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Ätna Update (01.04. - 30.06.2011)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
Zu den späteren Updates...


30. Juni 2011

In der vergangenen Woche haben sich die Ascheemissionen an der Bocca Nuova fortgesetzt, waren aber meist nicht mehr so intensiv. Am ehemaligen Kollapskrater gingen die Gasemissionen wieder deutlich zurück und die erwartete eruptive Phase blieb bisher aus.

Am 24.06. setzten sich die gelegentlichen Aschefreisetzungen aus der Bocca Nuova fort. Am ehemaligen Kollapskrater des Südostkraters zeigten die Webcams an diesem Tag pulsartige Freisetzung von meist weißem Dampf. Ascheemissionen konnte ich dort nicht mehr beobachten. Am 25.06. kam es an der Bocca Nuova zu mehreren recht kräftigen Ascheemissionen. Blumenkohlförmige Wolken aus Gas und Asche schossen einige hundert Meter hoch in den Himmel. Am ehemaligen Kollapskrater wurde weiterhin Gas pulsartig freigesetzt, allerdings wirkten die Gasemissionen nicht mehr so kräftig wie noch am Vortag.  Ähnlich sah es auch am 26.06. aus, jedoch kam es an diesem Tag an der Bocca Nuova nicht mehr zu stärkeren Aschefreisetzungen. Am 27. und 28.06. konnte ich an der Bocca Nuova nur schwache Ascheemissionen beobachten. Am ehemaligen Kollapskrater war die Gasfreisetzung noch schwächer als am Vortag. Am 29.06. ereigneten sich wieder einige stärkere Aschefreisetzungen an der Bocca Nuova. Am ehemaligen Kollapskrater konnte ich dagegen kaum noch Gasemission beobachten. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch am 30.06.2011. In der gesamten vergangenen Woche kam es am Nordostkrater zu kräftiger pulsartiger Gasfreisetzung. Sie wirkte am 24. und 25.06. besonders stark.

Dieses Webcam-Foto vom 25.06. zeigt eine der stärkeren Explosionen in der Bocca Nuova. Eine blumenkohlförmige Asche- und Gaswolke schießt einige hundert Meter hoch über den Zentralkraterkegel hinaus:
Heftige Aschefreisetzung an der Bocca Nuova
Foto vom  25.06.11, 12:15 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Am 22.06. wurde die Bocca Nuova von INGV-Personal besucht. Dabei wurden folgende Beobachtungen gemacht:
Im südöstlichen Abschnitt der Bocca Nuova, in der Nähe der Kraterwand, befinden sich zwei Öffnungen die einen Durchmesser von mehreren Metern aufweisen. Sie liegen innerhalb einer ca. 30 m großen Vertiefung und sind ständig von lytischem Material blockiert. Während einer kräftigen Aschefreisetzung wurde zuerst von der südlichen Öffnung dunkles und wahrscheinlich frisches Material ausgestoßen. Einige Sekunden später folgte die nördliche Öffnung. Es wurden auch Blöcke einige zig Meter hoch ausgeworfen. Sie landeten innerhalb des Kraters. Die Frequenz der Explosionen variiert zwischen 10 und 30 Minuten. Ihre Dauer beträgt einige zig Sekunden [2].

Inzwischen wurde auch die Asche untersucht, die von der Bocca Nuova seit dem 14.06.2011 freigesetzt wird. Die Analyse einer Ascheprobe vom 17.06. (Nähe Torre del Filosofo) zeigte, dass sie zu 80% aus klastischem Material verschiedener Zusammensetzung (graues bis rötliches Material, Fragmente von verändertem Glas, sekundär verändertes weißes Material) besteht. Der Anteil frischen Materials wird von Tachilit (10%) dominiert. Es zeigt sich glänzend schwarz und in quadratischer Form. Daneben ist zu 2% Sideromelan vorhanden das in bräunlicher, durchsichtiger und irregulärer Gestalt auftritt. Desweiteren findet sich zu 8% eine Kristallfraktion die hauptsächlich aus Plagioklas besteht. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Magma unterhalb der Bocca Nuova befindet und die explosive Aschefreisetzung verursacht. Durch den Schutt der auf dem Boden des Kraters liegt wird die Emission frischen Materials jedoch gebremst und die Ausbildung eines gut strukturierten Schlots verhindert [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 20.06. bis 26.06.2011 etwas höher als in der Vorwoche, zeigten jedoch keinerlei Trend. Die Emissionsraten für Chlor- und Fluorwasserstoff waren ebenfalls etwas höher [2].

Der Tremor unterlag in der vergangenen Woche wieder einigen Schwankungen, bewegte sich aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten zeitweise eine Häufung von langperiodischen Signalen [3].

Am 29.06. kam es bei Zafferana (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5. Am gleichen Tag ereignete sich westlich von Milo (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.7 [4].

Quellen:
  1. Andronico D., Lo Castro M. D. 2011. Analisi tessiturale della cenere emessa dalla Bocca Nuova il 17 giugno 2011. INGV-Sezione di Catania
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 20/06/2011 - 26/06/2011
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


23. Juni 2011

In der letzten Woche dauerten die unregelmäßigen Aschefreisetzungen an der Bocca Nuova an und wurden heute noch heftiger. Seit gestern kommt es am ehemaligen Kollapskrater des Südostkraters zu verstärkter Gasemission und zu sporadischer Aschefreisetzung.

Am Nordostkrater kam es in der vergangenen Woche zu kräftiger und meist pulsartiger Gasfreisetzung. An der Bocca Nuova setzten sich die unregelmäßigen Aschefreisetzungen fort. Sie traten in einem Rhythmus von 10 - 20 Minuten auf und waren von unterschiedlicher Intensität. Die meist bräunlichen Wolken aus Gas und Asche schossen einige hundert Meter hoch in den Himmel und wurden vom Wind in südliche bis westliche Richtung verfrachtet. Heute waren die Aschefreisetzungen intensiver als an den Vortagen.
Am Südostkrater konzentrierten sich die Gasfreisetzungen zunächst auf die Fumarolen an der oberen südöstlichen Flanke. Im Laufe der Woche nahmen die zunächst sehr schwachen Gasemissionen am ehemaligen Kollapskrater des Südostkraters allmählich zu. Am 22.06. zeigten die Webcams dann eine deutliche Steigerung der Gasfreisetzung. Neben weißen Dampfwolken wurde zeitweise auch pulsartig bläuliches Gas emittiert. Außerdem kam es auch mehrfach zur Freisetzung von etwas bräunlicher Asche. Heute wurde dort anhaltend Gas, aber kaum noch Asche freigesetzt.

Wie das INGV berichtet wurden die Ascheemissionen an der Bocca Nuova vorwiegend von dem südlichen Schlot und nur vermindert vom nordwestlichen verursacht. Neben Asche wurden auch Blöcke älteren Materials ausgeworfen die auf dem Kraterrand niedergingen [1].

Eine der heftigeren Aschefreisetzungen des heutigen Tages aus der Bocca Nuova. Die bräunlich graue Wolke aus Gas und Asche steigt einige hundert Meter über den Zentralkraterkegel auf und wird vom Wind in westliche Richtung getragen:
Heftige Aschefreisetzung an der Bocca Nuova
Foto vom  23.06.11, 07:36 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Dieses Webcam-Foto von gestern Vormittag zeigt eine der neuerlichen Aschefreisetzungen aus dem ehemaligen Kollapsschlot des Südostkraters:
Neue Ascheemission am Südostkrater
Foto vom 22.06.11, 10:42 Uhr: Webcam des INGV auf dem Schiena dell' Asino.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 13.06. bis 19.06.2011 niedriger als in der Vorwoche und betrugen weniger als 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Es zeigte sich ein abnehmender Trend. Die Emissionsraten für Chlor- und Fluorwasserstoff gingen deutlich zurück [1].

Der Tremor unterlag in der vergangenen Woche weiterhin einigen Schwankungen, bewegte sich aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten in der vergangenen Woche wieder einige schwache langperiodische Signale. Seit dem 22.06. treten sie häufiger auf [2].

Am 19.06. kam es am Monte Frumento Supino (Südflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5. Am 22.06. wurde bei Maletto (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 2.0 registriert [3].

Einschätzung der Lage und mögliche weitere Entwicklung:
Inzwischen sind über 40 Tage seit der letzten heftigen eruptiven Phase des ehemaligen Kollapskraters vergangen. Blick man auf den Rhythmus der zurückliegenden Aktivität, der ca. 4 - 5 Wochen beträgt, so ist eine neue Eruption an diesem Schlot schon fast überfällig. Die seit gestern gesteigerte Gasfreisetzung und besonders die Emission von Asche an dem ehemaligen Kollapsschlot sind meiner Meinung nach deutliche Zeichen für den Beginn der Aufbauphase eines neuen eruptiven Ereignisses. Diese Aufbauphase kann sich über mehrere Tage hinziehen und beginnt meist mit tiefsitzender explosiver Tätigkeit, wobei Asche freigesetzt wird. Diese Explosionen steigern sich dann in sichtbare strombolianische Aktivität und dann oft binnen Stunden in die Freisetzung von Lavafontänen und Förderung großer Mengen Lava. Unklar ist, wie lange die Aufbauphase dauern wird; bei den letzten eruptiven Phasen betrug sie meist mehrere Tage. Auch ist nicht klar, welche Rolle dabei die Aktivität in der Bocca Nuova spielt und ob diese die Aufbauphase womöglich verzögert. Ich vermute, dass das Magma zunächst immer unter der Bocca Nuova aufsteigt und sich von dort in Richtung Südostkrater bewegt. Durch die eruptive Aktivität der vergangenen Monate, die vermutlich mit zeitweilig hohem Druck und Aufheizung durch austeigendes Magma unterhalb der Bocca Nuova verbunden war, dürfte ein Teil des Magmas in den oberen Abschnitt dieses Gipfelkraters vorgedrungen sein. Dadurch könnte es zu der tiefsitzenden explosiven Aktivität in der Bocca Nuova gekommen sein, wodurch älteres und kaltes Material (bräunliche Asche), sowie Gas ausgestoßen werden. Stimmt diese Theorie, dann müsste nach der nächsten eruptiven Phase des Kollapskraters der Druck im Berg vorübergehend abnehmen und auch die explosive Aktivität in der Bocca Nuova vorerst aufhören. In der weiteren Zukunft könnte dann die magmatische Aktivität sogar zur Bocca Nuova wechseln.

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 13/06/2011 - 19/06/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


17. Juni 2011

Seit vier Tagen kommt es an der Bocca Nuova zu leichten Aschefreisetzungen. Tremor und seismische Aktivität haben jedoch nur leicht zugenommen.

Wolken behinderten in der vergangenen Woche wieder häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich am Nordostkrater starke, häufig pulsartige Gasemission. An Bocca Nuova waren die Gasfreisetzungen nicht ganz so intensiv. Am Südostkrater konzentrierten sie sich auf die Fumarolen an der oberen südöstlichen Flanke.
Am Morgen des 14.06. zeigten die Webcams ab etwa 07:40 Uhr gelegentliche Ascheemissionen aus dem nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova. Die kleinen, grau bis bräunlichen Aschewolken wurden vom Wind in östliche Richtung getragen. Gegen 10:00 Uhr wurden die Wetterwolken so dicht, dass eine Beobachtung über die Webcams zunächst nicht mehr möglich war. Erst am Abend um etwa 19:00 Uhr lockerte es wieder auf und gegen 19:12 Uhr war erneut eine Aschewolke über dem nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova erkennbar. Auch am Morgen des 15.06. zeigten die Webcams weitere Ascheemissionen aus der Bocca Nuova, so z.B. um 05:48 Uhr, 06:33 Uhr, 06:51 Uhr, 07:18 Uhr, 07:27 Uhr und 08:18 Uhr. Ort und Art der Emissionen waren ähnlich wie am Vortag. Später zogen Wolken auf, die eine weitere Beobachtung bis zum Abend verhinderten.
Auch am Morgen des 16.06. kam es zur Emission von kleinen bräunlichen Aschepilzen aus der Bocca Nuova. Eine durch feuchte Witterung begünstigte starke Dampfentwicklung behinderte jedoch die Beobachtung mittels Webcams. Bald zogen auch wieder dichte Wetterwolken auf die sich bis zum Abend hielten.
Heute Morgen setzten sich die schwachen Aschefreisetzungen an der Bocca Nuova fort, bevor erneut dichte Wolken aufzogen. Die Aktivität war ähnlich der Vortage und die Emissionen traten 4-5-mal pro Stunde auf.

Wie das INGV berichtet hörten Bergführer bereits am 13.06. ein lautes zischendes Geräusch aus der Bocca Nuova, was möglicherweise durch Gasfreisetzung unter hohem Druck erzeugt wurde. Die erste Aschefreisetzung wurde am 14.06. um 07:45 Uhr registriert, weitere folgten bevor dichte Wetterwolken aufzogen. Die Aktivität erzeugte kleine Aschepilze die nicht mehr als 200 - 250 m über den Kraterrand aufstiegen bevor sie vom Wind in östliche Richtung verfrachtet wurden. Die gleichzeitige Beobachtung mittels Wärmebildkamera zeigte, dass keinerlei heißes Material freigesetzt wurde. Die Quelle der Aktivität lag offenbar im zentralen Bereich der Bocca Nuova [1].

Dieses Webcam-Foto vom Morgen des 14.06.2011 zeigt eine der Aschefreisetzungen aus der Bocca Nuova. Die bräunliche Aschewolke wird vom Wind in östliche Richtung getrieben:
Aschefreisetzung an der Bocca Nuova
Foto vom  14.06.11, 09:33 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 06.06. bis 12.06.2011 ähnlich der Vorwoche und betrugen meist um die 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Es zeigte sich keinerlei Trend. Während die Emissionsraten für Chlorwasserstoff etwas anstiegen, blieben die für Fluorwasserstoff konstant [2].

Der Tremor nahm im Laufe der vergangenen Woche etwas zu und unterlag weiterhin einigen Schwankungen. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten in der vergangenen Woche erneut eine zeitweilige Häufung schwacher langperiodischer Signale [3].

Am 08.06. wurde am Monte Denza (Südwestflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert. Am 12.06. kam es südwestlich des Monte Denza zu einem Beben der Stärke 1.9. Am 13.06. wurde am Pizzi Deneri (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.8 verzeichnet. Am 14.06. kam es südwestlich von Gaggi (Nordostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6. Am gleichen Tag wurde nordwestlich von Calatabiano (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.7 gemessen. Außerdem kam es an diesem Tag zu mehreren Beben im Bereich der Gipfelkrater die Magnituden zwischen 1.5 und 1.7 aufwiesen. Am 15.06. wurde südwestlich von Bronte (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 1.8 registriert. Am 16.06. kam es in diesem Gebiet zur mehreren leichten Beben die Magnituden von 1.6 bis 1.8 erreichten [4].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Home. Aggiornamento Etna, 14 giugno 2011 * Etna update, 14 June 2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 06/06/2011 - 12/06/2011
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


10. Juni 2011

Die vergangene Woche verlief am Ätna weiterhin ruhig. Während am Nordostkrater wiederholt mit Donner verbundene Gasfreisetzung beobachtet wurde, zeigten die Online-Seismogramme eine Häufung langperiodischer Signale.

Wolken behinderten insbesondere am Anfang der vergangenen Woche noch häufig die Beobachtung der Gipfelkrater. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich anhaltende und kräftige Gasemission aus dem nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova. Am Nordostkrater war die Gasfreisetzung wieder etwas stärker als an der Bocca Nuova und häufig auch pulsartig. Am Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf die Fumarolen an der oberen südöstlichen Flanke. Am neuen Kegel an der Ostflanke des Südostkraters setzten Fumarolen insbesondere am oberen südwestlichen Rand etwas Gas frei. Aus dem Inneren dieses Kraters konnte ich nur sporadisch sehr geringe Gasemission beobachten.

Dieses Foto machte ich am 05.06.2011 an der Westflanke des Ätna im Gebiet nördlich des Rifugio Galverina. Es zeigt die kräftige Gasfreisetzung an der Bocca Nuova. Ein stürmischer Wind treibt die Gaswolken in nordwestliche Richtung:
Wind treibt Gaswolken der Bocca Nuova nach Nordwesten

Am 03.06. wurden die Gipfelkrater von INGV-Personal besucht. Dabei wurden unter anderem folgende Beobachtungen gemacht:

Am Nordostkrater kommt es zu pulsartiger Gasfreisetzung die mit länger andauerndem (mehrere Sekunden) donnernden Geräusch verbunden ist. Die Geräusche treten mit unterschiedlicher Frequenz (von einigen Minuten bis zu 10 Minuten) auf. Dabei wird allerdings kein Material freigesetzt.
Die erodierte Trennwand zwischen Voragine und Bocca Nuova ist in einigen Bereichen, im Vergleich zu den letzten Monaten des Jahres 2010, noch stärker kollabiert.
Insbesondere durch die letzte und besonders intensive Explosion in der Bocca Nuova die am 22.12.2010 stattfand, ist das südwestliche Gebiet um den nordwestlichen Schlot völlig kollabiert. Am Fuß der Wand des kollabierten Gebiets befinden sich zwei Schuttkegel aus Asche und dezimetergroßen Blöcken. Von dort aus rutscht Material immer wieder in Richtung Basis (ca. 10 Ereignisse pro Stunde während der Beobachtung). Aus dem zentralen Bereich der Bocca Nuova kommt es zu schwacher Emission von Gas das auch mit etwas dunklerem Material bzw. Asche durchsetzt ist. Der südliche Rand des nordwestlichen Schlots der Bocca Nuova ist von einem ausgedehnten Feld von Frakturen durchzogen [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 30.05. bis 05.06.2011 ähnlich der Vorwoche und betrugen meist um die 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Nur am 31.05. und 02.06. waren sie mit 6000 Tonnen etwas höher und am 01.06. wurden sogar kurzfristige Spitzenemissionsraten von bis zu 11.000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag gemessen. Während die Emissionsraten für Chlorwasserstoff stabil blieben, haben die für Fluorwasserstoff etwas abgenommen [1].

Der Tremor unterlag in der vergangenen Woche weiterhin einigen Schwankungen, blieb aber auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten in der vergangenen Woche wieder eine zeitweilige Häufung schwacher langperiodischer Signale [2].

Am 06.06. wurde nordöstlich des Monte Fontane (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.9 registriert [3].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna 30/05/2011 - 05/06/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


03. Juni 2011

Am Ätna herrschte auch in der vergangenen Woche weiterhin Ruhe. Allerdings haben die langperiodischen Signale weiter zugenommen und auch der Tremor ist leicht gestiegen.

In der vergangenen Woche konnte ich am Nordostkrater intensive und anhaltende, zeitweise auch pulsartige Gasemission beobachten. An der Voragine waren die Gasfreisetzungen eher schwach. An der Bocca Nuova konzentrierten sie sich auf den nordwestlichen Schlot und am Südostkrater auf die Fumarolen an der oberen südöstlichen Flanke. Leider verhinderte seit dem 01.06. häufig schlechtes Wetter die Beobachtung der Gipfelkrater.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 23.05. bis 29.05.2011 niedriger als in der Vorwoche und betrugen meist um die 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Nur am 23. und 27.05. waren sie mit 7000 Tonnen etwas höher. Insgesamt zeigte sich ein abnehmender Trend. Die Emissionsraten für Fluor- bzw. Chlorwasserstoff haben dagegen etwas zugenommen [1].

Der Tremor unterlag in der vergangenen Woche immer wieder kurzen Schwankungen und zeigte einen insgesamt leicht zunehmenden Trend. Er befindet sich aber nach wie vor auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten in der vergangenen Woche gehäuft schwache langperiodische Signale. Zwischen dem 01. und 03.06. hatte ihre Häufigkeit noch etwas zugenommen [2].

Am 27.05. wurde am Monte Minardo (Westflanke) ein Beben der Stärke 1.9 gemessen. Am 02.06. wurde am Pizzi Deneri (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 verzeichnet. Am gleichen Tag kam es südöstlich des Piano Provenzana (Nordostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6 [3].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 23/05/2011 - 29/05/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


01. Juni 2011

Am 31.05. hat jemand der hier nicht genannt werden möchte die Gipfelkrater besucht. Hier mein aus seinen Beobachtungen basierender Bericht:

Südostkrater:
Abgesehen von dem Wachstum des neuen Kegels um den ehemaligen Kollapskrater (siehe Update vom 31.05.2011) hat sich die Morphologie des Südostkraters gegenüber dem vergangenen Jahr kaum verändert. Seine Südostflanke weist nach wie vor eine große Kerbe auf, die durch eine Hangrutschung im November 2006 entstand. In ihrem unteren Teil wurde die Kerbe durch das ausgeworfene Material des neuen Kegels verschüttet. Auch ein Lavastrom vom November 2006 der durch diese Kerbe floss und sich dann von der südöstlichen Basis des Südostkraters in Richtung Valle del Bove bewegt hatte, wurde durch das neue Material komplett verschüttet. Entlang der oberen östlichen Seite der großen Kerbe existieren nach wie vor einige Fumarolen die anhaltend Gas freisetzen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kerbe gibt es dagegen nur wenige Fumarolen. Auch im Gipfelbereich wird kaum Gas freigesetzt. Auf der Westflanke existiert ein heißer Fleck der bei feuchter Witterung kräftig dampft. Auch entlang der Südflanke wird bis hinunter zum kleinen Seitenkegel Sudestino Hitze emittiert die mit wechselnder Dampffreisetzung verbunden ist.

Blick auf den Südostkrater
31.05.2011 07:06 Uhr
Blick auf den Südostkrater aus südöstlicher Richtung. Abgesehen vom neuen Kegel hat sich seine Morphologie gegenüber dem vergangenen Jahr kaum verändert. Entlang der oberen östlichen Seite der großen Kerbe existieren nach wie vor einige Fumarolen die anhaltend Gas freisetzen.
Blick auf die Kerbe im Südostkrater
31.05.2011 07:07 Uhr
Zoom auf den Südostkrater. Die Südostflanke weist nach wie vor eine große Kerbe auf, die durch eine Hangrutschung im November 2006 entstand. In ihrem unteren Teil wurde die Kerbe und auch ein Lavastrom durch das ausgeworfene Material des neuen Kegels verschüttet.
Blick auf die Westflanke des Südostkraters
31.05.2011 09:31 Uhr
Blick auf die Westflanke des Südostkraters die noch teilweise mit Schnee und Eis überzogen ist. Im Gipfelbereich wird kaum Gas freigesetzt, allerdings gibt es auf halber Höhe einen heißen Fleck.
Zoom auf die Westflanke des Südostkraters
31.05.2011 09:54 Uhr
Zoom auf die Westflanke. Beim genauen Hinsehen zeigt sich dass der heiße Fleck eigentlich aus zwei Spalten besteht die von Nord nach Süd verlaufen und etwas Dampf freisetzen.

Nordostkrater:
Auf Grund intensiver Gasfreisetzung und heftigem Wind konnte der Nordostkrater nicht besucht werden. An seinen Flanken war jedoch keine Veränderung gegenüber letztem Jahr erkennbar. Explosionsgeräusche wurden nicht vernommen, aber sie wären wohl auch durch den starken Wind übertönt worden.

Voragine:
Die Voragine weist nach wie vor einen einzelnen großen und tiefen Schlot mit steil abfallenden Wänden auf. Im östlichen Abschnitt der Voragine existiert immer noch eine Plattform. Sie ist in ihrem südwestlichen Teil von Spalten durchzogen an deren Rändern sich orangegelbe Schwefelablagerungen befinden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wurde hier praktisch kein Gas mehr freigesetzt. Kollaps hat hier offenbar so gut wie nicht stattgefunden. Durch den Wind wurde Gas aus der Bocca Nuova in die Voragine gedrückt, so dass nicht erkennbar war, ob aus dem Schlot der Voragine selbst Gas emittiert wurde; wenn war es aber nur wenig. Durch das Gas war auch nicht das Diaframma (Trennwand zwischen Bocca Nuova und Voragine) zu sehen, das aber bereits letztes Jahr fast verschwunden war und bedingt durch die jüngsten Kollapsereignisse vermutlich nicht mehr existiert.
Am östlichen Rand der Voragine befindet sich weiterhin ein breiter Graben der sich in Richtung Nordostkrater zieht. Er setzt viel Dampf frei.

Blick auf den Nordostkrater
31.05.2011 09:38 Uhr
Der Nordostkrater, der am 27.05.2011 seinen 100. Geburtstag feierte, erscheint gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert. Er setzt intensiv und anhaltend Gas frei. Der Sattel zwischen Voragine und Nordostkrater wird von einem breiten aber flachen Graben durchzogen. An einigen Stellen tritt Dampf aus.
Dampfender Graben zwischen Voragine und Nordostkrater
31.05.2011 09:43 Uhr
Im Bereich des östlichen Rands der Voragine ist der Graben besonders ausgeprägt und setzt hier auch viel Dampf frei.
Blick hinunter auf die Plattform der Voragine
31.05.2011 09:38 Uhr
Blick vom östlichen Rand des Zentralkraterkegels aus hinunter auf die Plattform der Voragine. Sie ist in ihrem südwestlichen Teil von Spalten durchzogen die aber kein Gas mehr freisetzen. An den Rändern der Spalten existieren Schwefelablagerungen. Kollaps hat hier innerhalb des letzten Jahres kaum stattgefunden.
Schlot der Voragine
31.05.2011 09:38 Uhr
Der Schlot der Voragine ist zwar mit Gas gefüllt, dieses stammt aber überwiegend aus der benachbarten Voragine. Durch das Gas ist der Blick in den Schlot stark eingeschränkt, jedoch erkennt man schemenhaft die steil abfallenden Wände des Schlots.
Bocca Nuova:
Insbesondere der nordwestliche und westliche Abschnitt der Bocca Nuova hat sich durch die Kollaps- bzw. Explosionsereignisse des letzten Jahres stark verändert. Der nordwestliche Schlot hat sich stark in westliche bis nordwestliche Richtung ausgedehnt und dabei einen kleinen Kegel am Rand des Lavastroms von 1999, sowie den Kraterrand angefressen. Die Wände fallen hier gefährlich Steil ab und es gibt Überhänge. Auch ein Teil der westlichen Plattform ist verschwunden. Parallel zum Rand des nordwestlichen Schlots ziehen sich entlang der Plattform mehrere Risse die stellenweis Gas emittieren. In Richtung südlicher Schlot beginnt ein breiter Graben der sich nach Südosten hin deutlich vertieft und bläuliches Gas freisetzt. An der Stelle am nordwestlichen Schlot an dem dieser Graben seinen Anfang nimmt wird intensiv Gas emittiert. Die westliche Plattform weist auch in dem Gebiet wo der Pfad über die 1999'er Lava endet viele schmale, flache Gräben bzw. Risse auf die nach Südosten streichen. Diese setzen Hitze und teilweise auch Gas frei. Diese Gräben münden weiter östlich in einen breiten Graben der unmittelbar am inneren südwestlichen Rand des Zentralkraterkegels (unterhalb des gelblichen Hügels) verläuft und sich schließlich am inneren südlichen Rand des Kegels verliert. Dieser Graben setzt praktisch in seiner vollen Länge Gas frei und scheint die gesamte westliche Plattform vom Rand des Zentralkraterkegels mehr oder weniger zu trennen.
Der bereits im Vorjahr stark erodierte Sattel zwischen den beiden Schloten der Bocca Nuova scheint verschwunden zu sein. Auch eine früher noch vorhandene markante Felsnase über dem Sattel ist verschwunden; hier fallen die Wände nun senkrecht ab.
Zumindest der westliche bis südwestliche Rand des südlichen Schlots der Bocca Nuova war von Kollaps kaum betroffen. Der Boden des Kraters war kaum einsehbar, schien aber nach wie vor mit viel Geröll übersät und verschlossen zu sein.
Während des Besuchs wurde aus dem nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova anhaltend Gas freigesetzt. Der starke Wind drückte es auch in den südlichen Schlot, der selbst aber scheinbar kaum Gas emittierte.

Blick vom westlichen Rand der Bocca Nuova nach Norden
31.05.2011 08:54 Uhr
Blick vom westlichen Rand der Bocca Nuova nach Norden. Hier wo der Pfad über die 1999'er Lava den Rand der Bocca Nuova erreicht beginnt jetzt schon der gewaltige nordwestliche Schlot. Nur ein Rest des früheren Kegels (links) ist noch vorhanden. Durch die Kollapsereignisse hat sich der Schlot bis an den Rand der Bocca Nuova gefressen.
Erweiterung des neuen Schlots
31.05.2011 09:05 Uhr
Noch etwas weiter südlich vom Kraterrand der Bocca Nuova aus beobachtet, erkennt man die Erweiterung des neuen Schlots in Richtung West bis Nordwest noch besser. Außerdem kann man die Spalten sehen, die parallel zum Rand des Schlots in südöstliche Richtung verlaufen und Gas freisetzen.
Blick nach Osten auf mehrere Spalten innerhalb der Plattform der Bocca Nuova
31.05.2011 09:09 Uhr
Blick nach Osten auf mehrere Spalten innerhalb der Plattform der Bocca Nuova die in südöstliche Richtung verlaufen. Sie münden weiter östlich in einen breiten Graben der unmittelbar am inneren südwestlichen Rand des Zentralkraterkegels entlang läuft. Im Hintergrund wird aus einem weiteren Graben bzw. dessen Anfang am Rand des Schlots kräftig Gas emittiert.
Blick vom südwestlichen Rand des Zentralkraterkegels nach Norden
31.05.2011 09:15 Uhr
Vom südwestlichen Rand des Zentralkraterkegels (gelber Hügel) aus geht der Blick nach Norden auf die Plattform der Bocca Nuova. Gut ist die kräftige Gasfreisetzung aus Gräben und Fumarolen zu erkennen. Weiter rechts sieht man auch einen Teil der Spalten und Gräben die parallel zum Rand des Schlots verlaufen.
Blick vom südlichen Rand des Zentralkraterkegels in nordwestliche Richtung.
31.05.2011 10:07 Uhr
Blick vom südlichen Rand des Zentralkraterkegels in nordwestliche Richtung. In der mittleren rechten Bildhälfte erkennt einen breiten Graben der nach Südosten hin deutlich tiefer wird. Der Graben hat am Rand des nordwestlichen Schlots seinen Anfang und an dieser Stelle wird intensiv Gas emittiert.
Blick vom östlichen Rand des Zentralkraterkegels auf Graben
31.05.2011 09:59 Uhr
Vom östlichen Rand des Zentralkraterkegels aus kann man gut den Graben erkennen, der mit einem System aus Spalten und Gräben im nördlichen Abschnitt der Plattform (rechts) beginnt und als breiter Graben an dem südlichen Rand des Zentralkraterkegels endet. Er setzt praktisch in seiner vollen Länge Gas frei und scheint die gesamte westliche Plattform vom Rand des Zentralkraterkegels mehr oder weniger zu trennen.
Blick hinunter auf den breiten Graben
31.05.2011 10:08 Uhr
Blick vom südlichen Rand des Zentralkraterkegels hinunter auf den breiten Graben. Er hat sich an einigen Stellen tief in die Schichten aus Asche und Schwefel eingefressen.
Blick vom östlichen Rand des Zentralkraterkegels auf den westlichen Rand des südlichen Schlots der Bocca Nuova
31.05.2011 10:00 Uhr
Blick vom östlichen Rand des Zentralkraterkegels auf den westlichen Rand des südlichen Schlots der Bocca Nuova. Hier kam es im vergangenen Jahr nicht zu größeren Kollapsereignissen. Allerdings ist der bereits im Vorjahr stark erodierte Sattel zwischen den beiden Schloten der Bocca Nuova nun gänzlich verschwunden. Auch eine Felsnase die an dieser Stelle in die Öffnung hinein ragte ist verschwunden (rechts oben). Hier fallen die Wände nun senkrecht ab.


31. Mai 2011

Zurzeit bin ich wieder am Ätna. Am 29. und 30.05. habe ich den ehemaligen Kollapskrater des Südostkraters besucht.

Hier mein Bericht:

Schon aus der Ferne erkennt man an der Ostflanke des Südostkraters den dunklen Kegel aus pyroklastischem Material, der sich nach dem 4. Paroxysmus dieses Jahres besonders in südliche bis südöstliche Richtung ausgedehnt hat. Er umschließt den ehemaligen Kollapskrater und ist an seinem höchsten Punkt etwa halb so hoch wie der Gipfel des Südostkraters. Die Süd- bis Südostflanke des Kegels ist am höchsten uns reicht bis an die tiefe Kerbe des Südostkraters aus dem Jahre 2006 heran, hat diese teilweise sogar verschüttet. Auch der Lavastrom aus dieser Zeit ist nahezu völlig unter Schlacke und Lapilli verschwunden.
Der obere südliche Abschnitt des Kegels ist mit fünf oder sechs Spalten durchzogen die in nördliche Richtung verlaufen. An ihren Rändern haben sich gelbe Schwefelablagerungen gebildet. Auf der südöstlichen Flanke befinden sich zahlreiche helle bis gelbe Flecken. Weder dort, noch an den Spalten konnte ich Gasfreisetzung beobachten.

An seiner östlichen Flanke weist der Kegel eine tiefe halbrunde Kerbe auf. Durch sie ist es möglich ein wenig in den Krater hineinzuschauen. Im südöstlichen Bereich des Kraters konnte ich am 30.05. gelegentliche Emission von bläulichem Gas beobachten. Die Kerbe ist mit schroffen, steil aufragenden Lavabrocken bedeckt. Sie gehören zu einem Lavastrom der den Krater über eine Rampe aus grobem pyroklastischem Material in östliche Richtung verlassen hat. Der Lavastrom wird entlang der Rampe von einigen Metern hohen Dämmen flankiert, die sich zur Basis des Kegels hin abflachen und schließlich verlieren. An diesen Dämmen ist der Boden in wenigen Zentimetern Tiefe noch sehr heiß und über dem Lavastrom flimmert die Luft auf Grund der Hitze.

Nach Nordosten hin ist der Kegel nicht so hoch wie in südöstliche Richtung; ein Merkmal des alten Kollapskraters das bis heute erhalten blieb. In seinem nördlichen Abschnitt weist er eine größere Kerbe auf. Sein westlicher Rand ist nur wenig höher als die unmittelbar daran angrenzende, steil aufsteigende Flanke des Südostkraters.

Bei dem letzten Paroxysmus vom 12.05. ist der Lavastrom aus dem Krater wieder in östliche Richtung abgeflossen und hat sich über die Ströme der früheren eruptiven Phasen ergossen. Dadurch wurde auch die Morphologie der östlichen Basis des Südostkraters deutlich verändert. Die Lavaströme der paroxymalen Aktivität von Mai 2008 sind verschüttet und nur noch der Hornito von 2006 ragt aus dem jüngsten Lavastrom heraus. Er wurde von einem Teil der Lavamassen umflossen. Ein weiterer kürzerer Lavastrom beginnt an der südöstlichen Basis des neuen Kegels und zieht sich parallel zum Hauptstrom nach Osten, wo er sich unmittelbar südlich des 2006-Hornito in Richtung Valle del Bove ergießt. In seinem oberen Abschnitt tritt an einigen Stellen Dampf aus.

Das ausgeworfene pyroklastische Material der letzten eruptiven Phasen kann man immer noch bis hinunter in die Gegend des Rifugio Sapienza finden. Hier handelt es sich meist um eine dünne diskontinuierliche Schicht aus Lapilli. Ab etwa 2600 m Höhe wird der Teppich aus Lapilli dicker und überzieht hier noch vorhandene Schneereste. In der Gegend des Belvedere ist die Schicht aus pyroklastischem Material bereits 10-15 cm dick. Hier findet man auch schon einen einzelnen größeren Einschlagskrater einer Bombe. Weitere vereinzelte Einschlagskrater befinden sich unmittelbar nördlich des Wegs der zum Torre del Filosofo führt. Die Lapillifelder an der südlichen bis südöstlichen Basis des neuen Kegels sind dagegen mit zahlreichen, teilweise über zwei Meter großen Einschlagskratern übersät. Auf dem Boden finden sich viele Bomben und große Schlackebrocken.

Blick auf den Südostkrater mit dem neuen Kegel
30.05.2011 09:45 Uhr
Schon aus der Ferne erkennt man an der Ostflanke des Südostkraters den dunklen Kegel aus pyroklastischem Material. Er umschließt den ehemaligen Kollapskrater und hat sich durch die Aktivität der letzten Monate besonders in südliche bzw. südöstliche Richtung erweitert.
Blick von der südöstlichen Basis des neuen Kegels nach Westen auf den Südostkrater.
30.05.2011 12:17 Uhr
Blick von der südöstlichen Basis des neuen Kegels nach Westen auf den Südostkrater. Die Flanke des Kegels reicht bis an die tiefe Kerbe des Südostkraters aus dem Jahre 2006 heran und hat diese teilweise sogar verschüttet. Auch der Lavastrom aus dieser Zeit ist nahezu völlig unter Schlacke und Lapilli verschwunden.
Zoom auf den südlichen Kraterrand des neuen Kegels.
29.05.2011 15:09 Uhr
Zoom auf den südlichen Kraterrand des neuen Kegels. Fünf bis sechs größere Spalten durchziehen die Flanke in nördliche Richtung. An ihren Rändern haben sich gelbe Schwefelablagerungen gebildet. Gas tritt aber offenbar nicht mehr aus.
Blick von der südöstlichen Basis des neuen Kegels nach Westen auf den Südostkrater.
30.05.2011 10:36 Uhr
Zoom auf den südöstlichen Kraterrand. Hier befinden sich zahlreiche helle bis gelbe Flecken die aber auch kein Gas mehr emittieren. Im Hintergrund die Fumarolen des Südostkraters.
An der südöstlichen Basis des neuen Kegels beginnt ein kleinerer Lavastrom
30.05.2011 10:46 Uhr
An der südöstlichen Basis des neuen Kegels beginnt ein kleinerer Lavastrom der nicht direkt aus dem Kollapskrater freigesetzt wurde. Er zieht sich parallel zum Hauptstrom nach Osten. Besonders in seinem oberen Abschnitt tritt an einigen Stellen Dampf aus. Rechts dahinter erkennt man die Rampe die zur Kerbe an der Ostflanke des Kegels führt und den Hauptlavastrom beherbergt.
Blick auf die Kerbe an der Ostflanke des Kegels.
30.05.2011 10:37 Uhr
Blick auf die Kerbe an der Ostflanke des Kegels. Unterhalb davon sieht man die Rampe aus grobem pyroklastischem Material. Gut erkennt man auch den etwas dunkleren Hauptlavastrom der den Krater durch die Kerbe verlassen hat. Der Kraterboden kann trotz der Kerbe leider nicht eingesehen werden, aber man erkennt einen Teil der inneren Wand. Außerdem steigt etwas Gas auf.
Auf der Rampe unterhalb der Kerbe
30.05.2011 11:29 Uhr
Auf der Rampe unterhalb der Kerbe. Der Lavastrom wird von Dämmen begrenzt die überwiegend aus rötlicher Schlacke bestehen. Ab und zu findet man darin auch Blöcke aus hellerem und deutlich kompakterem Material. Überall hier steigt große Hitze auf und in wenigen Zentimetern Tiefe ist es schon sehr heiß. Gut kann man auf diesem Foto auch erkennen, dass der Kegel in nördliche Richtung nicht so hoch ist wie in südliche; ein Merkmal des alten Kollapskraters das bis heute erhalten blieb.
Zoom auf die Kerbe
30.05.2011 11:38 Uhr
Zoom auf die Kerbe. Ein Meer aus großen dunklen Lavabrocken durchzieht die Vertiefung. Viele der schroffen und häufig steil aufragenden Brocken sind instabil gelagert. Dazu kommt die große Hitze. Beides lässt ein Vordringen bis in das Innere des Kraters scheitern.
Viele Einschlagskrater
30.05.2011 11:56 Uhr
Das Gebiet rund um den Kegel ist übersät mit Einschlagskrater der zahlreichen Bomben. Im Vordergrund der kleinere Lavastrom und dahinter der Hauptstrom mit dem 2006-Hornito.
Blick auf einen der größeren Einschlagskrater
30.05.2011 10:59 Uhr
Blick auf einen der größeren Einschlagskrater. Er ist ca. 1,20 m tief und fast 2,00 m breit. Der darin befindliche Wanderstock läßt die Ausmaße erahnen. Die Bombe selbst ist offenbar in dem unter Lapilli befindlichen Eis verschwunden.
Blick von der Gegend in der Nähe des 2006-Hornitos nach Westen
30.05.2011 10:36 Uhr
Blick von der Gegend in der Nähe des 2006-Hornitos nach Westen auf das Lavafeld mit dem neuen Kegel. Bei dem letzten Paroxysmus vom 12.05. ist der Lavastrom aus dem Krater wieder in östliche Richtung abgeflossen und hat sich über die Ströme der früheren eruptiven Phasen ergossen. Dadurch wurde auch die Morphologie der östlichen Basis des Südostkraters deutlich verändert. Die Lavaströme der paroxymalen Aktivität von Mai 2008 sind verschüttet.
Am Hornito von 2006
30.05.2011 12:55 Uhr
Hier am Hornito von 2006 ist zwar der größte Teil des Stroms nördlich am Hornito vorbei geflossen, eine kleinere Zunge ist aber in südliche Richtung abgebogen und hat den Hornito in Richtung Valle del Bove umflossen. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieses Merkmal von 2006 auch verschwunden ist.


27. Mai 2011

Am Ätna kam es in den letzten 14 Tagen weiterhin zu ruhiger Gasfreisetzung. Der Tremor ist in den letzten Tagen etwas gestiegen und die langperiodischen Signale haben deutlich zugenommen.

Zwischen dem 15. und 21.05. konzentrierten sich die Gasemissionen an den Gipfelkratern auf den Nordostkrater. Dort kam es zu anhaltender Gasemission die am 21.05. häufig pulsartig war. Am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova kam es zu mäßiger Gasfreisetzung und am Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf die Fumarolen im oberen östlichen Gipfelbereich. Vom 22.05. bis 25.05. herrschte so schlechtes Wetter, dass die Gipfelkrater noch nicht einmal für kurze Zeit über die Webcams sichtbar waren. Erst am Abend des 26.05. lockerte es sich etwas auf und am Nordostkrater war erneut intensive pulsartige Gasfreisetzung erkennbar. Heute Morgen zeigte sich ein ähnliches Bild. Am Südostkrater wurde weiterhin am Gipfel das meiste Gas freigesetzt. Am ehemaligen Kollapskrater kam es nur zu schwacher Gasemission.

Wie das INGV berichtet, wurde der Bereich des Südostkraters am 20.05. von INGV-Personal besucht. Dabei zeigte sich, dass der Kegel aus pyroklastischem Material rund um den ehemaligen Kollapskrater durch die jüngste Aktivität deutlich gewachsen ist. Außerdem konnten entlang der Kraterränder Fumarolen beobachtet werden die heißes Gas freisetzten [2].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 09.05. bis 15.05.2011 niedriger als in der Vorwoche. Nur während der eruptiven Phase des Südostkraters am 12.05. wurde eine Emissionsrate von bis zu 7000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag registriert [1]. Zwischen dem 16.05. und 22.05. unterlagen die Schwefeldioxidemissionen einem abnehmenden Trend. Nur am 22.05. wurde eine Emissionsrate von bis zu 7000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag gemessen [2].

Der Tremor hat zwischen dem 15.05. und 20.05. noch etwas abgenommen und bewegte sich auf sehr niedrigem Niveau. Am 21.05. kam es zu einem raschen, aber dennoch moderaten Anstieg des Tremors, der am Nachmittag sein Maximum erreichte. Am 22.05. fiel der Tremor zunächst noch etwas, um dann erneut bis zum Nachmittag schnell anzusteigen. Trotz dieses Anstiegs bewegte sich der Tremor immer noch auf niedrigem Niveau. Am 23.05. war der Tremor dann wieder auf die sehr niedrigen Werte der Vortage gefallen. Seit dem 24.05. nimmt er langsam wieder zu. Ab dem 24.05. zeigten die Online-Seismogramme der Gipfelregion zunächst nur gelegentlich, seit dem 26.05. gehäuft schwache langperiodische Signale [3].

Am 17.05. wurde am Monte Centenari (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.8 gemessen. Am 18.05. wurden am Monte Arcimis (Südostflanke)mehrere schwache Beben gemessen, wobei das stärkste eine Magnitude von 1.5 erreichte. Am 21.05. kam es westlich des Monte Minardo (Westflanke) zu zwei Beben die Magnituden von 1.8 bzw. 1.9 erreichten. Am 25.05. wurden am Monte Intraleo (Westflanke) zwei schwache Beben verzeichnet, wobei das stärkste eine Magnitude von 1.7 hatte. Am gleichen Tag kam es bei Ragalna (Südflanke) zu einem Beben der Stärke 1.6, sowie bei Punta Lucia (Westflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8 [4].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 09/05/2011 - 15/05/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 16/05/2011 - 22/05/2011
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


14. Mai 2011

Inzwischen ist am Ätna wieder Ruhe eingekehrt. Der Tremor blieb niedrig und die seismische Aktivität ist wieder zurück gegangen.

Nach dem Paroxysmus vom 12.05. ist am Kollapskrater des Südostkraters wieder große Ruhe eingekehrt. In den letzten zwei Tagen konnte ich dort praktisch keine Gasemissionen mehr beobachten. Am Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf die Fumarolen im östlichen Gipfelbereich. Am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova und am Nordostkrater kam es zu kräftiger und anhaltender Gasfreisetzung.

Inzwischen hat das INGV eine Analyse des Materials durchgeführt, das bei dem Paroxysmus vom 12.05. freigesetzt wurde. Dabei wurde ein FeOtot/MgO-Ratio von ca. 3,0 und ein CaO/Al2O3-Ratio von 0,52 - 0,53 ermittelt. Somit ist das Material etwas primitiver als bei den vorangegangenen eruptiven Phasen dieses Jahres, abgesehen von dem Magma das bei dem Paroxysmus vom 12.01.2011 beteiligt und noch primitiver war [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 02.05. bis 08.05.2011 niedriger als in der Vorwoche. Sie erreichten bis zu 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag und zeigten einen abnehmenden Trend [2].

Der Tremor bewegte sich in den letzten beiden Tagen weiterhin auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten keine langperiodischen Signale [3].

Zwischen dem 06.05. und 11.05. setzte sich die Erdbebenserie im Raum westlich bis nordwestlich des Monte Maletto (Nordwestflanke) mit zahlreichen Erschütterungen fort. Die stärksten Beben erreichten dabei eine Magnitude von bis zu 3.5. Die Hyperzentren dieser Beben lagen in 20 - 25 Kilometern Tiefe. Am 11.05. wurde am Zentralkrater ein Beben der Stärke 1.6 gemessen [4]. 

Quellen:
  1. Corsaro R. A., Miraglia L. 2011. Composizione dei vetri dei prodotti emessi dal Cratere di Sud-Est il 12 maggio 2011. INGV-Sezione di Catania
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 25/04/2011 - 01/05/2011
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  4. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


12. Mai 2011

In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages erreichte der Paroxysmus des Kollapskraters mit der Freisetzung von Lavafontänen über mehrere Stunden und der Förderung eines breiten Lavastroms seinen Höhepunkt. Bei Morgengrauen ging die heftige eruptive Phase wieder rasch zu Ende.

Die strombolianische Aktivität, die sich im Laufe des späten gestrigen Abends immer mehr intensivierte, ging heute Morgen gegen 03:00 Uhr in die anhaltende Freisetzung einer Lavafontäne über. Innerhalb einer Stunde steigerte sich die Höhe der Lavafontäne immer weiter und erreichte grob geschätzt 400 - 600 m. Diese Aktivität hielt bis ca. 05:00 Uhr an. Ab etwa 03:00 Uhr verstärkte sich auch die Förderrate der Lava deutlich und der freigesetzte Lavastrom, der sich bereits seit einigen Stunden in das Valle del Bove ergoss, beschleunigte sich und fächerte sich vor allem in nördliche Richtung deutlich auf. Gegen ca. 04:00 Uhr erreichte er den westlichen Boden des großen Tals. Die durch die heftige Aktivität aufgebaute Eruptionssäule aus Lapilli, Asche und Gas wurde vom Wind in südliche Richtung verfrachtet. An der südlichen und südöstlichen Flanke des Ätna kam es dadurch zu Ascheregen. Augenzeugen berichteten von einer geschlossenen Schicht aus schwarzem Lapilli  im Bereich des Rifugio Sapienza. Einige der Fragmente hatten einen Durchmesser von mehreren Zentimetern. Inzwischen wurden auf der Website vom Hotel Corsaro, das sich am Touristenkomplex des Rifugio Sapienza befindet, Fotos von dem niedergegangen Material veröffentlicht. Die Asche sorgte auch für die vorübergehende Schließung des Flughafens in Catania [1]. Vom VAAC Toulouse wurde eine Warnung vor Vulkanasche für den Flugverkehr herausgegeben [2].
Nach 05:00 Uhr nahm die Höhe der Lavafontäne immer mehr ab und kurz vor 06:00 Uhr endete sämtliche Aktivität an dem Krater. In den nachfolgenden Stunden wurde dort nur noch Gas und Dampf freigesetzt. Am Nordostkrater kam es zu intensiver Gasemission. Später zogen Wolken auf. Heute Abend klarte es wieder auf, aber nur am Nordostkrater war mäßige Gasemission erkennbar. Glut war nicht mehr zu sehen.

Dieses Wärmebild-Foto zeigt die Lavafontäne auf dem Höhepunkt der Eruption um 04:00 Uhr. Die Lavafontäne ist etwa 500 m hoch und somit deutlich höher als der Südost- bzw. Zentralkrater (links davon):
Lavafontäne auf dem Höhepunkt der Eruption
Foto vom  12.05.11, 04:00 Uhr: Wärmebild-Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Während die Lavafontäne ihren Höhepunkt erreicht, nimmt die Förderung von Lava aus dem Krater enorm zu. Der Lavastrom fließt zunächst nach Osten, macht einen Bogen in nordöstliche Richtung, entwickelt dabei zahlreiche Zungen und dreht dann wieder nach Osten, wo er sich weiter in Richtung Talboden des Valle del Bove bewegt:
Förderung von Lava aus dem Krater nimmt zu
Foto vom 12.05.2011, 04:36 Uhr: Milo-Webcam des INGV

Bei Morgengrauen leuchtet die freigesetzte Lava noch intensiv, während die Aktivität rasch zurückgeht. Gleichzeitig entweicht aus dem Nordostkrater (rechts oben) viel Gas:
Bei Morgengrauen leuchtet die freigesetzte Lava noch intensiv
Foto vom 12.05.2011, 05:33 Uhr: Milo-Webcam des INGV.

Dieses Foto von der bereits deutlich abgeschwächten Aktivität hat mir Herr A. Neveling freundlicherweise zukommen lassen. Es entstand gegen 05:45 Uhr und zeigt neben der Lavafontäne auch sehr schön den Lavastrom am steilen westlichen Rand des Valle del Bove. Deutlich sind die Zungen erkennbar die sich vor allem in nordöstliche Richtung ausbreiten und beinahe den Lavafächer bzw. Tumulus der 2008-2009 Eruption erreichen:
Kollapskrater bei abnehmender Aktivität
© A. Neveling

Der Tremor, der im Laufe des gestrigen Tages kontinuierlich anstieg, intensivierte sich ab Mitternacht enorm und erreichte gegen 03:00 Uhr heute Morgen sein Maximum. Ab 06:10 Uhr ging er deutlich zurück und fiel sehr rasch auf niedriges Niveau [3].

Quellen:
  1. La Sicilia.it. 2011. Etna, cenere e lava chiuso l'aeroporto
  2. NOAA Satellite and Information Service. Toulouse, France - Volcanic Ash Advisories. 2011. Subject: FVXX01 LFPW 120354
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT


11. Mai 2011

Neuer Paroxysmus am Südostkrater!
Seit Sonnenuntergang ist am Kollapskrater des Südostkraters anhaltende strombolianische Aktivität erkennbar. Außerdem wird ein Lavastrom gefördert, der sich in Richtung Valle del Bove bewegt. Der Tremor nimmt ständig zu.

Heute kam es am Nordostkrater zu intensiver pulsartiger Gasfreisetzung. Am Südostkrater konzentrierte sich die Gasemission auf die Fumarolen im Gipfelbereich. An seinem Kollapskrater konnte ich nur sporadische Gasentwicklung beobachten. Mit zunehmender Dunkelheit zeigte sich dann nach 20:00 Uhr anhaltende strombolianischer Aktivität. Die Intensität der Explosionen war zunächst schwach und nur gelegentlich wurden glühende Bomben über den Rand des Kollapskraters hinaus geschleudert. Gegen 20:30 Uhr konnte ich dann Glut am niedrigen östlichen Rand des Kollapskraters erkennen. Es handelte sich dabei um austretende Lava, die den Krater in Richtung Osten verlies. Innerhalb von 30 Minuten wälzte sie sich der Flanke des Kollapskraters hinab. Dann bewegte sie sich weiter in Richtung Valle del Bove. Den steiler werdenden Hang am westlichen Rand des Valle del Bove erreichte der Lavastrom gegen 21:30 Uhr. Nach 21:00 Uhr wurden die strombolianischen Explosionen stärker.

Dieses Webcam-Foto zeigt eine schwache strombolianische Explosion innerhalb des Kollapskraters. Außerdem ist rechts davon ein glühender Punkt am Kraterrand erkennbar. Dabei handelt es sich um den Lavastrom der gerade den Krater verlässt:
Schwache strombolianische Explosion am Südostkrater
Foto vom 11.05.11, 20:33 Uhr: Webcam des INGV auf dem Schiena dell' Asino.

Auf diesem Webcam-Foto ist eine stärkere strombolianische Explosion erkennbar. Der Lavastrom wälzt sich 75 Minuten nach dem er den Rand des Kollapskraters passiert hat, hinunter in das Valle del Bove: 
Stärkere Explosion und Lavastrom
Foto vom 11.05.11, 21:45 Uhr: Webcam des INGV auf dem Schiena dell' Asino.

Der Tremor nahm im Laufe des heutigen Tages kontinuierlich zu. Seit den Abendstunden hat sich die Zunahme beschleunigt. Gegen 22:00 Uhr erreichte er ein mittleres bis hohes Niveau [1].

Eigene Einschätzung der Lage:
Innerhalb der nächsten Stunden dürfte sich die Aktivität in die Förderung von Lavafontänen steigern. Die freigesetzte Eruptionswolke wird vom Wind vermutlich in südliche bis südöstliche Richtung getrieben. Dadurch muss mit dem Niedergang von Lapilli und Asche entlang der südlichen bis südöstlichen Flanke (Raum Rifugio Sapienza - SP92 - Zafferna - Pedara - Trecastagni) des Ätna gerechnet werden. Bedingt durch den kräftigen Nordwestwind ist es möglich, dass größere Lavafragmente als sonst üblich in südöstliche Richtung (Bereich Montangola - Schiena dell'Asino) verfrachtet werden! Ich gehe davon aus, dass diese heftige eruptive Phase in den Morgenstunden wieder endet.

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT


09. Mai 2011

Neue strombolianische Aktivität am Südostkrater!
Seit gestern kommt es am Kollapskrater des Südostkraters zu strombolianischen Explosionen. Tremor und seismische Aktivität blieben bisher niedrig.

Wie mir Augenzeugen berichteten, kam es gestern nach Sonnenuntergang am Südostkrater zu schwachen strombolianischen Explosionen. In der Nacht waren dann auch über die Webcams mehrfach Explosionen innerhalb des Kollapskraters erkennbar. Heute Morgen zeigte sich der Krater unauffällig und ich konnte dort nur wenig Gasemission erkennen. Am Nordostkrater kam es dagegen zu intensiver pulsartiger Gasfreisetzung. Später zogen Wolken auf und das Wetter blieb bis zum Abend sehr schlecht.

Mehr Details gibt es zu der neuen Aktivität vom INGV:
Seit dem 08.05.2011 kommt es am Kollapskrater des Südostkraters zu schwacher und diskontinuierlicher strombolianischer Aktivität. Sie begann am Morgen des 08.05. mit lauten Detonationen die noch mehrere Kilometer entfernt (z.B. in Zafferana) hörbar waren. Nach Sonnenuntergang waren alle 3-10 Minuten strombolianische Explosionen erkennbar. Sie schleuderten glühende Bomben zunächst mehrere zig Meter hoch und während der Nacht wurden bei einigen Explosionen auch Bomben über den Kraterrand hinaus geworfen. Diese landeten an der Basis des neuen Kegels der während der letzten Paroxysmen empor gewachsen ist. Am heutigen Morgen dauerten die Explosionen unverändert an. Tremor und seismische Aktivität zeigen bisher keine Auffälligkeiten [1].

Hier noch ein Webcam-Foto von vergangener Nacht. Es zeigt eine der stärkeren Explosionen die glühende Bomben über den Kraterrand hinaus schleudert:
Strombolianische Explosion am Südostkrater
Foto vom 09.05.11, 03:42 Uhr: Webcam des INGV auf dem Schiena dell' Asino.

Eigene Einschätzung der Lage:
Inzwischen sind vier Wochen seit dem letzten Paroxysmus des Südostkraters vergangen und das Auftreten einer neuen eruptiven Phase ist somit wahrscheinlich. Die neue strombolianische Aktivität dürfte wieder der Auftakt für eine neue heftige, aber kurze Eruption am Kollapskrater sein. Diese kann schon in wenigen Stunden, aber auch erst in einigen Tagen auftreten und dürfte wieder mit der Freisetzung von Lavafontänen und  der Förderung von Lavaströmen in Richtung Valle del Bove verbunden sein.

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Aggiornamento Etna, 9 maggio 2011 * Etna update, 9 April 2011


06. Mai 2011

Die vergangene Woche verlief am Ätna erneut ruhig. Allerdings haben die Gasemissionen an den Gipfelkratern stark zugenommen. Seit gestern kommt es an der Nordwestflanke zu einer Erdbebenserie.

Wolken verhinderten in der vergangenen Woche wieder häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich intensive und häufig pulsartige Gasemission aus dem Nordostkrater. Am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova kam es zu starker und anhaltender Gasfreisetzung. Am Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf das Fumarolenfeld an der oberen östlichen Flanke.

Hier einige sehr interessante und insbesondere aktuelle Fotos vom Kollapskrater, die mir Herr T. Bretscher freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat:
Blick von Südosten auf den Kollapskrater
© T. Bretscher
29.04.2011
Blick von der Gegend südöstlich des Südostkraters nach Norden. In der Bildmitte der Kollapskrater, der seine Morphologie durch die drei eruptiven Phasen dieses Jahres deutlich verändert hat. Um den Krater hat sich ein Kegel aus pyroklastischem Material gebildet, der sich insbesondere in süd- bis südöstliche Richtung ausdehnt. Das freigesetzte Material hat inzwischen sogar Teile der großen Kerbe (Hangrutschung vom November 2006) des Südostkraters (links vom neuen Kegel) verschüttet.
Blick vom Rand des Kollapskraters nach Nordwesten
© T. Bretscher
29.04.2011
Blick vom südöstlichen Rand des Kollapskraters nach Nordwesten auf die innere Kraterwand. Die tiefe Narbe, die noch im Januar in den Kegel des Südostkraters gefressen war, ist inzwischen mit einer dicken Schicht aus Schlacke überzogen. Nach Westen hin hat sich vergleichsweise wenig, nach Südwesten dagegen viel Material abgelagert. Hinter der teilweise schneebedeckten Wand ragt die mit zahlreichen Fumarolen durchsetzte Spitze des Südostkraters empor. Links erkennt man eine Spalte, die sich dem südlichen Kraterrand entlang zieht. An einigen Stellen ist etwas Schwefel abgelagert, aber es wird nur wenig Gas freigesetzt.
Einkerbung an der östlichen Flanke des Kollapskraters
© T. Bretscher
29.04.2011
An der östlichen Flanke des Kollapskraters hat sich inzwischen eine mächtige Rampe aus Lavaströmen und pyroklastischem Material aufgebaut. Der Rand des Kraters ist dort am niedrigsten und wird von einer Einkerbung dominiert (Bildmitte). Hier durchbrach die Lava bei sämtlichen eruptiven Phasen den Kraterrand und ergoss sich über die Rampe in Richtung Valle del Bove. Der einst tiefe Kollapskrater ist nun mit Material verfüllt und verschlossen.
Graben vom nordöstlichen Rand der Voragine bis zum Nordostkrater
© T. Bretscher
29.04.2011
Schaut man vom südöstlichen Rand des Kollapskraters nach Osten, so erkennt man den jüngsten Lavastrom der den Krater beim Paroxysmus vom 10.04.2011 verlassen hat. Er durchquerte den östlichen Rand (Bildmitte) des Kollapskraters und breitete sich dann über die Ströme (obere Bildmitte) der früheren eruptiven Phasen nach Osten in das Valle del Bove (in Wolken) aus. Er wird links von den Kegeln der eruptiven Spalte von 2008-2009 und ganz rechts von dem mit Schnee überzogenen Belvedere eingerahmt. Rechts vom Hauptstrom kann man einen kurzen kleinen Strom erkennen, der noch dampft und offenbar von herabgeregnetem pyroklastischem Material genährt wurde. Evtl. durchzieht ihn aber auch eine Spalte die Hitze emittiert.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 25.04. bis 01.05.2011 deutlich höher als in der Vorwoche. Sie bewegten sich bei 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag und zeigten einen steigenden Trend. Am 01.05. wurde ein Spitzenwert von 20000 Tonnen pro Tag erreicht [1].

Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche weiterhin auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten nur selten einige schwache langperiodische Signale [2].

Am 01.05. wurde bei Ragalna (Südflanke) ein Beben der Stärke 1.8 gemessen. Am 04.05. kam es am Monte Lepre (Westflanke) zu zwei Beben, wobei das stärkste Beben eine Magnitude von 1.8 erreichte. Am 05.05. kam es im Gebiet südwestlich des Monte Maletto (Nordwestflanke) zu einer Erdbebenserie. Die Beben erreichten Magnituden zwischen 1.9 und 3.3. Die Hyperzentren lagen in einer Tiefe von 20 - 30 Kilometern [3]. Heute setzte sich die Erdbebenserie fort und zahlreiche Erschütterungen wiesen Magnituden zwischen 2.0 und 3.3 auf. Es wurde auch ein Erdstoß mit der Stärke 4.0 verzeichnet [4].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 25/04/2011 - 01/05/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)
  4. EMSC - European-Mediterranean Seismological Centre. 2011. Earthquake - Latest Earthquakes in the world


29. April 2011

In der vergangenen Woche kam es am Ätna zu den üblichen Gasemissionen. Tremor und seismische Aktivität blieben niedrig. Die Gasfreisetzungen sind zurückgegangen.

Schlechtes Wetter verhinderte in der letzten Woche häufig die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. In den wolkenfreien Stunden konnte ich die stärksten Gasemissionen am Nordostkrater beobachten. Dort waren sie auch oft pulsartig. Am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova kam es zu anhaltender Gasemission. Am Südostkrater konzentrierten sich die Gasfreisetzungen auf die obere östliche Flanke. Am Kollapskrater konnte ich praktisch keine Gasemission beobachten.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 18.04. bis 24.04.2011 deutlich niedriger als in der Vorwoche. Nur selten wurde eine Emissionsrate von 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag erreicht. Es zeigte sich auch kein definierter Trend. Die Emission von Chlor- bzw. Fluorwasserstoff nahm gegenüber der Vorwoche ebenfalls ab [1].

Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf niedrigem Niveau. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten Anfang vergangener Woche noch gehäuft, später nur noch selten schwache langperiodische Signale [2].

Am 23.04. kam es südöstlich von Ragalna (Südflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5 [3].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 18/04/2011 - 24/04/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


22. April 2011

Auch die vergangene Woche verlief am Ätna wieder ruhig. Allerdings haben die Gasemissionen an den Gipfelkratern zugenommen und die seismische Aktivität hat sich auch ein wenig verstärkt.

Wolken verhinderten in der vergangenen Woche zeitweise die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams. In den wolkenfreien Stunden zeigte sich starke und anhaltende Gasemission aus dem Nordostkrater. Am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova waren die Gasfreisetzungen nicht ganz so intensiv. Am Südostkrater konzentrierten sich die Gasemissionen auf das Fumarolenfeld an der oberen östlichen Flanke.

Inzwischen gibt es vom INGV auch Untersuchungsergebnisse zu dem, bei dem Paroxysmus vom 10.04.2011 freigesetztem Material:
Die bei Aci S. Antonio (19 Km vom Schlot entfernt) bzw. Acireale (21 Km entfernt) niedergegangene Asche bestand zu mehr als 70% aus Partikeln mit einem Durchmesser von 0,5 - 1 mm. Dagegen war der größte Teil des bei Capomulini (25 Km entfernt) niedergegangenen Materials mit einem Durchmesser von 0,25 - 0,5 mm etwas feiner. Eine Analyse der Komponenten ergab, dass die Asche nahezu vollständig aus frischem Material besteht. Die Hauptfraktion (79% - 87%) wird von Sideromelan gebildet. Daneben kommen Tachilit (11% - 16%) und geringe Mengen Plagioklas-Kristalle bzw. lytisches Material (2%-5%) vor. Die Sideromelan-Fragmente sind überwiegend bräunlich und durchsichtig. Sie weisen häufig viele Blasen auf und sind länglich geformt. Dagegen haben die Tachilit-Fragmente eine mehr quadratische Form und sind schwarz gefärbt. Diese Analysen zeigen, dass die am 10.04.2011 freigesetzte Asche eine ganz ähnliche Zusammensetzung, wie die der vorhergehenden eruptiven Phasen dieses Jahres (12.01.2011 bzw. 18.02.2011) aufweist [2].
Das freigesetzte Material wurde auch chemisch untersucht. Dabei wurde ein FeOtot/MgO-Ratio von ca. 3,2 und ein CaO/Al2O3-Ratio von 0,52 - 0,53 ermittelt. Diese Werte sind vergleichbar mit den Ergebnissen der Asche vom 18.02.2011. Dies bedeutet, dass bei dem jüngsten Paroxysmus ein Magma gleicher Zusammensetzung, wie bei dem Ereignis vom 18.02.2011 beteiligt war. Es war somit erneut nicht so primitiv wie das Magma, das bei dem ersten Paroxysmus dieses Jahres auftrat [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 11.04. bis 17.04.2011 nochmals deutlich höher als in der Vorwoche. Sie bewegten sich zwischen 5000 und 8000  Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Die Emission von Chlor- bzw. Fluorwasserstoff nahm ebenfalls gegenüber der Vorwoche deutlich zu [3].

Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche auf niedrigem Niveau [4]. Wie das INGV berichtet verlagerte sich die Quelle des Tremors nach dem Paroxysmus vom 10.04. in das Gebiet unterhalb des Zentralkraters in eine Tiefe von 1000 m über dem Meeresspiegel [3].
Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten seit dem 16.04. wieder gelegentlich einige schwache langperiodische Signale [4].

Am 12.04. wurde 9 Kilometer südöstlich von Aci Castello (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.8 registriert. Am 20.04. kam es nordöstlich von Biancavilla (Südwestflanke) zu einem Beben der Stärke 1.8. Am gleichen Tag ereigneten sich im Raum östlich bis südöstlich von Contrada Feliciosa (Südwestflanke) zwei Beben die Magnituden von 1.8 bzw. 1.7 erreichten. Außerdem wurden am 20.04. nordwestlich des Monte Parmentelli (Südwestflanke), sowie am Monte Intraleo (Südwestflanke) weitere schwache Beben gemessen. Sie hatten Magnituden von 1.5 bzw. 1.7. Am 21.04. wurden südöstlich von Solicchiata (Nordostflanke) zwei leichte Beben registriert, wobei das stärkste eine Magnitude von 1.8 erreichte [5].

Quellen:
  1. Corsaro R. A., Miraglia L. 2011. Composizione dei vetri dei prodotti emessi dal Cratere di Sud-Est il 10 aprile 2011. INGV-Sezione di Catania
  2. Lo Castro M. D. 2011. Analisi tessiturale della cenere emessa nel corso del parossismo del 10 aprile 2011 al Cratere di SE. INGV-Sezione di Catania
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 11/04/2011 - 17/04/2011
  4. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  5. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


15. April 2011

Inzwischen ist am Ätna wieder Ruhe eingekehrt. Tremor und seismische Aktivität blieben niedrig.

Nach Ende des Paroxysmus am Nachmittag des 10.04.2011 kam es an dem Kollapskrater des Südostkraters zu keinerlei eruptiver Aktivität mehr. Ich konnte dort auch kaum Gasfreisetzungen über die Webcams beobachten. An den übrigen Gipfelkratern zeigten sich die gewohnten Gasemissionen die am Nordostkrater wieder recht stark und pulsartig waren. Heute verhinderte schlechtes Wetter die Beobachtung der Gipfelkrater mittels Webcams.

Wie das INGV berichtet erreichten die Lavafontänen während des Paroxysmus vom 10.04. eine Höhe von 200 - 300 m. Die dabei freigesetzte Eruptionssäule aus Gas, Asche und Lapilli stieg ca. 2000 m über den Gipfelbereich auf. Feines bis grobes Material ging dabei im südöstlichen Sektor des Ätna im Raum Zafferana - Fleri - Viagrande - Trecastagni - Pedara - San Gregorio bis hinunter an die Küste ins Gebiet Acireale - Capomulini - AciTrezza - Acicastello nieder. Lapilli und Bomben wurden am nächsten Tag im gesamten Gebiet des Piano del Lago, sowie an der Südflanke des La Montagnola entdeckt. Im Bereich des Belvedere betrug der Durchmesser des niedergegangenen klastischen Materials 6 - 20 Zentimeter. Im Inneren des Kollapskraters konnte bei dieser Begehung ein Mantel aus noch heißem ausgeworfenem Material beobachtet werden. Dieser hatte einige Lavazungen genährt die sich in das Gebiet südlich des Hornito (an der Basis des Südostkraters) bewegt hatten. In der Nacht zuvor waren von dort aus einige glühende Blöcke in das obere Valle del Bove gerollt [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 04.04. bis 10.04.2011 deutlich höher als in der Vorwoche. Es zeigte sich ein steigender Trend mit Emissionsraten zwischen 5000 und 15000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag, wobei der höchste Wert mit dem eruptiven Ereignis vom 10.04.2011 zusammenfiel. Die Emission von Chlor- bzw. Fluorwasserstoff war dagegen ähnlich der Vorwoche mit Ausnahme des 08.04. an dem ein deutlicher Anstieg gemessen wurde [1].

Nach dem Ende der eruptiven Phase des Südostkraters vom 10.04. nahm der Tremor rasch ab und sank auf ein niedriges Niveau, auf dem er den Rest der Woche verharrte. Die Online-Seismogramme der Gipfelregion zeigten nach dem Ende der eruptiven Aktivität zunächst keine langperiodischen Signale mehr. Seit heute Abend treten sie wieder etwas häufiger auf [2].

Am 10.04. wurde südlich von Randazzo (Nordwestflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert [3].

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 04/04/2011 - 10/04/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


11. April 2011

Am gestrigen Tage steigerte sich die strombolianische Aktivität am Kollapskrater des Südostkraters in einen Paroxysmus!
Bei der kurzen, aber heftigen Aktivität kam es neben der Freisetzung von Asche, Lavafontänen und Lavaströmen auch zur Bildung von kleinen pyroklastischen Strömen.

Wie bereits erwartet, steigerte sich gestern Vormittag die strombolianische Aktivität am Kollapskrater des Südostkraters in einen neuen Paroxysmus. Wie bei den beiden früheren eruptiven Episoden dieses Jahres, die am 12.01. bzw. 18.02. stattfanden, wurden Lavafontänen, sowie eine Eruptionssäule aus Gas und Asche freigesetzt. Daneben kam es auch zur Emission eines Lavastroms der sich in östliche Richtung hinunter in das Valle del Bove ergoss und ca. 3 Kilometer Länge erreichte. Durch Wolken, sowie Gas und Asche war die direkte Beobachtung der eruptiven Aktivität über die Webcams zeitweise behindert. Da sich der Paroxysmus bei Tageslicht ereignete, konnte man natürlich auch nicht so viel Glut wie während der Dunkelheit erkennen und dadurch den Weg des Lavastroms über die Webcams nur eingeschränkt verfolgen.

Hier nun eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse auf Basis der Veröffentlichungen des INGV:

Der Anfang der eruptiven Aktivität wurde durch eine Serie von Gas- und Ascheemissionen eingeleitet, die mit der Freisetzung von nur wenig glühendem Material verbunden war. Diese Episode dauerte vom 29.03. bis in die ersten Tage des Aprils. Am 08.04. war die eruptive Aktivität gering und von kleinen strombolianischen Explosionen charakterisiert. Sie ereigneten sich an zwei Schloten die sich im westlichen Abschnitt des Kraterbodens befanden. Die Materialfreisetzung blieb dabei auf das Innere des Kraters begrenzt. Während den Morgenstunden des 09.04. nahm die strombolianische Aktivität allmählich zu und ab dem Nachmittag wurde zwar anhaltend, allerdings mit geringer Förderrate Lava emittiert. Diese bedeckte rasch den Kraterboden. Bei Sonnenuntergang tauchten die ersten glühenden Lavablöcke an der Bresche auf, die den östlichen Kraterrand des Kollapskraters durchzieht. Sie leiteten einen kleinen Übertritt von Lava ein, der kurz vor 20:00 Uhr begann. Diese Lava bewegte sich langsam von der Basis des Südostkraters aus in Richtung der Wand des Valle del Bove. Am späten Abend wurde der Lavastrom immer noch genährt und hatte eine Länge von ca. einem Kilometer. Zur gleichen Zeit kam es im Krater zu regelmäßigen aber kleinen strombolianischen Explosionen die nur selten glühendes Material über den Kraterrand hinaus auswarfen. Der Anstieg des Tremors setzte sich fort und die Quelle des Tremors verlagert sich vom Nordostkrater hin zu dem aktiven Schlot; genau wie bei den früheren eruptiven Phasen im Januar bzw. Februar. Um Mitternacht dauerte die relativ schwache strombolianische Aktivität weiterhin an und der Lavastrom setzte seinen Weg in Richtung Valle del Bove fort [1].
Während der Nacht vom 09. auf den 10.04. nahmen strombolianische Aktivität im Kollapskrater und Tremor allmählich zu. Unterdessen kam der Lavastrom, dessen Förderung am Abend des 09.04. begann, nur sehr langsam voran und hatte zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs immer noch nicht den steilen westlichen Abhang des Valle del Bove erreicht. Im Verlauf des Vormittags intensivierten sich die eruptiven Phänomene rasch und gleichzeitig konnte ein weiterer signifikanter Anstieg des Tremors beobachtet werden. Um 11:30 Uhr erreichte der Tremor seinen Höhepunkt und es kam zur Freisetzung von kräftigen Lavafontänen, sowie einer Eruptionssäule aus Gas und Asche die vom Wind in südöstliche Richtung getragen wurde und im Raum Trecastagni, Fleri, Zafferana und Acireale zu Ascheregen führte. Zur gleichen Zeit nahm die Lava-Förderrate dramatisch zu und es wurde ein Lavastrom produziert der seinen Vorgänger überdeckte bevor er sich hinab in das Valle del Bove ergoss. Der Strom nahm den gleichen Weg wie die Ströme vom 12.01. bzw. 18.02.2011 und kam dabei mit einer dicken Schneedecke in Kontakt, was zu gewaltvollen explosiven Interaktionen führte. Dabei wurden kleine pyroklastische Ströme und spektakuläre Säulen aus Dampf und Asche generiert. Die intensive eruptive Aktivität dauerte bis kurz vor 16:00 Uhr an. Danach ging sie rapide zurück und ab den Nachmittagsstunden kam es zu keiner eruptiven Aktivität mehr [2].

Hier ein Webcam-Foto der heftigen eruptiven Aktivität vom La Montagnola aus gesehen. Rechts die schwarze Aschesäule die aus dem Kollapskrater hoch in den Himmel schießt. Gas und Asche verdecken dabei die Lavafontäne. Links davon ragt der Gipfel des Südostkraters heraus:
Eruptionssäule am Kollapskrater
Foto vom  10.04.11, 12:51 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola. 

Über die Wärmebildkamera auf dem La Montagnola kann man gut erkennen, wie hoch das glühende Material ausgeworfen wird. Die heißen Fragmente erreichen sicherlich eine Höhe von 700 - 800 m:
Säule aus heissem Material
Foto vom  10.04.11, 13:12 Uhr: Wärmebild-Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Hier noch ein Webcam-Foto von der Ostflanke, das neben der Aschesäule (linke Bildhälfte) auch die Freisetzung von großen Mengen weißem Dampf (unterhalb der Säule) zeigt. Er wird durch den Kontakt des Lavastroms mit der Schneedecke verursacht. Auch der weitere Verlauf des Lavastroms wird durch eine dichte, aber flachere Dampfwolke markiert:
Dampffreisetzung durch Lavastrom
Foto vom 10.04.2011, 14:42 Uhr: Milo-Webcam des INGV.

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Home. Aggiornamento Etna, 9 aprile 2011 * Etna update, 9 April 2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Home. Aggiornamento Etna, 10 aprile 2011 * Etna update, 10 April 2011


09. April 2011

Strombolianische Aktivität im Kollapskrater des Südostkraters!
Seit heute Abend kommt es im Kollapskrater des Südostkraters zu stärkeren strombolianischen Explosionen. Der Tremor ist deutlich angestiegen. Ein neuer Paroxysmus steht offenbar unmittelbar bevor.

In der vergangenen Nacht zeigten die Webcams zeitweise einen ganz schwachen Glutschein über dem Kollapskrater des Südostkraters. Während des heutigen Tages konnte ich dort keine besondere Aktivität, wie z.B. Ascheemissionen beobachten. Nach Anbruch der Dunkelheit war der Glutschein erneut erkennbar und hatte sogar deutlich zugenommen. Es zeigten sich zwei glühende Punkte bei denen es sich offenbar um die Öffnungen von Schloten handelte. Um kurz nach 20:00 Uhr konnte ich dann eine erste stärkere strombolianische Explosion im Kollapskrater beobachten. Inzwischen sieht es so aus, als würde auch ein kurzer Lavastrom freigesetzt werden, der sich in südöstliche bis östliche Richtung bewegt.

Der Tremor hat im Laufe des heutigen Tages deutlich zugenommen und erreicht mittleres Niveau. Es zeigt sich im Moment ein stark steigender Trend [1].

Dieses Webcam-Foto vom heutigen Abend zeigt eine strombolianische Explosion innerhalb des Kollapskraters. Dahinter zeichnet sich vor dem Abendhimmel der Gipfel des Südostkraters ab. Rechts davon der Nordostkrater, der nach wie vor viel Gas freisetzt:
Strombolianische Explosion im Kollapskrater
Foto vom 09.04.2011, 20:09 Uhr: Milo-Webcam des INGV.

Eigene Einschätzung der Lage:
Eine neue heftige eruptive Phase des Südostkraters/Kollapskraters steht möglicherweise unmittelbar bevor. Wie ich bereits bei meinem Update vom 01.04.2011 erwähnt hatte, sprechen einige Dinge dafür, dass ein neuer Paroxysmus in den nächsten Tagen recht wahrscheinlich ist. Nach dem Ende der Ascheemissionen ist es an dem Schlot nun zu schwacher strombolianischer Aktivität gekommen. Diese scheint sich im Moment zu verstärken. Auch der Tremor nimmt immer weiter zu. Es ist nun möglich, dass sich die strombolianische Aktivität zunächst noch einige Tage hinzieht oder sich schon innerhalb der nächsten Stunden immer weiter verstärkt. Dann könnte sie in die Freisetzung von Lavafontänen und die Emission von Lavaströmen übergehen, bevor die heftige Aktivität nach einigen Stunden wieder völlig erlischt.

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT


08. April 2011

In den letzten Tagen haben die Ascheemissionen am Kollapskrater des Südostkraters wieder aufgehört. Tremor und seismische Aktivität blieben niedrig.

Nach den Ascheemissionen am Kollapskrater des Südostkraters vom 01.04. haben sich die leichten Aschefreisetzungen zunächst bis zum 04.04. fortgesetzt. Danach konnte ich dort über die Webcams keine Ascheemissionen mehr beobachten. Allerdings wurden die Beobachtungen auch zeitweise durch Wolken behindert. An den übrigen Gipfelkratern kam es zur üblichen Gasemission die am Nordostkrater wieder am stärksten und zeitweise pulsartig war.

Wie der Bergführer Andrea Ercolani auf seiner Website berichtet waren die Ascheemissionen am Kollapskrater am 03.04. von deutlichen Explosionsgeräuschen begleitet. Bei stärkeren Explosionen wurden auch größere Gesteinsbrocken in die Höhe geschleudert; allerdings war es nicht möglich festzustellen ob es sich dabei um frisches Material gehandelt hat. Außerdem fiel ihm ein starker, nach faulen Eiern riechender Schwefelgeruch auf, den er bei solch einer Aktivität zuvor noch nie festgestellt hatte [1].

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 28.03. bis 03.04.2011 ähnlich der Vorwoche. Es wurden Emissionsraten von über 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag gemessen, wobei sich ein abnehmender Trend zeigte. Während die Emission von Chlorwasserstoff konstant blieb, hat die Freisetzung von Fluorwasserstoff deutlich zugenommen [2].

Der Tremor nahm in der vergangenen Woche etwas ab, hat sich seit dem 06.04. aber wieder leicht verstärkt und bewegt sich weiter auf niedrigem Niveau [3]. Wie das INGV berichtet befand sich die Quelle des Tremors in der vorletzten Woche unterhalb des Nordostkraters in einer Tiefe zwischen 1000 - 1500 m über dem Meer. Während einer Phase leicht gesteigerten Tremors zwischen dem 28. und 30.03. verlagerte sich die Quelle jedoch nach Süden in Richtung des Südostkraters [2]. Auf den Online-Seismogrammen der Gipfelregion sind seit dem 05.04. kaum noch langperiodische Signale erkennbar [3].

Quellen:
  1. SICILTREK - Vulkane erleben! - Andrea Ercolani. 2011. Ätna - leichte Aktivität im Hauptkrater
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 28/03/2011 - 03/04/2011
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT


01. April 2011

Auch die vergangene Woche verlief am Ätna wieder sehr ruhig. Allerdings kam es heute zu kleineren Ascheemissionen am Kollapskrater des Südostkraters, was auf eine bevorstehende eruptive Phase hindeutet.

Die Gasemissionen an den Gipfelkratern konzentrierten sich in der letzten Woche erneut auf den Nordostkrater und waren dort etwas stärker als am nordwestlichen Schlot der Bocca Nuova. Am 31.03. konnte ich am Nordostkrater starke pulsartige Gasfreisetzung beobachten. Am gleichen Tag zeigte sich am Kollapskrater des Südostkraters etwas stärkere Gasemission als an den Vortagen. Am Südostkrater selbst konzentrierte sich die Gasfreisetzung in der letzten Woche überwiegend auf die Fumarolen im Gipfelbereich. Heute verstärkten sich die Gasfreisetzungen am Kollapskrater des Südostkraters noch etwas und in den Nachmittagsstunden konnte ich dort mehrfach die Emission von kleinen bräunlichen Aschewolken beobachten. Nach Einbruch der Dunkelheit zeigte die Wärmebildkamera auf dem Montagnola weitere Freisetzungen von kleinen Aschewolken; thermische Anomalien konnte ich allerdings nicht beobachten.

Dieses Webcam-Foto vom heutigen frühen Abend zeigt die Freisetzung einer kleinen pilzförmigen Aschewolke aus dem Kollapskrater des Südostkraters: Aschefreisetzung am Kollapskrater
Foto vom  01.04.11, 17:36 Uhr: Webcam des INGV auf dem La Montagnola.

Die Schwefeldioxidemissionen an den Gipfelkratern waren im Zeitraum vom 21.03. bis 27.03.2011 deutlich niedriger als in der Vorwoche. Es wurden Emissionsraten von über 5000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag gemessen. Die Emission von Chlor- bzw. Fluorwasserstoff hat im Vergleich zu Anfang März dagegen zugenommen [1].

Der Tremor schwankte in der vergangenen Woche weiterhin auf niedrigem Niveau und hat sich seit dem 28.03. etwas verstärkt. Auch die Häufigkeit der langperiodischen Signale auf den Online-Seismogrammen der Gipfelregion hat in den letzten Tagen noch etwas zugenommen [2].

Am 28.03. wurde nordwestlich von Vena (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert [3].

Eigene Einschätzung der Lage:
Inzwischen sind 42 Tage seit der letzten heftigen eruptiven Phase des Kollapskraters/Südostkraters vergangen. Zwischen dieser und der vorhergehenden eruptiven Episode lagen 36 Tage. Geht man davon aus, dass diese eruptiven Phasen einer gewissen Periodizität unterliegen, wie es z.B. im Jahre 2000 am Südostkrater der Fall war, könnte man annehmen, dass eine neue Eruption unmittelbar bevorsteht. Der leicht zunehmende Tremor und insbesondere die heutigen Ascheemissionen, sowie die Zunahme langperiodischer Signale erhöht meiner Meinung nach auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer neuen eruptiven Episode am Kollapskrater. Diese kann schon in den nächsten Stunden, vielleicht aber auch erst in einigen Tagen erfolgen und dürfte ähnlich wie die letzten Ereignisse (Freisetzung von Lavafontänen, sowie Förderung von Lavaströmen) verlaufen.

Quellen:
  1. INGV-Sezione di Catania. 2011. Bollettino settimanale sul monitoraggio vulcanico, geochimico e sismico del vulcano Etna, 21/03/2011 - 27/03/2011
  2. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. Etna. Segnali sismici in tempo reale. Tracciato Sismico della Stazione ESVO HHZ IT
  3. INGV-Sezione di Catania. 2011. Monitoraggio sismico e vulcanico. TERREMOTI RECENTI. Monitoraggio sismico delle aree vulcaniche della Sicilia orientale (Etna ed Isole Eolie)


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