ascheregen.
Nach dem Ende des vierten Paroxysmus in knapp mehr als zwei Tagen, dauerte die effusive Aktivität an den eruptiven Schloten auf 2850 m Höhe, sowie am Schlot unterhalb des Belvedere auf 2800 m Höhe weiterhin an und nährte zwei Lavaströme die bis an die Basis des steilen westlichen Hangs vom Valle del Bove, in ca. 2,5 Kilometern Entfernung, herab reichten. Diese Aktivität, die am Abend auch von kleinen, sporadischen strombolianischen Explosionen am NSEC begleitet war, dauerte bis zum Morgen des 22. Februars um 07:00 Uhr an, als ein neuer Anstieg der vulkanischen Tremoramplitude das Einsetzen einer neuen eruptiven Episode signalisierte. Die relativ guten Wetterbedingungen und die Wärmebilder der Überwachungskameras auf dem Monte Cagliato, dem Schiena dell'Asino und dem La Montagnola ermöglichten festzustellen, dass sich diese eruptive Episode nicht im NSEC sondern an der Bocca Nuova ereignete. Im Zeitraum zwischen 07:30 Uhr und 08:15 Uhr wurden zahlreiche energetische Dampfstöße aus diesem Krater emittiert; viele davon generierten thermische Anomalien.
Durch die Präsenz von Wolken im Gipfelbereich des Ätna lies sich mittels der optischen und thermischen Überwachungssysteme nicht feststellen, ob irgendwelches glühendes Material über den Rand der Bocca Nuova hinaus geworfen wurde; es ist auf jeden Fall sehr wahrscheinlich, dass milde strombolianische Aktivität innerhalb des Kraters stattgefunden hat. Um 08:15 Uhr begann die vulkanische Tremoramplitude abzunehmen und die Emission von Dampfstößen aus der Bocca Nuova wurde weniger auffallend. Gleichzeitig zeigte die Emission von Lava aus den beiden effusiven Schloten an der südöstlichen Basis des NSEC-Kegels und unterhalb des Belvedere eine Abschwächung und hörte am Nachmittag des 22. Februars ganz auf, als auf den Fotos der Monte Cagliato - Wärmebildkamera erkennbar war, dass sich das gesamte Lavafeld am westlichen Hang des Valle del Bove abkühlte und keine thermischen Anomalien mehr auf aktive Lava hindeuteten [3].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 11.02. - 17.02. niedriger als in der Vorwoche. Es zeigte sich kein eindeutiger Trend. Am 12.02. und 13.02. wurden Spitzenemissionsraten von mehr als 5000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [4].

Der Tremor bewegte sich vor der ersten heftigen eruptiven Episode des Neuen Südostkraters am 19.02. zunächst noch auf niedrigem Niveau. Während der paroxysmalen Phase stieg er rapide an und erreichte mit einem Wert von ca. 96 an der Station EBELZ (unweit des Südostkraterkomplexes) am Morgen des 19.02. sein Maximum. Danach ging er rasch wieder auf niedriges Niveau zurück. Bei den übrigen heftigen eruptiven Episoden am 20.02. und 21.02. verhielt er sich ähnlich, jedoch wurde der Spitzenwert vom 19.02. nicht mehr erreicht, wobei der letzte Paroxysmus vom 21.02. diesem schon recht nahe kam. Seit dem bewegt er sich auf niedrigem Niveau, unterlag aber heute stärkeren Schwankungen [5].

Am 16.02. kam es östlich von Maletto (Nordwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8. Am 18.02. wurde südöstlich von Contrada Feliciosa (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.9 registriert. Am gleichen Tag kam es am Monte Fontane (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8. An diesem Tag wurde außerdem am Monte Centenari (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 gemessen. Am 20.02. kam es südwestlich des Monte Maletto (Nordwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7. Am 21.01. wurde am Monte Zoccolaro (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 gemessen [6].

  1. Etna Walk. 2013. News
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 19 febbraio 2013 * Etna and Stromboli update, 19 February 2013
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Eruptive activity at Mount Etna, 20-22 February 2013
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 11/02/2013 - 17/02/2013
  5. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  6. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


20. Februar 2013

Heftige eruptive Phasen am Neuen Südostkrater!
In den vergangenen 36 Stunden kam es am Neuen Südostkrater zu drei heftigen eruptiven Episoden. Diese ähnelten in ihrem Verlauf sehr den eruptiven Phasen von 2011 bzw. 2012 und waren mit der Freisetzung von Lavafontänen und der Emission von Lavaströmen in das Valle del Bove verbunden.

Hier zunächst meine Beobachtungen mittels Webcams. Detailliertere Berichte auf Basis der Informationen des INGV werden in den nächsten Tagen folgen.

Nach der verstärkten strombolianischen Aktivität am Neuen Südostkrater in der Nacht auf den 17.02., behinderten am 18.02. dichte Wolken nahezu ständig die Beobachtung des Gipfelbereichs mittels Webcams. Am späten Abend war dann aber dank vermehrter Wolkenlücken schwache Glut über dem Kegel erkennbar. Sie verstärkte sich im Laufe der Nacht auf den 19.02. allmählich und intensivierte sich nach 03:00 Uhr deutlich. Ab 04:00 Uhr waren dann über die La Montagnola-Wärmebildkamera auch erste schwache thermische Anomalien innerhalb des zentralen Kraters des Neuen Südostkraters erkennbar. Gegen 04:40 Uhr war dann eine erste kräftige thermische Anomalie über dem Kegel zu sehen. Diese markierte das Einsetzen heftiger strombolianischer Explosionen bei denen glühende Bomben bis auf die Flanken des Kegels geschleudert wurden. Um 04:54 Uhr war dann innerhalb der Bresche, im südöstlichen Sektor des Neuen Südostkraters, das Austreten eines Lavastroms erkennbar. Dieser bewegte sich langsam nach Osten in Richtung des steilen Hangs, der das Valle del Bove nach Westen hin begrenzt.
Ab 05:00 Uhr nahm die eruptive Aktivität deutlich zu. Während aus dem oberen südwestlichen Abschnitt des Kegels dichte Aschewolken aufstiegen und vom Wind schnell in östliche Richtung getrieben wurden, entwickelte sich im zentralen Bereich des Neuen Südostkraters eine Lavafontäne die rasch einige hundert Meter hoch stieg. Um 05:09 Uhr schossen weitere Lavafontänen empor, die aus dem südöstlichen Abschnitt des Kegels austraten. Gleichzeitig war auch im Bereich des oberen südwestlichen Kraterrands die Entwicklung einer Lavafontäne erkennbar. Ein dichter Regen glühenden pyroklastischen Materials, darunter zahlreiche größere Fragmente, ging nun auf den Kegel und insbesondere auf die südöstliche Basis des Neuen Südostkraters nieder. Um 05:21 Uhr war eine größere Aschewolke erkennbar, die von der südlichen Basis des Kegels aufstieg. Nach 05:30 Uhr nahm die Intensität der Lavafontänen ab und nach kurzer Zeit war nur noch die Lavafontäne im zentralen Bereich des Kegels aktiv. Um 05:54 Uhr intensivierte sich die Lavaförderung innerhalb der Bresche deutlich. Ab 06:00 Uhr verschwand auch die letzte Lavafontäne und es traten zunächst noch einzelne stärkere Explosionen auf. Mit dem Eintreffen des ersten schwachen Tagelichts gegen 06:15 Uhr war die anhaltende Emission einer dichten Aschewolke aus dem Neuen Südostkrater erkennbar. Nach wie vor wurde durch die Bresche Lava gefördert, die sich in das Valle del Bove ergoss. Ab 06:30 Uhr reduzierte sich die Emission von schwarzer Asche aus dem Krater dann deutlich und es wurde überwiegend nur noch weißer Dampf freigesetzt. Im Laufe des Tages wurde auch die Dampfemission rasch geringer. An der Bocca Nuova kam es dagegen zu anhaltender Gasfreisetzung.

Diese Fotos der INGV - Webcam auf dem La Montagnola fassen die wichtigsten Ereignisse der eruptiven Episode vom 19.02.2013 zusammen:
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a) Deutliche Zunahme der eruptiven Aktivität um 05:00 Uhr. Rechts beginnende Lavaförderung durch die Bresche.
b) Um 05:09 Uhr schießen weitere Lavafontänen im Südwesten und im Südosten des Kegels empor.
c) Ein dichter Regen groben pyroklastischen Materials geht auf den Kegel nieder.
d) Aschewolke die um 05:21 Uhr von der Basis des Kegels aufsteigt. 
e) Verstärkte Lavaförderung innerhalb der Bresche um 05:54 Uhr.
f) Emission einer dichten Aschewolke bei Tagesanbruch um 06:21 Uhr.

Nach Einbruch der Dunkelheit zeigten sich am Abend des 19.02. noch etliche glühende Stellen an den Flanken des Neuen Südostkraters. Neue strombolianische Aktivität konnte ich zunächst nicht beobachten, jedoch waren nach 23:00 Uhr über die Wärmebildkamera erste schwache thermische Anomalien, sowie schwache Ascheemissionen erkennbar. Ab 00:30 Uhr verstärkten sich die thermischen Anomalien deutlich, was für erste stärkere strombolianische Explosionen spricht. Nach weiterer Intensivierung ging die strombolianische Aktivität ab ca. 01:30 Uhr in die Freisetzung einer Lavafontäne aus dem zentralen Bereich des Kegels über. Diese erreichte innerhalb weniger Minuten eine Höhe von einigen hundert Metern. Gleichzeitig begann Lava aus der Bresche im südöstlichen Abschnitt des Neuen Südostkraters auszutreten. Nach 01:45 Uhr war dann auch an der südwestlichen Basis des Kegels ein rötlicher Glutschein erkennbar. Oberhalb davon quollen dichte Aschewolken aus der Flanke empor. Vermutlich kam es hier zur Öffnung einer eruptiven Spalte. Unterdessen verstärkte sich die Lavaförderung aus der Bresche und der freigesetzte Strom bewegte sich in östliche Richtung zur steilen Flanke des Valle del Bove.
Um 02:06 Uhr war dann eine weitere, vielleicht 100 - 150 m hohe Lavafontäne im nordwestlichen Abschnitt des Kegels, deutlich in Richtung des Levantino (ein kleiner Seitenkrater am alten Südostkrater von 2001) erkennbar. Spattering führte gleichzeitig innerhalb der Bresche zu lebhafter Lavaförderung. Wenige Minuten später war ein Lavastrom erkennbar, der sich vom nordwestlichen Abschnitt des Kegels über den Sattel, der den Neuen Südostkrater mit dem alten Südostkrater verbindet, bewegte und sich rasch in südliche Richtung zur südwestlichen Basis des Kegels ergoss. Nun stieg aus diesem Bereich eine dichte Wolke aus Dampf und Asche auf. Kurze Zeit später wurde die Aktivität im nordwestlichen Abschnitt des Kegels deutlich stärker und die Lavafontäne gewann an Höhe. Ein dichter Regen aus pyroklastischem Material ging über dem westlichen Bereich des Neuen Südostkraters bzw. der Ostflanke des alten Südostkraters nieder, darunter auch größere glühende Fragmente; der zentrale Bereich des Kegels war durch eine weiterhin vorhandende Asche- und Dampfwolke die von seiner südlichen Basis aufstieg verdeckt. Um 02:30 Uhr markierte nach Osten voran schreitender Glutschein an der südlichen Basis des Kegels die Bewegung eines Lavastroms; dieser wurde vermutlich nach wie vor vom Sattel her genährt. 15 Minuten später befand sich die Front des Lavastroms im Gebiet knapp westlich bis südwestlich der Belvedere-Station, wo sich einige Messinstrumente des INGV, sowie verschiedene Webcams befinden. Zu diesem Zeitpunkt hatte die eruptive Aktivität jedoch schon deutlich nachgelassen und nach 03:00 Uhr konnte ich keine Lavafontänen mehr beobachten. Auch die Lavaförderung ging offenbar rasch zu Ende.

Auf diesem Webcam-Foto kann man links oben die kräftige Lavafontäne aus dem nordwestlichen Bereich des Neuen Südostkraters erkennen. Ein kleiner rötlicher Streifen markiert unterhalb davon einen Lavastrom der sich über den Sattel in südliche Richtung bewegt. Rechts unterhalb davon markiert Glutschein hinter dem 2002-Kegel den weiteren Verlauf des Lavastroms. An der südlichen Basis steigt gleichzeitig viel Dampf auf:
Kräftige Lavafontäne aus dem nordwestlichen Bereich des am Neuen Südostkrater
Foto vom 20.02.13, 02:21 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Nach Tagesanbruch zeigte sich der Neue Südostkrater wieder völlig ruhig. Ab etwa 10:30 Uhr wurde verstärkt Dampf freigesetzt und nach 12:00 Uhr waren erste Ascheemissionen erkennbar. Um 12:15 Uhr stieg aus dem zentralen bis westlichen Bereich des Kegels eine dichte schwarze Aschewolke empor. Ähnliche Emissionen erfolgten nun immer wieder. Diese waren mit deutlichen thermischen Anomalien über dem Kegel verbunden, die über die La Montagnola-Wärmebildkamera erkennbar waren. Um 13:15 Uhr war dann auch eine thermische Anomalie im nordwestlichen bis westlichen Bereich des Kegels zu sehen. Diese war mit kurzzeitiger, jedoch intensiver Emission von brauner (alter) und schwarzer Asche verbunden, was entweder für die Öffnung einer eruptiven Spalte oder eine Hangrutschung in diesem Bereich spricht. Anschließend konzentrierten sich die Ascheemissionen wieder auf den zentralen Bereich des Kegels. Unterdessen dauerte die Präsenz der thermischen Anomalie im Nordwesten des Kegels an, jedoch wurde diese langsam kleiner. Weitere Bilder der Wärmebildkamera zeigten das Voranschreiten eines kleinen Lavastroms über den Sattel (zwischen neuem und altem Südostkrater) hinweg in südliche Richtung.
Bis 15:00 Uhr wurde aus dem zentralen Bereich des Kegels nun Lava in Form einer vergleichsweisen kleinen und diskontinuierlichen Fontäne gefördert. Gleichzeitig ergoss sich Lava durch die Bresche des Kegels in südöstliche Richtung. Kurz vor Sonnenuntergang zeigte sich der Neue Südostkrater dann wieder völlig inaktiv und nach Einbruch der Dunkelheit waren einige glühende Stellen an den Flanken des Kegels erkennbar. Im oberen Abschnitt des Valle del Bove glühten auch noch einige Teile der heutigen Lavaströme und zeigten geringfügige Bewegungen.

Dieses Webcam-Foto von heute Mittag zeigt die mögliche Öffnung einer eruptiven Spalte im nordwestlichen Abschnitt des Neuen Südostkraters während seiner dritten eruptiven Phase innerhalb von 36 Stunden. Die Aktivität ist mit der Emission von brauner (alter) und schwarzer Asche verbunden. Gleichzeitig wird auch Asche aus dem zentralen Bereich des Kegels emittiert:
Emission von brauner und schwarzer Asche am Neuen Südostkrater
Foto vom 20.02.13, 13:15 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.



17. Februar 2013

Die strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater dauert weiterhin an und hat sich in der vergangenen Nacht vorübergehend verstärkt. Dies wurde von einem deutlichen Anstieg des Tremors begleitet.

Wie Etna Walk auf ihrer Website berichten, setzte die strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater bereits am Abend des 13.02. gegen 19:10 Uhr ein. Wie weiter berichtet wird dauerten die relativ milden strombolianischen Explosionen auch am Abend des 14.02. an. Am 15.02. verstärkten sich die Explosionen dann im Laufe des Abends und gelegentlich wurde glühendes Material über den Kraterrand hinaus geschleudert. Später behinderte schlechtes Wetter die weitere Beobachtung. Wie Etna Walk heute berichtet, dauerte die strombolianische Aktivität gestern weiterhin an und verstärkte sich im Laufe der vergangenen Nacht allmählich, was zu einem kontinuierlichem Glühen in der Gipfelregion führte. Dabei wurde glühendes Material häufig einige zig Meter höher als der Kraterrand geschleudert; gelegentlich landeten glühende Bomben auch auf der Flanke des Kegels [1].

Dieses Webcam-Foto vom Abend des 16.02. zeigt eine stärkere strombolianische Explosion im Neuen Südostkrater:
Stärkere strombolianische Explosion im Neuen Südostkrater
Foto vom 16.02.2013, 20:58 Uhr: Webcam 2 von Radio Studio 7

Ab dem 15.02. nahm der vulkanische Tremor geringfügig zu, lag aber weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Am frühen Morgen des heutigen Tages verstärkte sich der Tremor dann rapide und erreichte gegen 06:00 Uhr ein Maximum. Danach ging er rasch wieder zurück [2].

  1. Etna Walk. 2013. News
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


15. Februar 2013

Am 08. Februar hat sich in der Bocca Nuova eine weitere heftige eruptive Episode ereignet. Danach ging der Tremor deutlich zurück, jedoch zeigte sich heute Abend wieder etwas Glut über dem Neuen Südostkrater. Die Gasemissionen der Gipfelkrater sind in der vergangenen Woche kräftig gestiegen.

Am späten Abend des 08.02. zeigte sich über der Bocca Nuova trotz Wolken kräftiger Glutschein. Dieser wurde von einer erneuten kurzen, aber heftigen eruptiven Episode in diesem Gipfelkrater verursacht. In der Nacht auf den 09.02. wurden die Wolken, die schon den ganzen Abend die Beobachtung des Gipfelbereichs mittels Webcams beeinträchtigt hatten, immer dichter. Am Tage des 09.02. und auch an den nachfolgenden Tagen behinderte schlechtes Wetter häufig die Beobachtung des Gipfelbereichs. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich anhaltende, manchmal auch pulsartig verstärkte Gasfreisetzung, sowohl an Bocca Nuova als auch am Neuen Südostkrater. An der Bocca Nuova konzentrierten sich die Gasemissionen auf den zentralen bis südöstlichen Abschnitt und am Neuen Südostkrater wurde das meiste Gas aus dem zentralen Schlot freigesetzt. Emission von Asche konnte ich an beiden Kratern nicht mehr beobachten. Am heutigen Abend war dann trotz Dunst zeitweise schwache Glut über dem Neuen Südostkrater erkennbar, die einer leicht steigenden Intensität unterlag; offenbar wurde sie von milden strombolianischen Explosionen verursacht.
Am alten Südostkrater wurde in der letzten Woche das meiste Gas weiterhin aus Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke emittiert. Der Nordostkrater war fast die gesamte Zeit in dichte Wolken gehüllt. Heute konnte ich dann allerdings kräftige und pulsartige Gasemission beobachten.

Auf diesem Webcam-Foto vom heutigen Abend kann man die Glut unterhalb einer dünnen Wolkendecke erkennen, die den gesamten Gipfelbereich des Ätna einhüllt. Das Glühen wird offenbar von auflebender strombolianischer Aktivität im Neuen Südostkrater verursacht:
Auflebende strombolianische Aktivität im Neuen Südostkrater
Foto vom 15.02.2013, 20:44 Uhr: Webcam 2 von Radio Studio 7

Hier die Übersetzung eines Berichts des INGV zu den jüngsten eruptiven Episoden:
Die Serie kurzer Episoden strombolianischer Aktivität an der Bocca Nuova dauert an. Zwei weitere Episoden haben sich am späten Vormittag des 06. Februars und am Abend des 08. Februars 2013 ereignet. Während die erste dieser Episoden wegen schlechten Wetters nicht sichtbar war, konnte das zweite Ereignis teilweise beobachtet werden. Beide Episoden liefen genau wie ihre Vorgänger ab. Ein am 05. Februar von INGV-Personal durchgeführter Besuch ermöglichte die morphologischen Veränderungen in der Bocca Nuova abzuschätzen, die sich durch die jüngste Aktivität ergeben haben.
Die bemerkenswerteste Beobachtung war das Wachstum des pyroklastischen Kegels der den, im südöstlichen Abschnitt des Kraters befindlichen eruptiven Schlot umgibt. Dieser Kegel lehnt sich an die innere Kraterwand an und ist auf die halbe Höhe selbiger angewachsen; das Wachstum an Höhe über das Niveau des gleichen Kegels das er am Anfang der Aktivität im Juli 2012 besaß, beträgt mindestens 50-70 m. Der gesamte Kraterboden ist mit frischer Lava bedeckt.
Während den Tagen die der eruptiven Episode vom 02. Februar folgten, wurden sowohl an Bocca Nuova als auch am Neuen Südostkrater wiederholt zeitweilige Emissionen kleinerer Mengen Asche beobachtet. Am Abend des 05. Februars zeigten die Beobachtungskameras für sichtbares Licht des INGV-OV schwache strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater die bis zum Morgengrauen des nächsten Tages andauerte, dann aber wegen sich verschlechternden Wetterbedingungen nicht mehr beobachtet werden konnte.
Der Beleg für die eruptive Episode in der Bocca Nuova am 06. Februar basiert ausschließlich auf seismischen Daten, vor allem auf vulkanischen Tremor und auf Infraschall, die ab 10:20 Uhr einen plötzlichen Anstieg zeigten. Die vulkanische Tremoramplitude stieg innerhalb weniger Minuten nach Start der Aktivität auf einen Spitzenwert und begann sich nach knapp einer Stunde wieder abzuschwächen. In Bezug auf die Freilassung seismischer Energie schien die Episode ein wenig intensiver als ihre beiden Vorgänger gewesen zu sein. Personen die sich in den Skigebieten an der Nordostflanke des Vulkans aufhielten, sahen für kurze Zeit eine dichte, aber aschefreie Gaswolke vom Gipfel aufsteigen.
Erneut war der Abschnitt relativer Ruhe nach der eruptiven Episode vom 06. Februar durch sporadische Ascheemissionen, vor allem aus dem Neuen Südostkrater charakterisiert. Visuelle Beobachtungen der Aktivität waren häufig durch schlechte Wetterbedingungen stark beeinträchtigt, allerdings konnte am Abend des 08. Februars zeitweise schwache Glut am Neuen Südostkrater beobachtet werden. Um 21:00 Uhr zeichnete die hochsensible Überwachungskamera für sichtbares Licht des INGV-OV auf dem La Montagnola das Erscheinen fluktuierender Glut auf, die aus dem Inneren der Bocca Nuova hervor trat; innerhalb der nächsten 10 Minuten wurde die Glut anhaltend. Gegen 21:25 Uhr wurden wiederholt Jets aus glühender Lava beobachtet die oberhalb der dichten, über den Gipfelbereich des Ätna driftenden, Wolkenbank aufstiegen. Gleichzeitig  zeigte die vulkanische Tremoramplitude den gewohnten schnellen Anstieg, wobei das Maximum im Vergleich zur vorhergehenden Episode geringfügig niedriger war. Ab 22:00 Uhr begann die vulkanische Tremoramplitude zu fallen, wobei die eruptive Aktivität weiterhin andauerte und für die nächsten 30 Minuten noch keine Abschwächung zeigte.
Der Zeitpunkt des Ausklangs der Episode vom 08. Februar ist nicht gut belegt, denn nach 22:30 Uhr behinderte die Wolkendecke systematisch die weitere visuelle Beobachtung. Während des Zeitabschnitts vom 09. - 10. Februar war der Gipfelbereich des Ätna anhaltend mit einer dichten Wolkendecke überzogen; das einzige sichtbare Zeichen von Aktivität während dieser Zeit war eine kurze Ascheemission am Morgen des 10. Februars [1].

Dieses Webcam-Foto zeigt den Glutschein über der Bocca Nuova während der eruptiven Episode vom 08. Februar. Eine nahezu ständig vorhandene Wolkenbank dicht über dem Zentralkraterkegel behinderte meist die direkte Beobachtung der Aktivität:
Eruptive Episode unter Wolken in der Bocca Nuova
Foto vom 08.02.2013, 21:32 Uhr: Webcam 2 von Radio Studio 7

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 04.02. - 10.02. deutlich höher als in der Vorwoche. Es zeigte sich ein steigender Trend. Am 09.02. und 10.02. wurden Spitzenemissionsraten von mehr als 10.000 Tonnen und am 06.02. bzw. 08.02. von mehr als 13.000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [2].

Nach dem der Tremor während der eruptiven Episode vom 08.02. deutlich anstieg, fiel er am frühen Morgen des 09.02. wieder auf das Niveau ab, das er vor der eruptiven Aktivität hatte. Während den nachfolgenden 48 Stunden unterlag er stärkeren Schwankungen, ging dann aber bis zum 11.02. auf sehr niedriges Niveau zurück und unterlag seit dem kaum noch irgendwelchen Fluktuationen. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion waren in der vergangenen Woche häufig nicht verfügbar. Langperiodische Signale zeigten sich nur selten [3].

Am 09.02. kam es im Raum Adrano - Contrada Feliciosa (Südwestflanke) zu mehreren Beben, wobei die stärksten Magnituden von 2.1 bzw. 2.5 erreichten. Am gleichen Tag wurde am Monte San Leo (Südwestflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert. Am 13.02. kam es bei Contrada Feliciosa zu einem Beben der Stärke 2.1. Am gleichen Tag wurde im Bereich des Zentralkraters ein Beben der Stärke 1.7 gemessen. Am 14.02. wurden südlich von Ragalna (Südflanke) zwei Beben registriert die Magnituden von 1.9 bzw. 2.3 erreichten. Am gleichen Tag wurde im Bereich des Zentralkraters ein Beben der Stärke 1.9 gemessen [4].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 9 febbraio 2013 * Etna and Stromboli update, 9 February 2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 04/02/2013 - 10/02/2013
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


08. Februar 2013

Am 06. Februar hat sich in der Bocca Nuova eine weitere eruptive Episode ereignet. Zuvor kam es am Neuen Südostkrater offenbar zu strombolianischer Aktivität. Gestern wurde dort länger anhaltend Asche emittiert. Möglicherweise beginnt in der Bocca Nuova im Moment eine weitere eruptive Episode.

Am frühen Morgen des 05.02. war über die La Montagnola-Wärmebildkamera des INGV mehrfach pulsartige Emission von Gas oder Asche aus dem Neuen Südostkrater zu erkennen. Diese Emissionen waren geringfügig wärmer als die Umgebung, aber nicht ungewöhnlich heiß. Am Tage war dann pulsartige Emission von Gas aus dem zentralen Bereich des Kraters erkennbar. An der Bocca Nuova kam es ebenfalls zu kräftiger pulsartiger Gasfreisetzung. Am späten Abend zeigten dann lichtstarke Webcams zeitweise pulsierende Glut über dem Neuen Südostkrater, was höchstwahrscheinlich von schwacher strombolianischer Aktivität verursacht wurde.
Am Morgen des 06.02. war am Neuen Südostkrater und auch an der Bocca Nuova lediglich pulsartige Gasemission zu sehen. Später zogen dichte Wolken auf und verhinderten die Beobachtung möglicher eruptiver Aktivität mittels Webcams. Für eine weitere eruptive Episode in der Bocca Nuova spricht der Tremor, der am Vormittag dieses Tages einen deutlichen Anstieg zeigte.
Am 07.02. kam es häufig zu länger andauernder, aber meist schwacher Emission von Asche aus dem Neuen Südostkrater. Zwischendurch wurde auch manchmal pulsartig verstärkt weißer Dampf und Gas freigesetzt. An der Bocca Nuova konnte ich lediglich anhaltende Gasemission erkennen. Schlechtes Wetter behinderte heute die weitere Beobachtung der Gipfelkrater. Erst am Abend lockerte es etwas auf und gegen 21:00 Uhr konnte ich über der Bocca Nuova schwache Glut erkennen; möglicherweise der Auftakt für eine weitere eruptive Episode.
Am Nordostkrater kam es in der vergangenen Woche häufig zu pulsartiger Gasemission. Am alten Südostkrater wurde das meiste Gas weiterhin aus Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke freigesetzt.

Dieses Webcam-Foto vom späten Abend des 05.02. zeigt Glut über dem Neuen Südostkrater. Sie wurde vermutlich von zeitweiliger, meist schwacher strombolianischer Aktivität verursacht:
Schwache strombolianische Aktivität im Neuen Südostkrater
Foto vom 05.02.2013, 23:44 Uhr: Webcam 1 von Radio Studio 7

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 28.01. - 03.02. höher als in der Vorwoche. Es zeigte sich kein eindeutiger Trend. Am 03.02. wurden Spitzenemissionsraten von mehr als 6000 Tonnen, am 31.01.und 02.02. von  mehr als 8000 Tonnen und am 01.02. von mehr als 11.000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [1].

Der Tremor bewegte sich am 05.02. auf niedrigem Niveau, unterlag jedoch stärkeren Schwankungen. Am 06.02. stieg er zunächst langsam, ab ca. 10:00 Uhr dann rapide an und erreichte an der Station ECPNZ (Nähe Bocca Nuova) gegen 11:00 Uhr einen Maximalwert von ca. 27. Anschließend fiel er wieder rasch auf das Niveau ab, das er am 05.02. hatte. An der Station EBELZ (Nähe Südostkrater) war der Anstieg nicht ganz so ausgeprägt. Bis 07.02 hielt sich der Tremor weiterhin auf niedrigem Niveau, unterlag heute Abend allerdings wieder steigende Tendenz. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten nur gelegentlich einige langperiodische Signale [2].

Am 04.02. kam es südwestlich des Monte Scorsone (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7. Am 05.02. wurde am Monte Intraleo (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 28/01/2013 - 03/02/2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


04. Februar 2013

Am 02. Februar hat sich in der Bocca Nuova eine weitere eruptive Episode ereignet. Sie verlief ähnlich wie die Episode vom 30.01. und war erneut mit der Freisetzung einer Lavafontäne verbunden. Auch am Neuen Südostkrater kam es vorübergehend zu leichter strombolianischer Aktivität. Gestern und heute wurde dort etwas Asche freigesetzt.

Hier zunächst eine Zusammenfassung des Berichts des INGV zur Episode vom 02. Februar:

Am frühen Morgen des 02. Februars war mittels der  hochempfindlichen Überwachungskamera für sichtbares Licht des INGV-OV (EMOH) beginnend ab kurz nach 03:00 Uhr zeitweise schwache Glut am Neuen Südostkrater erkennbar. Nach 03:30 Uhr warfen kleine sporadische Explosionen glühendes Material einige zig Meter über den Kraterrand. Die stärksten Explosionen ereigneten sich um 03:45 Uhr, 04:00 Uhr und 04:11 Uhr. Dabei wurden glühende Bomben bis auf die Flanken des Neuen Südostkraters geschleudert. Zwei Minuten nach der letzten dieser Explosionen erschien ein dumpfes Glühen an der Bocca Nuova, das aber nur für kurze Zeit andauerte. In den folgenden 30 Minuten konnte zeitweilige Glut, sowohl an Bocca Nuova als auch am Neuen Südostkrater beobachtet werden.
Gegen 04:50 Uhr stiegen die ersten Lava-Jets über den Rand der Bocca Nuova hinaus und ab 05:00 Uhr war die strombolianische Aktivität anhaltend und mit der Freisetzung regelmäßiger Jets, die etliche zig Meter höher als der Kraterrand aufstiegen, verbunden. Während diesem Zeitabschnitt zeigte der Neue Südostkrater keine Glut, aber um 05:12 Uhr setzten erneut kleine strombolianische Explosionen an dem Krater ein. Kurz nach 05:15 Uhr nahm die Aktivität an der Bocca Nuova rapide zu und gleichzeitig stieg der vulkanische Tremor steil an. Wie schon bei der letzten Episode nahm die Aktivität allmählich den Charakter einer pulsierenden aber anhaltenden Lavafontäne an und häufig stiegen die Lava-Jets 120-150 m höher als der Kraterrand. Die Aktivität am Neuen Südostkrater nahm ab 05:30 Uhr ab und endete kurz vor 06:00 Uhr. An der Bocca Nuova dauerte die heftige Aktivität auch beim Eintreffen des ersten Tagelichts noch an, zeigte aber zwischen 06:20 und 06:30 Uhr eine deutliche Abschwächung. Mit zunehmender Helligkeit wurde die Glut an der Bocca Nuova nicht mehr sichtbar, jedoch ist es möglich, dass schwache Intrakrater-Aktivität noch für einige Stunden andauerte, jedoch war die Episode definitiv gegen 09:00 Uhr zu Ende.
Wieder war der Schlot an der südöstlichen Basis der inneren Kraterwand der Bocca Nuova die Quelle strombolianischer Aktivität bzw. der Freisetzung kleinerer Lavafontänen. Dieser Schlot war bereits in den vergangenen sieben Monaten Schauplatz zahlreicher eruptiver Episoden. Die Lavaemissionen dieser Episoden führten zu einer fortschreitenden Auffüllung tieferer Abschnitte des Kraterbodens, wie Besuche durch INGV-OE Personal am 27. Januar bzw. 01. Februar 2013 zeigten. Die Lava die sich am Kraterboden gesammelt hat, hat inzwischen alle Vertiefungen die vor dem Anfang eruptiver Episoden im Juli 2012 vorhanden waren komplett aufgefüllt. Ihre Höhe hat jetzt die Krone der felsigen Trennwand erreicht, die die Bocca Nuova von der benachbarten Voragine trennt [1].

Dieses Webcam-Foto der Wärmebildkamera auf dem La Montagnola zeigt eine kräftige thermische Anomalie am Morgen des 02.02. über der Bocca Nuova die von der austretenden Lavafontäne erzeugt wird:
Kräftige thermische Anomalie an der Bocca Nuova
Foto vom 02.02.13, 05:42 Uhr: Wärmebild-Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Gestern kam es an der Bocca Nuova lediglich zu schwacher anhaltender, manchmal auch pulsartig verstärkter Gasemission. Am Neuen Südostkrater waren die Gasfreisetzungen überwiegend pulsartig und manchmal von etwas Asche durchsetzt. Heute Morgen zeigte sich an der Bocca Nuova kräftige pulsartige Gasemission und am Neuen Südostkrater kam es erneut zu Ascheemissionen. Später zogen Wolken auf und verhinderten eine weitere Beobachtung mittels Webcams.

Der Tremor bewegte sich nach der eruptiven Episode vom 02.02. auf niedrigem Niveau unterlag aber stärkeren Schwankungen [2].
  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna, 2 febbraio 2013 * Etna update, 2 February
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


01. Februar 2013

Gestern und heute zeigte sich an den Gipfelkratern ruhige Gasemission. Allerdings waren diese Emissionen gestern am Neuen Südostkrater von etwas Asche durchsetzt. Die seismische Aktivität war in der vergangenen Woche leicht erhöht.

Nach der eruptiven Episode in der Bocca Nuova vom 30.01. zeigten die Webcams am 31.01. anhaltende und kräftige Gasemission aus diesem Gipfelkrater. Heute wirkten die Gasemissionen schwächer, was aber auch durch niedrigere Luftfeuchtigkeit bedingt gewesen sein könnte. Am Neuen Südostkrater kam es am 31.01. zu anhaltender und manchmal auch pulsartig verstärkter Gasemission aus dem zentralen Bereich des Kraters. Häufig waren die Gasemissionen von etwas bräunlicher Asche durchsetzt. Zwischen 14:00 Uhr und 15:00 Uhr waren die Ascheemissionen deutlich kräftiger und auch anhaltend. Zum Abend hin ließen sie nach und heute konnte ich lediglich schwache Gasemission beobachten. Am Nordostkrater waren die Gasemissionen in der vergangenen Woche eher schwach. Am alten Südostkrater wurde das meiste Gas weiterhin aus Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke freigesetzt.

Dieses Webcam-Foto von gestern zeigt anhaltende Emission von Asche aus dem Neuen Südostkrater. Die Aschewolke verdeckt den Kegel nahezu vollständig:
Anhaltende Ascheemission am Neuen Südostkrater
Foto vom 31.01.13, 14:24 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Inzwischen gibt es über die eruptive Episode der Bocca Nuova bzw. des Neuen Südostkraters, die sich am 28.01. ereignet hatte, einen Bericht des INGV. Hier eine Zusammenfassung:
Nach starker Gasfreisetzung an den Vortagen, die insbesondere am Neuen Südostkrater recht kräftig war, konnte am Abend des 27. Januars dort für kurze Zeit Glut beobachtet werden. Am Morgen des 28. Januars war die Gasemission am Neuen Südostkrater häufig rhythmisch und pulsartig; manchmal wirkten die Gasfreisetzungen schmutzig, da sie mit geringen Mengen von feinem pyroklastischen Material durchsetzt waren. Ab 08:46 Uhr produzierte der im südöstlichen Abschnitt der Bocca Nuova lokalisierte Schlot kleine dunkle Aschewolken die 150 - 200 m höher als der Kraterrand aufstiegen. Anfangs traten diese Emissionen alle 5-10 Minuten auf, aber später wurden sie häufiger und hatten am späten Vormittag eine Frequenz von 1-3 Minuten. Einige der Emission waren von lautem Rumpeln belgeitet, das noch im 7,7 Kilometer entfernten Piano del Vescovo hörbar war.
Kurz nach 18:00 Uhr zeigten die Überwachungskameras das Einsetzen schwacher strombolianischer Aktivität in der Bocca Nuova. Gleichzeitig begann die Amplitude des vulkanischen Tremors zu steigen und erreichte ihr Maximum kurz nach 20:00 Uhr. Zur gleichen Zeit intensivierte sich die Aktivität in der Bocca Nuova mit Jets aus glühenden Bomben und Asche die häufig mehrere zig Meter höher als der Kraterrand aufstiegen. Ab 18:40 Uhr war am Neuen Südostkrater dann schwache und diskontinuierliche strombolianische Aktivität erkennbar. Einige der Explosionen schleuderten dabei Bomben ca. 30 m höher als der Kraterrand. Diese Aktivität erreichte ihre höchste Intensität zwischen 19:00 Uhr und 19:30 Uhr. Ab 19:40 Uhr ging die Aktivität rasch zurück und wurde von der Emission einer auffälligen weißen Dampfsäule abgelöst, was die ganze Nacht und auch noch den nachfolgenden Tag anhielt.
An der Bocca Nuova dauerte die strombolianische Intrakrater-Aktivität, die sicherlich auch von der Emission von Lava auf den Kraterboden begleitet war, bis 01:15 Uhr an. Die Aktivität schwächte sich beginnend um 22:50 Uhr allmählich ab, allerdings waren einige der Explosionen zwischen 23:00 Uhr und 00:00 Uhr besonders heftig [1].

Auch die jüngste Phase eruptiver Aktivität in der Bocca Nuova, die sich am 30.01. ereignete, wurde vom INGV dokumentiert:
Die ersten Zeichen einer Wiederaufnahme eruptiver Aktivität in der Bocca Nuova wurden am 30. Januar um 18:07 Uhr beobachtet, als die auf dem La Montagnola stationierte hochempfindliche Überwachungskamera für sichtbares Licht des INGV-OV (EMOH) schwache Glut aufzeichnete. Diese kam vom eruptiven Schlot, der sich im südöstlichen Abschnitt des Kraterbodens der Bocca Nuova befindet. Die Glut wurde rasch stärker und war schon bald mit dem bloßen Auge, auch von den Bevölkerungszentren rund um den Vulkan, sichtbar. Gleichzeitig zeigte die vulkanische Tremoramplitude der Gipfelregion einen schnellen Anstieg. Desweiteren konnte beobachtet werden wie sich die Quelle des Tremors von einer Position unterhalb des Neuen Südostkraters in Richtung Bocca Nuova verlagerte, ein Phänomen das schon während der eruptiven Episode des 28. Januars beobachtet werden konnte.
Zwischen 19:00 Uhr und 19:15 Uhr zeigte die Aktivität eine deutliche Intensivierung und ab 19:20 Uhr stiegen die Jets aus glühenden Bomben bzw. Schlacke nahezu kontinuierlich höher als der Kraterrand. Einige pyroklastische Fragmente wurden bis zu 150 m über den Kraterrand hinaus geschleudert. Um 19:24 Uhr erschien am Neuen Südostkrater relativ schwache Glut; wie auch immer, das Phänomen hielt nur für eine kurze Zeit an und wiederholte sich während der gesamten eruptiven Episode nicht mehr.
Während dem Zeitintervall zwischen 19:30 Uhr und 20:00 Uhr hatte die Aktivität den Charakter einer Lavafontäne, mit einem fortwährenden Jet der anhaltend rund 100 m höher als der Kraterrand aufstieg. Kurz nach 20:00 Uhr wurde der Jet stark in südwestliche Richtung verbogen, was zu einem kräftigen Fallout von glühenden Bomben und Schlacke auf die äußere südwestliche Flanke bis hinunter zur Basis des Zentralkraterkegels führte. Um 20:16 Uhr kehrte der Jet in eine mehr vertikale Position zurück, wodurch sich der Niederschlag pyroklastischen Materials außerhalb des Kraters abschwächte und nur noch die südliche Flanke des Zentralkraterkegels affektierte.
Gegen 20:30 Uhr begann sich die Lavafontänen-Aktivität abzuschwächen; die glühenden Jets wurden diskontinuierlich und stiegen nur noch selten 100 m höher als der Kraterrand, mit Ausnahme eines Jets der um 21:00 Uhr eine Höhe von 150 m über der Bocca Nuova übertraf.
Im gleichen Zeitraum zeigte die vulkanische Tremoramplitude eine deutliche Abschwächung und ging am späten Abend auf Normalwerte zurück. Nach 22:00 Uhr stiegen die Jets aus glühendem pyroklastischen Material nicht mehr höher als der Kraterrand und die Glut wurde allmählich schwächer. Trotzdem dauerte auf dem Kraterboden schwache eruptive Aktivität auch während den Nachtstunden an, was sich durch dumpfe, vom Krater kommende Glut bemerkbar machte. Schließlich klang die Glut in den frühen Morgenstunden des 31. Januars allmählich ab und die Episode endete mit einer Serie kleiner, sporadischer Ascheemissionen; die letzte Emission konnte um 06:41 Uhr beobachtet werden.
Die Episode war das fünfte Ereignis dieses Typs in der Bocca Nuova innerhalb eines dreiwöchigen Zeitraums der am 10. Januar 2013 begann; dazu kommen noch zwei weitere Episoden strombolianischer Aktivität am Neuen Südostkrater am 20. und am 22-23. Januar, was die Summe eruptiver Episoden in diesem Zeitraum auf sieben erhöht. Obwohl diese Ereignisse von den kraftvollen paroxymalen Episoden des Neuen Südostkraters der Jahre 2011 - 2012 weit entfernt sind, markieren sie nach mehreren Monaten relativ niedriger Aktivität, eine kraftvolle Rückkehr der Gipfelaktivität des Ätna [2].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 21.01. - 27.01. ähnlich hoch wie in der Vorwoche. Es zeigte sich kein eindeutiger Trend. Am 24.01. und 25.01. wurden Spitzenemissionsraten von bis zu 7000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [3].

In der vergangenen Woche bewegte sich der Tremor, abgesehen von den eruptiven Episoden der Bocca Nuova, auf niedrigem Niveau. Während dieser Episoden wurden an der Station EBELZ Spitzenwerte von ca. 9 und an der Station ECPNZ von ca. 20 bzw. 24 gemessen. Auf den Online-Seismogrammen der Gipfelregion zeigten sich nach der eruptiven Episode vom 30.01. zunächst noch einige langperiodische Signale. Danach nahm ihre Anzahl und Intensität schnell wieder ab [4].

Am 26.01. kam es am Monte Fontane (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7. Am 27.01. wurde südlich von Moio Alcantara (Nordflanke) ein Beben der Stärke 1.8 registriert. Am 28.01. kam es südwestlich des Monte San Leo (Südwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.7. Am gleichen Tag ereigneten sich im Bereich der Due Monti (Nordflanke) mehrere sehr schwache Beben, wobei das stärkste eine Magnitude von 1.5 erreichte. Am 29.01. wurde bei Trepunti (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert. Am 30.01. kam es östlich des Monte Minardo (Westflanke) zu einem Beben der Stärke 2.0. Am 31.01. wurde südöstlich von Milo (Ostflanke) ein Beben der Stärke 2.1 gemessen [5].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna, 29 gennaio 2013 * Etna update, 29 January
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna, 31 gennaio 2013 * Etna update, 31 January
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 21/01/2013 - 27/01/2013
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  5. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


30. Januar 2013

Heute Abend hat sich schon wieder eine kurze, aber heftige eruptive Episode in der Bocca Nuova ereignet. Diesmal war die Aktivität so stark, dass größere Mengen heißen Materials auf die Flanke des Zentralkraterkegels niedergingen.

Nach der kurzen aber heftigen eruptiven Episode in der Bocca Nuova am 28.01., die auch von leichter strombolianischer Aktivität im Neuen Südostkrater begleitet war, kam es gestern an diesen beiden Gipfelkratern lediglich zu ruhiger Gasemission. Diese wirkte allerdings am Neuen Südostkrater recht intensiv und anhaltend.
Auch heute zeigte sich zunächst ein ähnliches Bild, wobei die Gasfreisetzungen am Neuen Südostkrater nicht mehr so intensiv wirkten, aber besonders am Nachmittag pulsartig verstärkt waren. Gegen 19:00 Uhr begann dann der vulkanische Tremor, insbesondere an der Station ECPN (die der Bocca Nuova am nächsten ist) deutlich zu steigen [1] und kurz danach war erste Glut über der Bocca Nuova erkennbar. Ab etwa 19:30 Uhr zeigte die Wärmebildkamera des INGV auf dem La Montagnola dann kleine, aber recht intensive thermische Anomalien über dem südöstlichen Abschnitt der Bocca Nuova, was für heftige strombolianische Aktivität spricht. Wenige Minuten später steigerte sich die Länge der Anomalie und erreichte grob geschätzt rund 100 m Höhe über dem Kraterrand. Kurz vor 20:00 Uhr zeigte sich eine größere Anomalie auf der oberen südlichen Flanke des Zentralkraterkegels, direkt unterhalb der Stelle an der die Aktivität stattfand. Vermutlich entstand sie durch herab regnendes heißes Material. Diese Phänomene dauerten bis ca. 21:00 Uhr mit wechselnder Intensität an, dann verschwand zunächst der heiße Fleck am Kraterrand und kurz danach wurde auch die Anomalie über der Bocca Nuova immer kleiner. Lichtempfindliche Webcams zeigten jedoch weiterhin intensive Glut über der Bocca Nuova; manchmal auch schwere strombolianische Explosionen verbunden mit Auswurf glühender Bomben deutlich höher als der Kraterrand. Gegen 22:00 Uhr schwächte sich das Glühen dann merklich ab, was auch mit einer langsamen Abnahme des Tremors einher ging. Während der gesamten eruptiven Episode konnte ich weder Glut oder andere ungewöhnliche Erscheinungen am Neuen Südostkrater beobachten.

Auf diesem Webcam-Foto vom heutigen Abend sind die beiden thermischen Anomalien über der Bocca Nuova bzw. an der oberen südlichen Flanke des Zentralkraterkegels erkennbar:
Zwei thermische Anomalien an der Bocca Nuova
Foto vom 30.01.13, 20:18 Uhr: Wärmebild-Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Dieses Webcam-Foto entstand am Anfang des Abschnitts heftigster Aktivität in der Bocca Nuova. Ganz rechts der Neuen Südostkrater und links davon der alte Südostkrater. Der Zentralkraterkegel wird zwar von diesem Kraterkomplex überdeckt, dennoch kann man sehr gut die intensive Glut über der Bocca Nuova erkennen:
Heftige strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova
Foto vom 30.01.2013, 19:48 Uhr: Webcam 1 von Radio Studio 7
  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


28. Januar 2013

Heute hat sich an der Bocca Nuova eine neue Episode eruptiver Tätigkeit ereignet. Diese kündigte sich den Tag über mit Ascheemissionen an. Auch am Neuen Südostkrater war etwas Glut erkennbar.

Am 26.01. und 27.01. kam es an der Bocca Nuova und am Neuen Südostkrater zu anhaltender, intensiver und manchmal auch pulsartiger Gasfreisetzung.
Heute Morgen gegen 09:00 Uhr zeigten die Webcams der Gipfelregion dann die ersten pulsartigen Emissionen schwarzer Asche aus der Bocca Nuova. Die Ascheemissionen erfolgten alle paar Minuten aus dem südöstlichen Abschnitt des Gipfelkraters und hielten bis mindestens 14:00 Uhr an. Zu diesem Zeitpunkt zogen mehr und mehr Wolken auf. Am Neuen Südostkrater zeigte sich heute pulsartige Gasemission die zum Nachmittag hin intensiver wirkte.
Nach Einbruch der Dunkelheit war über der Bocca Nuova diffuse Glut erkennbar. Auch im zentralen Bereich des Neuen Südostkraters zeigten lichtstarke Webcams etwas Glut. Nach 20:00 Uhr wurde das Leuchten über der Bocca Nuova immer intensiver und ab etwa 20:15 Uhr waren über die Wärmebildkamera des INGV auf dem La Montagnola kleine, aber intensive thermische Anomalien über dem Gipfelkrater sichtbar, was für den Auswurf von heißem Material auf eine Höhe größer als der Kraterrand spricht. Nach 21:00 Uhr wurden die thermischen Anomalien wieder seltener. Zwischen 20:00 Uhr und 21:00 Uhr verstärkte sich auch die Glut im Neuen Südostkrater (vielleicht handelte es sich dabei aber auch um Reflektionen) und die Wärmebildkamera zeigte schwache thermische Anomalien über dem Kegel, die auf Emission von warmen Dampf oder Asche hindeuten. Auch am oberen südlichen Kraterrand waren kleinere heiße Flecken erkennbar. Vermutlich hat sich die Temperatur der in diesem Bereich befindlichen Fumarolen erhöht. Nach 22:00 Uhr nahm die Aktivität an beiden Gipfelkratern wieder langsam ab.

Dieses Webcam-Foto vom heutigen Abend zeigt eine kleine thermische Anomalie über der Bocca Nuova (links). Sie wird vermutlich durch die Emission von heißem Material verursacht, das höher als der Kraterrand geschleudert wird:
Thermische Anomalie über der Bocca Nuova
Foto vom  28.01.13, 20:15 Uhr: Wärmebild-Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Der Tremor nahm am 27.01. etwas ab, unterlag jedoch stärkeren Fluktuationen. An der Station EBELZ (am Belvedere) war er an diesem Tag zum ersten mal wieder so niedrig wie vor der Episode strombolianischer Aktivität am Neuen Südostkrater vom 22.01.2013. Heute nahm der Tremor zunächst leicht zu, nach etwa 19:00 Uhr steigerte er sich jedoch deutlich, wobei der Anstieg der Tremoramplitude an der Station ECPN, die der Bocca Nuova am nächsten ist, deutlich ausgeprägter als an der Station EBELZ war. Gegen 21:00 Uhr erreichte der Tremor sein Maximum und ging nach 22:00 Uhr wieder deutlich zurück. Auf den Online-Seismogrammen der Gipfelregion zeigten sich heute im Laufe des Tages immer mehr langperiodische Signale. Nach 17:00 Uhr traten sie praktisch im Minutentakt auf und wurden bald von steigendem Tremor überlagert [1].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


25. Januar 2013

Die Episode strombolianischer Aktivität im Neuen Südostkrater ist am 23. Januar offenbar wieder zu Ende gegangen. Der Tremor blieb allerdings etwas erhöht. Die seismische Aktivität ist in der letzten Woche etwas zurückgegangen.

Auch in der vergangenen Woche wurde die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams durch Wolken und Neuschnee behindert. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich die stärkste Gasemission an Bocca Nuova und Nordostkrater. Am Neuen Südostkrater wirkte die Gasemission stärker als in der letzten Woche und konzentrierte sich auf den zentralen Schlot des Kegels. Am alten Südostkrater wurde das meiste Gas weiterhin von Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke emittiert.
Die strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater, die am Abend des 22.01. einsetzte und die ich bereits im letzten Update beschrieben hatte, dauerte die ganze Nacht über bis mindestens zum Morgen des 23.01. an. Bei Tagesanbruch war pulsartige Gasemission aus dem zentralen Bereich des Kegels erkennbar. Die Ostflanke des Kegels zeigte sich im Gegensatz zu den Vortagen nahezu Schneefrei, was sicherlich auf den Auswurf von heißem Material zurückzuführen ist. Im Laufe des Tages behinderten zunehmend Wolken die weitere Beobachtung. Die schlechten Wetterbedingungen hielten auch am 24.01. an. Während den kurzen wolkenfreien Momenten konnte ich über die Wärmebildkameras keine thermischen Anomalien mehr beobachten, was für ein Ende der strombolianischen Aktivität spricht.

Hier noch ein Bericht des INGV zur vergangenen eruptiven Aktivität in Bocca Nuova und im Neuen Südostkrater:
Während der vergangenen Woche haben sich an zwei Gipfelkratern des Ätna vier eruptive Episoden ereignet; zwei an der Bocca Nuova und zwei am Neuen Südostkrater.
Nach dem vorübergehenden Ende eruptiver Aktivität innerhalb der Bocca Nuova am Morgen des 15. Januars, produzierte der gleiche Krater am Abend des 16. und des 18. Januars 2013 zwei weitere Episoden intensiver strombolianischer Aktivität. Beide waren durch plötzlichen Anstieg der vulkanischen Tremoramplitude charakterisiert, die insbesondere im ersten Fall deutlich höher anstieg als die Maximalwerte die während der Aktivität vom 10.01. - 15.01. aufgezeichnet wurden. Wie auch immer, die ziemlich schlechten Wetterbedingungen verhinderten eine direkte Beobachtung der Phänomene. Der einzige sichtbare Beweis war ein helles Glühen das die Wolken über dem Gipfel illuminierte. Die Aktivität begann am 16. Januar gegen 18:30 Uhr als die vulkanische Tremoramplitude einen rapiden Anstieg zeigte. Nach Erreichen des Maximums gegen 21:00 Uhr, begann der Tremor wieder abzunehmen und ging nach 23:00 Uhr auf Normalwerte zurück.
Am 18. Januar 2013 begann die vulkanische Tremoramplitude ab 18:30 Uhr erneut schnell zu steigen und signalisierte damit das Einsetzen einer weiteren eruptiven Episode in der Bocca Nuova. Im Gegensatz zur vorhergehenden Episode wurde die Sicht allmählich besser und erlaubte den Blick auf lebhafte explosive Tätigkeit. Dabei wurden glühende vulkanische Bomben deutlich höher als der Kraterrand geschleudert. Einige Bruchstücke davon fielen auf die äußere südliche Flanke des Zentralkraterkegels. Nach 23:00 Uhr ging sowohl die eruptive Aktivität als auch die vulkanische Tremoramplitude deutlich zurück und um 00:20 Uhr war die Episode vorüber.
In den frühen Morgenstunden des 20. Januars, wieder während unfreundlicher Wetterbedingungen, wurde ein erneuter Anstieg der vulkanischen Tremoramplitude beobachtet. Diesmal war der Anstieg jedoch an der Station "Belvedere" (EBEL, 700 m vom Neuen Südostkrater entfernt) deutlich stärker ausgeprägt als an der "Cratere del Piano" Station (ECPN), die sich näher an der Bocca Nuova befindet. Gleichzeitig gab es Berichte über ein Glühen das die Wolkendecke über dem Gipfelbereich des Ätna illuminierte. Seismik- und Infraschalldaten ließen darauf schließen, dass sich die Aktivität am Neuen Südostkrater ereignete und von milden strombolianischen Explosionen gekennzeichnet war. Diese hörten einige Stunden später wieder auf.
Der Beginn der letzten eruptiven Episode wurde am 22. Januar 2013, gegen 18:40 Uhr durch einen rapiden Anstieg der vulkanischen Tremoramplitude angekündigt; auch diesmal wieder stärker ausgeprägt an der EBEL-Station. Die erste sichtbare Glut die von der strombolianischen Aktivität im Neuen Südostkrater produziert wurde, konnte von der hochempfindlichen Überwachungskamera für sichtbares Licht des INGV-OV auf dem La Montagnola (EMOH) um 18:56 Uhr aufgezeichnet werden; kurz danach war die Aktivität gut sichtbar und bestand aus wiederholten strombolianischen Explosionen die glühende vulkanische Bomben bis 100 m über den Kraterrand schleuderten. Den stärksten Explosionen folgte reichlicher Fallout von grobkörnigem pyroklastischen Material auf die Flanken des Neuen Südostkraters.
Die eruptive Aktivität dauerte nahezu 12 Stunden an und unterlag kleineren Schwankungen, wobei niemals Lavaströme oder merkliche Mengen vulkanischer Asche freigesetzt wurden. Die von den Explosionen verursachten Knallgeräusche waren in den benachbarten Populationszentren der Ostflanke hörbar. Am 23. Januar gegen 06:00 Uhr begann die vulkanische Tremoramplitude eine Abschwächung zu zeigen; die letzte Explosion die auf der Videoaufzeichnung des EMOH gut sichtbar war, ereignete sich um 06:35 Uhr. Während der nachfolgenden Stunde folgten einige kleinere Dampfausstöße die von vulkanischer Asche durchsetzt waren und vom starken Wind in östliche Richtung getragen wurden.
Die beiden Episoden strombolianischer Aktivität am Neuen Südostkrater am 20. und 22-23. Januar 2013 stellen die erste wirkliche Erscheinung eruptiver Aktivität (Emission neuer magmatischer Produkte) nach einer fast neun monatigen Ruhephase dieses Kraters dar; die letzte signifikante eruptive Aktivität am Neuen Südostkrater war die Lavafontänen-Episode vom 23-24. April 2012. Während den letzten Monaten konnten Zeichen einer möglichen Reaktivierung des Kraters beobachtet werden, was mit diffuser Glut aus dem Inneren des Kraters am 22. November 2012 und den Folgetagen begann und sich mit einer Serie kleiner Dampf- und Ascheemissionen vom 25-27. November 2012, sowie einer kurzen Episode intensiver Glut am Abend des 03. Januars 2013 fortsetzte [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 14.01. - 20.01. deutlich höher als in der Vorwoche. Es zeigte sich allerdings kein eindeutiger Trend. Am 14.01. und 18.01. wurden Spitzenemissionsraten von bis zu 6000 Tonnen und am 16.01. von über 7000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [2].

In der vergangenen Woche unterlag der Tremor starken Schwankungen. In der Nacht vom 18.01. auf den 19.01. ging er nach einem rapiden Anstieg rasch wieder zurück, um am Morgen des 20.10. erneut schnell zu steigen. Im Laufe des Tages fiel er dann wieder auf die niedrigen Werte des Vortages zurück und hielt sich dort bis zum Nachmittag des 22. Januars. Am Abend nahm er dann wieder rasch zu und erreichte am späten Abend und nach Mitternacht jeweils ein Maximum. Am 23.01. ging der Tremor dann langsam zurück, hielt sich an den nachfolgenden Tagen aber auf einem Niveau das höher als vor dem 22.01. war. Die Phasen verstärkten Tremors korrespondierten jeweils mit strombolianischer Aktivität in Bocca Nuova bzw. dem Neuen Südostkrater.
Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten etwa ab dem 21.01. vermehrt langperiodische Signale. Besonders häufig traten sie am Morgen des 22.01. auf. Meistens waren die Seismogramme jedoch von kräftigem Tremor dominiert [3].

Am 19.01. kam es bei Linera (Südostflanke) zu zwei Beben die Magnituden von 2.0 bzw. 2.3 erreichten [4].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 23 gennaio 2013 * Etna and Stromboli update, 23 January 2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 14/01/2013 - 20/01/2013
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


22. Januar 2013

Strombolianische Aktivität am Neuen Südostkrater!
Seit heute Abend kommt es am Neuen Südostkrater zu kräftiger strombolianischer Aktivität. Eine kurze und vermutlich schwächere Episode hat sich offenbar bereits am Sonntag ereignet.

Wolken und Schnee behinderten in den vergangenen Tagen häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. So auch am frühen Morgen des 20.01., als es zu einem raschen Anstieg des Tremors kam [2]. Wie Boris Behncke auf Flickr berichtet kam es dabei zu strombolianischer Aktivität am Neuen Südostkrater[1]. Gegen Mittag des 20.01. ging der Tremor dann wieder auf niedrige Werte zurück.

Heute Mittag zwischen 11:45 und 12:34 Uhr zeigten die Online-Seismogramme der Gipfelregion dann plötzlich kräftigere Tremorsignale die auch von mehreren, an Explosionen erinnernde Signale durchsetzt waren; leider waren zu diesem Zeitpunkt alle brauchbaren Webcams des INGV mit Schnee bedeckt, so dass ich etwaige eruptive Aktivität nicht beobachten konnte. Die weiter entfernten Webcams zeigten allerdings keine besonderen Auffälligkeiten in der Gipfelregion. Später behinderten Wolken zunächst die Beobachtung der Gipfelkrater. Ab etwa 18:30 Uhr stieg der Tremor schnell an und nach 19:30 Uhr lösten sich die Wolken rasch auf. Die Wärmebildkamera auf dem La Montagnola zeigte zu diesem Zeitpunkt schwache thermische Anomalien innerhalb des zentralen Bereichs des Neuen Südostkraters. Wenige Minuten später waren zeitweise auch stärkere thermische Anomalien in Richtung der Bresche erkennbar, die sich vom zentralen Krater des Neuen Südostkraters in südöstliche Richtung zieht. Lichtstarke Webcams zeigten ab 19:40 Uhr kräftige strombolianische Explosionen innerhalb des zentralen Kraters. Manchmal waren die Explosionen so stark, dass glühendes Material über den Kraterrand hinaus geschleudert wurde und auf den Flanken des Kegels landete. Nach 22:00 Uhr schwächten sich Tremor und strombolianische Aktivität leicht ab.

Dieses Webcam-Foto vom heutigen Abend zeigt eine der strombolianischen Explosionen innerhalb des Neuen Südostkraters:
Strombolianische Aktivität im Neuen Südostkrater
Foto vom 22.01.2013, 21:41 Uhr: Webcam 6 von Radio Studio 7

  1. Flickr. 2013. Fotostream von etnaboris
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


18. Januar 2013

Nach dem Ende der anhaltenden strombolianischen Aktivität in der Bocca Nuova kam es inzwischen zu mindestens einer weiteren Phase kräftiger eruptiver Aktivität in diesem Gipfelkrater. Zurzeit ereignet sich gerade wieder eine neue Episode. Unterdessen blieb die seismische Aktivität des Ätna weiterhin etwas erhöht.

Besonders in den letzten Tagen der vergangenen Woche wurde die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams durch Wolken und Neuschnee behindert; viele Kameras sind inzwischen eingeschneit. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich sowohl an Bocca Nuova als auch am Nordostkrater kräftige und überwiegend pulsartige Gasemission. Am Neuen Südostkrater wirkte die Gasemission schwächer als in den Vorwochen und war meist anhaltend. Sie konzentrierte sich auf den zentralen Schlot des Kegels. Am alten Südostkrater wurde das meiste Gas weiterhin von Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke emittiert.
Während den Nachtstunden war über der Bocca Nuova häufig intensive Glut sichtbar. Die Kamera am Kraterrand dieses Gipfelkraters lieferte leider keine Bilder mehr, so dass Details zur eruptiven Aktivität verborgen blieben. Nach dem Ende der Aktivität am 15.01. konnte ich keine Glut mehr beobachten. Hinzu kam eine weitere Wetterverschlechterung die auch die Beobachtung etwaiger eruptiver Aktivität während der Phase rapide steigenden Tremors am 16.01., über die ich im letzten Update berichtet hatte, unmöglich machte.
Auch heute Abend nahm der Tremor erneut rapide zu, was auf wieder einsetzende kräftige eruptive Aktivität in der Bocca Nuova schließen lässt. Leider sind auch im Moment die Wetter- und damit Sichtbedingungen schlecht, dennoch lässt sich über dem Gipfelbereich ab und zu Glut beobachten.

Hier noch ein Bericht des INGV zur vergangenen eruptiven Aktivität in der Bocca Nuova:
Die intensive strombolianische Aktivität innerhalb Ätna's Bocca Nuova, die am frühen 10. Januar 2013 einsetzte, dauerte fünf Tage an und endete in den frühen Morgenstunden des 15. Januars. In den Nächten der letzten Tage war die Aktivität, bei Vorhandensein guter Sichtbedingungen, von den Populationszentren rings um den Vulkan gut sichtbar; häufig stiegen die Jets aus glühenden Bomben etliche zig Meter höher als der Kraterrand auf. Am Abend des 14. Januars war die Aktivität besonders intensiv mit Jets etwa 100 m höher als der Kraterrand. Während den ersten Stunden des 15. Januars registrierte die hochempfindliche Überwachungskamera für sichtbares Licht des INGV-Osservatorio Etneo auf dem La Montagnola (EMOH) weiterhin heftige Aktivität; trotz Wolken die begannen den Gipfelbereich einzuhüllen wurde bis ca. 05:00 Uhr kräftige Glut aufgezeichnet.
Diese letzte Episode eruptiver Intrakrater-Aktivität der Bocca Nuova war in ihren Haupteigenschaften sehr ähnlich zu den Episoden die sich von Juli bis Oktober 2012 ereignet hatten; sie waren charakterisiert von strombolianischer Aktivität aus einem einzelnen Schlot an der südöstlichen Basis der inneren Kraterwand. Obwohl keine direkten Beobachtungen der Aktivität vom Kraterrand aus gemacht wurden ist es nahezu gewiss, dass die strombolianische Aktivität von den Kraterboden erreichender Lavaemission begleitet war, wie es schon bei früheren Episoden der Fall war [1].

Dieses Webcam-Foto zeigt die intensive Glut über der Bocca Nuova wie sie in den Nächten der vergangenen Woche häufig zu beobachten war. Rechts der schneebedeckte Neue Südostkrater:
Intensive Glut über der Bocca Nuova
Foto vom 14.01.2013, 20:33 Uhr: Webcam 5 von Radio Studio 7

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 07.01. - 13.01. etwas höher als in der Vorwoche. Es zeigte sich kein eindeutiger Trend. Am 10.01. wurden Spitzenemissionsraten von über 5000 Tonnen und am 11.01. von über 6000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [2].

Nach dem rapiden Anstieg des Tremors am Abend des 16.01. ging dieser gegen 22:00 Uhr des gleichen Tages wieder rasch zurück und erreichte in den frühen Morgenstunden des 17.01. wieder das niedrige Niveau, das er bereits an den Vortagen hatte. Im Laufe des 17.01. stieg der Tremor dann allmählich wieder etwas an, hielt sich am 18.01. zunächst auf diesem Niveau und stieg nach 16:00 Uhr wieder rapide an.
Die Online-Seismogramme der Gipfelregion waren bis zum 14.01. vom Tremor der eruptiven Tätigkeit in der Bocca Nuova geprägt. Nach dem Ende dieser Tätigkeit zeigten sich am 15.01. anfangs noch viele langperiodische Signale. Ab dem Nachmittag des 16.01. waren die Seismogramme dann wieder zeitweise von kräftigem Tremor dominiert. In den Pausen zeigten sich nur wenige langperiodische Signale [3].

Am 11.01. kam es westlich des Monte Intraleo (Westflanke) zu einem Beben der Stärke 2.0. Am gleichen Tag wurden im Bereich des La Montagnola (Südflanke) zwei schwache Beben registriert, wobei das stärkste eine Magnitude von 1.6 erreichte. Am 13.01. wurde östlich von Trepunti (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.9 gemessen. Am 14.01. kam es am Rifugio Citelli (Ost-/Nordostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.9. Vom 16.01. bis 17.01. kam es an der Ostflanke im Raum Fondo Macchia - Santa Venerina - Monte Arcimis - Milo zu einer kleinen Erdbebenserie mit Erschütterungen die Magnituden zwischen 2.0 und 2.4 erreichten. Die Hypozentren dieser Beben lagen in 12 - 19 Kilometern Tiefe [4].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 15 gennaio 2013 * Etna and Stromboli update, 15 January 2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 07/01/2013 - 13/01/2013
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


16. Januar 2013

Rapide steigender Tremor am Ätna!
Heute Abend kam es zu einem rapiden Anstieg des Tremors, was auf heftige eruptive Aktivität in vermutlich einem der Gipfelkrater hindeutet. Wegen Wolken lässt sich aber nicht sagen was im Moment passiert.

In den vergangenen Tagen  hatte sich die strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova zunächst weiter fortgesetzt. Am 15.01. ging der Tremor dann rasch auf sehr niedrige Werte zurück und die Aktivität in der Bocca Nuova hörte auf. Heute Nachmittag stieg der Tremor dann zunächst langsam und ab ca. 18:00 Uhr immer schneller an. An der Station EBELZ (Belvedere) erreichte er gegen 21:00 Uhr einen Maximalwert von etwa 15, was deutlich höher ist als die Werte die bei der Aktivität der vergangenen Tage in der Bocca Nuova erreicht wurden. Danach begann der Tremor wieder zu fallen [1].

Leider herrscht im Moment sehr schlechtes Wetter, so dass eine Beobachtung der Gipfelregion mittels Webcams nicht möglich ist. Die Entwicklung des Tremors ähnelt einem Paroxysmus, so wie er sich wiederholt in den Jahren 2011 - 2012 am Neuen Südostkrater ereignet hat. Allerdings wurden damals noch deutlich höhere Tremoramplituden erreicht. Leider bleibt im Moment unklar, ob das Ereignis im Neuen Südostkrater oder wieder in der Bocca Nuova stattfindet. Letzteres halte ich persönlich für wahrscheinlicher.

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT


11. Januar 2013

Strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova!
Seit dem 10.01. kommt es in der Bocca Nuova zu kräftiger strombolianischer Aktivität. Auch ein kleiner Lavastrom wird freigesetzt. Der Tremor ist leicht erhöht und insgesamt hat auch die seismische Aktivität des Ätna etwas zugenommen.

In der letzten Woche konzentrierten sich die Gasemissionen des Ätna auf den Nordostkrater wo sie intensiver als in der Vorwoche wirkten und häufig pulsartig verstärkt waren. Auch an der Bocca Nuova kam es zu kräftiger und meist anhaltender Gasemission. Zunächst konzentrierten sich die Gasfreisetzungen auf den nordwestlichen Abschnitt, ab dem 08.01. eher auf den südöstlichen Bereich des Gipfelkraters. Insgesamt wirkten die Gasemissionen Anfang der Woche stärker als am Ende, was aber evtl. auf die trocknere Witterung zurückführbar ist. Am Neuen Südostkrater war meist pulsartig verstärkte Gasfreisetzung aus dem zentralen Schlot des Kegels erkennbar. Am alten Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen weiterhin auf Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke.

Wie das INGV berichtet setzte in der Nacht vom 09.01. auf den 10.01. kräftige strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova ein. Gegen 00:00 Uhr wurde ein rascher Anstieg des vulkanischen Tremors an der Station ECPN (Etna Cratere Del Piano), die der Bocca Nuova am nächsten liegt, registriert. Um 00:10 Uhr zeigte dann eine hochempfindliche Überwachungskamera einen ersten schwachen Glutschein über dem Gipfelkrater. Das gelegentliche Aufleuchten wurde langsam stärker und häufiger und ab 03:50 Uhr begannen Jets aus glühenden Lavafragmenten deutlich höher als der Kraterrand zu steigen. Diese zeigten sich dann auch als schwache thermische Anomalien auf der La Montagnola - Wärmebildkamera. Zwischen 05:00 Uhr und 06:30 Uhr wurde das glühende Material 50 - 80 m höher als der Kraterrand der Bocca Nuova geschleudert. Bei Tagesanbruch war das Phänomen dann nicht mehr sichtbar, auch wenn der Tremor zunächst noch erhöht war [1].

Bedingt durch den Ausfall einiger Kameras bzw. durch Wolken konnte die Glut über der Bocca Nuova in der nachfolgenden Nacht von mir nicht über die Webcams beobachtet werden. Allerdings zeigte eine Kamera, die am Rand der Bocca Nuova aufgestellt ist, am Morgen des 11.01. strombolianische Aktivität im südöstlichen Bereich des Gipfelkraters. Außerdem war ein kurzer Lavastrom erkennbar der sich in südliche Richtung ergoss. Auch am heutigen Abend konnte ich über diese Kamera weiterhin kräftige, allerdings bedingt durch Gas, meist diffuse Glut in der Bocca Nuova beobachten.

Dieses Webcam-Foto vom heutigen Morgen zeigt die strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova. Bedingt durch Gas ist die Sicht sehr eingeschränkt, jedoch erkennt man in der rechten Bildhälfte schemenhaft den pyroklastischen Kegel an dessen Spitze glühendes Material ausgeworfen wird. Rechts unterhalb davon ist auch ein kurzer Lavastrom zu erkennen:
Strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova
Foto vom 11.01.2013, 05:30 Uhr: Webcam 3 von Radio Studio 7

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 31.12. - 06.01. ähnlich der Vorwoche. Es zeigte sich ein steigender Trend. Am 02.01. wurden Spitzenemissionsraten von über 5000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [2].

Bis zum 09.01. bewegte sich der Tremor auf niedrigem Niveau und unterlag nur kleineren Schwankungen. Am Abend des 09.01. stieg er rasch an und erreichte an der Station EBELZ am frühen Morgen des 10.01. einen immer noch relativ moderaten Wert von ca. 4. Im Laufe des Tages ging der Tremor dann zunächst wieder etwas zurück, um am Abend erneut schnell zu steigen. Am frühen Morgen des 11.01. wurde dann an der Station EBELZ ein Wert von fast 6 erreicht. Im weiteren Verlauf ging der Tremor dann wieder langsam etwas zurück.
Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten am Anfang der vergangenen Woche zunächst nur wenige langperiodische Signale. Ab dem 06.01. wurden sie häufiger und ab dem 08.01. wurden sie manchmal von einem schärferen Signal eingeleitet, wie es bei kleineren explosiven Ereignissen auftritt. Seit dem späten Abend des 09.01. sind die Signale von Tremor überlagert [3].

Am 07.01. kam es am Monte Maletto (Nordwestflanke) zu einem Beben der Stärke 2.2. Am gleichen Tag wurde am Monte Scavo (Nordwestflanke)  ein Beben der Stärke 1.5 gemessen. Am 08.01. kam es am La Montagnola (Südflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6. Am gleichen Tag wurden im Raum Fondo Macchia - Milo (Ostflanke) zwei Beben gemessen die Magnituden von 2.0 bzw. 1.7 erreichten. Außerdem wurden an diesem Tag noch zwei Beben der Stärke 1.7 bzw. 1.5 im Gebiet nordwestlich des Piano Pernicana bzw. östlich des Monte Nero (Nordostflanke) registriert. Am 09.01. kam es östlich von Mascali (Ostflanke) zu mehreren sehr leichten Beben, wobei das stärkste eine Magnitude von 1.7 erreichte. An diesem Tag wurde auch am Monte Fontane (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 verzeichnet. Am 10.01. kam es im Raum Contrada Feliciosa - Monte Intraleo (Südwestflanke) zu zwei schwachen Beben die Magnituden von 2.0 bzw. 1.5 erreichten [4].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2013. Aggiornamento Etna e Stromboli, 10 gennaio 2013 * Etna and Stromboli update, 10 January 2013
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 31/12/2012 - 06/01/2013
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


04. Januar 2013

Auch in der vergangenen Woche blieb der Ätna relativ ruhig. Schwankender Tremor, häufigere langperiodische Signale und ein kurzer Glutschein am Neuen Südostkrater deuten seit gestern allerdings auf eine mögliche Veränderung hin. Außerdem kam es an der Südwestflanke zu einer kleinen Erdbebenserie.

In der letzten Woche konzentrierten sich die Gasemissionen des Ätna auf den Nordostkrater und die Bocca Nuova. Während die Gasfreisetzungen an der Bocca Nuova meist anhaltend waren, zeigte sich am Nordostkrater überwiegend pulsartige Gasemission. Am Neuen Südostkrater war anhaltende, manchmal auch pulsartig verstärkte Gasfreisetzung aus dem zentralen Schlot des Kegels erkennbar. Manchmal waren die Emissionen von ein wenig feiner Asche durchsetzt. In der vergangenen Nacht konnte ich über eine lichtstarke Webcam kurzzeitig etwas Glut am Kegel erkennen die an eine strombolianische Explosion erinnerte. Allerdings vermute ich, dass es sich dabei wie schon im November um die Freisetzung von  heißem Gas handelte. Am alten Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen weiterhin auf Fumarolen an seiner oberen östlichen Flanke.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 24.12. - 30.12. deutlich niedriger als in der Vorwoche. Allerdings zeigte sich ein steigender Trend. Am 26.12. bzw. 29.12. wurden Spitzenemissionsraten von 5000 bzw. 6000 Tonnen SO2 pro Tag gemessen [1].

In der vergangenen Woche ging der Tremor zunächst leicht zurück. Gestern und heute unterlag er stärkeren Schwankungen und nahm insgesamt wieder etwas zu. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten in der letzten Woche nur selten langperiodische Signale. Seit gestern traten sie häufiger auf. Allerdings waren die Seismogramme heute auch zeitweise durch die Signale einer stärkeren Erdbebenserie gestört, die sich nordwestlich des Ätna ereignete und sicherlich rein tektonisch war [2].

Am 30.12. kam es im Raum westlich des Monte Parmentelli (Südwestflanke) zu einer kleinen Erdbebenserie. Die stärksten Erschütterungen erreichten dabei Magnituden von 1.9 bzw. 2.5 [3].

  1. INGV-Sezione di Catania. 2012. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 24/12/2012 - 30/12/2012
  2. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ECPN_HHZ_IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2013. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


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